<H1>Rubikon</H1> Im Folgenden finden Sie eine **Auswahl** von Zitaten aus Texten und Vorträgen Rudolf Steiners zum Thema **Rubikon**. Durch die verlinkten Quellenangaben am Ende eines Zitats können Sie die Textseite öffnen, der das Zitat entnommen ist. Unter dem "Rubikon" verstand Rudolf Steiner einen Entwicklungsschritt in der Zeit zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr, in dem das Kind sich gefühlsmäßig individualisiert und damit das bis dahin selbstverständliche Zusammenhangsgefühl mit seiner Umgebung verliert. Die Reihenfolge der Zitate entspricht der **graphischen Übersicht** [[Rubikon|Mindmap PDF]]; [Webversion](https://coggle.it/diagram/ZBxw5kKapKje_9RZ/t/rubikon/84206d040dc2c8a73de5d95909098e539f5483c29ab2ee0dd165c222ec6980af) (vergrößern und verkleinern mit Strg.+/-). ## Inhalt [[#(1) Ich-Umwelt]] [[#(2) Ich-Werdung, Selbstbewusstsein]] [[#(3) Seelische Umwandlung]] [[#(4) Leibliche Veränderungen]] [[#(5) Glaubwürdigkeit des Lehrers]] [[#(6) Qualität des Unterrichts]] [[#(7) Unterrichtsfächer]] [[#(8) Unterricht: Bezug zur Umwelt]] [[#(9) Kampf zwischen Äther- und Astralleib]] [[#(10) Entwicklungsprozess]] [[#Literatur]] ## (1) Ich-Umwelt ##### Hypothetische kindliche Seelenzustände (durch meditative Erkenntnis), falls das Ich erst mit 9 Jahren oder später selbstbewusst würde: Traumhaftes, seelisch-geistiges Ausgebreitetsein in die Umgebung. GA 266c 17.11.1913 Es ist schon öfter darauf hingewiesen worden, daß sich bis zum siebenten Jahre die Formen des physischen Körpers bilden. Er wächst dann noch weiter, aber die eigentlichen Formen sind gegeben. Wir wissen ferner, daß der heutige Mensch sich so entwickelt, daß zwischen die Geburt und das siebente Lebensjahr der Zeitpunkt fällt, der der erste ist, an den er sich erinnert. Viele meinen, man könne nur zurückdenken bis zum siebenten Jahre, aber das ist nicht richtig; es hat nur so den Anschein, weil in unserer heutigen Zeit die Erinnerung vielfach zugedeckt ist von anderen Vorstellungen. Dieser Zeitpunkt zwischen der Geburt und dem siebenten Jahre, bis zu dem der Mensch sich zurückerinnert, ist der Moment, wo sein Ich-Bewußtsein erwacht. Es könnte nun die Frage auftauchen und dem Meditanten zu eingehender Meditation von dem Meister gestellt werden: Wie würde die Entwicklung vor sich gehen, welches würden die Folgen sein, wenn der Mensch dieses traumhafte Leben ohne Ich-Bewußtsein länger führte, als es bei dem heutigen Menschen der Fall ist, wenn sein Ich-Bewußtsein erst in der zweiten Periode seines Lebens, vielleicht im neunten oder zehnten Jahre, erwachte? Ein Teil der Frage sei gleich beantwortet. Nehmen wir hypothetisch an, jemand, dessen Ich sich erst in der zweiten Periode seines Lebens entwickelt hat, habe befohlen, ihn morgens zu einer bestimmten Zeit zu wecken. Dann wird er in einer Art Traum, der sich einstellt gegen die Zeit hin, wo er das Wecken angeordnet hat, die Empfindung haben, als ob er selbst — sein Ich - an die Türe klopfe, zu seinem Bette hingehe und seinen physischen Körper aufwecke. Er wird sich wie eins mit diesem Tun fühlen. Oder aber, falls er wartet, bis er von selbst aufwacht, was ja meist durch das beginnende Tageslicht geschieht, so wird er eine Lichtgestalt sehen, die auf ihn zukommt und ihn aufweckt. Wissen wird er dann, daß nicht das äußere Tageslicht ihn geweckt hat, sondern daß seine Seele, die in einem Lichtmeer war, als Lichtgestalt wieder in seinen Körper hineingleitet. Auch das ganze Seelenleben würde ein anderes sein. Es würde keine so scharfe Trennung geben zwischen dem Tagesbewußtsein und dem traumerfüllten Schlafbewußtsein, wie bei andern Menschen, sondern sie würden mehr ineinander übergehen. Das Wachbewußtsein würde von Träumen durchzogen sein, die fast unmerklich in die Nachtträume hinüberleiten. Da man sich aber mehr als Geistwesen empfinden würde, von dem man fühlt, daß es am physischen Leibe zehrt und allmählich den Tod des ganzen Leibes herbeiführen muß, so würde man in seinen Träumen immer den Tod erleben. Das Bild des Todes würde man immer vor sich haben. So würde sich eine melancholische Stimmung über das ganze Leben verbreiten und zuletzt alle Schaffenskraft lähmen. Aber in dieser Welt des Todes ist der Christus zu finden, da ist er! [GA 266c, S. 202–203, 17.11.1913](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga266c.pdf#page=202&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Ich-Gefühl erstarkt um das 9. Lebensjahr. Das Kind versteht nun die Beziehungen der Dinge untereinander. GA 298 01.10.1919 Weniger deutlich ausgeprägt, aber für Erziehungs- und Unterrichtskunst gleich bedeutungsvoll wie die Umwandlung der Seelenverfassung im sechsten oder siebenten Lebensjahre, findet eine eindringliche Menschenerkenntnis eine solche um den Zeitpunkt der Vollendung des neunten Lebensjahres herum. Da nimmt das Ich-Gefühl eine Form an, welche dem Kinde ein solches Verhältnis zur Natur und auch zur andern Umgebung gibt, daß man zu ihm mehr von den Beziehungen der Dinge und Vorgänge zueinander sprechen kann, während es vorher fast ausschließlich Interesse entwickelt für die Beziehungen der Dinge und Vorgänge zum Menschen. (...) Denn wenn man in die Vorstellungs- und Empfindungswelt des Kindes hineinträgt, was in einem Lebensabschnitt gerade mit der Richtung der Entwickelungskräfte zusammenfällt, so erstarkt man den ganzen werdenden Menschen so, daß die Erstarkung das ganze Leben hindurch ein Kraftquell bleibt. Wenn man gegen die Entwickelungsrichtung in einem Lebensabschnitt arbeitet, so schwächt man den Menschen. (...) Man wird das Kind bis zum vollendeten neunten Lebensjahre in allem, was durch die Kulturentwickelung in das menschliche Leben eingeflossen ist, bis auf eine gewisse Stufe gebracht haben müssen. (...) Lehrt man die Dinge so, daß einseitig der Intellekt des Kindes und nur ein abstraktes Aneignen von Fertigkeiten in Anspruch genommen werden, so verkümmert die Willens- und Gemütsnatur. Lernt dagegen das Kind so, daß sein ganzer Mensch an seiner Betätigung Anteil hat, so entwickelt es sich allseitig. (...) Aus einer Beschäftigung, die als künstlerisch den ganzen Menschen zu sich heranzieht, entwickle man das Schreiben, das zum Sinnvoll-Intellektuellen hinführt. Und erst aus dem Schreiben heraus lasse man das Lesen erstehen, das die Aufmerksamkeit stark in das Gebiet des Intellektuellen zusammenzieht. [GA 298, S. 12–13, 01.10.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga298.pdf#page=12&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der Mensch geht durch sich durch und kommt dann in eine Beziehung zu der ganzen Welt. GA 303 02.01.1922 Es wird alles künstlerisch in der Anschauung, und das ist es, was notwendig ist, wenn man gerade dieses Lebensalter bis zu der Geschlechtsreife hin ordentlich ins Auge fassen will, diesen Übergang von der Intimität der Muskeln und des Atmungs-Zirkulationssystems bis zum zwölften Jahre und die Intimität von Muskeln und Knochen vom zwölften Jahre bis zur Geschlechtsreife. Bemerken Sie, wie der Mensch sich eigentlich an die Welt anpaßt: Beim ganz kleinen Kind sitzen die plastizierenden, gestaltenden Kräfte im Gehirn; die strahlen von da aus. Dann geht die Sache an die Muskeln über. Und wenn der Mensch im zwölften Jahr angekommen ist, setzt er seinen ganzen Menschen ins Skelett hinein, und dann geht es heraus in die Welt, dann erst geht es heraus. Der Mensch geht durch sich durch und kommt dann in eine Beziehung zu der ganzen Welt. Zuerst Kräfte des Kopfes; diese Kräfte des Kopfes werden dann später in die Muskeln hineinergossen, dann in die Knochen hinein; der Mensch setzt sich in die Knochen hinein, und wenn er geschlechtsreif geworden ist, setzt er sich in die ganze Welt hinein. Da steht er erst in der Welt in Wirklichkeit drinnen. [GA 303, S. 205–206, 02.01.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=205&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind lernt sich von seiner Umwelt zu unterscheiden. GA 305 21.08.1922 Zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr ist schon in der äußeren Differenzierung zwischen Knaben und Mädchen gezeigt, daß man da an einem wichtigen Lebensabschnitt ankommt. Der drückt sich darinnen aus, daß das Kind überhaupt unterscheiden lernt zwischen sich und der Natur. Vorher gibt es eigentlich gar keine Pflanze, sondern ein Wesen, das grün ist und rote Blumen hat, und in dem ein kleiner Geist drinnen ist, wie in ihm selber ein kleiner Geist drinnen ist. Pflanze, dieses Wesen, bekommt erst einen Sinn für das Kind gegen das 10. Jahr hin. Das muß man ihm nur nachfühlen können. Daher darf man den Unterricht erst gegen dieses Jahr hin so gestalten, daß man wie von einer äußeren Welt von der Umgebung spricht. [GA 305, S. 105, 21.08.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga305.pdf#page=105&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ich-Unterscheidung zur Pflanze, und von der Pflanze zu den Tieren. Nicht Mineralisches miteinschließen in Naturbeschreibungen. GA 306 18.04.1923 Nur für bildhafte Darstellungen hat das Kind bis zum 9. Jahr hin überhaupt Verständnis; das andere geht so vorüber vor dem Auffassungsvermögen des Kindes wie vor dem Auge der Ton. Mit dem Zeitpunkte aber, der zwischen dem 9. und 10. Jahr liegt, können Sie dann anfangen, sagen wir, Pflanzen zu beschreiben. Da können Sie anfangen mit primitiven Beschreibungen des Pflanzenwesens; denn da unterscheidet sich das Kind allmählich von der Umgebung. Aber Sie können ihm noch nichts Mineralisches beschreiben; denn so stark ist sein Unterscheidungsvermögen noch nicht, daß es die große Differenz zwischen dem, was es innerlich erlebt, und dem Mineral schon auffassen könnte. Es hat jetzt erst die Möglichkeit, den Unterschied zwischen sich und der Pflanze aufzufassen. Dann können Sie allmählich übergehen zur Tierbeschreibung. [GA 306, S. 91, 18.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=91&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 9. und 10. Lebensjahr: Kind beginnt sich von seiner Umgebung zu unterscheiden. GA 307 15.08.1923 Wir müssen uns darüber klar sein, daß das Kind zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre eben jenen wichtigen Lebensübergang durchmacht, den ich von verschiedenen Seiten aus charakterisiert habe. Heute möchte ich noch insbesondere bemerken, daß in diesem Lebensalter zwischen dem neunten und zehnten Jahre das Kind eigentlich erst anfängt, sich von der Welt zu unterscheiden, daß es also vorher eigentlich in seinen Vorstellungen, in seinen Empfindungen keinen Unterschied macht zwischen den Dingen der Welt und sich selbst. Daher ist es eben nötig, über die Dinge der Welt, über Pflanzen, Tiere, über Berge und Flüsse bis zum neunten Jahre so zu sprechen, daß dieses Sprechen märchenhaft ist, daß es vorzugsweise die Phantasie anspricht; daß Pflanzen, Berge, Quellen reden, so daß dieselbe Wesensart, die das Kind in sich selber erst weiß, ihm gewissermaßen auch aus der äußeren Welt entgegentönt. [GA 307, S. 193, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=193&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Volles Ich-Bewusstsein erwacht. Gefühlsmäßiges Verständnis für die Pflanzenwelt erwacht. GA 310 20.07.1924 Aber zwischen dem 9. und 10. Jahre lernt das Kind mit vollem Bewußtsein zu sich «Ich» zu sagen. Es lernt dies schon früher, aber jetzt mit vollem Bewußtsein. In diesen Jahren, wo das Kind nicht mehr mit seinem Bewußtsein mit der Außenwelt verfließt, sondern sich von ihr unterscheiden lernt, da ist der Zeitpunkt, wo wir auch anfangen können, ohne die Bildhaftigkeit gleich zu verleugnen, Verständnis für die Pflanzenwelt - aber gefühlsmäßiges Verständnis für die Pflanzenwelt dem Kinde beizubringen. [GA 310, S. 73, 20.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=73&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Das Kind unterscheidet zwischen dem Eigenen und dem Anderen. GA 311 14.08.1924 Wenn das Kind zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr angekommen ist, dann kann es sich zunächst von seiner Umgebung unterscheiden. Der Unterschied zwischen Subjekt und Objekt - Subjekt = das Eigene, Objekt = das Andere - tritt eigentlich erst in diesem Zeitpunkt wirklich auf, und wir können dann beginnen, von Außendingen zu sprechen, während wir vorher diese Außendinge so behandeln müssen, als ob sie eigentlich eins wären mit dem Körper des Kindes. Wir sollen die Außendinge wie sprechende, handelnde Menschen behandeln, sagte ich gestern. Dadurch hat das Kind das Gefühl, daß die Außenwelt einfach eine Fortsetzung seines eigenen Wesens ist. [GA 311, S. 43, 14.08.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga311.pdf#page=43&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (2) Ich-Werdung, Selbstbewusstsein ##### Rubikon: Verdichtung des Ich-Gefühls durch ahrimanischen Einfluss. GA 150 14.03.1913 Aber auch im zweiten siebenjährigen Zeitraum tritt etwas ein, was wir in einer gewissen Weise als eine nicht mit den bloß fortschreitenden göttlichen Wesenheiten zusammenhängende Strömung auffassen können. Es wurde ja von einem gewissen Gesichtspunkt aus auch das schon wiederholt gekennzeichnet bei uns. Es tritt so um das neunte, zehnte Jahr, also im zweiten siebenjährigen Zeitraum auf. Da kommen für die einen, die sinnigen Menschen, die Erfahrungen, wie ich sie zum Beispiel von Jean Paul angeführt habe. Bei ihm trat es vielleicht etwas früher auf, bei anderen tritt es in der Regel um das neunte, zehnte Jahr auf. Da kann auftreten eine wesentliche Verstärkung, man möchte sagen Verdichtung des Ich-Gefühls. Aber es kann die Tatsache, daß da etwas Besonderes vorgeht, auch noch auf eine andere Weise konstatiert werden. Ich möchte aber nicht empfehlen, daß diese andere Weise eine besondere Erziehungsregel werden sollte. Es kann nur gesagt werden, daß wenn es einmal, man möchte sagen, von selbst geschieht, es beobachtet werden kann, aber man sollte ja nicht damit spielen, es ja nicht zum Erziehungsprinzip machen. Wenn man nämlich ein Kind, namentlich um das neunte, zehnte Jahr herum, unbekleidet in einen Spiegel schauen läßt, und das Kind nicht abgestumpft ist durch unsere heutigen oftmals sonderbaren Erziehungsprinzipien, so wird es immer auf naturgemäße Weise von dem Anblick dieser seiner Gestalt Furcht empfinden, eine gewisse Angst, wenn es nicht früher kokett gemacht worden ist durch vieles In-den-Spiegel-Schauen. Dieses kann gerade bei natürlich empfindenden Kindern, die nicht vorher viel in den Spiegel geschaut haben, beobachtet werden, weil nämlich in dieser Zeit in dem Menschen etwas heranwächst, was wie eine Art Ausgleich zu der luziferischen Strömung wirkt, die in der ersten Periode da ist. In dieser zweiten Periode, um das neunte, zehnte Jahr herum, da ergreift Ahriman nämlich den Menschen und bildet eine Art von Ausgleich mit seiner Strömung zur luziferischen Strömung. [GA 150, S. 16–17, 14.03.1913](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga150.pdf#page=16&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Der junge Mensch wird fähig, die Natur objektiv zu betrachten. Das Ich-Bewusstsein des 3. Lebensjahres kehrt erneut, aber in geistigerer Form, zurück. GA 194 06.12.1919 Was man Lehrplan nennen kann, ergibt sich nämlich ganz aus einer wirklichen Beobachtung der menschlichen Wesenheit bis ins einzelne. Ich habe ja darauf schon aufmerksam gemacht in dem Aufsatz, den Sie über «Die pädagogische Grundlage der Waldorfschule» haben. Auch da habe ich auf diesen Zeitpunkt im ungefähr neunten Jahre hingewiesen. Dieser Zeitpunkt, man kann ihn so charakterisieren, daß man sagt: Das Ich-Bewußtsein bekommt eine neue Gestalt. Der Mensch wird fähig, die äußere Natur mehr objektiv zu betrachten. Früher verbindet er alles, was er in der äußeren Natur sieht, mit seinem eigenen Wesen. Nun entwickelt sich das Ich-Bewußtsein aber schon in dem ersten siebenjährigen Lebensabschnitt, mit zwei, zweieinhalb Jahren und so weiter. Aber im zweiten Lebensabschnitte, da kommt es ungefähr um das neunte Lebensjahr zurück. Das ist sozusagen eine der auffälligsten Rückkehrungen, dieses Zurückkehren des Ich-Bewußtseins um das neunte Lebensjahr herum. Das Ich-Bewußtsein kommt da in geistigerer Form zurück, während es mehr seelisch so im zweiten oder dritten Lebensjahr ist. Das ist nur eines der Ereignisse, die in ganz auffälliger Weise zurückkommen. Man kann das aber auch für unbedeutendere Ereignisse im Menschenleben durchaus erschauen. [GA 194, S. 128–129, 06.12.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga194.pdf#page=128&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Durch das erwachende Selbstbewusstsein im 9. Lebensjahr beginnt das Kind, sich von seiner Umgebung zu unterscheiden. GA 297 08.10.1920 Zunächst die Sache mit dem neunten Lebensjahr. Es ist tatsächlich so, daß ja die Haupt-Lebensepoche des sich entwickelnden Menschen von der Geburt bis zum Zahnwechsel verläuft, dann wiederum vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, daß man aber so zwischen dem neunten und zehnten Jahre etwas hat, was außerordentlich bedeutsam in das kindliche Leben eingreift. Sie wissen ja, daß das Ich-Bewußtsein zunächst in Form eines Ich-Gefühles auftritt. Dieses Ich-Gefühl, es tritt mit dem zweiten, dritten, manchmal auch mit dem vierten Lebensjahr erst auf. Es ist noch nicht ein eigentliches Ich-Bewußtsein, und dieses Ich-Bewußtsein ist in einer durchsichtig klaren Weise auch noch nicht beim Zahnwechsel eigentlich vorhanden. So daß man dem Kinde nicht etwas gibt, was in der Richtung seiner Entwicklung liegt, wenn man Dinge an es heranbringt, welche scharf herausfordern, daß sich das Kind von seiner Umgebung absondere, daß es ein starkes Ich-Bewußtsein habe. Man soll alles dasjenige, was man auffaßt, wenn man sich stark absondert von der Umgebung, wenn man das andere Wesen als ein anderes empfindet, man soll über das möglichst wenig an das Kind bis zum neunten Lebensjahre heranbringen, sondern soll das Kind in der Weise leiten, daß es die Außenwelt gewissermaßen nur wie eine Fortsetzung seines eigenen Wesens empfindet. Man soll gerade dieses sich nicht von der Außenwelt absondernde Gefühl pflegen. Man soll das Kind so heranerziehen, daß es erfühlen, empfinden kann, was draußen ist, wie sich herein fortsetzend in seine eigene Organisation und wiederum umgekehrt. Und erst um das neunte Lebensjahr herum erwacht im Grunde genommen klar ein deutliches Ich-Bewußtsein, jenes Ich-Bewußtsein, von dem eigentlich Jean Paul sagt, daß es im innersten Allerheiligsten des Menschen ist und das einem eigentlich erst das Menschliche als solches, die Menschenwesenheit innerlich empfinden läßt. Dieses Ich-Bewußtsein erwacht im neunten Jahr. Und mit diesem Jahre, zwischen dem neunten und zehnten Jahre - die Dinge sind ja natürlich approximativ -, da tritt auch die Welt ein, die Außenwelt; das Kind unterscheidet sich von der Außenwelt, darf von sich selber aus sich unterscheiden. Es tritt dann die Möglichkeit ein, mit dem einfachsten Vorstellen und Anschauen aus dem Pflanzenreich, aus dem Tierreich an das Kind heranzutreten, die Dinge nicht mehr bloß in märchenhafter, in legendenhafter oder erzählender Form an das Kind heranzubringen, sondern sie wirklich so heranzubringen, daß es sich etwaige Vorstellungen - ich meine nicht systematisch wie in der Wissenschaft - erwirbt. Das ist dasjenige, was dabei zu beobachten ist. [GA 297, S. 229–230, 08.10.