<H1>Gehen - Sprechen - Denken</H1> Im Folgenden finden Sie eine **Auswahl** von Zitaten aus Texten und Vorträgen Rudolf Steiners zum Thema. Durch die verlinkten Quellenangaben am Ende eines Zitats können Sie die Textseite öffnen, der das Zitat entnommen ist. Die Reihenfolge der Zitate entspricht der **graphischen Übersicht** [[Gehen - Sprechen - Denken|Mindmap PDF]]; [Webversion](https://coggle.it/diagram/Y4X6X71Eo51jrMu7/t/gehen%2C-sprechen%2C-denken/05500b2e3fc0f1c819f071c82c2b9595f7f0f932b6a992ea44cf787f9d00d24d) (vergrößern und verkleinern mit Strg.+/-). ## Inhalt [[#(1) Gehen]] [[#(1a) Ursprung]] [[#(1b) Grundlage]] [[#(1c) Unterschied zum Tier]] [[#(1d) Bedeutung]] [[#(2) Sprechen]] [[#(2a) Ursprung]] [[#(2b) Nachahmung]] [[#(2c) Muttersprache]] [[#(2d) Organische Grundlage]] [[#(2e) Bedeutung/Auswirkung]] [[#(3) Denken]] [[#(3a) Geistiger Ursprung]] [[#(3b) Grundlage & Entwicklung]] [[#(3c) Bedeutung]] [[#(4) Sprechen-Denken]] [[#(5) Gehen-Sprechen]] [[#(6) Gehen-Sprechen-Denken]] [[#(6a) Menschliche Fähigkeiten]] [[#(6b) Grundlagen]] [[#(6c) Bedeutung]] [[#(6d) Wirkendes, Wirkungen]] [[#(7) Geistiger Ursprung]] [[#(8) Beziehung zu Christus]] [[#Literatur]] ## (1) Gehen ### (1a) Ursprung ##### Gehenlernen ist großartigste mechanisch-physikalische Leistung; ein Nachklang dessen, was das Kind zwischen Tod und neuer Geburt erlebt hat. GA 226 18.05.1923 Wenn wir das bewußt tun müßten, unseren Organismus aus dem völligen fall- und gleichgewichtslosen Zustand hineinfügen in einen festen Gleichgewichtszustand zu den drei Raumesrichtungen, wobei wir sogar als Kind lernen, diesen Gleichgewichtszustand festzuhalten, indem wir gehenlernend diese Art Pendelbewegungen ausführen mit unseren Beinen, ist das eine so gewaltige mechanische Aufgabe, die da unbewußt das Kind vollführt, weil es sie als Nachklang vollführt dessen, was es durchlebt hat unter Geistern zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, ist das etwas so Umfassendes, so Großartiges, daß keine menschliche Wissenschaft des allergrößten Ingenieurs im Stande wäre, es auszurechnen. Wie da die Menschenkräfte sich hineinfügen in den Raumzusammenhang der Welt, was da der Mensch unbewußt vollbringt als Kind, das ist das denkbar Großartigste an der Entwickelung mathematisch-mechanisch-physikalischer Kräfte. Wir bezeichnen das mit dem einfachen Ausdruck des Gehenlernens. Allein in diesem Gehenlernen liegt eben etwas ganz Großartiges. [GA 226, S. 53-54, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=53&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die ersten Jahre des Kindes sind wie eine Art waches Träumen; das Kind lernt  Gehen, d.h. sich in die Schwereverhältnisse der Erde hineinzustellen. GA 226 18.05.1923 Nun sind wir, indem wir als Menschen von unserer Geburt an uns einleben in das Erdendasein, auch in einer Art Schlaf- und Traumeszustand. So Sie des Morgens, wenn wir von den Träumen absehen, sagen wir, wenn Sie eine Stunde schon wach sind, zum Aufwachen zurücksehen, da reißt das Bewußtsein ab, da geht es in die Finsternis des Schlafes hinein, so ähnlich ist es, wenn Sie in die Zeit Ihrer Kindheit zurückschauen. Bei manchem früher, bei manchem später, bei manchem im fünften, bei manchem im vierten Jahre reißt das Bewußtsein ab. Da liegt etwas jenseits dieses Erinnerungspunktes, bis zu dem man sich zurückerinnert, jenseits liegt etwas, das ebenso in die Finsternis des Schlafes- und Traumeslebens der ersten Kindheit getaucht ist, wie allnächtlich das Leben der menschlichen Seele in die Finsternis des Schlaflebens getaucht ist. Aber es ist nicht ein völliges Schlafen, es ist schon eine Art wachen Träumens, das das Kind vollbringt. Aber während dieses wachen Träumens geschehen jetzt drei wichtige Etappen des menschlichen Lebens, von denen ich schon gestern andeutend gesprochen habe in der Reihenfolge, wie ich es charakterisiert habe, und in denen wir Nachklänge und Nachwirkungen des Lebens zwischen dem Tode und einer neuen Geburt sehen können. Zuerst lernt das Kind dasjenige aus seinem Traumesschlafesleben heraus, was wir so einfach als Gehenlernen bezeichnen. Ja, es fällt uns das Gehenlernen am meisten auf. Aber dasjenige, was da mit dem Kinde geschieht, ist etwas Umfassendes, was für den, der eigentlich überall hineinschauen kann, wie die feinsten Partien des Menschenwesens da verändert werden, etwas ungeheuer Großartiges, Gewaltiges darstellt. Das Kind lernt sich in die ganzen Schwereverhältnisse durch Gleichgewichtslage hineinstellen in die Welt. Das Kind hört auf, umzufallen. Es fügt sich, indem es innere Kräfte entfaltet, in die Raumesrichtungen hinein. [GA 226, S. 52-53, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=52&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### In der Art des Gehenlernens drückt sich das individuelle Karma aus. GA 226 19.05.1923 Überhaupt ist die Beobachtung des Menschen in den ersten kindlichen Lebensjahren etwas ganz besonders erhaben Interessantes. Ich muß diesen Ausdruck immer wieder gebrauchen. Ich habe Sie auf dasjenige aufmerksam gemacht, was in den ersten Lebensjahren von dem Kinde gelernt wird: Gehen, worunter wir so vieles erfassen, wie wir gestern angeführt haben, Sprechen, Denken. Das eignet sich das Kind an. Derjenige, der nun richtig beobachten kann, wie das Kind die ersten Schritte macht, wie es fest das Beinchen aufsetzt, oder leise das Beinchen aufsetzt, wie es wacker vorschreitet, oder ängstlich vorschreitet, wie es stärker oder weniger stark das Knie beugt, wie es den Zeigefinger mehr braucht als den kleinen Finger, wer all das, was mit dem Gehen, überhaupt mit der Lebensbalance, in die der Mensch in den drei Raumesrichtungen sich hineinfindet, wer in all das, was damit zusammenhängt, richtig hineinschaut, der sieht gerade darinnen, wie in diesem Gehenlernen das Karma bildhaft zum Ausdrucke kommt. Man sieht, wie ein Kind von vornherein, wenn es gehen lernt, die Füßchen stark aufsetzt. Man schaut zurück, wie das mit einem vorhergehenden Erdenleben zusammenhängt. Man findet, daß das Kind in irgendwelchen Lebenslagen sich in vorhergehenden Erdenleben wacker und tapfer verhalten hat. Das Wackere und Tapfere der vorhergehenden Erdenleben drückt sich bildhaft sinnlich im Abbilde in der Art und Weise aus, wie es die Füßchen stellt. Und man kann gerade im Gehenlernen ein wunderbares Abbild des Menschenkarmas am Kinde beobachten. Das individuelle Karma, dieses persönliche Karma, das man als einzelner Mensch hat, drückt sich insbesondere in diesem Gehenlernen aus. [GA 226, S. 68–69, 19.