[[BEGRIFF]] | [[IMAGINATION]] [[Idee, lebendige]] | [[Sinneswahrnehmung]] | [[Wahrnehmen & Denken]] ##### Philosophen wollen Begriffe nicht zur Imagination weiterbilden, Naturwissenschaftler wollen sich nicht auf die metamorphosierende Wahrnehmung einlassen. Anthroposophie überwindet die Kluft in beiden Richtungen Solange man nur gegenständliche Begriffe formt, wie es der Philosoph auch tut - denn daß er im Geist arbeitet, ist nur sein Größenwahn -, kommt man nicht weiter. Man muß dazu übergehen, daß man vom gegenständlichen zum imaginativen Erkennen aufsteigt, das heißt, sobald Leben in die Begriffe hineinkommt, kommt man aus dem bloßen Ich in den ätherischen Leib zurück. Man bearbeitet den astralischen Leib zum Geistselbst, das heißt, man kann sagen, die philosophischen Begriffe werden zu imaginativen Begriffen oder Vorstellungen, wenn man das Wort «Begriff» da noch anwenden kann. Aber jetzt haben sich die Dinge geeinigt: Die imaginativen Begriffe sind nicht mehr durch eine Kluft von den sich metamorphosierenden Wahrnehmungen getrennt, sondern sie sind unmittelbar anschließend. Wir werden nun sehen, daß, während Philosophie und Sinneswahrnehmung durch eine Kluft getrennt sind und nicht zusammenkommen können, weil die physische Wahrnehmung im physischen Leib ihren Prozeß hat und der Philosoph im Ich seinen Prozeß hat, hier aber die imaginativen Begriffe und die Wahrnehmungen zusammenkommen, weil der gegenständliche Begriff im physischen Leib ist und die metamorphosierten Begriffe im Ätherleib sind. Es ist also eine Vertiefung nach beiden Richtungen. Nach der einen Seite muß man mit dem ganzen Menschen an die Welt herankommen und auf der andern Seite muß man die Begriffe vertiefen, indem sie lebendig werden, indem sie zu Imaginationen werden. Das wollen die Philosophen vermeiden. Sie können sich nicht einlassen auf den Begriff der Imagination, und die Naturwissenschafter nicht auf ein Ergreifen der sich metamorphosierenden Wahrnehmung. Das wird aber durch die Geisteswissenschaft herbeigeführt. (GA 164, S. 238–239, 09.10.1915) ___ Der Wert des Denkens für eine den Menschen befriedigende Erkenntnis. Das Verhältnis der Geisteswissenschaft zur Naturwissenschaft. (GA 164). Rudolf Steiner Verlag, 1. Aufl., Dornach 1984[ ](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga164.pdf#page=1&view=Fit).