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=229&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Von der Ich-Empfindung zum Ich-Begriff im Rubikon. GA 297a 24.02.1921 Wer das kindliche Leben in der richtigen Weise beobachten kann, der weiß, daß zwischen dem neunten und elften Jahr beim Kind ein Lebensentwicklungspunkt liegt, der - je nachdem, wie er von dem Erziehenden und Lehrenden erkannt wird - das Schicksal, das innere und oft auch das äußere Schicksal des Menschen im günstigen oder ungünstigen Sinne beeinflußt. Bis zu diesem Zeitpunkt sondert sich das Kind wenig ab von seiner Umgebung, und man muß Rücksicht darauf nehmen, daß das Kind eine Pflanze vor dem neunten Jahr anders beschrieben erhalten muß als nachher. Es identifiziert sich das Kind vorher mit allem, was es umgibt; dann lernt es sich unterscheiden; dann tritt ihm eigentlich erst der Ich-Begriff entgegen - vorher hatte es nur eine Ich-Empfindung. Wir müssen beobachten, wie das Kind sich verhält, wie es bestimmte Fragen anders zu formulieren beginnt von diesem Zeitpunkte an. Wir müssen bei jeder einzelnen kindlichen Individualität auf diesen wichtigen Zeitpunkt eingehen, weil der für das ganze folgende Leben ausschlaggebend ist. [GA 297a, S. 25, 24.02.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297a.pdf#page=25&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ich-Gewahrwerdung im Rubikon. GA 306 18.04.1923 Da ist ein kleiner Abschnitt zwischen dem 9. und 10. Jahr, mehr gegen das 9. Jahr zu gelegen: da kommt das Kind dazu, sich immer mehr und mehr von seiner Umgebung zu unterscheiden. Da wird es eigentlich erst gewahr, daß es ein Ich ist. Vorher muß man daher dasjenige in der Erziehung und im Unterricht an das Kind heranbringen, wodurch es mit der Umgebung möglichst zusammenwächst; das Kind kann sich bis zu diesem Lebensalter gar nicht als Ich von der Umgebung unterscheiden. [GA 306, S. 89, 18.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=89&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Durch das Aufschauen zu einer Autorität und die Gegenüberstellung zu dieser werden die Anlagen zur Freiheit geschaffen. GA 298 01.06.1924 Da handelt es sich darum, daß im Unterbewußtsein des Kindes - unendlich viel ist ja in der Wesenheit des Kindes im Unterbewußten, nicht im Bewußtsein - eine Frage auftritt, die aber nicht verstandesmäßig formuliert wird, sondern nur im Empfinden lebt: Die selbstverständliche Autorität hat mir angegeben bisher, was wahr, was gut, was schön war; diese selbstverständliche Autorität ist die Verkörperung von Wahrheit, Güte, Schönheit; ist sie es auch wirklich? Der Zweifel braucht gar nicht ausgesprochen zu werden, aber er ist da. Da ist er und greift in der gekennzeichneten Weise in das Leben des Kindes ein. Denn wohl dem Menschen, der, über diesen Lebenspunkt hinausgehend, um das neunte, zehnte Lebensjahr herum, zu einer selbstverständlichen Autorität verehrend hinaufblickt! Kein Mensch kann in seinem Leben zu einem freien Wesen werden, der nicht zuerst vor seinem geschlechtsreifen Alter sein Leben hat einrichten gelernt, wie ein hochgeschätzter Mensch sich verhält. Sich unterstellen in dieser Weise aus innerer instinktiver Freiheit, sich so gegenüberstellen einem solchen Menschen, sich sagen: Das ist das Rechte, zu tun, was er tut - das macht eigentlich erst etwas aus den Anlagen zur Freiheit, die der Mensch in sich birgt. [GA 298, S. 215, 01.06.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga298.pdf#page=215&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (3) Seelische Umwandlung ##### Rubikon: Kind interessiert sich nun für die Beziehungen der Dinge untereinander, vorher nur für ihre Beziehung zum Menschen. GA 024 01.10.1919 Weniger deutlich ausgeprägt, aber für Erziehungs- und Unterrichtskunst gleich bedeutungsvoll, wie die Umwandlung der Seelenverfassung im sechsten oder siebenten Lebensjahre, findet eine eindringliche Menschenerkenntnis eine solche um den Zeitpunkt der Vollendung des neunten Lebensjahres herum. Da nimmt das Ich-Gefühl eine Form an, welche dem Kinde ein solches Verhältnis zur Natur und auch zur andern Umgebung gibt, so daß man zu ihm mehr von den Beziehungen der Dinge und Vorgänge zueinander sprechen kann, während es vorher fast ausschließlich Interesse entwickelt für die Beziehungen der Dinge und Vorgänge zum Menschen. [GA 024, S. 88, 01.10.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga024.pdf#page=88&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Um das 9. Lebensjahr prägt das Kind seine Gefühlsfähigkeiten aus. Das Gedächtnis über das Gefühl ansprechen. GA 297 27.11.1919 Wenn wir sachgemäß hinblicken können auf den wichtigen Zeitpunkt, den ich als um das neunte Lebensjahr herum liegend bezeichnet habe, so werden wir sehen, daß in diesem Zeitpunkte etwas Besonderes vorgeht in bezug auf die Gefühlsfähigkeiten, das Gefühlsleben des Kindes. Der Mensch verinnerlicht sich. Es treten eben andere Gefühlsnuancen auf. Gewissermaßen wird das innere Seelenleben in seinen Gefühlsnuancen selbständiger gegenüber der äußeren Natur. Dagegen tritt auch etwas auf, was nur bei wirklicher intimer Seelenbeobachtung uns entgegentritt - Jean Paul bemerkte das auch und sprach es geistreich aus: Wir lernen gewiß in unseren drei ersten Lebensjahren mehr als in unseren drei akademischen Lebensjahren, weil wir sozusagen ein organisch entwickeltes Gedächtnis ja noch haben, weil da das Gedächtnis noch organisch wirkt. Für das Leben lernen wir da nämlich mehr. Aber eine besondere Beziehung, eine Beziehung, die mehr in das bewußte Leben hineinspielt, wird gerade zwischen dem Gefühlsleben und zwischen dem Gedächtnisleben um das neunte Lebensjahr hergestellt. Solche Dinge muß man nur sehen. Wenn man sie nicht sehen kann, so sind sie für einen nicht da. Wenn man diese intimen Beziehungen zwischen Gefühlsleben und Gedächtnis wirklich durchschaut, findet man dann, indem man diese Beziehungen pflegt, den richtigen Gesichtspunkt für dasjenige, wofür an das Gedächtnis appelliert werden muß im Unterrichte. An das Gedächtnis soll man eigentlich nicht anders appellieren, als indem man zu gleicher Zeit an das Gefühlsleben appelliert. [GA 297, S. 179, 27.11.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=179&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kinder, die erst im 9. oder 10. Jahr zu zeichnen beginnen, zeichnen oft genieartig expressionistisch. GA 301 28.04.1920 Die kleinen Kinder zeichnen nicht Intellekt, die zeichnen Erleben, primitive Anschauungen verquickt mit dem primitiven Organ-Erfühlen. Ich glaube, man kann immer unterscheiden, wenn das Kind den Mund hinzeichnet, so ist der Umriß des Mundes angeschaut, wenn es die Zähne macht, da ist das aus dem innerlichen Organ-Erfühlen in irgendeiner Weise genommen. Wenn Sie aber ein Kind, das erst anfängt im 9. oder 10. Jahre zu zeichnen, verfolgen in seinem Zeichnen, so werden Sie sehen, das macht eigentlich manchmal viel schönere expressionistische Sachen als die Expressionisten; das zeichnet, das malt hin unter Umständen sogar, besonders gern mit dem Buntstift, malt hin dasjenige, was es sich einbildet, was es sich ausgedacht hat. [GA 301, S. 99, 28.04.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=99&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Umgestaltung des ganzen Wesens im 9. Jahr als Bereicherung. GA 301 03.05.1920 Im 9. Jahre erlebt das Kind wirklich eine völlige Umgestaltung seines Wesens, die hinweist auf eine bedeutsame Umgestaltung seines Seelenlebens, auf eine bedeutsame Umgestaltung seines leiblich-physischen Erlebens. Der Mensch beginnt von da ab sich abgesondert zu fühlen von seiner Umgebung. Er lernt unterscheiden Welt und Ich. Wenn wir richtig zu beobachten verstehen, so müssen wir sagen: Welt und Ich fließen mehr oder weniger bis zu diesem Lebensumschwung im menschlichen Bewußtsein zusammen. Vom 9. Lebensjahre an - natürlich ist das alles approximativ gemeint - unterscheidet der Mensch sich und die Welt. Dies muß durchaus beachtet werden bei dem, was wir als Unterrichtsstoff und Erziehungsleben vom 9. Lebensjahre an das Kind heranbringen. Wir tun gut, bis dahin nicht allzusehr das Kind zu beirren mit der Schilderung, der Charakteristik von Dingen, die abgesondert vom Menschen sind oder abgesondert vom Menschen betrachtet werden. Wenn wir dem Kind eine Fabel erzählen, wenn wir den Kindern Märchen erzählen, so fabulieren wir über Tiere und vielleicht über Pflanzen so, wie wir etwa auch über einen Menschen sprechen können. Tiere und Pflanzen werden personifiziert, sagen wir wohl auch. Sie werden mit Recht personifiziert, weil das Kind noch nicht unterscheidet zwischen Ich und Welt; aus diesem Grunde soll das Kind die Welt ähnlich sehen dem, was es in sich selber erlebt. Wir müssen uns klar sein, daß das, was ich da schildere, nicht eine Verarmung des kindlichen Lebens ist im 9. Jahre, sondern eine Bereicherung. [GA 301, S. 124–125, 03.05.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=124&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ehrfurcht und Andacht des Kindes im Rubikon metamorphosieren sich im Menschen und wirken im Alter heilend auf die Umgebung. GA 304 24.11.1921 Ich möchte doch darauf aufmerksam machen, daß mehr als ein bloßes Bild gemeint ist, wenn ich gestern sagte: Wer in seiner Kindheit nicht beten gelernt hat, der kann in seinem Alter nicht segnen. Dasjenige, was als Ehrfurcht, als Andacht von dem Kinde angeeignet wird, das wandelt sich später, in einem viel späteren Lebensalter, in eine solche Kraft um, die heilsam auf die Umgebung, namentlich auf die kindliche Umgebung wirkt, die also in einem gewissen Sinne als eine segnende Kraft bezeichnet werden kann. Solch ein Bild, daß aus gefalteten Händen im neunten, zehnten Lebensjahre segnende Hände werden im fünfzigsten, fünfundfünfzigsten Lebensjahre, solche Wahrheiten sind mehr als Bilder. Sie zeigen aber den inneren organischen Zusammenhang des ganzen Menschenlebens. Der vollzieht sich aber in solchen Metamorphosen. [GA 304, S. 188, 24.11.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=188&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Über Sympathie und Antipathie hin zum Bedürfnis, ein abgeschlossenes Individuum zu sein. GA 303 01.01.1922 Wenige Menschen bemerken dasjenige, was ich jetzt sagen werde, aber es tritt immer wieder und wiederum, und zwar in bestimmten Perioden des Lebens, die Wirkung des Kindesalters in dem Menschen auf, und eine ganz hervorragende, ausgezeichnete Bedeutung hat das Bild, das gerade aus diesem Lebenswendepunkte immer wieder auftritt. Ob das im späteren Leben, ob im Traume oder im Wachen, verschwommen auftritt, ganz sympathisch oder ganz antipathisch betrachtet werden kann, das ist außerordentlich wichtig, nicht die Sympathie und Antipathie als solche, sondern daß im Gemüte des Kindes etwas ist, was in dem einen Falle zur Sympathie und im anderen zur Antipathie wird. Und ich will gar nicht einmal behaupten, daß der ganze Vorgang, den ich hier schildere, diese Reminiszenz an dem Lebens-Wendepunkte zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr ganz expliziert im Bewußtsein heraußen steht; manchmal kann es fast ganz im Unterbewußten liegen, aber vorgehen muß das Entsprechende. Es findet sich immer. Lebhaft träumende Menschen werden in fast periodisch verlaufenden Zwischenräumen im Traume irgendeine Szene herauftauchen sehen oder die Persönlichkeit selbst, den Führer, der da helfend, mahnend, vertrauenerweckend, ein persönliches Verhältnis erweckend, dem Kinde zur Seite getreten ist. Das braucht das Kind zwischen dem neunten und zehnten Jahre, und das hängt zusammen mit der objektiven Wendung in dem Kinde, daß es sich eigentlich bis dahin von der Welt draußen, von der Umwelt nicht unterschieden hat, und daß es jetzt das Bedürfnis bekommt, innerlich ein Mensch zu sein, ein abgeschlossenes Individuum, und sich der Außenwelt gegenüberzustellen. [GA 303, S. 181–182, 01.01.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=181&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Auf die besondere Wendung im 9./10. Lebensjahr muss ein Lehrer besonders eingehen. GA 303 01.01.1922 Man kann nicht im allgemeinen sagen, daß Knaben in diesem Alter eine andere Krisis durchmachen als diejenige, von der ich heute morgen gesprochen habe. Es würde viel zu sehr das Leben der Kinder in diesem Alter graduiert sein, wenn man von einem Turbulentwerden in diesem Alter bei allen Knaben sprechen würde. Man gibt sich vielleicht auch in dieser Beziehung mancher Täuschung hin. Wenn nämlich jene Umwandelung, von der ich heute morgen gesprochen habe, nicht in der richtigen Weise geleitet wird von dem Lehrer oder Erzieher, dann werden in der Tat die Kinder, und zwar nicht bloß die Knaben, sondern auch die Mädchen, sehr turbulent; sie werden wirklich in einer Weise unruhig, innerlich unwillig, daß es schwer ist, mit ihnen zurechtzukommen. Dasjenige, was sich in diesem Lebensalter vollzieht, ist ja sehr verschieden je nach dem Temperament der Kinder, muß aber eben beachtet werden. Wenn es beachtet wird, dann kann man eine solche Behauptung, wie sie in dem ersten Satze ist, nicht in dieser Allgemeinheit aufstellen, und man kann auch eben viel eher sagen: werden Kinder in ihrer Gesamtentwickelung nicht geführt, so daß sie innerlich unwillig, haltlos und dergleichen werden, wenn eben die besondere Wendung zwischen dem neunten und zehnten Jahr von dem Lehrer nicht in der richtigen Weise beachtet wird, dann ist das der Fall. Aber diese Wendung muß eben unter allen Umständen von dem entsprechenden Lehrer und Erzieher beachtet werden. [GA 303, S. 319, 01.01.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=319&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Suche des Kindes im Rubikon nach etwas Göttlichem, einer geistigen Welt. GA 310 22.07.1924 In diesem Zeitpunkte nun, zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr, wird das innerlich etwas erschüttert. Das Kind beginnt, sich, dem Gefühle nach, zu fragen: Woher hat es denn der oder die? Wer ist denn für den Erzieher die Autorität? Wo ist denn diese Autorität? - In diesem Moment beginnt ein innerlicher Drang beim Kinde, von dem sichtbaren Menschen aus, der bis dahin ein Gott für das Kind ist, durchzubrechen zu dem, was als übersinnlicher oder unsichtbarer Gott oder Göttlichkeit dahintersteht. Das muß man dem Kinde gegenüber einfach jetzt bewähren. Man muß jetzt so dem Kinde gegenübertreten, daß es das Gefühl bekommt: Der hat nach rückwärts, nach dem Übersinnlichen hin, eine Anlehnung; der redet nicht willkürlich aus sich selbst heraus, der ist ein Missionar des Göttlichen. Dieses Drinnenstehen in der Welt muß man dem Kinde bemerklich machen, richtig bemerklich machen. Das Kind ist schon so verständig, wenn es auch nicht abstrakt-rationalistisch aufnimmt, daß es kommt und fragt: Ach, ich möchte gerne wissen... Mit solchen Fragen kommen nämlich die Kinder in diesem Alter. Sagt man ihm jetzt: Sieh einmal, von der Sonne empfange ich das, was ich dir geben kann; wäre die Sonne nicht, so würde ich dir im Leben nichts geben können; wäre der Mond nicht, der das, was wir von der Sonne bekommen, göttlich bewahrt, während wir schlafen, so könnte ich dir auch nichts geben - so hat das seinem Inhalte nach noch nicht viel Bedeutung; wenn man es aber mit einer solchen Wärme sagt, daß das Kind merkt, man liebt Sonne und Mond, dann führt man das Kind über diese Fragen hinüber und für die meisten Fälle für das Leben hinüber. Man muß wissen, daß diese krisenhaften Augenblicke im Leben des Kindes da sind. Dann wird man ganz von selbst das Gefühl haben, bis dahin hat man in Anlehnung an Fichte und Eiche, an Hahnenfuß und Löwenzahn, an die Sonnenblume und an das Veilchen von allerlei märchenhaften Wesen über die Natur geredet und dadurch das Kind zu einer geisthaften Welt hingeführt; jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo man anfangen kann, Geschichten aus den Evangelien zu erzählen. Beginnt man damit, oder mit katechismusartigen Anweisungen früher, so zerstört man etwas im Kinde; beginnt man aber jetzt, wo der Durchbruch nach der geistigen Welt hin im Kinde beginnt, dann tut man etwas, wonach das Kind seiner ganzen Wesenheit nach verlangt. [GA 310, S. 108–109, 22.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=108&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (4) Leibliche Veränderungen ##### Rubikon: Der Atmungsprozess dringt in den Menschen ein und eine Folge dessen ist die Geschlechtsreife. Es findet ein Kampf zwischen Ätherleib und Astralleib statt. GA 206 07.08.1921 Wenn der Zahnwechsel eingetreten ist, so bildet sich bis zur Geschlechtsreife im Seelischen aus, was durch die Imagination in einer gewissen Weise erfaßt werden kann. Man erlangt einfach durch die Imagination Erfahrungen über das, was sich da in der menschlichen Seele ausbildet. Die Erfahrung, die ich eben geschildert habe bezüglich des Zustandes zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen, ist ja nur eine der Erfahrungen, die man durch das imaginative Erkennen macht. In jenen interessanten Zuständen, die sich abspielen beim Kinde vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, da sehen wir, wie eigentlich in dem werdenden Menschen in starkem Maße ein Kampf vorhanden ist. Es kämpft gewissermaßen in diesem Lebensabschnitte der ätherische Leib, der ja seine besonderen Organisationen durchmacht bis zur Geschlechtsreife, gegen den astralischen Leib. Es ist ein wirklicher Kampfzustand, der in dem Kinde stattfindet. Und wenn wir das physische Korrelat ins Auge fassen, das diesem Kampfzustande entspricht, so können wir sagen: Es ist in diesem Lebensabschnitte des Kindes in ausgesprochenem Maße vorhanden ein Kampf zwischen den Wachstumskräften und denjenigen-Kräften, die in uns hereinspielen durch die physische Inspiration, durch die Atmung. - Das ist ein sehr bedeutsamer Prozeß im menschlichen Inneren, ein Prozeß, der, um den Menschen zu kennen, immer mehr und mehr wird studiert werden müssen. Denn das, was zum Teil seelisch frei wird durch den Zahnwechsel, das sind ja die Wachstumskräfte. Es bleibt natürlich ein beträchtlicher Teil dieser Wachstumskräfte noch im Leiblichen zurück und besorgt da das Wachstum; es wird ein Teil frei beim Zahnwechsel, und der tritt als seelische Kräfte auf. Dasjenige aber, was da als Wachstumskräfte weiter funktioniert im Kinde, das stemmt sich gegen etwas, was in dem Kinde nun im wesentlichen durch den Atmungsprozeß auftritt. Was da durch den Atmungsprozeß auftritt, das konnte früher nicht auftreten. Der Atmungsprozeß ist gewiß beim Kinde auch vorhanden, aber solange das Kind in seinem leiblichen Wachsen und leiblichen Organisieren überhaupt die Kräfte hat, die dann beim Zahnwechsel herauskommen, so lange findet im Organismus des Kindes nichts statt von dem, was eigentlich der Atmungsprozeß im menschlichen Leibe so auffällig, so bedeutsam später bewirkt. Denn ein großer Teil dessen, was wir an Entwickelung durchmachen, hängt ja an diesem Atmungsprozesse. Daher jene orientalischen Übungen, die sich besonders an den Atmungsprozeß halten, weil man mit diesem Einleben in den Atmungsprozeß, das gegeben ist durch diese Übungen, tatsächlich mit etwas in Berührung kommt, was den Menschen durchorganisiert, was den Menschen leiblich in eine innere Beweglichkeit bringt, die etwas zu tun hat mit dem Durchschauen der Geheimnisse der Welt. Wie gesagt, bevor der Zahnwechsel eingetreten ist, kann das, was eigentlich das Atmen mit uns will, nicht zur Tätigkeit kommen im menschlichen Organismus. Dann aber tritt ein Kampf ein der noch Wachstumskräfte gebliebenen Kräfte gegen das Eindringen dessen, was aus dem Atmungsprozesse heraus in den Menschen eindringt. Denn das erste große Bedeutsame, das in leiblicher Beziehung als eine Folge des Atmungsprozesses auftritt, das ist die Geschlechtsreife. Diesen Zusammenhang zwischen dem Atmen und der Geschlechtsreife durchschaut ja die Naturwissenschaft noch nicht. Er ist aber durchaus vorhanden. Wir atmen eigentlich dasjenige ein, was uns geschlechtsreif macht, was uns aber auch im weiteren Sinne die Möglichkeit gibt, mit der Welt in ein Verhältnis des liebenden Umfangens zu treten. Das atmen wir eigentlich ein. In jedem Naturprozeß liegt ja auch ein Geistiges. Im Atmungsprozesse liegt eben ein Geistiges und ein Geistig-Seelisches. Dieses Geistig-Seelische dringt in uns ein durch den Atmungsprozeß. Es kann erst herein, wenn die Kräfte seelisch geworden sind, die vorher im Organismus gewirkt haben und die mit dem Zahnwechsel aufhören im Organismus zu wirken. Da strömt dann dasjenige in den Menschen herein, was aus dem Atmungsprozeß kommen will. Dem aber wirkt entgegen - und daher kommt der Kampf - dasjenige, was aus den Wachstumsprozessen kommt, die eben noch Wachstumsprozesse geblieben sind, was aus den Ätherkräften mit andern Worten kommt. Und dieser Kampf ist vorhanden zwischen den Ätherkräften, zwischen den Kräften, die aus unserem Ätherleib aufsteigen und die ihr physisches Korrelat finden in dem Stoffsystem, in dem Stoffwechselsystem, in der Blutzirkulation, und den astralischen Kräften. Da spielt der Stoffwechsel in das Zirkulations-, in das rhythmische System hinein. So daß wir schematisch sagen können: Wir haben unser Stoffwechselsystem, das aber in unseren Blutrhythmus, in das Blutrhythmussystem hineinspielt; das Stoffwechselsystem, das ich hier schematisch weiß zeichne, das spielt in das Zirkulationssystem hinein (siehe Zeichnung, rot). Das ist dasjenige, was von Seiten des Ätherleibes gewissermaßen im Menschen nach oben stürmt in dieser Zeit zwischen dem siebenten und vierzehnten Jahre. Der astralische Leib wirkt dem entgegen. Wir haben dann einströmend dasjenige Rhythmische im körperlichen Korrelat, was vom Atmen herkommt, und es findet dieser Kampf statt zwischen dem Blutzirkulationsrhythmus und dem Atmungsrhythmus (blau). Das ist das, was sich innerlich im Menschen in diesem Lebensabschnitte abspielt. Und man kann sagen, wenn man ein wenig bildhaft spricht, in einem vielleicht radikal erscheinenden Bilde: Es ist ungefähr zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre, da wird bei jedem Kinde dasjenige, was vorher, ich möchte sagen, im Vortreffen sich abgespielt hat, was in den Scharmützeln vor dem eigentlichen Hauptkampf sich abgespielt hat, übergeführt in den Hauptkampf. Astralischer Leib und Ätherleib führen ihre hauptsächlichste Attacke aus zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre. [GA 206, S. 98-101, 07.08.