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=68&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Art des Gehenlernens in den ersten Lebensjahren zeigt ein Abbild der moralischen Impulse des vergangenen Erdenlebens. GA 224 28.04.1923 Wenn wir jetzt das Kind betrachten in den ersten Lebensjahren, so sehen wir das vorige Erdenleben nachwirken. Man sieht nicht bloß in das vorirdische Leben, sondern in das vorige Erdenleben, und da erst eignet man sich den Blick für das ganze Erdenleben an. Da sieht man dann das Kind an, wie es gehen lernt, seine Arme handhaben lernt, man beobachtet, ob es auf den Ballen oder auf den Fersen geht. Nicht bloß so sieht man es an, wie es sich dem physischen Blicke darstellt, sondern wie früher gewisse Handlungen mit Zartheit, mit Weichheit, mit mitleidsvollem Herzen ausgeführt worden sind, wie das dem Kinde in diesem Leben den festen Schritt gibt, wie ein unsicherer, tänzelnder Schritt die Folge ist eines brutalen, mitleidslosen Auftretens im vorigen Leben. Jeder Schritt, den das Kind macht, das Ringen nach dieser oder jener Gestaltung des Schrittes, verrät uns, wie diese Gestaltung die Folge eines vorigen Erdenlebens ist. Das Physische lernen wir erkennen als Abbild desjenigen, was in dem Kinde von einem früheren Erdenleben als moralischer Impuls lebt. Es ist das Großartigste, was man sehen kann, das Gehenlernen. Das Hauptmaß des Schicksals drückt sich im Gehenlernen aus. Die Freiheit des Menschen, sagte ich schon gestern, wird dadurch, daß der Mensch mit seinem Schicksal geboren wird, so wenig beeinträchtigt, wie dadurch, ob er blonde oder braune Haare hat. [GA 224, S. 123–124, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=123&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im Gehenlernen wirken "Rückstrahlkräfte der Metalle" und das Karma der früheren Erdenleben. GA 232 30.11.1923 Namentlich die Art und Weise, wie das Kind vom Kriechen sich aufrichtet zum Orientieren in der Welt, das gehört zu dem Wunderbarsten, das man beobachten kann im Erdenleben, dieses Zu-sich-Kommen des Kindes, des Menschen. Da wirken innerlich in den Kräften, die ich ja oftmals geschildert habe für dieses Orientieren des Kindes, da wirken innerlich die Rückstrahlkräfte der Metalle. Und indem das Kind lernt, von seiner Horizontal-Lage im Kriechen sich aufzurichten, wird es durchstrahlt von der metallischen Rückstrahlungskraft. Die richtet eigentlich das Kind auf. Durchschaut man diesen Zusammenhang, dann hat man zu gleicher Zeit einen anderen Moment. Das ist der, daß man den Zusammenhang des Menschen, wie er hier auf Erden lebt in seinem Tun, in seinem Wesen, mit seinem früheren Erdenleben kennenlernt. Es sind dieselben Fähigkeiten, zu durchschauen die Wirkungsweise der Metalle im Kosmos und die karmische Verbindung der aufeinanderfolgenden Erdenleben. Das eine kommt mit dem anderen, und das eine ist nicht ohne das andere da. Das sind dieselben Fähigkeiten. Und deshalb ist es, daß ich einmal in einem ganz anderen Zusammenhange vor Ihnen etwa sagte: In dieser Orientierungskraft, in diesem Sichaufrichten des Kindes vom Kriechen zum Gehen, zum Stehen, in diesem Sprechenlernen, Denkenlernen liegt dasjenige, was aus früheren Erdenleben hereinwirkt. Ich drückte es damals so aus: Wer einen Sinn hat dafür, der sieht in der Art, wie das Kind seine ersten Schritte macht, wie es auftritt, ob es die Neigung bekommt, mit den Zehen, ob es die Neigung bekommt, mit den Fersen zuerst aufzutreten, ob es die Knie in dieser oder jener Weise mehr oder weniger stark beugt - in all dem sieht derjenige, der dafür ein Auge hat, eine karmische Bestimmtheit aus einem früheren Erdenleben; das zeigt sich zunächst im Gange. Ich stellte es einmal dar. Das ist aus dem Grunde, weil mit der Fähigkeit, die Rückstrahlungskraft der Metalle zu schauen, auch die Fähigkeit auftritt, den Zusammenhang des Menschen in seinem gegenwärtigen Erdenleben mit früheren Erdenleben zu durchschauen. [GA 232, S. 69–70, 30.11.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga232.pdf#page=69&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Aufrichtung als Impuls des Astralleibes, der über den Ätherleib auf den physischen Leib wirkt. GA 275 29.12.1914 Eine von der äußeren Wissenschaft und äußeren Weltbetrachtung wenig ins Auge gefaßte, von uns aber oft hervorgehobene Erscheinung des menschlichen Lebens ist das Sich-Aufrichten der menschlichen Gestalt. Wir treten ja durch die Kindheit noch nicht mit der Fähigkeit in die Welt, die für den Menschen wichtigste Position oder Lage anzunehmen, die aufrechte Lage. Wir müssen sie uns erst erwerben. Dieses Erwerben, geht zwar vom Astralleib aus, aber der Astralleib muß gleichsam seine In-die-Höhe-Streckkraft übertragen auf den Ätherleib, und dieser arbeitet im Laufe der Zeit daran, die menschliche physische Gestalt senkrecht aufwärtszurichten. Da sehen wir das lebendige Spiel des Astralleibes und Ätherleibes an der Gestaltung des physischen Leibes. [GA 275, S. 41, 29.12.1914](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga275.pdf#page=41&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der Keim zur Fähigkeit des Gehenlernens, die den Menschen von den Tieren unterscheidet, wurde bereits im Saturndasein gelegt. GA 227 30.08.1923 Wer den Menschen beurteilen will, muß das Gehenlernen des Kindes im richtigen Lichte sehen können. Die Naturforscher haben die Knochen der Menschen verglichen mit den Knochen der Tiere und haben gefunden, daß sie veränderte Tierknochen sind, die Muskeln veränderte Tiermuskeln sind und so weiter. So sei es mit allen Organen. Aber auf diesem Wege findet man ja gar nicht den Unterschied des Menschen vom Tier; sondern den Unterschied des Menschen vom Tiere findet man erst, wenn man den Menschen in dem Augenblicke erfaßt, wo er von demjenigen, was ihm tierhaft anhaftet in den ersten Zeiten seines Lebens, sich aufrichtet, seine Gleichgewichtslage hineinorientiert in die Gleichgewichtslage der ganzen Welt. Zu dieser Kunst in seinem Leben hätte der Mensch niemals kommen können, wenn sie nicht schon vorbereitet worden wäre in urältester Zeit. Diese Kunst ruhte im menschlichen Wesen im Keime schon während des Saturndaseins. Während des Saturndaseins haben göttliche Geister den Keim zu demjenigen gelegt, was sich zeigt, wenn das Kind, wie wir sagen, gehen lernt. Da waren noch gar keine Tiere da; die sind erst später während des Sonnendaseins gekommen. So daß