[[AKTIVES ERKENNEN]] | [[BEGRIFF]]
[[Ätherleib]] | [[Denkkraft]] | [[Erinnerung]]
##### Begriffe bilden durch innere Tätigkeit des Ätherleibes, Erinnerung ist Gewohnheit des Ätherleibes
Versuchen Sie nun, was für ein Unterschied besteht zwischen dem «Halbschläfrigen» der bloßen Vorstellung, mit dem die meisten Menschen zufrieden sind, und dem aktiven Einen-Begriff-Haben. Ein Begriff ist immer ein innerliches Werden, eine innerliche Tätigkeit. Man hat nicht einen Begriff von einem Tisch, wenn man nur die Vorstellung hat, sondern man hat einen Begriff von einem Tisch, wenn man etwa zu sagen vermag: Ein Tisch ist ein auf einer bloßen Unterlage Aufgesetztes, das etwas anderes tragen kann. Der Begriff ist ein innerliches Rege- und Tätigsein, das man in die Realität umzusetzen vermag.
Man ist versucht, wenn man unseren heutigen Zeitgenossen so etwas erklären will, ich möchte sagen, schon herumzuspringen. Man möchte am liebsten herumspringen, damit man zeigen kann, wie ein wahrer Begriff sich unterscheidet von dem schläfrigen Haben der Vorstellung. Am liebsten möchte man, um die Menschen einmal ein wenig in Bewegung zu bringen, dies furchtbar träge Vorstellungsvermögen von heute in Regsamkeit bringen, möchte den Begriffen überall nachspringen, möchte sich der Unterscheidung hingeben zwischen der gewöhnlichen Vorstellung und dem, wo man wirklich herum muß um den Mittelpunkt. Nun ja, warum möchte man das ? Weil man weiß aus der Geisteswissenschaft, daß, sobald etwas zum Begriff heraufkommt, der Ätherleib wirklich diese Bewegung machen muß. Der Ätherleib ist in dieser Bewegung drinnen, so daß man sich eben nicht scheuen darf, den Ätherleib in Schwung zu bringen, wenn man Begriffe konstruieren will. Das darf man nicht scheuen.
Was ist nun aber Erinnerung? Was ist erinnern? Wenn ich gelernt habe: Ein Kreis ist eine krumme Linie, bei der jeder Punkt vom Mittelpunkt gleich weit entfernt ist -, und wenn ich mich erinnern soll an diesen Begriff, so muß ich im Ätherleib wiederum diese Bewegung ausführen. Dann ist, vom Standpunkte des Ätherleibes aus gesprochen, etwas zur Erinnerung geworden, wenn die Ausführung der betreffenden Bewegung im Ätherleibe Gewohnheit geworden ist. Erinnerung ist Gewohnheit des Ätherleibes. Wir erinnern uns an irgendeine Sache, wenn unser Ätherleib gewöhnt worden ist, die der Sache entsprechende Bewegung auszuführen. An nichts erinnern Sie sich als an dasjenige, was Ihr Ätherleib an Gewohnheiten angenommen hat. Ihr Ätherleib muß, wenn Sie ihn häufig bewegen und ihn wieder erinnern lassen, aus sich heraus die Gewohnheit entwickeln, durch die Annäherung an den Gegenstand die Gewohnheit entwickeln, dieselben Bewegungen auszuführen, die er ausgeführt hat, veranlaßt durch die erste Annäherung an den Gegenstand. Und weil die Gewohnheit sich immer mehr und mehr einnistet, so wird die Erinnerung immer fester und fester, je öfter sich das Ereignis wiederholt. ([[GA 163]], [S. 57-58, 28.08.1915](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga163.pdf#page=57&view=Fit))
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Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung. Imaginative Erkenntnis und Vorgänge nach dem Tode. (GA 163). Rudolf Steiner Verlag, 2. Aufl., Dornach 1986[ ](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga163.pdf#page=57&view=Fit).