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga206.pdf#page=98&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Entwicklung der plastischen und musikalischen Kräfte. GA 303 31.12.1921 Es ist ein bedeutsamer "Wechsel, welcher mit dem Menschen vor sich geht, wenn er in den Zahnwechsel eintritt. Nicht nur ist dieser Zahnwechsel ein physisches Ereignis im menschlichen Leben, sondern der Gesamtmensch erfährt eine Metamorphose. Derjenige, welcher Erziehungs- und Unterrichtskünstler sein will, muß durchaus auf diese Metamorphose sachkundig eingehen können. Dasjenige, was ich in den vorangehenden Betrachtungen den ätherischen, den feineren Bildekräfteleib genannt habe, das wird mit Bezug auf gewisse seiner Verrichtungen frei in der Zeit zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife des Menschen. Das funktioniert vorher organisch-physisch und beginnt von diesem Zeitpunkte an seelisch zu funktionieren. Dadurch aber wird auch das Leibliche des Menschen in einer ganz anderen Weise von innen heraus ergriffen als früher. Vorher war eigentlich für den Menschen die Sache so, daß gewissermaßen die materialistische Betrachtung im Rechte ist. Diese materialistische Betrachtung sieht in dem Menschen eine Summe von materiellen Vorgängen und in dem Geistig-Seelischen etwas, was aus diesem Physisch-Leiblichen hervorgeht, mit ihm zusammenhängt, wie die Flamme aus der Kerze. Das ist auch ungefähr richtig für das ganz kleine Kind bis zum Zahnwechsel hin. Da wirkt alles Seelisch-Geistige so, daß es eigentlich in physisch-leiblichen Prozessen besteht, und alle physisch-leiblichen Prozesse sind zugleich seelisch-geistige; das Ganze wird beim Kinde in bezug auf die plastische Ausgestaltung des eigenen Leibes vom Kopfe aus dirigiert. Seinen Abschluß findet es, wenn im Kopfe das Hervorstoßen der zweiten Zähne beginnt. Da müssen die Kräfte im Kopfe, die vorher tätig waren, aufhören in einem ausgesprochenen Maße tätig zu sein; da zieht sich die seelisch-geistige Tätigkeit mehr in untere Regionen des Leiblichen hinunter und geht über in den Atmungs- und in den Herzrhythmus. Vorher strömen gewissermaßen die Kräfte von ihrer ausgiebigsten Tätigkeit in der plastischen Gestaltung des Gehirnes immer hinunter in den übrigen Organismus, und sie wirken plastisch gestaltend, sie greifen direkt ein in das Substantielle, in das Stoffliche des Menschen. Sie bewirken dort Stoffprozesse. Das wird anders mit dem Zahnwechsel. Da werden gewisse Kräfte mehr geistig-seelisch, und sie greifen jetzt nur ein in die Bewegungen, die sich im Herz-, im Atmungsrhythmus äußern. Sie wirken nicht mehr in demselben Maße in den stofflichen Vorgängen wie früher, dagegen abgetrennt von dem Körperlichen in das Atmungs- und Zirkulationssystem. Man kann das auch leiblich bemerken, indem der Atmungsrhythmus, der Zirkulationsschlag stärker wird in diesem Lebensalter. Das Kind hat in diesem Lebensalter einen inneren Drang, einen inneren Trieb, dasjenige, was es allmählich als selbständiges Geistig-Seelisches hat, zu erleben, allerdings unbewußt, instinktartig, als Rhythmus, als Takt, aber als Rhythmus und Takt, die sich zunächst im eignen Leib abspielen. Und es hat eine Sehnsucht nach diesem Abspielen von Rhythmus und Taktmäßigem in der eigenen Organisation. Es ist notwendig, zu berücksichtigen, daß man alles, was man an das Kind nach dem Zahnwechsel heranbringt, in einer solchen taktmäßigen, rhythmischen Weise gestaltet, damit es sich in dasjenige eingliedert, was das Kind eigentlich haben will. Man muß gewissermaßen als Lehrer und Erziehungskünstler in einem taktmäßigen, rhythmischen Elemente leben können, damit das an das Kind heranschlägt und das Kind sich in seinem Elemente fühlt. Damit beginnt aber auch ein anderes. Wenn der Atmungs- und Zirkulationsrhythmus in diesem Lebensalter nicht in der richtigen Weise behandelt wird, dann zerstört man ihn in einer gewissen Weise für das ganze spätere Leben, und manche schwachen, krankhaften Zustände, die gerade in den Atmungs- und in den Zirkulationsrhythmus-Organen sich finden, die rühren von einer falschen Erziehung in dem schulpflichtigen Alter her. Das Kind bildet sich ja in dieser Zeit durch die andersartige Wirkung seines Äther- oder Bildekräfteleibes auch so aus, daß sich die Gliedmaßen in dieser Zeit stark verlängern, daß das Muskel- und Knochenleben, das Skelettleben in dieser Zeit eine besondere Rolle spielt und sich dem Atmungs-, dem Zirkulationsleben anpassen will. Das Kind wächst in dieser Zeit so, daß die Muskeln mitvibrieren, zum Teil in besonders hervorragendem Maße mit dem Atmungs-, mit dem Zirkulationsrhythmus, daß das ganze Wesen des Kindes einen musikalischen Charakter annehmen will. Während das Kind vorher plastisch tätig war an seinem eigenen Leibe, fängt es jetzt an, ein Musiker zu werden, ein unbewußter, der nach dem Inneren hineinarbeitet. Und das ist das Wesentliche gerade bei dem Kinde, das man in die Schule hereinbekommt, daß man weiß, man hat es mit einem unbewußten Musiker in dem Kinde zu tun. Und man muß dem Triebe in dem Kinde entgegenkommen, daß es seine eigene Organisation so behandeln will, wie etwa unter dem Einfluß eines Geigenspielers eine neue Violine sich verhält, daß sie sich mit ihrer eigenen Organisation in die Wellenberge und Wellentäler hineinfindet. Nur ist das beim Menschen natürlich alles Wachstum; die Geige kann man höchstens ruinieren ein für allemal; aber dem Menschen kann man falsche Wachstumsprinzipien einverleiben, die sich dann fortwährend vergrößern und verstärken und im ganzen Leben ruinös wirken können. Wenn man sich einmal auf diese Bahn einer für die Pädagogik und Didaktik wirksamen Menschenerkenntnis begeben hat, dann wird man finden, daß dieser allgemeine Charakter, den ich jetzt angegeben habe, sich durch das schulpflichtige Alter vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife hindurchzieht, daß aber auch dieser Lebensabschnitt wiederum in drei voneinander deutlich unterscheidbare, einzelne Perioden zerfällt. Die erste dauert vom Zahnwechsel bis ungefähr um das vollendete neunte Lebensjahr herum, die zweite bis gegen das zwölfte Lebensjahr, und die dritte dann vom dreizehnten Jahr etwa bis zur Geschlechtsreife hin. Gerade an dem, was das Kind innerlich musikalisch erlebt, kann man Einsichten bekommen, wie sich diese drei kindlichen Lebensperioden voneinander unterscheiden. In der ersten Lebensperiode, bis etwa zum vollendeten neunten Jahre hin, will das Kind alles, was an es herandringt, in innerlichen Rhythmen, in innerlich Taktmäßigem ausleben, das sich mit seinem Atmungs- und Herzrhythmus zusammenfügt, und dadurch mittelbar wiederum mit dem, wie die Muskeln, wie die Knochen sich gestalten. Und wenn es sich nicht zusammenfügt, wenn das eine gewissermaßen nicht in das andere übergeht, so entwickelt sich der Mensch eben, nicht gleich äußerlich sichtbar, aber doch als eine Art innerlicher Krüppel. Das Kind hat bis zum neunten Jahre hin durchaus das Bestreben, alles rhythmisch, taktmäßig im Inneren auszuleben. Wenn das Kind - das kann man durchaus durch einen schauenden Blick, der auf die innere seelische Organisation des Kindes eingehen kann, erkennen -, wenn das Kind in diesem Lebensalter Musik hört, dann setzt es eigentlich das ganze Musikalische in inneres Taktmäßiges, Rhythmisches um. Es vibriert mit. Es bildet innerlich dasjenige nach, was es äußerlich wahrnimmt. Das Kind ist nämlich in diesem Lebensalter noch etwas von dem, was es vorher war. Vorher, bis zum Zahnwechsel, war es ja im ausgiebigsten Maße eigentlich Sinnesorgan; nicht ein Sinnesorgan, das in bewußter Weise wirkt, aber ein Sinnesorgan, das, wie ja schließlich auch die anderen Sinnesorgane, unbewußt die Außenwelt nachbildet; das Kind ist bis zum Zahnwechsel durchaus, wie ich auseinandergesetzt habe, ein Nachahmer. - Wenn Sie das menschliche Auge betrachten und davon absehen, was durch das menschliche Auge in das Vorstellungsleben hereingenommen wird, so äußert sich ja im eigentlichen Sinne die Augenorganisation auch darinnen, daß die Umwelt innerlich nachgebildet wird. Dieser Nachbilder bemächtigt sich dann erst das Vorstellungsleben. Da schließt sich das Vorstellungsleben an das Sinnesleben. Das ganz kleine Kind ist ganz unbewußt Sinnesorgan. Es bildet innerlich dasjenige nach, was es namentlich an Menschen seiner Umgebung wahrnimmt. Aber diese innerlichen Bilder sind nicht bloße Bilder, sie sind zugleich Kräfte, die es innerlich stofflich, plastisch organisieren. Jetzt, wenn der Zahnwechsel kommt, gehen diese Nachbilder eben nur in das Bewegungssystem, in das rhythmische System hinein, wollen nur da hineingehen. Es bleibt allerdings als plastische Bildung noch etwas zurück, aber es tritt eben zu ihr das andere hinzu, was vorher nicht in demselben Maße da war. Es ist ein Unterschied zwischen der Art und Weise, wie sich das Kind gerade zu Rhythmus und Takt vor dem Zahnwechsel und nach dem Zahnwechsel verhält. Vorher wurde auch Rhythmus und Takt zu etwas, was das Kind allerdings nachahmt, was aber in Plastik umgesetzt wird. Nachher wird es in ein innerlich musikalisches Element umgesetzt. Und hat das Kind etwa das neunte Lebensjahr vollendet, dann bekommt es bis zum zwölften Lebensjahre hin erst ein Verständnis für Rhythmus und Takt an sich, für das Melodiöse an sich. Es will jetzt nicht mehr so stark das Rhythmische, das Taktmäßige im Inneren nachbilden; es faßt es als solches, als Gebilde, das außer ihm steht, auf. Vorher erlebt das Kind Rhythmus und Takt; nachher fängt es an, Verständnis, Auffassungsgabe dafür zu entwickeln. Das dauert, nicht nur dem Musikalischen, sondern allem gegenüber, was ihm in der Welt entgegentritt, bis gegen das zwölfte Jahr hin. Gegen das zwölfte Jahr, schon etwas früher, beginnt dann beim Kinde erst die Fähigkeit, dasjenige, was vorher nur phantasiegemäß musikalisch, rhythmisch, taktmäßig erlebt sein will, in das bloß Gedankenmäßige überzuführen. Man kann für alles, was seelisch erschaut wird, durch den schauenden Blick auch die äußeren leiblich-physischen Mitwirkungen sehen. Ich habe vorhin davon gesprochen, daß das Kind die Muskeln, die Knochen demjenigen nachbilden will, was da innerlich in ihm ist. Jetzt, gegen das zwölfte Jahr hin, beginnt das Kind nicht mehr bloß in Rhythmus und Takt leben zu wollen, sondern das Rhythmus- und Taktgefühl in Abstrakt-Gedankliches auslaufen zu lassen, so wie in dieser Zeit allmählich sich immer mehr und mehr der Teil des Muskels verstärkt, der in die bloße Sehne ausläuft. Vorher ist alles Bewegen mehr auf den Muskel als solchen gerichtet, nachher auf dasjenige, was in die bloße Sehne ausläuft. Alles, was im Seelisch-Geistigen vor sich geht, findet man im Leiblich-Physischen wieder. Und dieses Einbeziehen des Sehnenlebens, der Verbindung von Knochen und Muskel, das ist der äußere, physische Ausdruck für das Hineinsegeln aus dem bloß gefühlsmäßigen rhythmischen, taktmäßigen Elemente in dasjenige, was nun logisch ist, was nun nicht mehr Rhythmus und Takt hat. Dem, was man da durch Menschenerkenntnis sich erwirbt, muß man aber durchaus in der Erziehungs- und Unterrichtskunst entgegenkommen. [GA 303, S. 157–158, 31.12.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=157&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Unterschied Mädchen und Jungen um das 10. Lebensjahr: Mädchen wachsen den Jungs voraus und es legt sich etwas Geistiges in das Mädchen. Es verändern sich Blutentwicklung und Zirkulation, Pulsschlag und Atmung. GA 305 25.08.1922 Wir konnten schon darauf hinweisen, welche Differenz eintritt zwischen Knaben und Mädchen so gegen das 10. Lebensjahr hin. Da beginnen die Mädchen starker zu wachsen, namentlich auch stärker in die Höhe zu wachsen. Die Knaben bleiben im Wachstum etwas zurück bis zum Geschlechtsreifealter. Da überholen wiederum die Knaben die Mädchen. Für denjenigen, der aus einer wirklichen Menschenerkenntnis heraus, die Geist, Seele und Leib umfaßt im innigen Miteinanderwirken, beobachtet, für den bedeutet das sehr viel; denn es ist in dem Wachsen, namentlich in der Überwindung der Schwerkraft der Erde durch das Wachsen etwas Fundamentales aus der Menschennatur gegeben. Und wiederum auf der anderen Seite ist etwas Fundamentales damit gegeben, ob irgend etwas in den Lebenserscheinungen des Menschen in der einen oder in der anderen Lebensepoche eintritt. Es ist deshalb so, daß gewisse kosmische, außermenschliche Wirkungen, die von der Außenwelt in dem Menschen ausgeübt werden, auf den weiblichen Organismus in einer intensiveren Weise zwischen dem 10. und 14. Jahre wirken als auf den männlichen Organismus. Gewissermaßen lebt sich der weibliche Organismus zwischen dem 10. und 14. Jahre in eine übersinnliche Welt auch körperlich hinein. Ich bitte das als etwas ganz besonders Wichtiges zu betrachten. Es lebt sich der weibliche Organismus zwischen dem 10. und 12., 13., 14. Lebensjahr als Organismus in etwas Geistiges hinein. Er wird durchgeistigt in dieser Zeit. So daß ihm für diese Zeit bei Mädchen etwas ganz besonderes mit der Blutentwickelung gegeben ist. Die Blutzirkulation steht, man möchte sagen, in diesen Lebensjahren der ganzen Welt gegenüber. Sie muß sich gewissermaßen an der ganzen Welt, an dem Universum regulieren. Und Beobachtungen einfach auch mit äußeren Instrumenten, die etwa feststellen würden, wie sich das Verhältnis zwischen Pulsschlägen und Atemzügen verändert zwischen dem 10. und 14. Jahre, die würden etwas ganz anderes ergeben für die Mädchennatur als für die Knabennatur. [GA 305, S. 164–165, 25.08.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga305.pdf#page=164&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im Alter des Rubikon richtet sich das Verhältnis der Atmung (oberer Mensch) und der Blutzirkulation (unterer Mensch) von 1:4 ein. GA 304a 26.03.1923 Man kann sagen, bis zum Zahnwechsel hin gehen alle organischen Bildungen, alles organische Funktionieren vom Nerven-Sinnessystem aus. Zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife wird das Kind stark und kräftig oder auch schwach und krank durch dasjenige, was in seinem rhythmischen System, in Atmung und Blutzirkulation, vor sich geht. Zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre liegt der Lebenspunkt, wo das, was vorher in der Atmung lag, was vorher im oberen Menschen noch verankert war, im wesentlichen übergeht auf die Blutzirkulation, wo innerlich-organisch in dem Kinde jene großartige Richtung ausgeführt wird zwischen eins und vier, zwischen den ungefähr achtzehn Atemzügen in der Minute und den zweiundsiebzig Pulsschlägen. Dieses Verhältnis zwischen Atmung und Blutzirkulation richtet sich in diesem Lebenspunkte ein. Das ist aber nur der Ausdruck für tiefe seelische Vorgänge. Und in diese tiefen seelischen Vorgänge muß hineinfallen die Befestigung des Vertrauens zwischen Kind und Erziehendem. Denn dadurch tritt auch die Festigung im inneren Menschenwesen des Kindes selber ein. [GA 304a, S. 46, 26.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=46&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Atmung passt sich allmählich der Blutzirkulation an: leiblich-seelischer Prozess. GA 306 17.04.1923 Zwischendrinnen, zwischen dem kindlichen Alter, das eigentlich an einer Übererregung des Nerven-Sinnessystems leiden kann, und dem erwachsenen Alter nach der Geschlechtsreife liegt eben gerade das schulpflichtige Alter - vom Zahn Wechsel bis zur Geschlechtsreife. Da steht mitten drinnen das alles, was ich Ihnen geschildert habe, dieses bildhafte Seelenleben. Das hat zu seiner Außenseite das rhythmische System des Menschen, das Ineinanderwirken von Atmung und Blutzirkulation. Wie Atmung und Blutzirkulation sich innerlich harmonisieren, wie das Kind atmet in der Schule, wie sich die Atmung allmählich der Blutzirkulation anpaßt, das geschieht in der Regel zwischen dem 9. und 10. Jahr. Während zuerst bis zum 9. Jahr die Atmung präponderierend ist, wie dann durch ein innerliches Kämpfen im Organismus sich eine Art Harmonie herausstellt zwischen dem Pulsschlag und den Atemzügen, wie dann die Blutzirkulation präponderierend wird, das ist leiblich auf der einen Seite vorhanden, das ist seelisch auf der anderen Seite vorhanden. [GA 306, S. 63, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=63&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das richtige Maß finden an Beschäftigung des Gedächtnisses beim Kind im 2. Jahrsiebt. Folgen von Unter- und Überforderung. GA 226 21.05.1923 Wir müssen uns die Möglichkeit verschaffen, innerlich geistig-seelisch den Zugang zu der Menschenwesenheit zu gewinnen. Da erfährt man zum Beispiel, daß man bei dem Kinde, sagen wir so um das neunte, zehnte Lebensjahr herum, zu viel an das Gedächtnis, an das Erinnerungsvermögen appellieren kann oder auch zu wenig. Alles Agitieren, man soll das Gedächtnis nicht überlasten, kann auch dazu führen, zu wenig das Gedächtnis zu beschäftigen. Man muß überall den richtigen Mittelweg finden, nicht zu viel, nicht zu wenig das Gedächtnis zu beschäftigen. Denken Sie, wir beschäftigen so um das neunte, zehnte kindliche Lebensjahr das Gedächtnis zu viel, wir muten dem Gedächtnis zu viel in der Erziehung, im Unterricht zu. Die richtigen Folgen zeigen sich dann erst, wenn der Mensch dreißig, vierzig Jahre alt geworden ist oder vielleicht noch später. Da wird der Mensch entweder Rheumatiker oder Diabetiker. Gerade wenn wir das Gedächtnis zur Unzeit, sagen wir, zwischen dem neunten und zehnten Jahre überlastet haben, zeigt sich diese Überlastung des Gedächtnisses im kindlichen Lebensalter später in einer übertriebenen Ablagerung an unrichtigen Stoffwechselprodukten. Diesen Zusammenhang durch das ganze Erdenleben sehen gewöhnlich die Menschen nicht. Dagegen, wenn wir das Gedächtnis zu wenig beschäftigen, wenn wir also nicht genügend der Erinnerung des Kindes anheim geben, rufen wir wiederum für das spätere Lebensalter die Neigung zu sehr leicht entzündlichen Zuständen aller möglichen Art hervor. Einzusehen, wie in einem Lebensalter die körperlichen Zustände Folgen sind der seelisch-geistigen Zustände eines andern Lebensalters, ist dasjenige, was wichtig ist, was wir wissen müssen. [GA 226, S. 110-111, 21.