der Mensch in seiner Anlage älter ist als das Tier. All dasjenige, was in diesem unsichtbar Kraftenden liegt, was den Menschen zum Gehen bringt, weist in seiner Abstammung zurück bis zum Saturndasein. [GA 227, S. 267–268, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=267&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (1b) Grundlage ##### Das Ich lebt in Gliedmaßen und Stoffwechsel und bewirkt das Gehen. GA 349 04.04.1923 Also der Ätherleib schreit nicht, wispert nicht. Da ist noch etwas anderes da. Das ist der Astralleib. Und wenn das Kind Durst hat und schreit, so ist es ein Gefühl des Durstes im Astralleib. Und dieses Schreien ist dasjenige, was das Gefühl des Kindes zu unserem Ohr bringt. Aber all das, was ich Ihnen jetzt beschrieben habe, das könnte noch nicht dazu führen, daß ich auch gehe. Denn, sehen Sie, wenn ich vom Kopfe aus durch den Ätherleib meinen Körper bilde, könnte ich mein ganzes Leben wie eine Bildsäule bleiben. Da könnte mein Körper gebildet werden, ich könnte brüllen wie ein Löwe; da könnte noch immer vom Astralleib aus mein Gebrüll gebildet werden. Aber wenn ich ins Gleichgewicht kommen will als Kind, wenn ich also den Willen anwenden will, daß ich gehe, daß ich greife, daß ich ins Gleichgewicht kommen kann, wo ich immer sage: Ich gehe, ich greife, ich komme ins Gleichgewicht -, da ist es noch das Ich, das hinzukommt, das etwas anderes ist als der Ätherleib und Astralleib. Und dieses Ich, das lebt in den Gliedmaßen und im Stoffwechsel. Wenn Sie die Gliedmaßen bewegen, so ist es das Ich. So daß Sie drei Teile vom Menschen haben außer dem physischen Leib: Sie haben den Ätherleib, den Astralleib und das Ich. [GA 349, S. 137, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=137&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind gliedert durch Nachahmung Statik und Dynamik in sein ganzes Menschenwesen ein. GA 306 16.04.1923 Indem nun das Kind in die Statik und Dynamik seiner Umgebung hineinkommt, tut es unbewußt etwas außerordentlich Bedeutsames. Denken Sie nur einmal, wieviel Mühe es manche Menschen kostet, später in der Schule Statik und Dynamik zu lernen und sie anzuwenden, nur soweit man sie anwendet auf das Maschinelle! Das Kind tut das unbewußt. Es gliedert wirklich Statik und Dynamik in sein ganzes Menschenwesen ein. Und gerade aus anthroposophischer Forschung kann man ersehen, daß selbst das, was die gelehrtesten Statiker und Dynamiker ausdenken für die äußere Welt, ein Kinderspiel ist gegen dasjenige einer so komplizierten Statik und Dynamik, wie sie das Kind sich im Gehenlernen eingliedert. Das tut es durch Nachahmung. Daher werden Sie sehen, wie merkwürdig gerade auf diese Verhältnisse die Nachahmung wirkt. [GA 306, S. 46-47, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=46&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind ahmt die Bewegungen der Umgebung nach und somit lernt es auch das Gehen. GA 306 17.04.1923 Bedenken Sie nur, daß eben der Mensch eigentlich, am meisten im ersten Kindesalter, dann aber bis zum Zahnwechsel hin, ganz Sinnesorgan ist. Dadurch ist er erstens als ganzer Mensch empfänglich für alles dasjenige, was aus seiner Umgebung wirkt; aber er ist auch auf der anderen Seite veranlaßt, nachzubilden durch sich selbst dasjenige, was in seiner Umgebung wirkt. Er ist gewissermaßen - sagen wir, wenn wir ein Sinnesorgan herausgreifen -, er ist ganz Auge. Wie das Auge die Eindrücke von der Außenwelt empfängt, wie das Auge aber gerade durch seine eigene Organisation nachbildet dasjenige, was in seiner Umgebung auftritt, so bildet der ganze Mensch in der ersten Lebensperiode innerlich dasjenige nach, was in seiner Umgebung geschieht. Aber er nimmt dasjenige, was in seiner Umgebung geschieht, mit einer eigentümlichen inneren Erlebnisform auf. Es ist ja, wenn wir als Kind den Vater oder die Mutter die Hand bewegen sehen, den Arm bewegen sehen, sogleich im Kinde der innere Trieb, auch solch eine Bewegung zu machen. Und von den allgemeinen zappelnden, irregulären Bewegungen geht es über zu bestimmten Bewegungen, indem es die Bewegungen seiner Umgebung nachahmt. So lernt das Kind auch das Gehen. [GA 306, S. 50-51, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=50&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1.Jahrsiebt; Gehen, Sprechen, Denken werden in den ersten Lebensjahren durch Nachahmung erworben. GA 307 10.08.1923 Und nun müssen wir, indem wir diesen Gesichtspunkt gewonnen haben, hinschauen darauf, wie drei für das ganze Leben maßgebende Tätigkeiten von dem Kinde in den ersten Lebensjahren erworben werden: Gehen, Sprechen, Denken. Diese drei Fähigkeiten, die werden maßgeblich für das ganze Leben in den ersten Lebensjahren von dem Kinde erworben. Gehen, ja, das ist, ich möchte sagen, eine Abbreviatur, ein verkürzter Ausdruck für etwas viel Umfassenderes. Weil es am meisten auffällt, daß wir gehen lernen, sagen wir: das Kind lernt gehen. Aber dieses Gehenlernen, das ist ja verbunden mit einem Sich-Hineinversetzen in eine Gleichgewichtslage gegenüber der ganzen Raumeswelt. Wir suchen als Kind die aufrechte Lage, wir suchen als Kind die Beine in ein solches Verhältnis zur Schwerkraft zu bringen, daß wir das Gleichgewicht haben. Wir versuchen dasselbe aber auch mit den Armen und Händen. Der ganze Organismus wird orientiert. Gehenlernen bedeutet, die Raumrichtungen der Welt finden, den eigenen Organismus in die Raumrichtungen der Welt hineinzustellen. Hier handelt es sich darum, daß wir in richtiger Weise hinschauen darauf, wie das Kind ein nachahmendes Sinneswesen ist. Denn alles muß in den ersten Lebensjahren durch Nachahmung gelernt werden, aufgenommen werden durch Nachahmung aus der Umgebung. [GA 307, S. 106, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=106&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind lernt beim Gehen die Gliedmaßen im Zusammenhang mit dem Stoffwechsel zu gebrauchen. GA 349 04.04.1923 Nun, setzen wir uns das einmal vor die Seele. Das Kind lernt gehen, das heißt, Gleichgewicht halten und sich bewegen. Was lernt es denn mit dem Gehen? Nun, es lernt mit dem Gehen die Gliedmaßen gebrauchen. Aber man kann die Gliedmaßen nicht gebrauchen, ohne zugleich den Stoffwechsel zu gebrauchen. Wenn man die Gliedmaßen gebraucht, so wird immer etwas von uns verbrannt. Stoffe werden verbrannt. Wenn Sie nur einen Arm bewegen, werden da drinnen Stoffe verbrannt. Der Stoffwechsel ist mit den Gliedmaßen in Verbindung. Gehen, Gleichgewicht halten, sich bewegen