[[ANTHROPOSOPHIE]] | [[ANSCHAUUNG]] | [[LEBENDIGES DENKEN]] | [[METAMORPHOSE]] [[Denken, Fühlen, Wollen]] | [[Fortführung Goethes]] | [[Seele]] | [[Sinnlich-übersinnliche Anschauung]] ##### Anthroposophie ist Fortentwicklung der goetheschen Metamorphosenlehre, indem sie auch Seelisches und Geistiges zugänglich macht. Metamorphoseanschauung von Denken-Fühlen-Wollen nimmt "Strömen und Wehen des Geistes" in sich auf Und in der gleichen Art ist ja auch die Anthroposophie selbst in gerader Fortentwickelung der Goetheschen Anschauungen gelegen. **Wer den Gedanken der Umbildung nicht nur der sinnlich-anschaulichen Formen - bei der Goethe in Gemäßheit seines besonderen Seelencharakters stehen geblieben ist -, sondern auch des seelisch und geistig Erfaßbaren sich zugänglich macht, der ist bei der Anthroposophie angelangt.** Hier soll nur auf etwas ganz Elementares gedeutet werden. - Man beobachtet in der menschlichen Seelenbetätigung Denken, Fühlen und Wollen. Wer diese drei Formen des Seelenlebens nur nebeneinander, oder in ihrem Zusammenwirken zu sehen vermag, der kann nicht tiefer in das Wesen des Seelischen dringen. Wer aber Klarheit darüber gewinnt, wie das Denken eine Metamorphose des Fühlens und Wollens, das Fühlen eine solche des Denkens und Wollens, das Wollen eine Umformung des Denkens und Fühlens ist, der verbindet sich im Seelischen mit dem Wesen des Seelischen. Wenn Goethe, der auf das Sinnlich-Anschauliche vorzüglich orientiert sein wollte, es höchst befriedigend vernahm, daß sein Denken ein gegenständliches genannt wurde, so kann ein Geistesforscher eine ähnliche Befriedigung finden, wenn er gewahr wird, wie durch die Metamorphosenanschauung sein Denken ein «geistbelebtes» wird. «Gegenständlich» ist das Denken, wenn es so mit dem Wesen der Sinneserscheinungen verwachsen kann, daß dieses Wesen in ihm nachklingend erlebt wird. «Geistbelebt» wird das Denken, wenn es in sein eigenes Strömen und Wehen den Geist aufzunehmen vermag. Dann wird das Denken geisttragend, wie die auf die Sinneswelt gerichtete Vorstellung Farben- oder Tontragend wird. **Das Denken metamorphosiert sich dann zur Anschauung. Mit dieser Metamorphose ist aber das Denken leibbefreit geworden.** Denn der Leib kann das Denken nur mit sinnlichem Inhalt durchtränken. ([[GA 036]], S. 336–337, 25.03.1923) --- Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart. Gesammelte Aufsätze 1921-1925 aus der Wochenschrift "Das Goetheanum" (GA 036). Rudolf Steiner Verlag, 1. Aufl., Dornach 1961[ ](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga036.pdf#page=336&view=Fit).