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=110&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (5) Glaubwürdigkeit des Lehrers ##### Im Rubikon soll das Kind ein Gefühl der Achtung vor einer geliebten Autorität haben - Bedeutung für das ganze Leben. GA 297 29.12.1920 (...) in derselben Lebensphase, in der das Kind zwischen dem neunten und zehnten Jahre sich richtig unterscheiden lernt von der Umgebung, in dieser Lebensphase ist es unerlässlich für das ganze sittliche Leben des Menschen in aller Zukunft, daß er mit der höchsten Achtung und mit dem höchsten Autoritätsgefühl an jemandem hängen kann, der sein Lehrer oder Erzieher ist. Überschreitet das Kind diesen Rubikon zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre ohne dieses Gefühl, so hat es ein Manko in seinem ganzen Leben und kann später höchstens mit aller Mühe aus dem Leben selber wiederum das sich erobern, was auf eine naturgemäße Weise in diesem Lebenspunkte dem Kinde übermittelt werden sollte. [GA 297, S. 264, 29.12.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=264&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die geliebte Autorität trägt das Kind durch die Zeit des Rubikon. Die Verhaltensweise des Lehrers dem Schüler gegenüber ist hier besonders wichtig.GA 297a 28.02.1921 Aber keiner kann ein wirklich freier Mensch werden, keiner kann in Freiheit das rechte soziale Verhältnis zu seinen Mitmenschen finden, wenn er nicht zwischen dem siebenten und fünfzehnten Jahr eine selbstverständliche Autorität neben sich anerkannt hat, und aus dieser heraus den Maßstab für Wahr und Falsch, Gut und Böse prägen lernte, um erst hinterher zu dem selbständigen Maßstab der verstandesmäßigen oder sonstigen rein innerlichen, autonomen Beurteilung zu kommen. Und dann ist die Seele des Kindes in diesem Lebensalter noch so beschaffen, daß sie zuerst durchaus noch mit der Umgebung verwachsen ist. Erst wenn wir an das Ende dieser Lebensphase kommen, die in das zwölfte, dreizehnte Jahr fällt, da sehen wir, daß das Kind sich deutlich von seiner Umgebung unterscheidet, daß es weiß: das Ich ist innerlich, die Natur äußerlich. Gewiß, das Ich-Bewußtsein ist natürlich in dem allerersten Kindesalter vorhanden, aber da ist es doch mehr ein Gefühl. Man muß wissen, wenn man richtig erziehen will, daß zwischen dem neunten und dem zehnten und einem halben Jahr ungefähr ein außerordentlich wichtiger Punkt in der kindlichen Entwicklung liegt. Es ist der Punkt, wo das Kind sich innerlich so vertieft, daß es sich überall von der Natur und der sonstigen Außenwelt unterscheiden lernt. Vor diesem Zeitpunkt, der ein starker Wendepunkt im menschlichen Leben ist, sieht das Kind im Grunde seine Umgebung in Bildern, weil sie noch verwachsen ist mit dem eigenen inneren Leben, in Bildern, die oftmals symbolisch sind. Es denkt über seine Umgebung in symbolischer Weise. Nachher tritt eine andere Epoche ein. Das Kind unterscheidet sich von der Natur und der äußeren Umgebung. Von einer ungeheuren Bedeutung ist es, daß der Erzieher diesen Lebenspunkt, der für das eine Kind etwas später, für das andere etwas früher liegt, in der richtigen Weise beurteilen kann. Denn wie der Lehrer und Erzieher sich zwischen dem neunten und zehnten Jahr in der richtigen Weise verhält - väterlich, freundlich, liebevoll das Kind über diesen Rubikon führend -, das bedeutet einen Einschlag in das menschliche Leben, der für das ganze folgende Dasein bis zum physischen Tode hin bleibend ist. Ob ein Mensch in den entscheidenden Augenblicken Lebensfrische haben kann, ob er innere Seelenöde durch das Leben trägt, das hängt in vieler Beziehung - allerdings nicht in jeder - davon ab, wie sich der Lehrer und Erzieher zwischen dem neunten und zehnten und einem halben Jahr zu dem Kinde verhalten hat. Da handelt es sich manchmal darum, daß man im rechten Augenblick einfach das rechte Wort findet, wenn einem vielleicht ein Junge oder ein Mädchen auf dem Korridor begegnet und etwas fragt, daß man die rechte Miene macht, indem man antwortet. Erziehungskunst ist nicht etwas, was sich abstrakt lernen oder lehren läßt - so wenig wie Malen oder Bildhauern oder irgendeine andere Kunst, sondern sie ist etwas, was auf unendlichen Einzelheiten beruht, die aus seelischem Takt hervorgehen. [GA 297a, S. 54–55, 28.02.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297a.pdf#page=54&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wichtig ist die Aufnahme von Unterrichtsstoff über die geliebte Autorität: Gesagtes wird für wahr gehalten und in das Leben getragen. GA 297a 28.02.1921 Dasjenige, was aber selbstverständlich ist, das ist, daß das Kind vor allen Dingen zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahr in gesunder Weise das Gedächtnis und das Autoritätsgefühl in der Weise ausgebildet bekommen muß, wie ich es eben geschildert habe. Wer nur immer Anschaulichkeit und Anschaulichkeit haben will, die angepaßt ist dem Verständnis des Kindes, der weiß folgendes nicht: Der weiß nicht, was es für das ganze Leben bedeutet, wenn man, sagen wir im achten oder neunten Jahr oder im zehnten bis fünfzehnten Jahr etwas auf die Autorität des Lehrers hin aufgenommen hat; weil es die verehrte autoritative Persönlichkeit einem sagt, hält man es für wahr. [GA 297a, S. 57, 28.02.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297a.pdf#page=57&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Pädagogik/Didaktik: Der Lehrer soll an das Kind glauben und Wahrheit sprechen. GA 304 23.11.1921 So also stelle ich das Bild hin. Ich glaube mit jeder Faser meiner Seele daran, daß das das rechte Bild ist, daß das die Gottheit selber vor uns hinstellt. Ich bilde mir nicht ein: Ich bin sehr gescheit, das Kind ist dumm, sondern ich glaube mit demselben Ernst an das Beispiel, was ich das Kind glauben lehren will. Dann behält das Kind das für sein ganzes Leben. Da wirken unsichtbare übersinnliche, oder wenn Sie lieber wollen, imponderable Kräfte. Und es handelt sich nicht nur darum, wie wir dem Kinde gegenüberstehen mit Worten, sondern was wir sind, wie wir sind neben dem Kinde. Das wird besonders wichtig in dem angedeuteten Zeitpunkte zwischen dem neunten und zehnten Jahre, daß das Kind namentlich aus der Art und Weise, wie das Wort gesprochen wird - lassen Sie mich den Goetheschen Satz zitieren: Das Was bedenke, mehr bedenke Wie -, aus der Art und Weise, wie die Worte gesprochen werden, fühlt, ob die Worte gesprochen werden aus einem Gemüte heraus, das innerlich sich seines Zusammenhanges mit der übersinnlichen Welt bewußt ist, oder aus einem Gemüte, das nur materialistisch gesinnt ist. Dem Kinde klingen die Worte anders, das Kind durchlebt etwas anderes im einen oder anderen Fall. Und das Kind soll zwischen dem neunten und zehnten Jahr das erleben, daß es fühlt, empfindet, ganz im Unbewußten erlebt: So wie es selber aufblickt zu der Autorität des Lehrers, des Erziehers, blickt nun wiederum sein Lehrer auf zu demjenigen, was nicht mehr äußerlich geschaut werden kann. Da wandelt sich in dem Verhältnis des Kindes zum Lehrer von selber das Empfinden gegenüber dem Menschen um zum religiösen Erleben. Aber man sieht, wie wichtig es ist, daß gewisse Gemütsstimmungen, gewisse Seelenverfassungen durchaus in der intimsten Weise zur Pädagogik und Didaktik gerechnet werden. [GA 304, S. 156–157, 23.11.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=156&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mit vollendetem 9. Lebensjahr prüft das Kind die Autorität unbewusst. Es versucht, die Persönlichkeit bis ins Private zu durchschauen.GA 303 01.01.1922 Wenn das Kind das neunte Lebensjahr vollendet hat, folgt ein wichtiger Entwickelungsmoment im Zeitpunkte zwischen dem neunten und dem zehnten Lebensjahr. Dieser Entwickelungsmoment kann dadurch charakterisiert werden, daß man darauf aufmerksam macht, wie das ja mit dem Zahnwechsel eintretende Autoritätsbedürfnis des Kindes gewissermaßen bis zu dem vollendeten neunten Lebensjahr undifferenziert ist. Das Kind individualisiert nicht gegenüber der Autorität. Es nimmt dasjenige, was autoritativ gegeben wird, als solches hin und hat ein Bedürfnis, sich darnach zu richten. Mit dem vollendeten neunten Jahre tritt bei dem Kinde etwas ganz Besonderes auf. Es will gewissermaßen von diesem Zeitpunkte an die Autorität in einer gewissen Weise begründet haben. ... Im ganzen Empfindungsleben des Kindes liegt etwas, was so wirken muß, daß sich die Autorität durch ihre eigene Qualität, durch ihr Darinnenstehen im Leben, durch die eigene Sicherheit bewährt. Dafür hat das Kind von diesem Zeitpunkte an ein besonders feines Gefühl, und das äußert sich eben dadurch, daß auch objektiv in diesem Zeitpunkt eine Wendung im Leben des Kindes eintritt, die absolut berücksichtigt werden muß, wenn die Erziehung und der Unterricht gesund sein sollen. Bis zu diesem Zeitpunkt unterscheidet sich eben das Kind wenig von seiner Umgebung. Die Welt und es selber gehören für seine Empfindung zusammen. Vor dem Abschlusse des neunten Lebensjahres gibt es für das Kind im vollendeten Sinne nicht Menschen, Tiere, Pflanzen, Mineralien, sondern Wesen im allgemeinen. Es hat nur noch nicht das tote Wesen von dem lebendigen Wesen unterscheiden gelernt. Der Vorgang des Personifizierens spielt sich gar nicht ab im kindlichen Leben, sondern es behandelt eben die Außenwelt noch ganz im allgemeinen, und sich selber stellt es in diese Außenwelt so hinein, daß es sich von dieser Außenwelt recht wenig unterscheidet. Und der Zeitpunkt nach dem vollendeten neunten Lebensjahre wird deshalb ganz besonders wichtig, weil eben da wie an einem bedeutsamen Lebenswendepunkte aus dem Kinde heraus Fragen aufschießen, man möchte sagen, ganze Berge von Fragen, die alle sich darauf beziehen, empfindungsgemäß sich von der Umgebung zu unterscheiden, sich auch zu unterscheiden von dem Führer, von dem Erzieher. Das Kind fragt empfindungsgemäß, ob sich der Lehrer geschickt verhält im Leben, ob der Lehrer vor allen Dingen sicher im Leben drinnensteht, ob der Lehrer weiß, was er will, und es hat vor allen Dingen eine feine Empfindung für die Gesamtseelensituation des Lehrers. Er kommt bei jedem Kinde individuell zum Ausdruck, bei dem einen früher, bei dem anderen später, und man kann daher im allgemeinen nicht viel sagen, sondern nur: aus dem Gesamttakt des Lehrers muß sich das ergeben, daß er diesen Wendepunkt in der Entwickelung des Kindes wirklich sehen kann, wie überhaupt in der Erziehung unendlich viel darauf ankommt, daß man auf den Zögling die richtige, eindringliche Aufmerksamkeit wenden kann. Es kommt also schon wesentlich auf die Art der Aufmerksamkeit an, die man auf das einzelne Kind und die man auf die Gesamtklasse richtet. Es treten dabei außerordentlich tief philosophische Fragen auf. Es kommt gar nicht so sehr auf den Inhalt der Fragen an, und es kommt gar nicht so sehr auf den der Antwort an, die der Lehrer nun gibt, sondern es kommt darauf an, daß durch das, ich möchte sagen, Undefinierbare, das sich gerade in diesem Lebenspunkte zwischen Führer und Kind entwickeln muß, das Kind eine empfindungsgemäße Anschauung darüber in sein Gemüt eingesetzt bekommt: Ich habe bisher zu meinem Lehrer aufschauend gestanden; jetzt kann ich es nicht mehr, ohne daß ich weiß, daß der Lehrer zu irgend etwas aufschaut, das im Leben auf irgendeine Weise drinnen begründet ist. - Besonders neugierige Kinder verfolgen dann den Lehrer auch außerhalb der Schule, bemerken allerlei, was er außerhalb der Schule tut. Das alles zu berücksichtigen, ist von einer ungeheuren Wichtigkeit. Aber dasjenige, wovon alles abhängt, ist, daß man diesen Zeitpunkt merkt, daß man weiß, jetzt tritt das Kind so an einen heran, daß das, was sich zwischen Führer und Kind abspielt, Vertrauen, immer mehr bewußtes Vertrauen fordert. Denn, wie man sich in diesem Zeitpunkt zu dem Kinde verhält, davon hängt für das ganze spätere Leben unendlich vieles ab; ob das Kind ein haltloser Mensch wird, oder ob das Kind ein sicher im Leben stehender Mensch ist, das hängt manchmal daran, ob der Lehrer die genügend sichere Art findet, in diesem Zeitpunkte sich zu dem Kinde zu stellen. [GA 303, S. 177–181, 01.01.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=177&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kritischer Punkt zwischen 9. und 11. LJ. Großes Anlehnungsbedürfnis an einen Erwachsenen. GA 305 16.08.1922 Es gibt zum Beispiel für jedes Kind wahrend des schulpflichtigen Alters, so zwischen dem 9. und 11. Jahre, einen kritischen Punkt, einen Punkt, der nicht übersehen werden darf von dem Erzieher. In diesem Alter zwischen dem 9. und 11. Jahre kommt für jedes Kind, wenn es nicht unternormal ist, der Punkt, wo vor seiner Seele die Frage auftaucht: Wie finde ich mich in die Welt hinein? - Man darf nicht denken, daß diese Frage so gestellt wird, wie ich es eben jetzt besprochen habe. Die Frage tritt auf in unbestimmtem Fühlen, in unbefriedigtem Fühlen; die Frage tritt so auf, daß das Kind ein größeres Anlehnungsbedürfnis an einen Erwachsenen fühlt, die Frage tritt auf vielleicht so, daß sie sogar in einem starken Liebeshange zu einem Erwachsenen sich hervortut. Aber wir müssen in der richtigen Weise zu beobachten verstehen, was in diesem kritischen Punkt in dem Kinde vorgeht. Es fühlt sich plötzlich vereinsamt. Es sucht plötzlich Anschluß. Bisher hat es die Autorität als selbstverständlich hingenommen. Jetzt beginnt es zu fragen: Was ist es denn mit dieser Autorität? - Ob man in diesem Augenblicke das rechte Wort findet oder nicht findet, davon hängt ungeheuer viel ab für das ganze spätere Leben des Menschen. [GA 305, S. 21–22, 16.08.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga305.pdf#page=21&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 9. und 10. Lebensjahr: Das Verhalten des Lehrers muss eine Liebe des Kindes zu seiner Autorität ermöglichen. Diese bestimmt im späteren Leben das Maß seiner menschlichen Würde und den Zugang zum geistigen Dasein. GA 297a 04.11.1922 Und insbesondere wird man in der Lage sein - wiederum von jenem Zeitpunkte an, der zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre liegt -, die Autorität allmählich in eine liebedurchtränkte Autorität übergehen zu lassen. Es muß eben das ganze Verhalten des Lehrers so eingerichtet werden, daß jene Autorität, die zuerst, ich möchte sagen der Liebe gegenüber neutral ist, ein selbstverständliches Folgen, ein selbstverständliches Gehorchen ist, ein freies Gehorchen wird, wenn das Kind neun oder zehn Jahre alt wird, so daß das Kind in Liebe der selbstverständlichen Autorität folgt, in einer Liebe, die es schon in sich selber erweckt, in einer Liebe, die es schon versteht. Hat man so Dankgefühl und Liebesgefühl in der Seele in richtiger Weise entwickelt, dann ist man später auch in der Lage, das sittliche Empfinden des Kindes oder des jungen Menschen so weit zu bringen, daß der Mensch nun im sittlichen Leben wirklich das sieht, wodurch gerade im höchsten Maße seine menschliche Würde begründet wird: er sieht das, was hinweghebt über die bloße sinnliche Welt, über die bloße physische Welt, was ihn emporhebt zu einem wirklich geistigen Dasein. [GA 297a, S. 159, 04.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297a.pdf#page=159&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kinder um das 9. und 10. Lebensjahr brauchen ihren Erzieher besonders. Mit dem richtigen Seelengefühl und Vertrauen an die Kinder herantreten. GA 297a 04.11.1922 Wenn das Kind im volksschulpflichtigen Alter zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre steht, dann steht der wirklich einsichtige Erzieher und Unterrichter vielleicht vor seiner allergrößten Aufgabe. Denn dann wird er bemerken, daß die meisten Kinder, die ihm anvertraut sind, an ihn herankommen und ihn ganz besonders brauchen, daß sie nicht immer ausgesprochen, sondern oftmals unausgesprochen, bloß in Empfindungen lebend, an ihn Fragen zu stellen haben. Diese Fragen können Hunderte, Tausende von Formen annehmen. Es kommt viel weniger darauf an, daß man dann dem Kinde eine bestimmte Antwort gibt. Mag man die eine oder die andere Antwort geben, auf den Inhalt der Antwort kommt es nicht so stark an. Worauf es aber ganz besonders ankommt, das ist, daß man mit dem richtigen Seelengefühl das richtige Vertrauen in dem Kinde auslöst, daß man mit dem richtigen Empfinden gerade im richtigen Augenblick, der für die Kinder immer zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre eintritt, dem Kinde entgegentritt. [GA 297a, S. 152, 04.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297a.pdf#page=152&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Das Kind prüft den Lehrer / Erzieher. GA 306 19.04.1923 Zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr, manchmal etwas später, stellt sich, nicht in Begriffen und Vorstellungen, aber in Gefühl und Empfindung, vor die Seele des Kindes die Frage: Ja, woher hat denn der Lehrer und Erzieher das alles? Da beginnt nämlich plötzlich, wenn ich mich bildlich ausdrücken darf, dieser Lehrer und Erzieher durchsichtig zu werden. Man will hinter ihm die Welt sehen, die hinter ihm lebt. Da muß er standhalten; da muß er gegenüber dem, was das Kind heranbringt, in dem Kinde die Überzeugung erhalten, daß er richtig in das Rückwärts, in die Welt, eingeschaltet ist; daß er Wahrheit, Schönheit und Güte wirklich in sich trägt. Da prüft die unbewußte Natur des Kindes den Lehrer in einer ganz unerhörten Weise, möchte ich sagen. Sie prüft ihn, ob er nun wirklich die Welt in sich trägt, ob er würdig war, bisher ihm der Repräsentant des ganzen Kosmos zu sein. Und wiederum kann das nicht ausgesprochen werden. Würde man das in irgendeiner Form auch nur leise theoretisch vorführen durch Gründe oder dergleichen, dann würde die unbewußte Natur des Kindes, weil sie für Kausalität keinen Sinn hat, das als Schwäche, nicht als Stärke des Lehrers empfinden; lediglich als Schwäche. Denn alles das, was man erst beweisen muß, lebt schon schwach in der Seele; dasjenige, was stark in der Seele lebt, muß man ja nicht erst beweisen. [GA 306, S. 110–111, 19.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=110&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Zwischen dem 9. und dem 12. Lebensjahr macht das Kind eine Art Krisis durch, in der es die Autorität prüft. GA 084 30.04.1923 Es ist merkwürdig, wie Kinder, die zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr stehen, im ersten Drittel des zweiten Lebensabschnittes, wie solche Kinder in diesem Lebensabschnitte etwas durchmachen. Das alles spielt sich unbewußt ab. Wir sehen, wie das Kind, indem es den Zahnwechsel überschritten hat, den Übergang findet vom nachahmenden Wesen zu demjenigen Wesen, das auf die Autorität des Erziehers und Lehrers hin sich alles aneignet. (...) Wenn man aus jener «Philosophie der Freiheit» erkannt hat, was Freiheit bedeutet, dann kann man auch ermessen, daß es aus der Gesetzmäßigkeit des Menschen heraus ist, daß das Kind vom Zahnwechsel an bis zum Zeitpunkt der Geschlechtsreife ein Wesen ist, das vollkommen nachahmt dasjenige, was es beim Lehrer oder Erzieher sieht. Wir sehen, daß es nicht nur durch die Sprache sich nach ihm richten will, aus seiner inneren Gesetzmäßigkeit heraus, sondern daß es nach der ganzen menschlichen Lebensäußerung sich nach ihm richten will. Wenn das Kind sich in dieses notwendige, selbstverständliche Autoritätsgefühl hereingelebt hat, sieht man, wie es zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr ein Art Krisis durchmacht. Alles geschieht gefühls- und empfindungsgemäß, es gibt sich nicht Rechenschaft darüber; aber das Kind kommt an den Erzieher heran und will etwas Besonderes. Und wenn wir es in Worte kleiden wollen, so meint das Kind: Bis dahin war das Schöne schön, weil der Lehrer und Erzieher es für schon gehalten hat, bis dahin war das Wahre wahr, weil der Lehrer und Erzieher es für wahr gehalten hat. - Von diesem Zeitpunkte an aber empfindet es: Wer rechtfertigt diese Autorität vor der gesamten Welt, woher hat sie das Wahre und Schöne als wahr und schön? Das Kind macht eine Krisis durch, es weiß nichts von dem, was ich hier formuliert habe, empfindet nur so etwas. Und wir müssen als Lehrer und Erzieher diesen Moment beobachten, daß das rechte Wort, wenn nötig, fort und fort gesprochen werde vom Erzieher zum Kinde. Denn es handelt sich darum: Von demjenigen, was wir da tun in diesem Krisisaugenblicke, hängt das ganze spätere Leben ab, ob es lebensfreudig und sicher ist oder ob es fremd und innerlich wie gelähmt ist. [GA 084, S. 204–205, 19.