hat zu tun mit dem Stoffwechsel und mit den Gliedmaßen. [GA 349, S. 132, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=132&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (1c) Unterschied zum Tier ##### Unterschied zwischen Tier und Mensch in Bezug auf Gehen, Sprechen, Denken. GA 231 18.11.1923 Ich habe es schon öfter erwähnt, indem ich gesagt habe, man schaue sich das Verhältnis des Menschen zu den Tieren an. Indem man anatomisch vergleicht Knochen, Muskeln, auch meinetwillen das Blut von Mensch und Tier, wie man es in der neueren Zeit macht, so wird man eine Verwandtschaft finden. Die Erhöhung des Menschen über die Tiere findet man aber erst, wenn man auf so etwas eingeht wie die Tatsache, daß in der Hauptsache die Rückgratsäule beim Tier parallel der Erdoberfläche, horizontal ist, beim Menschen aber nach aufwärts gerichtet - und wenn man dann übergeht zu dem Wunderbaren der Sprache beim Menschen, zu der es das Tier nicht bringt, und übergeht dazu, wie aus der Sprache sich herausringt das Denken. Beobachten wir, wie am Kinde das Sprechen, das Denken, die ganze Orientierung für das Leben mit der Aufrichtung des Körpers einsetzt, dann sehen wir jene wunderbaren Kräfte, durch die sich das Kind in die Welt dynamisch hineinfindet. Da sehen wir, wie die Orientierung der kindlichen Gliedmaßen sich auslebt in der Melodik, in der Artikulierung des Sprachlichen. Sehen wir hin, wie der Mensch sich eigentlich bildet, formt in der sinnlichen Welt - da sehen wir ruhig sich gestaltende Kräfte. Ja, es ist wunderbar, so im Laufe der Monate das werdende Kind zu betrachten, das vom Kriechen übergeht zum aufrechten Gang, das zu der ganzen Orientierung seines Körpers und seiner Gliedmaßen in die Weltdynamik übergeht, das dann herausgliedert aus dem Körperlichen die Sprache, das Denken. [GA 231, S. 146-147, 18.11.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga231.pdf#page=146&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Gehenlernen bedeutet ein Hinauswachsen des Menschen über das Tier, welches mit seinem Rückgrat parallel zur Erde orientiert ist. GA 227 30.08.1923 Heben wir aber aus dieser kindlichen Entwickelung, kindlichen Entfaltung drei Dinge heraus. Wir sagen so im gewöhnlichen Leben: das Kind lernt gehen. Das ist in der Tat etwas Wunderbares. Aber in diesem: das Kind lernt gehen, steckt ja außerordentlich viel von der Bewegung. Mit allen Gliedmaßen richtet sich das Kind aus einer Richtung, die parallel der Erdenoberfläche ist dem Rückgrat nach, auf zur aufrechten Stellung. In diesem Momente, den wir einfach dadurch, daß wir das Auffälligste, das Sinnenfälligste bezeichnen, wahrnehmen, daß wir sagen: das Kind lernt gehen -, in dieser Zeit seines Lebens lernt ja das Kind alle seine Kräfte in einer anderen Weise in die Erde hinein orientieren. Das Kind lernt, sich mit seinem eigenen inneren Gleichgewicht und dem Gleichmaß seiner Kräfte in den ganzen Kosmos hineinstellen. Aber zugleich erblicken wir in dem, was sich uns da zeigt, wie der Mensch über die Tierwelt hinauswächst. Denn das Tier kann das nicht, erlebt diesen Lebensaugenblick nicht. Das Tier bleibt im wesentlichen mit seinem Rückgrat parallel mit der Erde, oder wenn es sich, wie der Affe, aufwärtsrichtet, so ist diese Aufwärtsrichtung im Widerspruch mit seiner Organisation. [GA 227, S. 267, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=267&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Aufrechter Gang wird beim Menschen vom Ich erarbeitet - im Unterschied zu den Tieren. GA 127 25.02.1911 Betrachten wir dieses kindhafte Leben besonders in dieser Zeit, in der es sich nun recht herausentwickelt. Die Wissenschaft weiß heute noch nicht viel von dem, was beitragen kann, den Menschen in seiner wahren Wesenheit zu studieren. Da muß es uns erst einmal klar sein, daß der Mensch sich von Anfang an ganz radikal unterscheidet von allen übrigen Wesen. Wenn Sie etwas Nahestehendes, etwa ein Affenwesen, betrachten: Es ist diesem von allem Anfang an durch eine eigentümliche Gleichgewichtslage eingepflanzt sein Gang; durch die eigentümliche Gleichgewichtslage, wie seine Glieder angebracht sind. Der Mensch kann zunächst überhaupt nicht gehen, er muß erst die Gleichgewichtslage im Leibe erringen. Er muß seine Glieder durch die Arbeit seines Ich in jene Lage bringen, in der er sich aufrechterhalten und gehen kann. So muß dieses Ich in den ersten Kindheitsjahren nicht nur daran arbeiten, das Gehirn plastisch auszugestalten, es muß auch die Gleichgewichtslage erringen, die dem Menschen nicht so von vorneherein gegeben ist wie den Tieren. Der Mensch muß seine Knochen erst in die Winkelrichtung bringen, die er gemäß seinem Schwerpunkte haben muß, um gehen zu können, um seinen Weg zu finden. Dem Tier ist dieses von vorneherein eingepflanzt, bis herauf zum höchsten Tier. Beim Menschen muß dies erst durch die Arbeit des Ich nach und nach errungen werden. Vorher kriecht er oder fällt um. So würde der Mensch an den Boden gefesselt sein, an denselben Ort, wenn sein Ich nicht arbeiten würde in den ersten Jahren seines Lebens. [GA 127, S. 94–95, 25.02.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga127.pdf#page=94&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Tier ist leiblich in die Gleichgewichtsverhältnisse hineinorganisiert, Mensch muss an sich arbeiten und bringt sich durch seine Seele in die Aufrichte. GA 015 06.06.1911 Als erstes lernt er die eigene Körperlichkeit im Räume orientieren. Was damit gesagt ist, beachtet der heutige Mensch eigentlich gar nicht. Es wird damit einer der wesentlichsten Unterschiede des Menschen vom Tier berührt. Das Tier ist von vornherein bestimmt, seine Gleichgewichtslage im Räume in einer gewissen Art zu entwickeln; das eine Tier ist zum Klettertier vorbestimmt, das andere zum Schwimmtier und so weiter. Das Tier ist von vornherein so organisiert, daß es sich in richtiger Weise in den Raum hineinstellt; und das ist bis hinauf zu den menschenähnlichsten Säugetieren der Fall. Wenn die Zoologen über dieses Faktum nachdenken würden, so würden sie weniger betonen, daß zum Beispiel Mensch und Tier so und so viele gleichartige Knochen und Muskeln haben und so weiter; denn dieses kommt viel weniger in Betracht als die Tatsache, daß der Mensch nicht von vornherein die volle Anlage für seine Gleichgewichtsverhältnisse mitbekommt. Er muß sich diese erst aus seinem Gesamtwesen herausgestalten. Es ist bedeutungsvoll, daß der Mensch an sich selbst arbeiten muß, um sich aus einem Wesen, das nicht gehen kann, zu einem solchen zu machen, das aufrecht gehen kann. Der Mensch ist es selbst, der sich seine vertikale Lage, seine Gleichgewichtslage im Raum gibt. Er bringt sich selbst in ein Verhältnis zur Schwerkraft. Einer Betrachtung, welche nicht in die Tiefe der Sache dringen will, wird es selbstverständlich ein Leichtes sein, mit scheinbar guten Gründen dies zu bestreiten. Man kann sagen, der Mensch sei eben für seinen aufrechten Gang ebenso hinorganisiert wie zum Beispiel ein Klettertier zum Klettern. Ein genaueres Zusehen aber kann zeigen, daß es beim Tier die Eigenart der Organisation ist, welche das Hineinstellen in den Raum bewirkt. Beim Menschen aber ist es die Seele, welche sich in Beziehung zum Raum bringt und die Organisation bezwingt. [GA 015, S. 12, 06.06.