[[ORGANIK]]
[[Botanik]] | [[Metamorphose]] | [[Progression]]
§ 8. Ich habe in dem ersten Versuche zu zeigen mich bemüht, daß **die verschiedenen Teile der Pflanze aus einem völlig ähnlichen Organ entspringen**, welches, ob es gleich im Grunde immer dasselbe bleibt, durch eine **Progression** modifiziert und verändert wird.
§ 9. Diesem Grundsatze liegt ein ander Prinzip zugrunde, daß nämlich **eine Pflanze die Kraft hat, sich durch bloße Fortsetzung völlig ähnlicher Teile ins Unendliche zu vermehren**, wie ich denn ein Weidenreis abschneiden, dasselbe pflanzen, den nächsten Trieb wegschneiden und wieder pflanzen und so ins Unendliche fortfahren kann. Ebenso, wenn ich einen Stolonem abreiße und pflanze, so gibt mir derselbe ohne zu blühen neue Stolones und so in infinitum fort pp.
§ 10. Der zweite hierauf gegründete Erfahrungssatz ist der: daß das Wachstum, welches über der Erde, gegen die Luft zu, sich fortsetzt, nicht immer in einem gleichen Schritte vorwärts gehen kann, sondern **die Gestalt nach und nach verändern und die Teile anders bestimmen muß**. Dieses ist die **regelmäßige vorwärtsschreitende Metamorphose der Pflanzen**, welche den Menschen am meisten interessiert, indem er gewöhnlich auf Blumen und Früchte, welche dadurch entstehen, am aufmerksamsten ist.
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Metamorphose der Pflanzen: Zweiter Versuch (1790). Handschriftliches Fragment. Berliner Ausgabe, Bd. 24 / Züricher Ausgabe Bd. 17, [[Naturwissenschaftliche Schriften II Botanik#^t4aymw|S. 61-62]]