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga084.pdf#page=204&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (6) Qualität des Unterrichts ##### Mensch als Synthese der Naturreiche. Künstlerische Anschauung des Menschen nach Form und Funktion von Kopf, Rumpf und Gliedern. Unterschied Hände und Füße. Didaktik des 2. Jahrsiebts. GA 294 28.08.1919 Sie werden wissen müssen, indem Sie das tun, daß im Menschen gewissermaßen eine Synthesis, eine Zusammenfassung aller drei Naturreiche vorliegt, daß die drei übrigen Naturreiche im Menschen auf einer höheren Stufe zusammengefaßt sind. Sie werden das dem Kinde nicht zu sagen brauchen, aber durch den Gang Ihres Unterrichts werden Sie in dem Kinde ein Gefühl dafür herbeiführen müssen, daß der Mensch eine solche Zusammenfassung aller übrigen Reiche der Natur ist. Sie werden es erreichen, wenn Sie der Besprechung des Menschen den nötigen Nachdruck geben, wenn Sie in der Art, wie Sie den Menschen behandeln, beim Kinde hervorrufen den Eindruck von der Wichtigkeit des Menschen innerhalb der ganzen Weltenordnung. Sie werden vielleicht bei dem Kinde, wenn es 9 Jahre alt geworden ist, anfangen, die menschliche Gestalt äußerlich zu beschreiben. Sie werden es aufmerksam machen auf die Hauptgliederung des Menschen in Kopf, Rumpf und Gliedmaßen, aber Sie werden dabei mehr auf die äußere Erscheinung, auf die äußere Form Rücksicht zu nehmen haben. Sie werden gut tun, wenn Sie schon beim Kinde durch die Zuhilfenahme des vorher gepflegten Zeichnens für das Hauptsächlichste in der Menschenform eine Vorstellung hervorrufen: daß der Kopf kugelförmig ist, daß er an der Unterseite etwas abgeplattet ist und mit dieser Stelle auf dem Rumpf aufsitzt, also eine auf dem Rumpf aufsitzende Kugel ist. Dies beim Kinde als Vorstellung hervorzurufen, ist gut. Das ruft zu gleicher Zeit Gefühls- und Willenselemente wach, denn das Kind beginnt den Kopf künstlerisch, von seiner Kugelform aus, anzusehen. Das ist wichtig. Dadurch ergreifen Sie den ganzen Menschen, nicht bloß seinen Intellekt. Dann aber versuchen Sie, im Kinde die Vorstellung hervorzurufen, daß der Rumpf gewissermaßen ein Fragment des Kopfes ist. Versuchen Sie, das durch eine Zeichnung beim Kinde hervorzurufen, indem Sie ihm sagen: Der Kopf ist kugelförmig. Nimmst du ein Stück aus der Kugel heraus, indem du dies (das schraffierte Stück der Zeichnung) abschneidest und das andere zurückbehältst, so daß gewissermaßen der Mond zurückbleibt von der Sonne, dann bekommst du die hauptsächlichste Form des Rumpfes. - Es würde gut sein, wenn Sie aus Wachs oder geknetetem Teig eine Kugel formten, das schraffiert Angedeutete abschnitten und wirklich sphärisch den Mond zurückbehielten in seiner Gestaltung, damit Sie in dem Kinde wirklich eine solche Vorstellung von einem Kugelfragment für den menschlichen Rumpf hervorrufen. Und für die Gliedmaßen rufen Sie dann die Vorstellung hervor, daß sie eben an dem Rumpfe dranhängen und eingesetzt sind. Da wird das Kind manches nicht verstehen können, allein rufen Sie dennoch stark die Vorstellung hervor, daß die Gliedmaßen eingesetzt sind in den menschlichen Organismus. Sie dürfen an dieser Stelle nicht weitergehen, denn die Gliedmaßen setzen sich nach innen fort in den morphologischen Anlagen des Menschen und hängen da mit den Verdauungs- und Geschlechtsorganen zusammen, die nur eine Fortsetzung der Gliedmaßen nach innen sind. Aber daß die Gliedmaßen in den Organismus eingesetzt sind, von außen, diese Vorstellung rufen Sie stark in den Kindern hervor. Damit bekommt das Kind zunächst eine Formvorstellung vom Menschen. Dann versuchen Sie, in dem Kinde auch eine erste, wenn auch noch elementare, primitive Vorstellung davon hervorzurufen, daß das Anschauen der Welt an die Kopfkugel gebunden ist. Man kann dem Kinde sagen: Du hast deine Augen, deine Ohren, deine Nase, deinen Mund im Kopfe. Mit den Augen siehst du, mit den Ohren hörst du, mit der Nase riechst du, mit dem Munde schmeckst du. Das meiste von dem, was du von der Außenwelt weißt, das weißt du durch deinen Kopf. - Wenn Sie diesen Gedanken weiter ausgestalten, dann bekommt das Kind eine Vorstellung eben von der besonderen Ausbildung und Aufgabe des Kopfes. Sodann versuchen Sie in ihm eine Vorstellung von dem Rumpfe hervorzurufen, indem Sie sagen: Was du mit der Zunge schmeckst, geht dann als Nahrung in deinen Rumpf hinein, was du mit den Ohren hörst, geht als Ton in deinen Rumpf hinein. - Es ist gut, bei den Kindern eine Vorstellung des Organsystems des ganzen Menschen hervorzurufen, wenn Sie also dem Kinde auch noch andeuten, daß es in der Brust die Atmungsorgane hat, durch die es atmet, daß es im Unterleibe den Magen hat, durch den es verdaut. Es ist gut, wenn man das dem Kind andeutet. Und es ist dann weiterhin gut, wenn man das Kind sich darauf besinnen läßt, wie die Gliedmaßen des Menschen auf der einen Seite als Füße zum Gehen dienen, auf der andern Seite als Hände zum freien Bewegen und Arbeiten. Und es ist gut, wenn man dabei schon im Kinde das Verständnis für den Unterschied erweckt zwischen dem Dienst, den die Füße dem Körper des Menschen leisten, indem sie ihn tragen und es ihm möglich machen, daß er an verschiedenen Punkten, wo er zu leben hat, arbeiten kann - und den Dienst, den im Gegensatz dazu die Arme und Hände leisten, mit denen der Mensch nicht seinen eigenen Körper tragen muß, sondern mit denen er frei arbeiten kann. Während die Füße auf dem Boden aufstehen, können die Hände zum Arbeiten in die Luft hinausgestreckt werden. Kurz, auf den wesentlichen Unterschied der menschlichen Beine und Füße und der menschlichen Arme und Hände soll das Kind frühzeitig hingewiesen werden. Der Unterschied zwischen dem Dienst, den die Füße und Beine leisten, indem sie den menschlichen Leib tragen, und dem Dienst, den die Hände und Arme leisten, indem sie nicht für den menschlichen Leib, sondern für die Welt arbeiten, dieser Unterschied zwischen dem egoistischen Dienst der Füße und dem selbstlosen Dienst der Hände im Arbeiten für die menschliche Außenwelt, sollte dem Kinde gefühlsmäßig früh beigebracht werden. So sollten wir, indem wir aus der Form den Begriff herausarbeiten, dem Kinde so viel als möglich naturgeschichtlich vom Menschen beibringen. [GA 294, S. 97–100, 28.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga294.pdf#page=97&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 9.-11. Jahr: zwischen Instinktivem und Urteilskraft. Seelische Beziehung zum Pflanzensystem. GA 294 05.09.1919 Da ist ein schönes Gleichgewicht in der mittleren Volksschulzeit vom 9. bis zum 11. Jahr zwischen dem Instinktiven und der Urteilskraft. Wir können überall voraussetzen, daß das Kind uns Verständnis entgegenbringt, wenn wir auf ein gewisses instinktives Verstehen rechnen, wenn wir nicht - besonders in der Naturgeschichte und in der Botanik nicht - zu anschaulich werden. Wir müssen das äußerliche Analogisieren gerade mit Bezug auf die Pflanzenwelt vermeiden, denn das widerstrebt eigentlich dem natürlichen Gefühl. Das natürliche Gefühl ist schon so veranlagt, daß es seelische Eigenschaften in den Pflanzen sucht; nicht die äußere Leibesgestalt des Menschen in dem oder jenem Baum, sondern seelische Beziehungen, wie wir sie eben versuchten für das Pflanzensystem festzustellen. [GA 294, S. 190, 05.09.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga294.pdf#page=190&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 9. Lebensjahr: das Ich-Bewusstsein wird durch  grammatikalische Übungen aus dem unbewussten ins Bewusste geholt. GA 301 28.04.1920 Ja, man kann diese Voraussetzung machen, daß eigentlich die ganze Grammatik schon im menschlichen Organismus drinnen steckt. Macht man ernst mit dieser Voraussetzung, dann kommt man dazu, sich zu sagen: Indem du zur rechten Zeit in lebendiger Art herausholst die bewußte Grammatik aus dem unbewußten Üben der Grammatik, arbeitest du einfach an der Herstellung des Ich-Bewußtseins des Kindes. Und mit dieser Erkenntnis im Leibe, möchte ich sagen, muß man gegen das 9. Jahr hin, wo das Ich-Bewußtsein normalerweise richtig erwacht, alles hinorientieren, ins Bewußte heraufheben dasjenige, was unbewußt unten steckt im kindlichen Organismus. Dann erreicht das Kind diesen Rubikon der Entwickelung mit dem 9. Jahre in einer normalen, in einer günstigen Weise, dann hebt man in der richtigen Weise herauf das Unbewußte zum Bewußten. Dann arbeitet man mit den Kräften im Kinde, die sich entwickeln wollen, nicht mit Kräften, die man von außen in das Kind erst hineinbringt. [GA 301, S. 101–102, 28.04.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=101&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Erziehung aus Menschenkenntnis: Bis zum 9. LJ soll Unterrichtsstoff so sein, dass das Kind nicht gezwungen ist über sich nachzudenken. Dann erst darf dieses Nachdenken über Begriffe in Pflanzen- und Tierwelt geschehen. GA 298 13.01.1921 Da ist zum Beispiel ein ganz wichtiger Zeitpunkt im Leben des Kindes, bald liegt er ein bißchen früher, bald liegt er ein bißchen später, aber immer ungefähr zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr. In diesem Lebenspunkt, da kommt viel, viel darauf an, daß ein richtiges Achtungsgefühl, ein richtiges Verehrungsgefühl zu dem Lehrer vorhanden ist. Das soll sonst natürlich auch vorhanden sein, aber in diesem Lebenspunkte entscheidet sich für das Kind etwas ganz wesentliches. Es ist das wirklich von einer außerordentlich großen Bedeutung. Deshalb ist ja pädagogische Kunst etwas sehr schwer zu Erringendes, sie beruht auf einer gründlichen Menschenkenntnis. Vieles, was beim Menschen auftritt in viel späteren Lebensaltern, wodurch der Mensch oft ganz unglücklich wird, wodurch er sich nicht hineinfinden kann ins Leben, untüchtig zur Arbeit wird, ja sogar auch Neigungen zu physischen Krankheiten entwickeln kann - man glaubt das heute nicht, es ist aber so -, das rührt alles davon her, daß das Kind nicht richtig zwischen dem neunten und zehnten Jahr behandelt worden ist. Bis zu diesem neunten bis zehnten Jahr muß man versuchen, das Kind möglichst mit solchem Unterrichtsstoff zu beschäftigen, der es nicht dazu zwingt, viel über sich nachzudenken, sondern über die Dinge, die draußen im Leben sind. Und zwischen dem neunten und zehnten Jahr muß man anfangen, ihm Begriffe, Vorstellungen beizubringen von Pflanzen und Tieren so, daß es von einem solchen Nachdenken über die Welt den Übergang findet zu einem Nachdenken über sich selber. Daraufhin muß aller Unterricht gestaltet werden, daß man richtig in den betreffenden Zeitpunkten, in denen gewissermaßen die innere Natur des Kindes es fordert, mit einer Sache einsetzt. Indem man einsetzt im richtigen Moment mit dem, was gerade in den Fähigkeiten, den Anlagen des Kindes liegt, bringt man dieses dazu, daß dasjenige, was da eingesetzt hat, dem Kinde für das ganze Leben hindurch ein Erfrischungsquell ist. [GA 298, S. 76–77, 13.01.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga298.pdf#page=76&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gegeneinanderschießen von zwei Kräften (Vererbtes und eigene Gestaltung), das Kind braucht den Lehrer als Berater. Beide Seiten zusammenbringen. GA 304 26.09.1921 Das wird ganz besonders eine wichtige, eine spannende Aufgabe zwischen dem neunten und zehnten Jahr, wo das Kind dann infolge dieses Gegeneinanderschießens der zwei Kräfte in einem Zustand ist, so daß es tatsächlich nach allen möglichen Richtungen hintendiert, und daß es von dem Erzieher und Lehrer abhängt, ob er vielleicht im richtigen Augenblicke zwischen dem neunten und zehnten Jahr dem Kinde ein richtiger Berater ist, das richtige Wort zu ihm spricht, oder sich auch dessen enthält und so weiter. Es kommt ungeheuer viel darauf an für das ganze Leben, ob der Lehrer sich in richtiger Weise zu dem Kinde zwischen dem neunten und zehnten Jahr zu verhalten weiß. Aber, sehen Sie, nur wenn man in der richtigen Weise dieses Ineinanderwirken des Geistig-Seelischen und des Physisch-Leiblichen versteht, versteht man eigentlich erst dasjenige, was das Kind ist und was man in dem Kinde heranzubehandeln hat. Es ist gar nicht möglich, überhaupt über Pädagogik und Didaktik zu sprechen ohne diese auf- und absteigenden Prozesse, die nur einseitig sind, wenn wir sie geistig-seelisch oder leiblich-physisch nennen, weil sie immer ein Ineinanderfluten der beiden sind; die Realität ist das Ineinanderfluten. Es kann das Kind nur verstanden werden, wenn man dasjenige, was man als die beiden Seiten erkennt, so wie es zusammengewirkt hat, im Behandeln des Kindes auch als eine Einheit zu gestalten weiß. [GA 304, S. 79–80, 26.09.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=79&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der Erziehende muss besonders achtgeben auf das Kind während des Rubikon, da sich die Zeit auf das spätere Leben beglückend oder ertötend auswirkt. GA 304 23.11.1921 Aber ein Moment wird da nun ganz besonders wichtig. Er liegt etwa zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre. Ungefähr in der Mitte dieser Lebensepoche liegt er. Das ist derjenige Moment, auf den der Erziehende, der Lehrende ganz besonders achtgeben muß. Derjenige, der wirkliche Menschenbeobachtung hat, den zeitlichen, ätherischen Organismus beobachten kann, wie ich es auseinandergesetzt habe, durch das ganze menschliche Leben hindurch, der weiß, wie im höchsten Alter dann, wenn der Mensch ein wenig veranlagt ist, sinnend zu werden, Rückblicke zu halten auf sein früheres Lebensalter, wie da ganz besonders auftreten unter den Bildern aus dem früheren Leben die Bilder von Lehrern, von Erziehern, von sonstigen Menschen aus der Umgebung, die Einfluß gehabt haben zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre. Solche Intimitäten des Lebens werden von der heutigen, für die Äußerlichkeiten so exakten Naturforschung leider unberücksichtigt gelassen, daß in das Unbewußte hinunter sich senkt dasjenige, was für das eine Kind später, für das andere früher, aber ungefähr zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre vorgeht; daß das bis zur Bildhaftigkeit gerade in späteren Lebensaltern vor der menschlichen Seele steht, beglückend oder schmerzvoll, belebend oder ertötend, das ist eine Beobachtung, eine wirkliche Beobachtung, keine Phantasie, keine Theorie. Und es ist für den Erzieher von ungeheurer Wichtigkeit. Es wird sich in diesem Lebensalter unmittelbar ergeben, daß das Kind den Erzieher in einer gewissen Beziehung so braucht, daß ein bestimmtes Verhältnis zum Ausdrucke kommt zwischen dem Kinde und dem Erzieher. [GA 304, S. 153–154, 23.11.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=153&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Moralität im Gefühl wird ab dem 9. Lebensjahr durch Anregung der Phantasie, der Ästhetik, durch das Hervorrufen von Sympathie und Antipathie in Bildern gefördert. GA 218 19.11.1922 Wenn das Kind angelangt ist bei diesem Zeitpunkt zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre, dann dürfen wir beginnen, ihm vorzuführen Bilder, die seine Phantasie vor allen Dingen anregen, Bilder von guten Menschen, Bilder von solchen Menschen, die in ihm ein Gefühl, eine Sympathie mit dem, was diese Menschen tun, hervorrufen. Merken Sie wohl, ich sage nicht, man soll dem Kinde sittliche Gebote vordozieren; ich sage nicht, man soll mit dem moralischen Urteil an den Intellekt herangehen. - Man soll an das Ästhetische, an die Phantasie herangehen. Man soll ein Gefallen oder Mißfallen auch an dem Guten oder dem Schlimmen, an dem Rechten oder Unrechten wecken, an dem Erhabenen, an der sittlichen Tat, oder auch an dem in der Welt herbeigeführten Ausgleich für unrichtige Handlungen. Hat man vorher sich selber hinzustellen gehabt vor das Kind, um ein sittlicher Regulator zu sein, so hat man jetzt Bilder hinzuzufügen, Bilder, die nun nicht mehr auf etwas anderes wirken als auf die in dem Sinnenwesen sich auslebende Phantasie. So soll das Kind zunächst bis zur Geschlechtsreife hin aufnehmen die Moralität als Gefühl. Es soll fest werden in dem Gefühlsurteil: Das ist etwas, womit ich Sympathie habe, das Gute; das ist etwas, wogegen ich Antipathie habe, das Böse. - Sympathien und Antipathien, Gefühlsurteile, sollen die Grundlage des Moralischen ausmachen. [GA 218, S. 235–236, 19.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=235&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Phantasie als Fundament der ganzen Erziehung. GA 311 13.08.1924 Aber gerade indem man auf diese Dinge kommt, das Schaffen des Unterrichtsstoffes aus der Phantasie heraus, sieht man, daß Freiheit in der Schule walten muß. Die waltet auch. Und jeder Lehrer hat bei uns das Gefühl, nicht nur daß er auf dasjenige kommt, was er selber wirklich ausdenkt und in seiner Phantasie findet, sondern ich gewinne immer mehr die Überzeugung - ob ich in den Konferenzen mit meinen Waldorf-Lehrern sitze, ob ich in die Klasse komme -, daß eigentlich jeder vergißt, wenn er in der Klasse ist, daß der Lehrplan einmal fixiert und aufgestellt worden ist. Er hält ihn eigentlich in dem Momente, wo er unterrichtet, für sein eigenes Werk. Dieses Gefühl habe ich, wenn ich hineinkomme. Das sind die Dinge, die sich ergeben, wenn wirkliche Menschenerkenntnis zugrunde gelegt wird. Ich muß es Ihnen sagen, trotzdem Sie glauben könnten, es würde aus Eitelkeit gesagt; aber es wird nicht aus Eitelkeit gesagt, sondern damit Sie es wissen und es ebenso machen können und sehen, wie dasjenige, was aus echter Menschenerkenntnis kommt, auch wirklich in das Kind hineingeht. Auf die Phantasie hin ist der ganze Unterricht, die ganze Erziehung zu bauen. Man muß sich klar darüber sein, daß das Kind vor dem 9. oder 10. Lebensjahr sich nicht als ein Ich von seiner Umgebung zu unterscheiden weiß. Aus einem gewissen Instinkt heraus spricht ja das Kind längst von sich in der Ich-Form. Aber in Wahrheit fühlt sich das Kind eigentlich in der ganzen Welt drinnen. Es fühlt die ganze Welt mit sich verwandt. In dieser Beziehung herrschen ja heute recht abenteuerliche Begriffe. Man spricht von primitiven Völkern so, daß man sagt, sie haben Animismus als ihre Weltempfindung, sie behandeln leblose Gegenstände wie beseelt. Und man glaubt, das Kind zu verstehen, wenn man sagt, es verhält sich auf seinem Gebiete auch so, wie ein Wilder, wie ein primitiver Mensch. Wenn es sich stößt an einem eckigen Gegenstand, so schlägt es ihn, weil es ihn beseelt. [GA 311, S. 37–38, 13.08.