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga015.pdf#page=12&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (1d) Bedeutung ##### Gehen ist sich im Gleichgewicht in die Welt hineinstellen; Kopf ist bei Geburt in einer ganz bestimmten Gleichgewichtslage. GA 310 18.07.1924 Das Gehen ist ja nicht bloß gehen, das man lernt mit dem Gehen, denn das ist nur eine einzelne Erscheinung, sondern es ist das Sich-im-Gleichgewicht-Hineinstellen in die Welt; gehen ist nur die gröbste Erscheinung dabei. Vorher ist man außer diesem Gleichgewicht, jetzt lernt man sich im Gleichgewichte in die Welt hineinstellen. Woher kommt das? Es kommt davon her, daß der Mensch mit einem Kopfe geboren wird, der eine ganz bestimmte Gleichgewichtslage verlangt. Dieses Geheimnis des menschlichen Kopfes tritt ja schon im Physischen sehr stark hervor. [GA 310, S. 38–39, 18.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=38&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehenlernen ist das Bild für das Geistigste des Menschen. GA 306 17.04.1923 Die intimsten Dinge des Lebens stehen gerade neben diesem Sichhineinfinden in die Statik und Dynamik. Und wer sich ein Beobachtungsvermögen nach dieser Richtung aneignet, der wird finden, daß die Lebensschicksale sich in einer merkwürdig bildhaften Form ausdrücken in der Art und Weise, wie das Kind beginnt aufzutreten, wie das Kind beginnt, die Knie zu beugen, wie es beginnt, sich seiner Finger zu bedienen. Das alles ist ja nicht bloß etwas materiell Äußerliches, das alles ist ja das Bild gerade für das Geistigste des Menschen. [GA 306, S. 54, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=54&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken. Beim Gehenlernen differenzieren sich Arme und Beine voneinander. GA 224 04.04.1923 Diese drei Dinge sind dasjenige, was wir gewöhnlich im Leben so bezeichnen, daß es sehr einseitig aufgefaßt wird. Nur ein kleiner Teil von dem Ganzen wird eigentlich aufgefaßt. Das erste ist das Gehenlernen. Der Mensch kommt als ein Wesen in die irdische Welt, das nicht gehen kann, das sich erst das Gehen aneignen muß. Das zweite, was sich der Mensch aneignen muß, ist das Sprechen, und das dritte ist das Denken. Wir können beim Kinde genau unterscheiden, wie manchmal das eine vor dem andern kommt, aber wenn man die Menschheit im allgemeinen nimmt, so kann man im ganzen sagen: Der Mensch lernt gehen, sprechen, denken - jedenfalls das Denken erst nach dem Sprechen. Erst aus dem Sprechen heraus entsteht allmählich die Fähigkeit, dasjenige, was in Worte gefaßt wird, auch in Gedanken festzuhalten. Und es dauert eigentlich ziemlich lange, bis man wirklich sagen kann: Das Kind denkt. Aber gerade das Gehen wird als etwas sehr Einseitiges aufgefaßt. Das Gehen besteht ja nicht bloß darin, daß das Kind sich aufrichten lernt und sozusagen seine Beine in pendelnde Bewegung setzen kann, sondern es besteht darin, daß das Kind überhaupt sich aneignet, das Gleichgewicht, das menschliche Gleichgewicht in der Welt durchaus zu beherrschen, ich möchte sagen: daß man sich überall hinstellen kann, ohne daß man umfällt; daß man also seinen Leib hineinstellen kann in die Welt, seine Muskeln, seine Gliedmaßen so beherrschen lernt, daß der Schwerpunkt des Leibes, ob wir stehen, oder ob wir gehen, an die richtige Stelle fällt. Aber das ist noch immer einseitig aufgefaßt, denn Sie müssen bedenken, daß etwas außerordentlich Wichtiges sich dabei noch vollzieht: das ist die Differenzierung der Beine und der Arme. [GA 224, S. 10–11, 06.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=10&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Gehen und Aufrichten eines Kindes bedeutet einerseits, dass es sein Gleichgewicht in der Welt halten kann und zweitens eine Differenzierung der Arme und Beine. GA 224 06.04.1923 Aber gerade das Gehen wird als etwas sehr Einseitiges aufgefaßt. Das Gehen besteht ja nicht bloß darin, daß das Kind sich aufrichten lernt und sozusagen seine Beine in pendelnde Bewegung setzen kann, sondern es besteht darin, daß das Kind überhaupt sich aneignet, das Gleichgewicht, das menschliche Gleichgewicht in der Welt durchaus zu beherrschen, ich möchte sagen: daß man sich überall hinstellen kann, ohne daß man umfällt; daß man also seinen Leib hineinstellen kann in die Welt, seine Muskeln, seine Gliedmaßen so beherrschen lernt, daß der Schwerpunkt des Leibes, ob wir stehen, oder ob wir gehen, an die richtige Stelle fällt. Aber das ist noch immer einseitig aufgefaßt, denn Sie müssen bedenken, daß etwas außerordentlich Wichtiges sich dabei noch vollzieht: das ist die Differenzierung der Beine und der Arme. [GA 224, S. 11, 06.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=11&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sympathie, Antipathie und Moralität im Zusammenhang mit Gehen, Sprechen, Denken. GA 306 16.04.1923 Geist, Seele, Leib - Geist, Seele, Natur, das ist die Reihenfolge, wie die Welt des umliegenden Erdenlebens an den Menschen herantritt. Aber wenn wir aufnehmen das Seelische, so eignen wir uns mit diesem Seelischen zu gleicher Zeit im wesentlichen an unsere Sympathien und Antipathien im Leben. Sie fließen ganz unvermerkt ein. Die Art und Weise, wie wir sprechen lernen, ist zu gleicher Zeit die Art und Weise des Aneignens bestimmter Sympathien und Antipathien. Und das Kuriose ist: derjenige, der sich dafür ein richtiges Auge anschafft, ein Seelenauge natürlich, der findet in der Art und Weise, wie das Kind auftritt, ob es mehr mit den Hacken oder mehr mit den Fußspitzen auftritt, ob es stramm auftritt oder schleicht, er findet in diesem Äußerlich-Physischen den ganzen moralischen Charakter des