[[METAMORPHOSE]] [[Goethe Biographie]] | [[Zusammenhänge erkennen]] ##### Wirbeltheorie der Schädelknochen; Gehirn als umgewandeltes Rückenmark Goethe habe schon gewußt, daß der Schädel, die Schädelknochen, umgewandelte Wirbelknochen sind. Das ist ja natürlich sehr weit bekannt. Nun kommt er darauf, daß man damit aber sich nicht begnügen muß, daß man nicht dabei stehen bleiben muß. Das ist sehr schön von Schleich, daß er darauf kommt, daß man damit sich nicht begnügen muß, sondern: der ganze Schädel selber ist umgewandeltes Ganglion, umgewandelte Rückenmarksteile. Und nun sagt er, Goethe war doch wirklich in seiner Art ein Seher, und meint, Goethe hätte vielleicht auch auf diese Idee schon kommen können, daß nicht nur die Knochen umgewandelt sind aus den Rückenwirbelknochen, sondern daß auch das ganze Gehirn umgewandelt ist. Sehr schön schließt Schleich dieses Kapitel über den Mythos vom Stoffwechsel im Gehirn, indem er sagt: «Wenn Goethe, dieser Seher und Prophet, so vieles Zusammenhängende der Gottnatur bemerkte und bewies, daß der Schädel mit allen seinen Schalen nichts ist als ein plattenformig aufgerollter Halswirbel, weil alle Bestandteile des Letzteren an der beinernen Hülle des Gehirns nachweisbar sind, so sollte mich wundernehmen, ob er nicht auch den Gedanken, den wir eben aussprachen, <von dem Auftürmen des Gehirns aus den Elementen des Rückenmarks) gleich uns im Labyrinth seiner Gedanken gewälzt hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn darüber noch einmal irgendein Goethesches Zettelchen gefunden würde. Denn wozu sollte der Wirbel sich mit Schwanenflügeln emporgewölbt haben, wenn er nicht etwas zu empfangen, zu bedecken, zu schützen gehabt hätte: den emporsteigenden Kuppelbau des Zentralorgans?» Also 1916 sagt Schleich, es wird ihn gar nicht wundern, wenn von Goethe ein Zettel gefunden würde, worauf das steht, daß er das gefunden hat. 1892 habe ich diesen Zettel bereits gefunden im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv, und habe auch wiederholt diesen ganzen Gedanken, den Schleich heute wiedergibt, mit diesem Fund aus dem Goethe- und Schiller-Archiv zusammen veröffentlicht. Also dasjenige, was Schleich meint, daß einmal solch ein Zettel gefunden werden könnte, das ist 1892 geschehen und ist bekannt. Sie sehen, wir reden aneinander vorbei. (GA 167, S. 134–135, 13.04.1916) --- Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste. (GA 167). Rudolf Steiner Verlag, 2. Aufl., Dornach 1962[ ](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga167.pdf#page=134&view=Fit).