[[ORGANIK]]
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Die Methode, wie die Lehre des menschlichen Knochengebäudes bisher vorgetragen worden, ist bloß empirisch und nicht einmal auf die Betrachtung der Gestalt des Menschen, geschweige in Betrachtung auf die Gestalt der übrigen Tiere rationell. Man hat die Knochen, nicht wie sie die Natur sondert, bildet und bestimmt, sondern wie sich solche, ich möchte fast sagen, zufällig in einem gewissen Alter des Menschen untereinander verbinden, angenommen und beschrieben, ein Weg, aus welchem selbst die besten und genausten Bemühungen kaum weiter als zu einer empirischen Nomenklatur führen konnten. Auch sind die daraus entstehenden Unbequemlichkeiten schon in die Augen gefallen und einige sind schon gehoben. So hat man zum Exempel das Felsenbein vom Schlafbein mit dem größten Rechte getrennt; dagegen sind Verbindungen ganz heterogener Knochen, wie zum Exempel des Heiligen- und Kuckucksbeins mit dem Becken geblieben und werden auch wohl um physiologischer und pathologischer Demonstrationen willen in der Lehre, welche bloß den Menschen betrachtet, künftighin zusammen bleiben, woraus wir aber, die wir uns einen höheren Standpunkt der Erkenntnis aufsuchen, nicht dürfen hindern lassen.
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Versuch über die Gestalt der Tiere (1790). Handschriftliches Fragment. Berliner Ausgabe, Bd. 24 / Züricher Ausgabe Bd. 17, [[Naturwissenschaftliche Schriften II Zoologie#^ec1pvk|S. 376]]