Menschen für das spätere Leben vorbereitet. So daß wir sagen können: Mit jenem Geistigen, das wir aufnehmen, indem wir gehen lernen, fließt auch aus der Umgebung das Moralische ein. Und es ist gut, wenn man sich ein Auge dafür aneignet, wie ein Kind die Beine bewegt, das dann ein gutes Kind wird, und wie ein Kind die Beine bewegt, das dann ein böses wird. Denn am meisten naturalistisch ist dasjenige, was wir durch das Denken in der Kindheit aufnehmen. Schon seelisch durchsetzt ist, was wir durch die Sprache aufnehmen. Und moralisch-geistig durchsetzt ist dasjenige, was wir durch die Statik und Dynamik aufnehmen. Das ist eben keine bloße Statik und Dynamik, wie wir sie in der Schule lernen, das ist eine aus dem Geiste heraus geborene Statik und Dynamik. [GA 306, S. 47-48, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=47&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Liebevolle Begleitung des Gehenlernens erzeugt Kräfte für einen gesunden Stoffwechsel ab 50. GA 307 10.08.1923 Alle Erziehung ist gerade beim Kinde auch eine physische Erziehung. Sie können gar nicht das Kind abgesondert physisch erziehen, denn alle seelisch-geistige Erziehung, alle Erziehung ist beim Kinde zugleich auf die Physis wirkend, ist physische Erziehung. Wenn Sie an einem Kinde sehen: der Organismus orientiert sich dahin, aufrecht zu stehen, zu gehen, wenn Sie mit einer innigen Liebe auf dieses wunderbare Geheimnis des Menschenorganismus hinsehen, der aus der horizontalen Lage in die vertikale übergehen kann, wenn Sie das religiöse Gefühl haben, in scheuer Ehrfurcht den schaffenden Götterkräften gegenüberzustehen, die hier das Kind hinorientieren in den Raum, wenn Sie, mit anderen Worten, als der Hilfeleister beim Gehen, beim Orientierenlernen dastehen als derjenige, der die menschliche Natur in dem Kinde innig liebt, indem er jede Äußerung dieser menschlichen Natur mit Liebe als der Hilfeleister verfolgt: dann erzeugen Sie in dem Kinde gesundende Kräfte, die sich gerade in einem gesunden Stoffwechsel noch zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Jahre zeigen, wo man nötig hat, diesen Stoffwechsel zu beherrschen. [GA 307, S. 108, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=108&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im kindlichen Alter steckt keimhaft das ganze menschliche Leben. GA 307 10.08.1923 Wenn wir daher das Kind durch äußere Handhabungen in unrichtiger Weise veranlassen zu gehen, wenn wir ihm nicht bloß helfen, sondern wenn wir durch Zwang das Gehen, das Stehen herbeiführen wollen, dann verderben wir dem Kinde das Leben bis zum Tode hin. Insbesondere verderben wir ihm das höchste Alter. Denn es handelt sich bei einer wirklichen Erziehung immer darum, nicht bloß auf die Gegenwart des Kindes zu schauen, sondern auf das ganze menschliche Leben zu schauen bis zum Tode hin. Wir müssen wissen, daß in dem kindlichen Alter im Keime das ganze menschliche Erdenleben steckt. [GA 307, S. 107, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=107&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (2) Sprechen ### (2a) Ursprung ##### Sprache eignet sich das Ich aus der Menschengemeinschaft aktiv an. GA 127 25.02.1911 Was ferner den Menschen so radikal unterscheidet von allen anderen Wesen, ist seine Sprache. Die Sprache muß auch erst errungen werden durch das Ich. Der Mensch ist nicht veranlagt zu sprechen. Zu dem, wozu der Mensch von vorneherein veranlagt ist, gehört die Sprache nicht. Gewiß, die Kuh sagt Muh; aber das ist noch keine Sprache. Die Erwerbung der Sprache hängt davon ab, daß das Ich unter anderen Menschen-Ichen weilt. Wenn der Mensch auf eine ferne Insel verpflanzt wird, lernt er nicht sprechen. Daß wir die zweiten Zähne bekommen, ist uns angeerbt; daß wir wachsen, ist uns angeerbt. Wir würden auch Zähne bekommen, wenn wir auf einer einsamen Insel wären. Die Sprache aber erwerben wir uns durch das Ich im Kreise des menschlichen Lebens. Diese Unterschiede sind wichtig. So daß in dem, was wir menschliches Leben nennen, die Sprache das Dritte ist, was unser Ich sich aneignet. [GA 127, S. 95, 25.02.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga127.pdf#page=95&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Träger des geistigen Lebens im Verhältnis zu anderen Menschen, Keim für die Kehlkopfentwicklung vor dem Ich-Bewusstsein geformt. GA 015 06.06.1911 Das zweite, was der Mensch sich selber lehrt, und zwar aus der Wesenheit heraus, welche von Verkörperung zu Verkörperung als dieselbe weiterschreitet, ist die _Sprache._ Durch sie setzt er sich zu seinen Mitmenschen in ein Verhältnis, welches ihn zum Träger desjenigen geistigen Lebens macht, das die physische Welt zunächst von ihm aus durchdringt. Es ist oft mit gutem Grunde betont worden, daß ein Mensch, der auf eine einsame Insel versetzt würde und nicht mit andern Menschen zusammen wäre, bevor er sprechen kann, die Sprache nicht lernen würde. Was wir ererbt erhalten, was eingepflanzt ist für spätere Jahre, so daß es den Vererbungsprinzipien unterliegt, das hängt nicht davon ab, daß der Mensch mit seinen Mitmenschen zusammen ist. Er ist zum Beispiel von vornherein durch die Vererbungsverhältnisse dazu veranlagt, im siebenten Jahre die Zähne zu wechseln. Da könnte er auf einer einsamen Insel sein; wenn er nur die Möglichkeit hatte, heranzuwachsen, würde er die Zähne wechseln. Sprechen aber lernt er nur, wenn sein Seelenwesen als solches angeregt wird, als dasjenige, was von Leben zu Leben getragen wird. Der Mensch muß in jener Zeit den Keim für seine Kehlkopf Entwickelung formen, in der er noch nicht sein Ich-Bewußtsein hat. _Vor_ der Zeit, bis zu der er sich zurückerinnert, muß er den Keim legen, zur Formung seiner Kehlkopfentwickelung, so daß der Kehlkopf zum Sprachorganismus werden kann. [GA 015, S. 13, 06.06.