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga311.pdf#page=37&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (7) Unterrichtsfächer ##### Rubikon: Grammatik und Ich-Entwicklung aus der Sprache. GA 280 Nicht wahr, man beginnt mit dem grammatischen Unterricht überhaupt nicht vor dem 9., 10. Jahr. Man entwickelt den Sprachunterricht auf den früheren Stufen rein aus dem Sprechen und dem Fühlen des Sprechens heraus, so dass das Kind lernt, aus dem Gefühl heraus zu sprechen. Auf dieser Stufe, die ja natürlich nicht eine ganz eindeutige ist, zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr - es ist nicht ein einzelner Punkt, sehr variabel -, auf dieser Stufe beginnt man mit der Grammatik. Und das Behandeln der Sprache in bezug auf Grammatik steht in Beziehung zur Ich-Entwicklung. Die grammatikmässige Beschäftigung mit der Sprache hat Beziehung zur Ich-Entwicklung. Nicht als ob man irgendwie fragen sollte, wie entwickelt man das Ich aus der Grammatik, sondern das tut die Grammatik schon selber. Es ist nicht notwendig, da besondere Lehrproben zu geben. Man beginnt eben das Grammatische nicht früher, sondern versucht Grammatik aus der Substanz der Sprache heraus zu entwickeln. [GA 280, S. 178-179](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga280.pdf#page=178&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Erwachendes Selbstbewusstsein als Grundlage für den Unterricht: 1. Grammatik (Wortlehre), 2. Naturgeschichte (Tierreich), 3. Geometrie, 4. Grammatik Fremdsprache, 5. Physikalische Begriffe. GA 294 01.09.1919 Erst auf der zweiten Stufe, vom 9. Jahre bis etwa zum 12. Jahr beginnen wir das Selbstbewußtsein mehr auszubilden. Und das tun wir in der Grammatik. Da ist der Mensch dann schon in der Lage, durch die Veränderung, die er durchgemacht hat und die ich Ihnen charakterisiert habe, das in sein Selbstbewußtsein hinein aufzunehmen, was ihm aus der Grammatik werden kann; namentlich die Wortlehre behandeln wir da. Dann aber beginnen wir da mit der Naturgeschichte des Tierreiches, so wie ich Ihnen das bei Tintenfisch, Maus und Mensch gezeigt habe. Und wir lassen dann erst später das Pflanzenreich folgen. ... Und jetzt können wir in diesem Lebensalter des Menschen auch zur Geometrie übergehen, während wir vorher dasjenige, was dann Geometrie wird, ganz im Zeichnerischen drinnen gehalten haben. Am Zeichnerischen können wir ja dem Menschen Dreieck, Quadrat, Kreis und Linie entwickeln. Die eigentlichen Formen entwickeln wir also am Zeichnerischen, indem wir zeichnen und dann sagen: Das ist ein Dreieck, das ist ein Quadrat. Aber was als Geometrie hinzutritt, wo wir die Beziehungen zwischen den Formen suchen, das beginnen wir erst so um das 9. Jahr herum. Dabei wird natürlich das Fremdsprachliche fortgesetzt und läuft auch ein in die grammatikalische Behandlung. Zuletzt bringen wir an das Kind physikalische Begriffe heran. Dann kommen wir zur dritten Stufe, welche bis zum Ende der Volksschule geht, also bis ins 14., 15. Jahr. [GA 294, S. 138–139, 01.09.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga294.pdf#page=138&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Förderung von inneren Kräften und Bewusstwerdung im 9. LJ durch Grammatik und Sprachunterricht. GA 301 04.05.1920 Man berücksichtigt das außerhalb des Kreises einer eigentlichen Geisteswissenschaft wenig, was man doch aber als ein gesichertes Ergebnis einer wirklichen Menschenbeobachtung betrachten muß: daß der Mensch aus seinem Inneren heraus Logik entwickelt, dass er die Sprache wirklich logisch gestaltet, daß wir nicht nötig haben, Grammatik ihm anders beizubringen als dadurch, dass wir dasjenige, was im Sprachaufbau schon fertig gebildet ist, zum Bewußtsein bringen. Mit dem Grammatiklernen und -lehren haben wir im wesentlichen die Tendenz zu verfolgen, das Aufwachen des Kindes zu fördern, das Bewußtwerden zu fördern - also innere Kräfte, die sich entwickeln können gerade um das 9. Lebensjahr herum - in dem Sinne, wie ich das charakterisiert habe. Wir müssen das Element des Sprachunterrichts dazu benützen, um fortwährend das Kind weiter aufzuwecken. Das werden wir besser können, wenn wir jede Möglichkeit, die sich uns ergibt, aus dem Dialekt heraus zu wirken, benützen. [GA 301, S. 139, 04.05.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=139&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Verfehlter Rechenunterricht um das 9. LJ ergibt eine Neigung zum Materialismus, ausgelöst durch zu frühes Urteilen. Assoziazionsleben darf nicht die Oberhand über das Willensleben haben. GA 301 04.05.1920 Denn von all den Dingen, welche dem Menschen so furchtbar schaden, ist dasjenige, was aus dem Rechenunterricht kommt, bei vielen Menschen das Allerschädlichste. Die Art, nach der wir rechnen lernen, ist in der Regel gegen die menschliche Natur. Denn alles dasjenige, was heute bei vielen Menschen als eine Neigung zum Materialismus auftritt, das ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Ergebnis eines verfehlten Rechenunterrichts so gerade um das 9. Lebensjahr herum. Und wiederum, was bei sehr vielen Menschen heute geradezu destruktiv auftritt für ihre ganze spätere seelische Entwickelung, das ist das, dass sie zu früh zum Urteilen kommen, dass wir an sie den Unterrichtsstoff so heranbringen, dass sie noch nicht reif sind für diesen Unterrichtsstoff. Sie nehmen eine Menge gebildeter Urteile auf, die dann in ihnen fortwirken. Da spricht man ja wohl auch davon, dass im Menschen ein Begriff, eine Vorstellung mit den anderen sich assoziiert. Es gibt kein unglücklicheres Sprechen als dieses über das Assoziieren der Vorstellungen. Denn wenn sich die Vorstellungen bei uns assoziieren, wenn eine sich mit der anderen zusammenballt und wir nachlaufen müssen, dann sind wir schon von unserem Vorstellungsleben besessen, dann haben wir es gar nicht mehr in unserer Gewalt. Es handelt sich eben darum, dass wir den Menschen durch Erziehung und durch Unterricht davor schützen, dass das Assoziationsleben über das Willensleben die Oberhand gewinne. [GA 301, S. 151, 04.05.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=151&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Willenserziehung im Rubikon durch künstlerisch gestalteten Unterricht. GA 297 21.05.1920 Mit etwa dem 9. Jahr löst sich das Ich des Kindes von seiner Umgebung los. Man wirkt im Sinne der Entwicklungskräfte des Kindes, wenn man mehr auf den Willen und das Wesen, als auf die Intellektualität künstlerisch einwirkt. Ein Mittel hierzu ist die Eurythmie, das beseelte Turnen, durch das Willensaktivität, Initiative des Willens geschaffen wird. Willenserziehung ist das höchste Ziel. Man muss alles bildlich an das Kind heranbringen. Der Erzieher muss von einem lebendigen Geistesleben durchdrungen sein, wenn er das Kind durchdringen will. Humor muss mit Ernst im Unterricht abwechseln. Das gibt Rhythmus. Den Humor bringen wir aber nur auf, wenn wir von den Dingen innerlich ergriffen sind. [GA 297, S. 283–284, 21.05.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=283&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Übergang vom gefühlsmäßigen Verständnis der Sprache zu Grammatik und Regeln im Sprachunterricht im 9 LJ. GA 303 03.01.1922 Nun, das Kind hat vor dem neunten Jahre zu der Sprache ein ganz und gar nur gefühlsmäßiges Verhältnis. Aber sein Selbstbewußtsein könnte sich nicht entwickeln, wenn wir nicht etwas das gedankliche Element hineinbrächten. Deshalb ist es so notwendig, das gedankliche Element auf dem Umwege durch vernünftig beigebrachte grammatische Regeln, vor allem an der Muttersprache, dann aber vielleicht auch an der fremden Sprache, wobei die Regeln dem Sprachelernen nachfolgen, an das Kind heranzubringen. Dabei sollte das Folgende berücksichtigt werden: das Kind soll zwischen dem neunten, zehnten Lebensjahre das Gefühl bekommen, etwas in das Verständnis der Sprache auf diese Weise einzudringen, wie ich das eben ausgedrückt habe. So könnte man dem Kinde ein richtiges grammatisches Gefühl gegenüber der Sprache beibringen. [GA 303, S. 226, 03.01.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=226&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Bedürfnis nach der großen und kleinen Terz im Musikunterricht während des 9. LJ. GA 283 07.03.1923 Das ist es, worauf es ankommt, während man dem Kinde eine große Wohltat erweist, wenn man mit Dur- und Mollstimmungen, überhaupt mit dem Verständnis des Terzenzusammenhanges so in jenem Zeitpunkte herankommt, den ich auch sonst bezeichnet habe als nach dem neunten Lebensjahre liegend, wo das Kind wichtige Fragen an uns stellt. Eine der wichtigen Fragen ist das Drängen nach dem Zusammenleben mit der großen und der kleinen Terz. Das ist etwas, was um das neunte und zehnte Lebensjahr auftritt, und was man ganz besonders fördern soll. [GA 283, S. 131, 07.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga283.pdf#page=131&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im 9./10. Jahr: besonderes Bedürfnis nach Musikalischem und Rhythmus. Musik wird zur inneren Plastik des Leibes. GA 306 17.04.1923 Alle Kräfte des Kindes, indem es durch den Zahnwechsel durchgegangen ist, streben nach einer innerlich plastischen Bildhaftigkeit. Und wir unterstützen diese Bildhaftigkeit, wenn wir selbst mit alle dem, was wir dem Kinde überliefern, bildhaft an das Kind herantreten. Dann, zwischen dem 9. und 10. Jahr, tritt etwas Merkwürdiges auf. Da will das Kind viel mehr als früher musikalisch gepackt werden, in Rhythmen gepackt werden. Wenn wir das Kind beobachten in bezug auf das musikalische Aufnehmen bis zu diesem Lebenspunkte zwischen dem 9. und 10. Jahr - beobachten, wie auch das Musikalische in dem Kinde eigentlich plastisch lebt, wie es selbstverständlich zur inneren Plastik des Leibes wird, wie auch das Musikalische beim Kinde außerordentlich leicht in das Tanzartige, in die Bewegung übergeht: da müssen wir erkennen, wie das eigentliche innere Erfassen des Musikalischen gerade erst zwischen dem 9. und 10. Jahr auftritt. Das wird ganz deutlich bemerkbar sein. Natürlich sind die Dinge nicht so streng voneinander unterschieden, und wer diese Dinge durchschaut, wird das Musikalische vor dem 9. Jahre pflegen, aber in richtiger Weise - mehr nach der Seite hin tendierend, wie ich es eben charakterisiert habe; sonst würde das Kind zwischen dem 9. und 10. Jahr einen Schock bekommen, wenn das musikalische Element plötzlich an es herantreten und es nun innerlich ergreifen würde, während es ganz ungewohnt war, überhaupt in dieser starken Weise innerlich ergriffen zu werden. [GA 306, S. 63–64, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=63&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (8) Unterricht: Bezug zur Umwelt ##### Rubikon: im Naturkundeunterricht den Mensch in die Natur stellen. GA 297 21.08.1919 Der naturwissenschaftliche Unterricht in bezug auf die Tierwelt kann in unbewußter Weise in die Menschennatur ein richtiges Gefühl des Menschen von sich selbst und von der sozialen Ordnung hineininfiltrieren. Das wird Ihnen zeigen, daß die pädagogischen Fragen allerdings viel tiefere Untergründe haben, als man heute gewöhnlich glaubt, daß sie zusammenhängen mit großen, umfassenden Kulturfragen. Das wirft doch ein Licht auf den naturwissenschaftlichen Unterricht, wie er sich zu gestalten hat nach dem neunten Jahr. Alles läßt sich in Beziehung auf den Menschen behandeln, aber so, daß jetzt neben dem Menschen überall die Natur auftritt und der Mensch wie eine große Zusammenfassung der Natur erscheint. Das würde dem Kinde viel geben, wenn man bis gegen das zwölfte Jahr hin diese Gesichtspunkte festhalten würde. [GA 297, S. 52, 21.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=52&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Es beginnt ab dem 9. LJ die Möglichkeit, das Ich-Gefühl durch Naturbetrachtungen zu entwickeln. GA 297 24.09.1919 Notwendig haben wir zum Beispiel, zu berücksichtigen - und auf solche Dinge wurde im seminaristischen Kursus für die Waldorfschul-Lehrerschaft besonders gesehen -, daß um das neunte Lebensjahr herum der Mensch wiederum etwas Wichtiges abschließt und etwas Neues beginnt. Bis zum neunten Lebensjahr ist der Mensch noch ganz verwachsen mit seiner Umgebung. Das Prinzip der Nachahmung ragt noch in das Prinzip der Autorität hinein. Erst im neunten Jahr beginnt die Möglichkeit, das Ichgefühl so zu entwickeln, daß zum Beispiel naturgeschichtliche Tatsachen, Naturbeschreibungen der Pflanzen und Tierwelt an das Kind herantreten können. [GA 297, S. 108, 24.09.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=108&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 9. Lebensjahr: durch Naturbeschreibungen wird dem Kind verständlich, wie sich alle Teile der Natur im Menschenwesen vereinen. GA 024 01.10.1919 Wenn man mit Naturbeschreibungen aus der Tier- und Pflanzenwelt nach dem vollendeten neunten Lebensjahre beginnt und dieselben so hält, daß aus den Formen und Lebensvorgängen der außermenschlichen Welt die menschliche Form und die Lebenserscheinungen des Menschen verständlich werden, so kann man diejenigen Kräfte im Zögling wecken, die in diesem Lebensabschnitt nach ihrem Entbundenwerden aus den Tiefen des Menschenwesens streben. Dem Charakter, den das Ich-Gefühl in dieser Lebensepoche annimmt, entspricht es, das Tier- und Pflanzenreich so anzusehen, daß, was in ihnen an Eigenschaften und Verrichtungen auf viele Wesensarten verteilt ist, in dem Menschenwesen als dem Gipfel der Lebewelt wie in einer harmonischen Einheit sich offenbart. [GA 024, S. 92, 01.10.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga024.pdf#page=92&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Um das 9. bis 11. Lebensjahr beginnt sich das Kind als selbstständiges Wesen zu fühlen. Der Umgang, den es mit der Autorität erfährt, ist prägend für den Antrieb im weiteren Leben. GA 304 27.02.1921 Ungefähr um das neunte Jahr herum - es kann bis zum zehnten, ja bis zum elften Jahr dauern - ist für das Kind ein außerordentlich wichtiger Abschnitt seiner Entwickelung. Wenn wir das Kind in der Schule haben, machen wir mit ihm, es lenkend und leitend als Lehrer und Erzieher, diesen Zeitpunkt mit. In den ersten Kindesjahren lernt das Kind die Sprache; es lernt allmählich zu sich «ich» sagen. Aber diese Unterscheidung des eigenen Ich von der Umgebung ist noch etwas Unbestimmtes bis zum neunten Jahr hin. Wer wirklich das Leben beobachten kann, der weiß, daß das Kind da einen Rubikon überschreitet, daß es da zwischen dem neunten und ungefähr elften Lebensjahr sich eigentlich erst unterscheiden lernt von seiner Umgebung. Wie man an dem Zeitpunkt des Lebens, der für das eine Kind früher, für das andere später, aber doch innerhalb des charakterisierten Zeitabschnittes durchgemacht wird, sich zu dem Kinde verhält, davon hängt ungeheuer viel für das ganze folgende Leben des Kindes ab. Hat man ein Gefühl, eine Empfindung: da vollzieht das Kind seine eigentliche Unterscheidung von der äußeren Natur; es fühlt sich nicht mehr wie der Finger sich am Organismus fühlen würde, wenn er bewußt wäre, es fühlt sich jetzt als selbständiges Wesen - kann man sich da in der richtigen Weise einstellen, dann erzeugt man in dem Kinde einen Quell fortdauernder Lebensfreude und Lebensfrische. Dagegen kultiviert man Lebensöde und Lebensverdrossenheit, wenn man an diesem Zeitpunkte sich dem Kinde gegenüber nicht richtig einstellt. Es ist zu berücksichtigen, daß bis zu diesem Zeitpunkte hin das Kind vom Bilde ausgeht, von dem, womit seine eigene Natur verwandt ist. Diese Natur unterscheidet sich noch nicht von der Umgebung, sie geht noch auf in der Umgebung. Man muß berücksichtigen, daß man von dem ausgehen muß, was bildhaft ergriffen wird als Zusammenhang des Menschen mit der Umgebung. [GA 304, S. 47, 27.02.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=47&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Ich im Verhältnis zur Außenwelt. Stoffe kommen von außen, werden aber im Inneren durch das Ich verändert. GA 313 14.04.1921 Es liegt eine viel größere Bedeutung eigentlich zugrunde diesem anderen Prozeß, der sich nun abspielt in der Zeit zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife, dem Prozeß, der unmittelbar in der Mitte drinnen liegt und der darinnen besteht, daß das eigentliche Ich, das ja in dem Sinne erst geboren wird, wie ich das sonst ausführe, ich möchte sagen im Exoterischen, im vollständig Exoterischen erst um das zwanzigste Jahr herum, daß dieses Ich nun auch nach innen hinein geboren wird, geradeso wie der Astralleib im Sprechen. Das ist so zwischen dem neunten und zehnten Jahr in seiner Kulmination. Dasjenige, was im Menschen eigentlich veranlagt ist in bezug auf sein Ich, das wird fast gar nicht berücksichtigt. Das Ich als dem menschlichen Organismus innewohnend, das tut etwas ganz Besonderes. Alles andere im Menschen, das Physische im Menschen - das erst recht, wir werden auch darauf noch zurückkommen -, das Ätherische und auch das Astralische im Menschen, das also eigentlich nach außen nur durch den Sauerstoff mit dem direkt Äußeren des Menschen in Verbindung steht, sind Teile der menschlichen Wesenheit, die eigentlich sehr stark an das menschliche Innere gebunden sind. Von dem menschlichen Organismus wird im Schlafe fast nur der astralische Leib von dem Ich mitgenommen. Er hat eine sehr starke Affinität zum physischen und namentlich zum ätherischen Leib. Aber beim Ich ist es nicht so. Und hier in der Beziehung des Ich, namentlich in seinem Verhältnis zur Außenwelt, zeigt sich so recht der tiefgehende Unterschied des Menschen vom Tiere. In der Nahrungsaufnahme führen wir uns Stoffe zu, die in der Außenwelt eben auch Stoffe sind. Die müssen im Innern des Menschen verändert werden. Wer bewirkt diese Veränderung, diese gründliche Veränderung der äußeren Substanzen innerhalb des Menschen? Wer bewirkt diese? Die bewirkt in Wahrheit das Ich. Das Ich allein ist mächtig, ich möchte sagen, seine Fühlhörner bis hinunter zu erstrecken in die Kräfte der äußeren Substanzen. Ich möchte sagen, wenn Sie eine äußere Substanz haben - schematisch gezeichnet -, so hat diese gewisse Kräfte, die dekombiniert werden müssen, wenn sie im menschlichen Organismus umkombiniert werden sollen. Ätherleib, astralischer Leib, die gehen gewissermaßen um die Substanzen so herum, die haben keine Kraft, in das Innere der Substanzen hineinzudringen, die gehen bloß um die Substanzen herum. Das Ich ist es allein, das nun wirklich etwas zu tun hat mit dem Hinunterdringen, mit dem Hineingehen in die Substanzen selber. Wenn Sie also eine Nahrungssubstanz dem menschlichen Organismus übergeben, so ist zunächst diese Nahrungssubstanz im Menschen drinnen. Das Ich aber übergreift den ganzen menschlichen Organismus und geht direkt in die Nahrungssubstanz hinein. Es entsteht eine Wechselwirkung zwischen den inneren Kräften der Nahrungssubstanz und dem Ich des Menschen. Da übergreifen einander Außenwelt in bezug auf Chemie und Physik und Innenwelt des Menschen in bezug auf Antichemie und Antiphysik. Das ist das Wesentliche. [GA 313, S. 69–71, 14.04.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga313.pdf#page=69&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Kind soll beim Eintritt der Geschlechtsreife bereits die Welt zu lieben gelernt haben. Die Pflicht soll mit der Liebe zusammenwachsen. GA 302 19.06.1921 Das Kind wird uns nun in die Schule gebracht. Und indem es uns in die Schule gebracht wird, müssen wir das wenden. Es will ja eine andere Richtung nehmen. Wir müssen es zur künstlerischen Betätigung hinwenden. Und wenn wir uns eine Zeitlang so mit dem Kinde beschäftigt haben, dann macht es den Weg zurück, und es kommt wiederum durch den Punkt im Leben, wo es zu sich «Ich» sagen gelernt hat und dann setzt es die Sache fort und kommt später dadurch, daß es geschlechtsreif geworden ist, noch einmal durch diesen Punkt. Und wir bereiten diesen Moment vor, wenn wir es in einem Zeitpunkt zwischen dem 9. und 10. Jahre zum Erstaunen, Bewundern der Welt bringen. Wenn wir seinen Schönheitssinn bewußter machen, dann bereiten wir es so vor, daß es, wenn die Geschlechtsreife eintritt, die Welt in der richtigen Weise lieben lernt, daß es die Liebe in der richtigen Weise entwickelt. Es ist ja nicht nur Liebe von einem zum anderen Geschlecht; das ist nur ein Spezialfall. Die Liebe ist dasjenige, was sich über alles erstreckt, die der innerste Antrieb zum Handeln ist: wir sollen das tun, was wir lieben. Es soll die Pflicht zusammenwachsen mit der Liebe; wir sollen das gern haben, was wir tun sollen. Und das entwickelt sich nur in der rechten Art, wenn wir das Kind so richtig begleiten. So müssen wir die ganze Volksschulzeit hindurch achtgeben, daß wir in der richtigen Weise das Schönheitsgefühl ausbilden. Denn den Wahrheitssinn bringt uns das Kind in einer gewissen Weise mit; den Schönheitssinn müssen wir in der Weise erziehen, wie ich es beschrieben habe. [GA 302, S. 135, 19.06.