[[URPFLANZE]]
[[Geistige Konstruktion]] | [[Mathematik]]
Das Qualitative in den Pflanzengestaltungen will Goethe in der Strenge und Klarheit mathematischer Denkweise umfassen. Wie man mathematische Gleichungen aufstellt, in denen man nur besondere Werte einsetzt, um eine Mannigfaltigkeit von einzelnen Fällen unter eine allgemeine Formel zu fassen, so sucht Goethe nach der Urpflanze, die im Qualitativen und Geistig-Wirklichen ein Umfassendes ist, von dem er 1787 an Herder schreibt: «Ferner muß ich dir vertrauen, daß ich dem Geheimnis der Pflanzenzeugung und Organisation ganz nahe bin, und daß es das Einfachste ist, was nur gedacht werden kann (...). Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt, um welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüssel dazu kann man alsdann noch Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen, das heißt, die, wenn sie auch nicht existieren, doch existieren könnten.» Das heißt, Goethe sucht die noch ganz formlose Urpflanze und strebt danach, aus ihr die Pflanzenformen zu gewinnen, wie der Mathematiker aus einer Gleichung die besonderen Formen von Linien und Flächen gewinnt. ([[GA 035]], [21.06.1904, S. 17](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga035.pdf#page=17&view=Fit))