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga015.pdf#page=13&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wenn der Zusammenhang, wie zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen an den Menschen die Hierachien herantreten, verstanden wird, dann versteht man auch, wie das kleine Kind Gehen, Sprechen, Denken lernt. GA 226 18.05.1923 Lernen wir diesen Zusammenhang verstehen, sehen wir wiederum, wie zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen an das Ich und den astralischen Leib, überhaupt an den ganzen Menschen herantreten die Wesen der nächsten Hierarchie, die über dem Menschen steht, Angeloi, Archangeloi, Archai, dann verstehen wir auch, wie es im kleinen Kinde ist, wenn das kleine Kind die drei Betätigungen des Gehens, des Sprechens, des Denkens sich aneignet. Wir lernen schauen, wie, indem das kleine Kind in die Lebensdynamik, in das Gehen und Greifen hineinkommt, es die Archai sind, die dasjenige, was der Mensch zwischen Tod und neuer Geburt im Umgange mit geistseelischen Wesen erlebt hat, herübertragen und zum Abbild in dem Gehen des Kindes machen. Die Archai, die Urkräfte vermitteln das ganz geistige Sich-Bewegen unter geist-seelischen Wesen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt in seinem Abbild hier in der physischen Welt, wenn das Kind gehen lernt. Und die Archangeloi bringen dasjenige herüber, was der Mensch zwischen Tod und neuer Geburt in der Offenbarung erlebt, und sie wirken, indem das Kind sich das Sprechen aneignet. Und die Angeloi, die Engelwesen, tragen dasjenige herüber, was der Mensch an Kräften entwickelt hat, indem er sich seinen Ätherleib zusammengesammelt hat aus der gesamten Weltäthersubstanz. Sie tragen diese Kräfte herüber, bilden sie aus im Abbilde in den Denkorganen, die plastisch geformt werden, so daß das Kind aus der Sprache heraus das Denken lernt. [GA 226, S. 56, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=56&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprechenlernen hat der Mensch von den Archangeloi. GA 224 28.04.1923 Im Sprechenlernen drückt sich etwas anderes aus. Es ist das auch ein Zusammenhang mit dem vorirdischen Dasein, aber er ist schwer zu charakterisieren. Weil es schwierig auszudrücken ist, möchte ich Ihnen das in populäre Worte kleiden. Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht, hat er sein Menschenwesen in einer gewissen Weise moralisch gestaltet. Er hat sein eigenes Wesen immer während des Schlafzustandes gewoben, und was er da gewoben hat, fängt er an, selber zu sehen. Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geschritten ist, gelangt er in der richtigen Weise in die Nähe der Angeloi, Archangeloi, Archai. Aber dazu kommt noch etwas, was der Mensch von der zweiten Gruppe der Hierarchien hat. Diese gießen in den Menschen als ein weiteres, mehr unpersönliches Schicksal dasjenige hinein, was den Menschen in seinem kommenden Leben hineinstellt in eine bestimmte Sprache, einreiht in einen bestimmten Volkszusammenhang. Das persönliche Schicksal hängt damit zusammen, was der Mensch ist im Zusammenhange mit den Archai, die Sprachfähigkeit haben wir von den Archangeloi. Welche Sprache wir aber sprechen, das haben wir von viel höheren Wesen: den Exusiai, Dynamis, Kyriotetes. [GA 224, S. 124, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=124&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache ist gebunden an das rhythmische System, das sich auslebt in Atmung und Blutzirkulation; die Kräfte kommen von der Hierarchie der Archangeloi. GA 224 28.04.1923 Sehen wir nun auf die zweite Stufe, auf die Sprache. Sie ist nicht so sehr gebunden nur an das Sinnes-Nervensystem wie das Denken. Die Sprache ist gebunden an das Brustsystem, das rhythmische System des Menschen, an das, was sich auslebt in der Atmung, in der Blutzirkulation. Wenn wir das, was sich da dem Kind entringt, die äußere Welt nachahmend in der Sprache, zurückverfolgen bis in das vorirdische Dasein, dann finden wir, daß der Mensch diese Kräfte aus jenem Verkehr hat, den er im vorirdischen Dasein pflegen durfte mit der zweiten Hierarchie, den Erzengeln, den regierenden Wesenheiten der Volksstämme, die diese Aufgabe haben, eben weil sie mit dem Menschen die Beziehung haben, die jetzt gekennzeichnet wurde. Diese Kräfte, die der Mensch bekommt im Verkehr mit den Erzengeln, sie tauchten unter in die Nacht und kommen erst wieder zum Vorschein in den Kräften des irdischen Sprachlebens, durch das wir uns mit andern Menschen verständigen. Was wären wir als Menschen untereinander ohne Sprache, wenn wir nicht das Ätherische der Gedankenwellen hineingießen könnten in die gröberen Luftwellen, die die Sprache vermitteln! Die Kräfte, die bewirken, daß unser rhythmisches System der Träger einer dichteren Offenbarung wird, haben wir von der Hierarchie der Archangeloi. Und so können wir das verfolgen, indem wir zurückgehen zum vorirdischen Dasein. Wir können nicht nur im Abstrakten sagen, der Mensch lebt da zwischen geistigen Wesenheiten-, sondern wir können in ganz bestimmter Form sagen, was uns diese oder jene Art von Wesen für eine Gabe für das Erdenleben verliehen hat. Wir danken diesen Geistwesen, das heißt, wir setzen uns zu diesen Wesenheiten in ein richtiges Verhältnis, wenn wir sagen: Für mein Denken danke ich den Angeloi, für die Sprache danke ich den Archangeloi. [GA 224, S. 116–117, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=116&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Göttlich-geistige Wesen haben auf der Sonne die menschliche Organisation vorbereitet, damit der Mensch Sprache erzeugen kann. GA 227 30.08.1923 Das zweite, was im Kinde auftritt, ist, daß sich aus seinem Orientieren im Räume die Kräfte nach innen drängen. Und die Kräfte, die sich nach innen drängen, die kommen wiederum in einer anderen Weise zum Vorschein. Ich ergreife die Kreide. Da geht eine Kraft nach außen. Aber eine Gegenkraft geht nach innen, die entlädt sich in den inneren Organen. Diese von der Orientierung in die Bewegung durch die Glieder kommende, nach innen gerichtete Kraft, die kommt dann in der kindlichen Entwickelung zum Vorschein, wenn das Kind sprechen lernt. Das ist das zweite, was das Kind lernt: sprechen. Zuerst kommen die Kräfte nach außen: das Kind lernt sich orientieren im Räume. Es kommen dieselben Kräfte nach innen: das Kind lernt sprechen. Die Naturwissenschaft weiß von dem nur einen kleinen Teil. Sie weiß ja nur, daß der Rechtshänder das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte und der Linkshänder das Sprachzentrum in der rechten Gehirnhälfte hat. Aber alles dasjenige, was im Gehirn überhaupt ist von der Sprachentwickelung, das wird von den Gliedmaßen erst in das Gehirn hineingearbeitet, während das Kind gehen, greifen, sich bewegen, die Dinge umfassen lernt. Das sind die nach innen gehenden Kräfte, die dann übergehen vom Gehirn aus in die Sprachorgane. Wiederum haben die göttlich-geistigen Wesen seit unermeßlichen Zeiten vorbereitet, daß die menschliche Organisation so ist, daß sie im Kinde zur Sprache werden kann. Daß der Mensch die Sprache erlernen konnte, das rührt davon her, daß die