[[ORGANIK]] [[Morphologie]] Physiologie schwebt dem Menschen als ein Zweck vor, der vielleicht nie zu erreichen ist. Ihre Dienerinnen, welche im einzelnen für sie arbeiten, sind: 1. Naturgeschichte, welche den ganzen Vorrat mehr oder weniger ausgebildeter Naturgeschöpfe zusammenstellt und besonders die Kennzeichen ihrer äußerlichen Gestalt bemerklich macht. 2. Anatomie, welche den innern Zusammenhang des Gebäudes lehrt über Anatomie des Menschen und der Tiere. 3. Chemie. Trennung der verschiednen Stoffe und Reduktion auf dieselben; diese beiden sind scheidend. 4. Allgemeine Naturlehre, besonders wegen der Lehre von der Bewegung. 5. Zoonomie. Betrachtet die organische Natur als ein belebtes Ganzes; ihre Betrachtungen sind teils physiologisch, teils psychologisch. 6. Physiognomik. Betrachtet die Gestalt, insofern sie gewisse Eigenschaften andeutet; man könnte sie in die Semiotik, welche den physischen Teil behandelte, und in eigentliche Physiognomik, welche sich des geistigen und sittlichen Teils annähme, einteilen. Zu diesen allen ist unsere Absicht, noch die 7. Morphologie hinzuzusetzen, die sich hauptsächlich mit organischen Gestalten, ihrem Unterschied, ihrer Bildung und Umbildung abgibt. Wie sie sich von den übrigen verwandten Wissenschaften unterscheidet, wird am deutlichsten eingesehen, wenn wir betrachten, was sie von einer jeden nutzt, und welchen Nutzen sie ihr dagegen wieder gewähren kann. ___ Goethe, Johann Wolfgang von (ohne Datum): Fragmente zur vergleichenden Anatomie. Gestalt und Typus. Morphologie. Berliner Ausgabe, Bd. 24 / Züricher Ausgabe Bd. 17, S. 415-416