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga302.pdf#page=135&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Kind muss um das 9. Lebensjahr zum Erstaunen kommen. Und dieses Erstaunen muss geweckt werden. Ein Spiegel kann den Charakter beeinflussen und tötet das Innerliche ab. GA 302 19.06.1921 Nun, wenn wir in dieser Weise richtig das Kind ins Leben hineinleiten, daß wir es in seiner Einheit lassen, daß wir es nicht in zwei Teile zerschneiden, dann erleben wir so um das 9. Jahr herum den außerordentlich wichtigen Punkt im Leben des Kindes, den man einfach beobachten muß: Das Kind kommt dann in einem Male dazu, sich ganz anders zur Außenwelt zu stellen, als es sich vorher gestellt hat. Es ist etwas, wie wenn das Kind erwachen würde, wie wenn es anfangen würde, zu seinem Ich ein ganz besonderes Verhältnis zu finden. Wir sollen achtgeben, wie das Kind innerlich dazu kommt, erstaunt zu sein. Über alle Dinge fängt es an, erstaunt zu sein. Es bekommt ein neues Verhältnis zu allen Dingen. Bei normalen Kindern tritt das zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr auf. Wenn wir uns jetzt sinnig, innerlich fragen: Was ist da eigentlich mit dem Kinde vorgegangen? ...bis dahin hätte das Kind, wenn man ihm einen Spiegel vorgehalten hätte und es sein eigenes Antlitz im Spiegel gesehen hätte, dieses so ein bißchen anders angesehen wie es äußere Gegenstände ansieht, aber mit keiner besonderen Empfindung. Das Kind würde von dem Moment an, von diesem Lebensalter an, das ich charakterisiere, durch das Sich-selbst-Anschauen in der Tat verleitet, zu einem Umgestalten der früheren Empfindungsweise in Eitelkeit, Koketterie. Wenn es sich im Spiegel sieht von 9 Jahren an, ist das Sich-in-dem-Spiegel-Sehen für das Kind etwas, was bleibende Eindrücke hervorbringt, was seinen Charakter in einer gewissen Weise beeinflußt. ... Wie tatsächlich das Kind in einer feinen, zarten Weise zu einer Art von Erstaunen kommt über alles, was in der Welt vorgeht, weil es anfängt, sich selber in der Welt drinnen zu sehen. Man kommt ja erst in diesem Stadium des Lebens zum Ich-Bewußtsein. Wenn man es einem überall entgegenglänzen sieht, wenn man überall in der Pflanzenwelt, Tierwelt anfängt zu fühlen und zu empfinden, dann weiß man etwas von sich aus. Und das fängt an aufzuwachen in dem Kinde zwischen 9 und 10 Jahren. Es fängt nicht an aufzuwachen, wenn man vermeidet, es zum bildlichen Betätigen zu bringen, wenn man vermeidet, es dazu zu bringen, daß es in seiner eigenen Bewegung Sinnvolles ausführt. Was geschieht dadurch? Dadurch geschieht dasjenige, daß das Kind in dem Alter, wo man am besten den innerlichen Schönheitssinn einimpfen kann, ihn nicht eingeimpft bekommt. Es möchte so gerne erstaunen, aber man hat diese Kraft zum Erstaunen ertötet. Wenn man davon durchdrungen ist, wenn man etwas davon bemerkt hat, dann weiß man, daß es darauf ankommt, daß man das rechte Wort findet, daß das Kind ums 9. Jahr nun etwas erwartet, über das es erstaunen kann. Denn wenn man das nicht tut, dann zerstört man eigentlich außerordentlich viel. [GA 302, S. 131–134, 19.06.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga302.pdf#page=131&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Über das Tierreich dem Kind sein Verhältnis zur Welt vermitteln. GA 304 24.11.1921 Es gibt Kopftiere, Brusttiere, Gliedmaßentiere. Der Mensch ist in seiner äußeren Form gewissermaßen die Zusammenfassung des ganzen Tierreiches. Man kann im Kinde durchaus ein Empfinden von dieser Zusammenfassung der gesamten Tierwelt im Menschen hervorrufen. Dann ist etwas außerordentlich Bedeutsames getan, dann hat man das Kind auf der einen Seite in der richtigen Weise hingestellt zum Pflanzenreich, auf der anderen Seite in der richtigen Weise hingestellt zum Tierreich; zum Tierreich so, daß es gewissermaßen in dem ganzen Tierreich einen ausgebreiteten Menschen sieht, und in dem Pflanzenreich etwas sieht, was organisch mit der ganzen Erde zusammengehört. Wenn man in konkreter Einzelausführung innerlich verlebendigt in dieser Weise Tierkunde, Pflanzenkunde belebt, dann nimmt man zugleich Rücksicht auf dasjenige, wie der Mensch sich durch seine innere Wesenheit hineinstellen soll in die Welt. Dann wächst der Mensch in der richtigen Weise in die Welt hinein in dem Lebensalter, in dem er sich gerade von dieser Welt anfängt unterscheiden zu lernen, indem er Subjekt vom Objekt zu sondern beginnt. Man bringt es auf diese Weise dahin, die Welt in der richtigen Weise durch die Betrachtung der Pflanzenwelt vom Menschen abzusondern, und wiederum vom Menschen aus die Brücke nach der Welt zu schlagen; jene Brücke, die da sein muß, wenn überhaupt richtiges Gefühl für die Welt, Liebe für die Welt sich entwickeln soll. Man bringt das zustande, indem man das Tierreich wie ein ausgebreitetes Menschenwesen an das Kind heranbringt. So kann man durch das Organische, durch das Lebendige gehen und in dieser Weise dem Kinde sein Verhältnis zur Welt vermitteln. [GA 304, S. 172, 24.11.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=172&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ab dem 9. LJ beginnt sich das Kind von seiner Außenwelt zu lösen hin zur Ich-Entwicklung. Es prüft nun die Autorität auf ihre Persönlichkeit und den Ursprung des Wissens vom Wahren, Guten und Bösen. GA 297a 04.11.1922 Wenn wir dem Kinde Unterricht erteilen, so bemerken wir, daß es vor diesem Augenblick, der etwa zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr liegt, noch nicht sich selber ordentlich von der Umwelt unterscheidet, nicht ordentlich sich als Ich erlebt - wenn es auch längst «Ich» zu sich sagt. In diesem Augenblicke des Lebens lernt es sich so recht unterscheiden von der Umwelt. Wir können jetzt schon die Aufmerksamkeit darauf richten, daß das Kind sich von der Außenwelt als «Ich» unterscheidet. Zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre - es braucht sich dessen sogar nicht bewußt zu sein, es kann tief im Empfindenden, im, wie man sagt Unterbewußten vor sich gehen, aber da ist es -, da sieht sich das Kind durch seine Entwickelung gewissermaßen gezwungen, hindurchzuschauen durch die autoritative Persönlichkeit auf das, von was diese autoritative Persönlichkeit selbst getragen ist. Jetzt möchte das Kind fühlen und empfinden, woher dasjenige bei der autoritativen Persönlichkeit kommt, was das Wissen über das Gute, Wahre, Schöne ist, das Wollen im Wahren, Guten, Schönen ist. Was sinnlich war beim Säugling bis zum Zahnwechsel, was als Sinnliches der Keim für alles spätere religiöse Empfinden gegenüber der Welt ist, das taucht zwischen dem neunten und zehnten Jahre seelisch auf, wird seelisches Bedürfnis. [GA 297a, S. 153–154, 04.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297a.pdf#page=153&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (9) Kampf zwischen Äther- und Astralleib ##### Auftreten des Ich-Begriffs im Rubikon durch Kampf zwischen Äther- und Astralleib. GA 206 07.08.1921 Denn das Kind hat da, wo es im ersten Lebensabschnitte anfängt, sein Ich deutlich zu erfühlen, das Ich eben erst erfühlt. Daß es einen scharf umrissenen Begriff, mehr oder weniger natürlich scharf umrissenen Begriff mit diesem Ich verbindet, das tritt in diesem Zeitpunkte ein. Das Kind lernt sich erst in diesem Zeitpunkte so recht von der Außenwelt unterscheiden. Und dem entspricht ein ganz bestimmtes Gegeneinanderstürmen des Atmungsrhythmus und des Zirkulationsrhythmus, des astralischen Leibes und des ätherischen Leibes. [GA 206, S. 102, 07.08.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga206.pdf#page=102&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kampf zwischen Äther- und Astralleib, zwischen Stoffwechsel und Zirkulationssystem. "Hauptattacke" beim Rubikon. GA 206 07.08.1921 Dem aber wirkt entgegen - und daher kommt der Kampf - dasjenige, was aus den Wachstumsprozessen kommt, die eben noch Wachstumsprozesse geblieben sind, was aus den Ätherkräften mit andern Worten kommt. Und dieser Kampf ist vorhanden zwischen den Ätherkräften, zwischen den Kräften, die aus unserem Ätherleib aufsteigen und die ihr physisches Korrelat finden in dem Stoffsystem, in dem Stoffwechselsystem, in der Blutzirkulation, und den astralischen Kräften. Da spielt der Stoffwechsel in das Zirkulations-, in das rhythmische System hinein. So daß wir schematisch sagen können: Wir haben unser Stoff Wechselsystem, das aber in unseren Blutrhythmus, in das Blutrhythmussystem hineinspielt; das Stoff Wechselsystem, das ich hier schematisch weiß zeichne, das spielt in das Zirkulationssystem hinein (siehe Zeichnung, rot). Das ist dasjenige, was von Seiten des Ätherleibes gewissermaßen im Menschen nach oben stürmt in dieser Zeit zwischen dem siebenten und vierzehnten Jahre. Der astralische Leib wirkt dem entgegen. Wir haben dann einströmend dasjenige Rhythmische im körperlichen Korrelat, was vom Atmen herkommt, und es findet dieser Kampf statt zwischen dem Blutzirkulationsrhythmus und dem Atmungsrhythmus (blau). Das ist das, was sich innerlich im Menschen in diesem Lebensabschnitte abspielt. Und man kann sagen, wenn man ein wenig bildhaft spricht, in einem vielleicht radikal erscheinenden Bilde: Es ist ungefähr zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre, da wird bei jedem Kinde dasjenige, was vorher, ich möchte sagen, im Vortreffen sich abgespielt hat, was in den Scharmützeln vor dem eigentlichen Hauptkampf sich abgespielt hat, übergeführt in den Hauptkampf. Astralischer Leib und Ätherleib führen ihre hauptsächlichste Attacke aus zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre. [GA 206, S. 100–101, 07.08.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga206.pdf#page=100&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Zusammenhang zwischen Atmungsprozesse Geschlechtsreife. Kampf zwischen Äther- und Astralleib im zweiten Jahrsiebt. GA 206 07.08.1921 Wie gesagt, bevor der Zahnwechsel eingetreten ist, kann das, was eigentlich das Atmen mit uns will, nicht zur Tätigkeit kommen im menschlichen Organismus. Dann aber tritt ein Kampf ein der noch Wachstumskräfte gebliebenen Kräfte gegen das Eindringen dessen, was aus dem Atmungsprozesse heraus in den Menschen eindringt. Denn das erste große Bedeutsame, das in leiblicher Beziehung als eine Folge des Atmungsprozesses auftritt, das ist die Geschlechtsreife. Diesen Zusammenhang zwischen dem Atmen und der Geschlechtsreife durchschaut ja die Naturwissenschaft noch nicht. Er ist aber durchaus vorhanden. Wir atmen eigentlich dasjenige ein, was uns geschlechtsreif macht, was uns aber auch im weiteren Sinne die Möglichkeit gibt, mit der Welt in ein Verhältnis des liebenden Umfangens zu treten. Das atmen wir eigentlich ein. In jedem Naturprozeß liegt ja auch ein Geistiges. Im Atmungsprozesse liegt eben ein Geistiges und ein Geistig-Seelisches. Dieses Geistig-Seelische dringt in uns ein durch den Atmungsprozeß. Es kann erst herein, wenn die Kräfte seelisch geworden sind, die vorher im Organismus gewirkt haben und die mit dem Zahnwechsel aufhören im Organismus zu wirken. Da strömt dann dasjenige in den Menschen herein, was aus dem Atmungsprozeß kommen will.[ GA 206, S. 100, 07.08.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga206.pdf#page=100&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kampf zwischen Äther- und Astralleib wird durch Imagination beobachtet. GA 206 07.08.1921 Wenn der Zahnwechsel eingetreten ist, so bildet sich bis zur Geschlechtsreife im Seelischen aus, was durch die Imagination in einer gewissen Weise erfaßt werden kann. Man erlangt einfach durch die Imagination Erfahrungen über das, was sich da in der menschlichen Seele ausbildet. Die Erfahrung, die ich eben geschildert habe bezüglich des Zustandes zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen, ist ja nur eine der Erfahrungen, die man durch das imaginative Erkennen macht. In jenen interessanten Zuständen, die sich abspielen beim Kinde vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, da sehen wir, wie eigentlich in dem werdenden Menschen in starkem Maße ein Kampf vorhanden ist. [GA 206, S. 98–99, 07.08.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga206.pdf#page=98&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind ist nach dem Rubikon ein dualistisches Wesen - im Schlaf Trennung von Ich und Astralleib von Ätherleib und physischem Leib. Vor dem Rubikon arbeitet Seelisches im Leib. Sterben von Kindern vor und nach dem Rubikon. GA 206 07.08.1921 Diese Dinge haben ja im Menschen immer zwei Seiten. Die eine Seite stellt sich dar in dem Zustande zwischen dem Aufwachen und Einschlafen. Für diesen Zustand habe ich eben jetzt die Sache geschildert. In dem Zustande zwischen dem Einschlafen und Aufwachen stellt sich die Sache etwas anders dar. Wenn wir eben zur Imagination vorgeschritten sind und dann etwas von Inspiration entwickelt haben, so daß wir beurteilen können, was da durch Inspiration geschieht durch den Atmungsprozeß, der das physische Korrelat ist, so finden wir, daß eigentlich erst in diesem Zeitpunkte - der für das eine Kind etwas früher, für das andere etwas später eintritt, aber im Durchschnitte zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre - so recht eine wirkliche Loslösung des Ich und des astralischen Leibes vom ätherischen Leib und vom physischen Leib im Schlafe stattfindet. Das Kind ist, namentlich mit seinem Ich, sehr innig verbunden mit seinem physischen und mit seinem ätherischen Leib, auch wenn es schläft. Aber von diesem Zeitpunkte an beginnt das Ich wie ein selbständiges Wesen aufzuleuchten, wenn eben Ich und astralischer Leib nicht an den Funktionen des Ätherleibes und des physischen Leibes teilnehmen. Daher ist es auch so, daß Kinder, die vor diesem Zeitpunkte sterben, im Grunde genommen in dem Leben, das sie da bis zum fünften, sechsten, siebenten, selbst noch bis zum achten, neunten Lebensjahre durchmachen, etwas haben, was sie noch wenig getrennt hat von jener geistseelischen Welt, die zwischen dem Tod und einer neuen Geburt durchgemacht wird; so daß die Kinder verhältnismäßig leicht wiederum zurückgerissen werden in diese geistig-seelische Welt, daß sie gewissermaßen nur etwas anstückeln an das Leben, das sie vollendet haben mit der Empfängnis oder mit der Geburt, daß ein eigentliches Abschnüren eines neuen Lebens, wenn wir dieses Sterben in Betracht ziehen, eigentlich erst da ist, wenn die Kinder nach diesem Zeitpunkte sterben. Da bindet sich gewissermaßen das neue Leben nicht in so intensiver Weise an das alte Leben. Da erst werden deutlich durchgemacht jene Zustände, die ich in meiner «Theosophie» beschrieben habe, während es bei Kindern, die früher sterben, so ist, daß sie gewissermaßen wiederum zurückgeworfen werden und anstückeln das Leben, das sie auf der Erde durchgemacht haben, an das Leben, das sie geführt haben bis zur Konzeption oder bis zur Geburt. Man muß eben sagen: Dasjenige, was man in dem Kinde vor sich hat bis zu diesem Zeitpunkte zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre, das ist eigentlich so, daß es viel ungetrennter das Leiblich-Seelische und das Geistig-Seelische enthält, als der spätere Mensch es enthält. Der spätere Mensch ist viel mehr ein dualistisches Wesen als das Kind. Das Kind hat in seinem Leibe drinnenstecken das Geistig-Seelische, und es arbeitet das Seelisch-Geistige am Leibe. Als eine Zweiheit erscheint das Geistig-Seelische gegenüber dem Leiblich-Seelischen erst nach diesem geschilderten Zeitpunkte. So daß man sagen muß: Von diesem Zeitpunkt ab bekümmert sich das Geistig-Seelische im Menschen weniger um das Leibliche, als es sich vorher bekümmert hat. Das Kind ist als leibliches Wesen ein viel seelischeres Wesen als der spätere Mensch. Der Leib des Kindes ist eben durchaus noch in seinem Wachstum von den Seelenkräften durchsetzt, denn es bleiben noch immer seelische Kräfte zurück, auch wenn sich ein großer Teil mit dem Zahnwechsel eben verwandelt hat. [GA 206, S. 102-104, 07.08.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga206.pdf#page=102&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Untergliederung der Jahrsiebte. GA 306 18.04.1923 Die großen Lebensabschnitte sind die mehrmals genannten: von der Geburt bis zum Zahnwechsel, vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, dann bis in die Zwanzigerjahre hinein. ... Aber es ist notwendig, daß man die großen Lebensabschnitte erfaßt als Erzieher und Unterrichter und dann auch die kleinen Abschnitte, die wiederum in den großen drinnenliegen.  [GA 306, S. 89, 18.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=89&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Vererbter Modellleib kann je nach Stärke des Menschen während der Zeit des Rubikons besonders umgestaltet und beseelt werden. GA 309 13.04.1924 Wir haben ein Modell, das aus der Vererbungsströmung herrührt. Nach diesem Modell arbeiten jetzt Geist und Seele den zweiten Menschen aus. Da ja auch sonst nicht die Tendenz besteht, dasjenige, was nach einem Modell ausgearbeitet wird, just ganz unähnlich dem Modell auszugestalten, so ist es auch klar, daß das Geistig-Seelische die Anwesenheit des Modells dazu benützt, den zweiten menschlichen Organismus ähnlich zu gestalten. Aber immerhin, wenn man Sinn und Erkenntnisfähigkeit hat für das, was da eigentlich vorgeht, wird man auf das Folgende kommen: Es gibt Kinder, die zeigen in ihrem 9., 10., 11. Lebensjahr, wie fast ganz ähnlich ihr zweiter Organismus - denn ein zweiter Organismus ist eben da - dem ersten, vererbten, ist. Andere Kinder zeigen, wie unähnlich dieser zweite Organismus diesem ersten wird, wie etwas ganz anderes aus dem Zentrum des Menschenwesens heraus arbeitet, als vorerst vererbt war. Alle Varianten zwischen diesen beiden Extremen treten auf im menschlichen Leben. Denn indem das Geistig-Seelische den zweiten Organismus ausarbeitet, will es vor allen Dingen der Wesenheit gehorchen, welche es mitbringt aus der geistig-seelischen Welt, wenn es heruntersteigt. Es entstellt ein Kampf zwischen dem, was den zweiten Organismus herausarbeiten soll, und dem, was der erste Organismus aus der Vererbung bekommen hat. Je nachdem der Mensch stärker oder schwächer ist - wir werden in den folgenden Vorträgen sehen, warum das so ist - aus dem geistig-seelischen Dasein, desto mehr kann er seinem zweiten Organismus eine besonders durchseelte, individuelle Gestalt geben, oder aber, wenn er schwächer herabkommt, wird er sich möglichst genau an das Modell halten. [GA 309, S. 12–13, 13.04.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga309.pdf#page=12&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (10) Entwicklungsprozess ##### Mit Erreichen des 9. Lebensjahrs vertieft sich das Selbstbewusstsein des Kindes. GA 294 28.08.1919 Vor dem Rubikon des 9. Lebensjahres ist das Kind noch viel mehr mit der Umwelt verschmolzen als nach dem Erreichen dieses Zeitraumes. Dann unterscheidet sich das Kind viel mehr von der Umwelt. Daher kann man jetzt ein bißchen anfangen, zum Kinde vom Seelischen zu sprechen, und es wird einem nicht mehr so unverständig zuhören als vor dem Erreichen des 9. Lebensjahres. Kurz, das Selbstbewußtsein des Kindes vertieft sich, verstärkt sich auch mit dem Erreichen des 9. Lebensjahres. [GA 294, S. 106, 28.