Die Geschichte der Philosophie wurde über Jahrhunderte hinweg fast ausschließlich als Geschichte großer Männer erzählt. Namen wie Platon, Kant oder Aristoteles sind allgemein bekannt. Sie stehen stellvertretend für ein philosophisches Erbe, das in Lehrplänen, Büchern und Debatten weltweit präsent ist. Doch wo bleiben da die Frauen? Philosophinnen waren nie „nicht da“ – sie wurden überhört, übergangen, marginalisiert oder ausgeklammert. Dabei haben sie seit der Antike zentrale Beiträge zu den großen Fragen der Menschheit geleistet. Sie haben gedacht, geschrieben, unterrichtet, inspiriert – und sie verdienen, mit der gleichen Ernsthaftigkeit wahrgenommen zu werden wie ihre männlichen Kollegen. Wir wollen diesem Ungleichgewicht ein wenig entgegensetzen. Die folgende (Mini-)Enzyklopädie ist ein digitales Nachschlagewerk für Philosophinnen – ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Denken in seiner Vielfalt abzubilden. Von der Antike bis in die Gegenwart machen wir die intellektuelle Leistung von Frauen sichtbar. Es geht nicht darum, Männer aus der Geschichte zu verdrängen – sondern darum, die Lücken zu füllen, die das philosophische Gedächtnis bis heute prägen. Es geht darum, den philosophischen Kanon zu hinterfragen, zu erweitern und zu vervollständigen. ### Warum eine (Mini-)Enzyklopädie über PhilosophINNEN? Frauen wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg der Zugang zu Bildung, Öffentlichkeit und wissenschaftlichem Diskurs verwehrt. Dennoch haben sie immer wieder Wege gefunden, sich Gehör zu verschaffen: als Autorinnen, Lehrerinnen, Gesprächspartnerinnen oder Herausgeberinnen zur Gedankenwelt ihrer Zeit. Manche konnten wirken – viele wurden vergessen.  Diese Enzyklopädie will nicht nur an diese Frauen erinnern. Sie will sie zurück ins Denken holen. Denn mit jeder vergessenen Philosophin verlieren wir auch eine mögliche Perspektive, die Welt zu betrachten. Ihre Themen – soziale Gerechtigkeit, Machtverhältnisse, Bildung, Selbstbestimmung – sind nicht nur philosophisch relevant, sondern auch hochaktuell.  Gleichzeitig stellt das Projekt tiefgründige Fragen: Wer entscheidet eigentlich, welche Gedanken überliefert werden und welche verloren gehen? Welche Stimmen gelten als “bedeutend” und warum? Und was verändert sich, wenn wir den Blick weiten und Philosophie nicht mehr nur als männlich geprägte Geschichte verstehen? Wir laden dazu ein, solche Fragen neu zu stellen - und sich auf eine vielfältigere Perspektive auf das Denken einzulassen. Seid ihr bereit, Denkwege zu betreten, die bislang im Schatten lagen und Stimmen zu hören, die viel zu lang überhört wurden? Dann auf geht’s! ### Ziele des Projekts Unsere (Mini-)Enzyklopädie verfolgt folgende Ziele:  1. Sichtbarkeit schaffen Wir rücken Denkerinnen ins Licht, deren Gedanken und Ideen aus der Rückschau verschwunden sind. Ihre Beiträge werden in verständlicher, gut recherchierter Form vorgestellt.  2. Den Kanon erweitern Wir hinterfragen das, was als “klassisch” gilt und schlagen vor, den philosophischen Kanon vielfältiger zu gestalten. Nicht gegen etwas – sondern für ein vollständigeres Bild des Denkens.   3. Relevanz zeigen Viele Themen, die Philosophinnen schon vor Jahrhunderten behandelten, sind heute aktueller denn je: Fragen nach Gerechtigkeit, nach Geschlechterrollen, von Individuum und Gesellschaft. Wir zeigen, wie sehr weibliches Denken unsere Gegenwart prägen kann.  4. Reflexion anregen Wir regen dazu an, den traditionellen Umgang mit Autorität von Quellen in der Philosophie kritisch zu hinterfragen.   5. Begeisterung wecken Philosophie kann inspirierend, überraschend und herausfordernd sein. Wir wollen dafür begeistern, sich mit neuen Denkweisen auseinanderzusetzen – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Vorwissen. **FH** ___ Hier geht es direkt zu unseren Philosophinnen: - [[350-415 Hypatia von Alexandria]] - [[1364-1430 Christine de Pizan]] - [[1565-1645 Marie de Gournay]] - [[1759-1797 Mary Wollstonecraft]] - [[1807-1858 Harriet Taylor Mill]] - [[1869-1943 Helene Stöcker]] - [[1906-1975 Hannah Arendt]] - [[1908-1986 Simone de Beauvoir]] - [[1952-2021 bell hooks]] - [[1956 Judith Butler]]