[[ANSCHAUUNG]] | [[ERFAHRUNG]] | [[ORGANISMUS]]
[[Beobachtung]] | [[Erinnerung]] | [[Erkenntnis des Organischen]]
##### Gedächtnis: Verwandtschaft von Nachbild (im Auge) und Erinnerung (durch den ganzen Menschen)
Da haben wir es zu tun mit einem Erlebnis an der Peripherie unseres menschlichen Leibes. Das Auge liegt an der Peripherie des menschlichen Leibes. Wir finden, wenn wir auf das Erlebnis des Auges hinschauen, daß durch eine gewisse begrenzte Zeit das Auge dieses Erlebnis noch ausklingen läßt. Dann ist das Erlebnis ganz abgeklungen. Dann kann das Auge unbeeinflußt durch das, was es erlebt hat, sich anderen Erlebnissen zuwenden. Betrachten wir rein anschauungsgemäß zunächst einmal eine Erscheinung, die nun nicht an ein einzelnes lokalisiertes Organ unseres Organismus gebunden ist, sondern an den ganzen Menschen gebunden ist, und wir werden, wenn wir uns unbefangener Beobachtung hingeben, nicht verkennen können, wie eben schon vor dieser Beobachtung dieses Erlebnis verwandt ist mit dem Erlebnis an dem lokalisierten Auge. Sie setzen sich einer Erscheinung, einem Erlebnis aus, Sie exponieren sich als ganzer Mensch diesem Erlebnis. Indem Sie sich als ganzer Mensch diesem Erlebnis exponieren, nehmen Sie es auf, so wie das Auge das Erlebnis der Farbe aufnimmt, gegenüber welcher es exponiert ist. Und jetzt können Sie erleben, daß noch nach Monaten, nach Jahren das Nacherlebnis, das Nachbild, in Form des Gedächtnisbildes aus Ihnen herauskommt. Es ist die ganze Erscheinung etwas anders, aber Sie werden das Verwandte des Erinnerungsbildes mit einem Nachbilde des Erlebnisses, das auf kurze, beschränkte Zeit das Auge hat, nicht verkennen können. ([[GA 201]], S. 105–106, 23.04.1920)
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Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos. Der Mensch - eine Hieroglyphe des Weltenalls. (GA 201). Rudolf Steiner Verlag, 2. Aufl., Dornach 1987[ ](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga201.pdf#page=105&view=Fit).