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga294.pdf#page=106&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Nach Abschluss des Rubikon (12. Lebensjahr) kann das Kind die Außenwelt und deren Wirkung auf den eigenen Körper einschätzen. GA 294 29.08.1919 Anwenden diese physikalische Beschreibung auf Organe im Menschen selbst, sollte man erst nach vollendetem 12. Lebensjahre, weil erst da das Kind beginnt, in der richtigen Weise einzuschätzen, wie die Außenwelt im Menschen selbst wirkt, wie sich die Tätigkeit der Außenwelt in den Menschen hinein fortsetzt. Das kann es vor dem 12. Lebensjahre noch nicht verstehen. Physikalische Vorgänge kann es verstehen - nicht aber, wie sich physikalische Vorgänge im Menschen selbst vollziehen. [GA 294, S. 114, 29.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga294.pdf#page=114&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Knapper Satz zum Rubikon: Unterscheidung des Ich von der Umwelt. GA 307 15.08.1923 Der Mensch kommt eben zwischen dem neunten und zehnten Jahre vom Bewußtsein zum Selbstbewußtsein. Er unterscheidet sich von der Welt. [GA 307, S. 202, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=202&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Jahrsiebte: Untergliederung. Ich-Bewusstsein und Rubikon. Durchdringung von Nachahmung und Autoritätsdrang. GA 297 31.08.1919 (I) Sieht man dann aber weiter zu, dann ergeben sich wiederum Einschnitte auch in diesen großen Lebensabschnitten. Wir sehen zum Beispiel einen deutlichen Einschnitt innerhalb der Zeit von der Geburt bis zum Zahnwechsel so um das dritte Lebensjahr herum, wo das Kind in das Entwicklungsstadium eintritt, in dem es zum ersten Mal ein deutliches Ich-Gefühl entwickelt. Da beginnt derjenige Zeitabschnitt, bis zu dem man sich im späteren Leben zurückerinnert, während das frühere Erleben in den Schlaf der Kindheit hineinverschwindet. Und manches andere tritt um diese Lebenszeit in der Entwicklung des Kindes auf, so daß man sagen kann: trotzdem das Kind im wesentlichen ein Nachahmer ist in den ersten sieben Lebensjahren, liegt um die Mitte dieser ersten sieben Lebensjahre herum ein wichtiger Abschnitt, der in der ersten Erziehung berücksichtigt werden muß. Dann aber liegen wiederum zwei wichtige Abschnitte in der Zeit von dem Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, also gerade in dem Zeitalter des Kindeslebens, in dem die Volksschulerziehung sich abwickeln soll. Wenn sich das Kind ungefähr dem neunten Jahre nähert, wird man einen großen Umschwung in der Entwicklung des Kindes beobachten können. Was im Menschenleben auftritt, ist ja nach der einen Seite hin deutlich da. Es geht wiederum das eine in das andere über. Das Kind ist in den ersten sieben Lebensjahren ein Nachahmer; aber wenn es nach dem Zahnwechsel schon hinneigt zum Autoritätsgefühl, bleibt ihm noch etwas von der Sehnsucht nachzuahmen aus den früheren Jahren da, so daß sich bis zum neunten Jahre hin im Kinde fortwährend der Drang vermischt, seine Umgebung nachzuahmen und schon die Autorität auf sich wirken zu lassen. [GA 297, S. 46–47, 31.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=46&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon: Vom seelischen zum geistigen Eintritt ins Ich. Vom Subjektiven über das Objektive zur Urteilskraft. GA 297 27.11.1919 Wenn der Mensch dann ungefähr das neunte Lebensjahr erreicht hat, dann tritt, zwar nicht so deutlich wie um das siebente Jahr herum, aber doch auch mit einer gewissen Klarheit, ein neues Stadium ein. Die Nachwirkungen des Nachahmungstriebes verschwinden allmählich, und es tritt etwas für das Kind ein, das, wenn man es sehen will, allerdings intim, beobachtet werden kann: es tritt ein besonderes Verhältnis des Kindes zu seinem eigenen Ich ein. Das Verhältnis zu dem Ich, das man das seelische Verhältnis nennen kann, tritt ja natürlich viel früher ein. Es tritt in demjenigen Momente bei jedem Menschen ein, bis zu dem er sich im Leben zurückerinnert. Da ist es auch ungefähr, daß das Kind übergeht, statt: «Karlchen will das», «Mariechen will das», zu sagen: «Ich will das». Man erinnert sich später bis zu diesem Zeitpunkt zurück. Das Frühere entschwindet dem normalen Menschen meistens ganz. Da tritt das Ich seelisch in das menschliche Innere herein. Aber es ist noch nicht vollständig geistig hereingetreten. Was eigentlich geistig in der Seelenverfassung des Menschen als das Ich-Erlebnis auftritt, das weist uns dasjenige, was um das neunte Jahr, so zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre - alles ist annähernd - mit dem Kinde geschieht. Menschen, die Seelenbeobachter waren, haben zuweilen auf diesen großartig-bedeutsamen Moment im menschlichen Leben hingewiesen. Jean Paul sagt einmal so schön, daß er als ganz junger Knabe, er wisse sich genau daran zu erinnern, im Hofe seines Elternhauses vor einer Scheune stand - so deutlich spricht er das aus -, da erwachte in ihm das Ich-Bewußtsein. Er wird es niemals vergessen, so erzählt er, wie er da hineingeschaut hat in das verhangenste Allerheiligtum der Menschenseele. Bei dem einen deutlich, bei dem anderen weniger deutlich, tritt um das neunte Lebensjahr herum ein solcher Umschwung ein. In diesem Zeitpunkt entscheidet es sich, ob der Mensch aus dem tiefsten Innern heraus ehrlich und wahr aufblicken kann zu etwas, was göttlich die Welt und das Menschenleben durchseelt und durchgeistigt. Und wer durch Geistesanschauung sich hineinversetzen kann in das Menschenleben, der wird, man möchte sagen intuitiv dazu geführt, gerade in diesem Zeitpunkte als Erzieher die richtigen Worte, die richtigen Verhaltungsmaßregeln zu finden. Denn dasjenige, was Pädagogik in Wahrheit ist, das ist etwas Künstlerisches. Mit Pädagogik nicht als Normwissenschaft, mit Pädagogik als Kunst muß man an das Kind herankommen. So wie der Künstler seinen Stoff, sein Material beherrschen muß, es genau und intim kennen muß, so kennt derjenige, der sich durchdringt mit geistiger Anschauung, die Symptome, die heraufziehen um dieses neunte Lebensjahr herum, wo sich der Mensch innerlich so vertieft, daß sein Ich-Bewußtsein ein geistiges wird, wie es vorher ein seelisches war. Dann wird der Erziehende, der Unterrichtende dasjenige, was er früher immer daraufhin abgestellt hat, daß es anknüpfte an die menschliche Subjektivität, mehr in eine objektive Betrachtung der Dinge umwandeln. Man wird wissen, wenn man diesen Zeitpunkt richtig ins Auge zu fassen versteht, daß man zum Beispiel über naturwissenschaftliche Dinge, über Dinge der Naturanschauung vor diesem Zeitpunkte zu dem Kind nur so sprechen soll, daß man in Erzählungen, in Fabeln, in Parabeln dasjenige einkleidet, was Naturanschauung ist, daß man alles dasjenige, was Naturobjekt ist, vergleichsweise mit menschlichen Eigenschaften behandelt, kurz, daß man den Menschen nicht abtrennt von seiner Naturumgebung. In dem Augenblick, in dem um das neunte Lebensjahr herum das Ich erwacht, trennt sich der Mensch selber ab von der Naturumgebung, und er wird reif, die Verhältnisse der Naturerscheinungen nun objektiv zu vergleichen. Wir sollten daher mit dem objektiven Beschreiben desjenigen, was um den Menschen herum in der Natur ist, nicht beginnen vor diesem Zeitpunkte in dem kindlichen Lebensalter. Wir sollten vielmehr genau einen Sinn, ich möchte sagen einen geistigen Instinkt entwickeln für diesen bedeutsamen Umschwung. Solch ein Umschwung findet dann wiederum so um das elfte, zwölfte Lebensjahr herum statt. Da scheint schon in das Leben, das sich noch ganz unter Autorität stellt, dasjenige herein, was nach der Geschlechtsreife im voll ausgestalteten Sinn auftritt; es leuchtet schon herein, was dann die eigene Urteilsfähigkeit nach der Geschlechtsreife ist. So wirken wir als Erzieher, als Unterrichter, daß wir an die Urteilsfähigkeit des Kindes appellieren, daß wir das Autoritätsprinzip zurücktreten lassen. Aber das, was da in dem Kinde spielt, was sich nach der Geschlechtsreife als eigene Urteilsfähigkeit herausgestaltet, das spielt schon in das Autoritätsalter von dem zwölften Jahre an herein. Da können wir sehen - wenn wir richtig den Umstand, der da in der Seelenverfassung des Kindes eintritt, erblicken -, wie das Kind neue Interessen entwickelt. Richtige Auffassungsmöglichkeiten für physikalische Erscheinungen, für selbst die einfachsten physikalischen Begriffe werden erst so um das elfte, zwölfte Jahr herum entwickelt. [GA 297, S. 172–174, 27.11.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=172&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das richtige Verhältnis zum geschichtlichen Leben der Menschheit auf der Erde durch unbewusstes Aufnehmen von Unterschieden Mensch-Naturreiche. GA 301 03.05.1920 Kann man mit einer lebendigen Charakteristik von Erde, Pflanzenreich, Tierheit und Menschentum in dem Kinde das, was sonst nur tot empfunden wird, einfach und elementar beleben - und zwar namentlich in der Zeit vom 9. bis gegen das 12. Jahr hin, wo das Kind besonders veranlagt ist, sich nach und nach von der Welt zu unterscheiden und doch begierig ist, im Unbewußten aufzunehmen auf der einen Seite den Zusammenhang des Menschen mit dem Tierreich, auf der andern Seite das, was absondert vom Menschen, was Erde und Erdenleben ist -, dann wächst mit dem Menschen etwas heran, was ihn auch in das richtige Verhältnis zum geschichtlichen Leben der Menschheit auf der Erde bringt. Dann erst entwickeln sich die Empfindungen, die dann in der richtigen Weise die Geschichte aufnehmen. Vor dem 10., 11. Jahr wird man selbstverständlich die Geschichte nur in der Form der Erzählung, des Biographischen getrieben haben. Im 10., 11. Jahr wird man die Geschichte durchaus so zum naturgeschichtlichen Unterricht hinzunehmen, daß man überall das, was man im Menschen heranzieht an Empfindungen, die aus dem naturgeschichtlichen Unterricht kommen, gewissermaßen intensiv zusammenhält mit dem, was nun auch die Begriffe, die Ideen, die Empfindungen des geschichtlichen Unterrichts beleben kann. Erst im 12. Jahr ist eigentlich die Möglichkeit gegeben, überzugehen zu dem, was das eigentliche Urteil ist. [GA 301, S. 133–134, 03.05.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=133&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Rubikon, 9. und 10. LJ: Das Kind ergreift das, was es bisher aufgenommen hat. Sympathie, Antipathie. Natur- und Ich-Trennung. Autorität, Hinterfragung der Autorität. GA 304a 26.03.1923 Was als Keim in die kindliche Seele hineingelegt ist, das muß mit dem Kinde heranwachsen können. Nicht fertige Begriffe dürfen wir dem Kinde übermitteln; wachstumsfähige Begriffe müssen wir dem Kinde entwickeln. Die Seele muß mit solchen Keimen ausgerüstet werden, die das ganze Leben hindurch wachsen können. Und darauf kommt es an, daß das Kind in diesem Lebensalter Sympathie für das Moralische, Antipathie für das Unmoralische in unmittelbar mitgeteilter Anschauung in sich heranentwickelt. Das was auf dem Wege der Sympathien und Antipathien sich als moralisch empfindendes Urteil in der kindlichen Seele festsetzt, bestimmt die ganze moralische Bildung des Kindes. Da ergibt sich zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre eine merkwürdige Tatsache am sich entwickelnden Menschen - man muß nur ganz aufmerksam sein können auf das Individuelle, das herauskommt in den verschiedenen Kindern -, da ergibt sich diese merkwürdige Tatsache, daß einen das Kind gerade ganz besonders in diesem Zeitpunkte braucht. Manchmal sind es ein paar Worte, an denen man bemerkt, daß man gerade selber an diesem Lebenspunkte ein paar Worte finden muß, die dem Kinde weiterhelfen. Das Kind überschreitet in diesen Augenblicken einen Lebensmoment, bei dem alles davon abhängen kann, ob man das richtige Wort, das richtige Verhalten zu dem Kinde findet. Dieser Lebensmoment ist der, wo das Kind durch sein Ringen mit der Sprache, durch dieses Ringen nach dem Zusammenfallen des ganzen Seelenlebens mit der Sprache, zum ersten Male nicht so unbewußt wie in den ersten Lebensjahren, wo es ganz unbewußt nur lernt zu sich «Ich» sagen, sondern in ganz bewußter Weise aufmerksam wird: es ist ein Unterschied zwischen mir und der Welt. Das Kind fordert intensiv eine Orientierung für Leib, Seele und Geist in der Welt. Das tritt gerade zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre auf. Es hat nämlich das Erlebnis: da ist die Autorität, die gibt mir die Welt. Ich schaue in den Kosmos durch die Autorität. Ist die Autorität auch die richtige? Gibt mir die auch ein wahres Bild von der Welt? Das alles spielt sich in intimer, feiner Weise in der Empfindungswelt ab. Es entscheidet sich aber in diesem Lebenspunkte, ob das Kind weiter das rechte Vertrauen fassen kann zu der Autorität, jenes Vertrauen, das es haben muß bis zur Geschlechtsreife, wenn es gedeihen soll, oder ob es dieses Vertrauen nicht haben kann. Das macht die innere Unruhe, die Nervosität des Kindes aus. Man muß für diesen Lebenspunkt als Lehrer, als Erzieher diejenigen Worte finden, die das Vertrauen weiter befestigen. Denn mit dieser Befestigung des Vertrauens festigt sich auch der moralische Charakter des Kindes, der zunächst noch ganz latent in der Anlage vorhanden ist. Aber er festigt sich. Das Kind wird innerlich fest. Es ergreift bis in den Leib hinein dasjenige, was es bisher in der geschilderten Weise aufgenommen hat durch sein eigenes Selbst. [GA 304a, S. 44–46, 26.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=44&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Christliche Erziehung: Vorbereiten auf das Göttliche in der Natur, erst aber Biblisches im 9./10. Jahr an das Kind herantragen, da es sonst verhärte. GA 307 15.08.1923 Wer im tiefsten Sinne des Wortes das Kind im christlichen Sinne erziehen will, der hat nötig, darauf zu sehen, daß dasjenige, was sich vor die Welt in dem Mysterium von Golgatha hinstellt, in alledem, was an die Persönlichkeit und Gotteswesenhaftigkeit des Christus Jesus geknüpft ist, sich vor dem neunten und zehnten Jahre nicht in der richtigen Weise vor die kindliche Seele hinstellen läßt. Großen Gefahren setzt man das Kind aus, wenn man es nicht vor diesem Lebensmomente in das allgemein Göttliche einführt, ich möchte sagen: in das göttliche Vaterprinzip; ihm zeigt, wie in allem in der Natur das Göttliche lebt, wie in aller Menschenentwickelung das Göttliche lebt, wie überall, wo wir hinschauen, in den Steinen, aber auch in dem Herzen des anderen Menschen, in jeder Tat, die der andere Mensch dem Kinde tut, überall das Göttliche lebt. Dieses allgemein Göttliche, das müssen wir in Dankbarkeit empfinden, in Liebe das Kind fühlen lehren durch die selbstverständliche Autorität des Lehrers. Dann bereiten wir uns vor, zu diesem Mysterium von Golgatha gerade zwischen dem neunten und zehnten Jahre die richtige Stellung bekommen zu können. Da ist es so unendlich wichtig, das Menschenwesen auch hinsichtlich seiner zeitlichen Entwickelung verstehen zu lernen. Versuchen Sie es nur einmal, sich den Unterschied klarzumachen, der besteht, wenn man dem Kinde irgend etwas vom Neuen Testament beibringen will im siebenten und achten Lebensjahre, oder - nachdem man zunächst aus jedem Naturwesen das Gottesbewußtsein im allgemeinen hat anregen wollen - mit diesem Neuen Testament kommt zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre, um es nachher erst als solches dem Kinde zu entwickeln. Da ist es in der richtigen Weise vorbereitet, da lebt es sich in das ganz überweltlich Große hinein, das im Evangelium enthalten ist. Bringen Sie es ihm vorher bei, dann bleibt es Wort, dann bleibt es starrer nüchterner Begriff, dann ergreift es nicht den ganzen Menschen, dann laufen Sie Gefahr, daß das Religiöse im Kinde verhärtet, und der Mensch es als verhärtetes Element durch das Leben trägt, nicht in Lebendigkeit als etwas sein ganzes Weltempfinden Durchsetzendes. Man bereitet das Kind im schönsten Maße vor, die Glorie des Christus Jesus in sich aufzunehmen vom neunten, zehnten Jahre an, wenn man es vorher in die allgemeine Göttlichkeit der ganzen Welt hineinführt. [GA 307, S. 207–208, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=207&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Liebe und Dankbarkeit für die Welt zu empfinden ist im Rubikon besonders wichtig, da sich das Kind dann moralisch-ethisch richtig entwickeln kann. GA 304 15.08.1923 Zu dieser Dankbarkeit brauchen wir dann die Liebe gegenüber allem. Und wir können wiederum leicht, wenn wir das Kind also bis gegen das neunte, zehnte Jahr hinführen, wie es angedeutet worden ist, in all dem Belebten, das wir dem Kind hinstellen, zugleich etwas für das Kind offenbaren, was das Kind liebgewinnen muß. Liebe zu jeder Blume, Liebe zu jedem Baum, Liebe zu Sonnenschein und Regen, das ist dasjenige, was das Weltempfinden wiederum religiös vertiefen kann. Wenn wir Dankbarkeit und Liebe in dem Kinde vor dem zehnten Jahre entwickeln, dann können wir auch in der richtigen Weise dasjenige entwickeln, was wir die Pflicht nennen. Die Pflicht durch Gebote zu früh entwickeln, führt zu keiner religiösen Innigkeit. Wir müssen vor allen Dingen in dem Kinde Dankbarkeit und Liebe entwickeln, dann entfalten wir das Kind sowohl ethisch-moralisch in der richtigen Weise wie auch religiös. [GA 307, S. 206–207, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=206&view=Fit), [[Rubikon_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## Literatur GA 024: Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921. Dornach (1982). GA 084: Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie? Dornach (1986). GA 150: Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein. Das Einwirken der Toten in die Welt der Lebenden. Dornach (1980). GA 194: Die Sendung Michaels. Die Offenbarung der eigentlichen Geheimnisse des Menschenwesens. Dornach (1994). GA 206: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist II. Zweiter Teil. Der Mensch als geistiges Wesen im historischen Werdegang. Dornach (1991). GA 218: Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus. Dornach (1992). GA 226: Menschenwesen Menschenschicksal und Welt-Entwickelung. Dornach (1988). GA 280: Methodik und Wesen der Sprachgestaltung. Aphoristische Darstellungen aus den Kursen über künstlerische Sprachgestaltung. Dornach (1983). GA 283: Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen. Dornach (1989). GA 294: Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches. Dornach (1990). GA 297: Idee und Praxis der Waldorfschule. Dornach (1998). GA 297a: Erziehung zum Leben. Selbsterziehung und pädagogische Praxis. Dornach (1998). GA 298: Rudolf Steiner in der Waldorfschule. Dornach (1980). GA 301: Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft. Dornach (1991). GA 302: Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung. Dornach (1986). GA 303: Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik. Dornach (1987). GA 304: Erziehungs- und Unterrichtsmethoden auf anthroposophischer Grundlage. Dornach (1979). GA 304a: Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik. Dornach (1979). GA 305: Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst. Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben. Dornach (1991). GA 306: Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen. Dornach (1989). GA 307: Gegenwärtiges Geistesleben und Erziehung. Dornach (1986). GA 309: Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen. Dornach (1981). GA 310: Der pädagogische Wert der Menschenerkenntnis und der Kulturwert der Pädagogik. Dornach (1989). GA 311: Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit. Dornach (1989). GA 313: Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie. Dornach (2001).