# Beurteilungszirkel In einer modernen Lernumgebung ist die Bewertung von Lernergebnissen nur ein Teil des gesamten Lehrprozesses. Damit die Bewertung der Leistung der Schüler wirklich hilfreich ist, sollte sie mit Beratung kombiniert werden. Außerdem ist es wichtig, dass Lehrer genau wissen, wie weit die Klasse insgesamt ist, um den Unterricht darauf abstimmen zu können. Bevor man Schüler gezielt fördert, sollte man ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse genau beobachten und einschätzen. - **Beobachten** heisst, die Lernaktivitäten von Schülerinnen und Schülern gezielt wahrzunehmen, unterstützt durch Beobachtungskriterien. - **Beurteilen** heisst, Lernleistungen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern kriteriengestützt zu vergleichen. - **Bewerten** heisst, eine Beurteilung mit Hilfe von [[Beurteilen und Fördern#Bezugsnormen|Bezugsnormen]] zu skalieren. - **Beraten** heisst, aufgrund von Beobachtungen und Beurteilungsergebnissen den weiteren Lernweg gezielt zu fördern. [![](https://www.zebis.ch/sites/default/files/2020-12/tr.png)](https://www.zebis.ch/sites/default/files/2020-12/tr.png) _Der Beurteilungszirkel (in Anlehnung an Häcker, 2005, S.3)_ Im Kern geht es im Beurteilungszirkel also darum, Informationen über das Lernen der Schülerinnen und Schüler zu sammeln, auf handhabbare Aussagen zu verkürzen, miteinander zu vergleichen und Schlussfolgerungen für weitere Lernprozesse zu ziehen. Schulisches Lernen zielt darauf, selbstständig und eigenverantwortlich zu werden. Deshalb müssen Schülerinnen und Schüler auch lernen, eigene Leistungen zu erkennen, darzustellen, zu beurteilen und zu bewerten, um zielorientiert weiterlernen zu können. # Performanz Im Bildungskontext bezieht sich "Kompetenz" auf die Fähigkeiten, Kenntnisse und Einstellungen, die eine Person besitzt – es ist das potenzielle Vermögen, Aufgaben zu bewältigen oder Probleme zu lösen. "Performanz" hingegen beschreibt die tatsächliche Anwendung dieser Fähigkeiten in spezifischen Situationen, also die praktische Umsetzung der Kompetenzen. Während Kompetenz das Ziel des Lernprozesses darstellt und oft durch Lehrpläne und Bildungsstandards gefördert wird, zeigt sich Performanz in der tatsächlichen Leistung, wie sie in Prüfungen oder realen Anwendungen sichtbar wird. Beide Konzepte sind eng miteinander verbunden und ergänzen sich: Kompetenzen bilden die Grundlage für Performanz, und die Reflexion über die Performanz kann wiederum zur Entwicklung und Vertiefung von Kompetenzen beitragen. Allerdings führt hohe Kompetenz nicht automatisch zu hoher Performanz, da letztere auch von anderen Faktoren wie Stress, Motivation oder Kontextbedingungen beeinflusst wird. In Schulen liegt der Fokus häufig mehr auf der Messung von Kompetenzen als auf der von Performanz. Dies liegt unter anderem daran, dass Kompetenzen oft einfacher zu standardisieren und zu messen sind. Standardisierte Tests und Prüfungen können Wissen und grundlegende Fähigkeiten abfragen, aber sie erfassen nicht immer, wie Schüler dieses Wissen in realen oder komplexen Situationen anwenden können. Performanz hingegen ist oft kontextabhängig und kann durch situative Faktoren wie Prüfungsangst oder spezifische Umgebungsbedingungen beeinflusst werden, was ihre objektive Messung erschwert. Zudem erfordert die Bewertung von Performanz in der Regel komplexere und zeitaufwändigere Methoden, wie beispielsweise Projektarbeiten, Präsentationen oder praktische Prüfungen, die nicht immer leicht in den Schulalltag zu integrieren sind. Daher neigen Schulsysteme dazu, sich auf die leichter quantifizierbaren Aspekte des Lernens zu konzentrieren, was oft zu einer stärkeren Betonung der Kompetenzmessung führt. # Bezugsnormen **Lernzielnorm** Das Beobachten, Beurteilen und Fördern der Lernenden orientiert sich grundsätzlich an den Lernzielen des Unterrichts. Es gilt also die Lernzielnorm. In den Lernzielen sind - wie bereits erklärt wurde - die Kompetenzen für den Lehr- und Lernprozess fassbar gemacht und gebündelt. Zu beachten sind auch die Vorgaben zur Benotung der Fächer und zu den Beurteilungskriterien für die überfachlichen Kompetenzen. **Individuelle Bezugsnorm** Bei der formativen Beurteilung hat auch die individuelle Bezugsnorm eine wichtige Funktion. Im Blick steht der individuelle Lernzuwachs. Bei der Beurteilung wird ein aktuelles Lernergebnis der Schülerin oder des Schülers mit einem früheren verglichen. Je grösser der Lernzuwachs ist, desto erfolgreicher war der Lernprozess. **Soziale Bezugsnorm** Die soziale Bezugsnorm soll soweit wie möglich durch die Lernzielnorm ersetzt werden. # Weiterführende Ressourcen AGS Kanton Zug: https://zg.ch/de/bildung/schulen/gemeindliche-schulen/unterricht/beurteilung-beurteilen-foerden DVS Kanton Luzern: https://volksschulbildung.lu.ch/-/media/Volksschulbildung/Dokumente/unterricht_organisation/beurteilen/umsetzungshilfe_beurteilung_lernende.pdf?la=de-CH