göttlich-geistigen Wesen an dem Menschen, den sie vorbereitet haben für das Gehen seit der Saturnzeit, daß die göttlich-geistigen Wesen gearbeitet haben auf der Sonne, um im Menschen die Sprache zu erzeugen. [GA 227, S. 268–269, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=268&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (2b) Nachahmung ##### Sprache durch Nachahmung, nicht vererbt. GA 349 04.04.1923 Nun können Sie sagen: Aber warum sieht denn das Kind der Mutter oder dem Vater ähnlich? Ja, meine Herren, das ist aus dem Grunde, weil das Kind immer am Nachahmen festhält. Derjenige, der da sagt: Dieses Kind ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten -, der könnte nämlich auch noch etwas anderes sagen. Sehen Sie - warten wir ein bißchen mit dem Kind -, da haben wir ein Kind, das schaut, sagen wir, seinem Vater oder seiner Mutter sehr ähnlich, obwohl das gar nicht so ausgesprochen ist; die Kinder werden später viel ähnlicher, als da sie noch ganz klein sind. Aber solche Sachen, die gehen ja die gelehrten Herrschaften nichts an. Aber, sehen Sie, warten wir ein bißchen, urteilen wir nicht schon, wenn das Kind acht oder vierzehn Tage oder einen Monat alt ist, warten wir, bis das Kind drei, vier Jahre alt ist. Da hat das Kind angefangen zu sprechen. Da kommt einer und sagt: Donnerwetter, der Vater ist ein Deutscher, das Kind, das fängt auch deutsch zu sprechen an, das muß es vom Vater haben; das hat es vom Vater geerbt, denn der Vater ist ein Deutscher. Das ist doch ganz wunderbar! Da das Kind aus dem Eikeim gekommen ist, muß die Sprache schon im Eikeim gesessen haben. Es ist nur wunderbar, daß das Kind, als es aus dem Eikeim gekommen ist, aus dem Leibe der Mutter, noch nicht reden konnte! Aber, nicht wahr, das Kind hat ja das Sprechen gar nicht geerbt, das Kind hat es durch Nachahmung sich angeeignet. Die Sprache ist ähnlich derjenigen von Vater und Mutter. Aber es wird keinem einfallen zu sagen, das Kind hat die Sprache geerbt. [GA 349, S. 131, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=131&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Nachahmung als ein Drang nach innerlicher Gebärde. GA 305 16.08.1922 Wir sehen zum Beispiel, wie in dem ersten Lebensalter des Kindes bis zum Zahnwechsel hin instinktiv - instinktiv für das Kind, instinktiv auch für die Umgebung des Kindes - die Sprache ausgebildet wird. Wir denken heute vielfach darüber nach, ich will heute nicht sprechen von dem Historischen in der Entstehung der Sprache, sondern nur von dem Sprechenlernen des Kindes, wie eigentlich das Kind sprechen lernt, ob es gewissermaßen einen Instinkt hat, sich in den Klang, den es von der Umgebung hört, hineinzufinden, oder ob aus irgendwelchem anderen Zusammenhang mit der Umgebung der Trieb, Sprache zu entwickeln, besteht. Sieht man aber genauer in das Leben des Kindes hinein, so merkt man, daß alle Sprache, alles Sprechenlernen auf der Nachahmung beruht desjenigen, was das Kind durch seine Sinne in der Umgebung beobachtet, unbewußt beobachtet. Das ganze Leben des Kindes bis zum 7. Jahre ist ein fortwährendes Imitieren desjenigen, was in der Umgebung vor sich geht. Und in dem Augenblick, wo das Kind irgend etwas wahrnimmt, sei es eine Bewegung, sei es einen Klang, entsteht in ihm der Drang nach innerlicher Gebärde, nach Nacherleben desjenigen, was wahrgenommen wird aus seiner ganzen Innerlichkeit heraus. [GA 305, S. 17, 16.08.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga305.pdf#page=17&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache ist von außen nach innen durch Nachahmung entstanden. GA 059 20.01.1910 Was hier die Entsprechung zwischen äußerem Wesen und innerem Erleben ist, das heißt, was hier geschieht, das können wir fortwährend bei unseren Kindern beobachten, wenn sie sprechen lernen. Da können wir sehen, wie das Kind beginnt, irgend etwas, was es fühlt, in den Ton umzusetzen. Wenn das Kind zuerst Ma und Pa schreit, so ist das nichts anderes als ein innerliches Umgießen des Affektes in den Laut. Es ist nur die Äußerung eines Inneren. Wenn aber dieses Kind sich so äußert, dann kommt zum Beispiel die Mutter herbei, und das Kind merkt dann, daß demjenigen, was sich innerlich als Freude äußert, indem es sich umgießt in den Laut Ma, ein äußeres Ereignis entspricht. Das Kind fragt natürlich nicht, wie das geschieht, daß es in diesem Falle dem Herbeieilen der Mutter entspricht. Da gesellt sich zusammen inneres Erlebnis von Freude oder Schmerz und äußerer Eindruck, und es verbindet sich das, was von innen hervorstrahlt mit dem äußeren Eindruck. Das ist eine dritte Art, wie die Sprache wirkt. Daher können wir sagen: Die Sprache ist ebensosehr von außen nach innen durch Nachahmung entstanden, wie sie entstanden ist durch das, was man nennen kann das Hinzugesellen der äußeren Wirklichkeit zu dem, was unser Inneres äußert. [GA 059, S. 30–31, 20.01.1910](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga059.pdf#page=30&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprechenlernen ist eine Fähigkeit des Kindes, bevor das eigentliche Ich-Bewusstsein aufwacht. GA 152 07.03.1914 Das ist die zweite der Fähigkeiten, die sich das Kind aneignet, bevor das eigentliche Ich-Bewußtsein aufwacht: das Sprechenlernen. Das Erwachen des Ich-Bewußtseins folgt erst auf das Sprechenlernen. Das Sprechenlernen beruht durchaus bloß auf einer Art Nachahmung, zu der allerdings die Anlagen tief in der menschlichen Natur ruhen. Dieses Sprechen ist wiederum eine menschliche Fähigkeit, die in den Erdenmenschen hineingekommen ist dadurch, daß er sich vorwärtsentwickelt hat. Dadurch, daß die Geister der Form ihn durchgossen, durchdrungen haben, ist er imstande, eine Sprache zu sprechen, sein Erdenleben auf dem physischen Plan zu leben. Damit entreißt er sich durch zwei Elemente denjenigen geistigen Kräften, die auf der Erde wirksam sind. [GA 152, S. 107, 07.03.1914](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga152.pdf#page=107&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Feine Strukturen im Menschen bilden sich durch Aufnahme der Sprache aus der Umgebung. Durch das Erlernen mehrerer Sprachen wird der Mensch universeller. GA 306 16.04.1923 Der Mensch gestaltet diese Organe auf der Grundlage seines aufrecht gehenden und mit den Armen agierenden Wesens zu Sprachorganen aus. Er nimmt, wenn wir bei der Gegenwart bleiben, dasjenige auf, was an Laut und Sprache aus seiner Umgebung wirkt. Was nimmt der Mensch damit auf? Denken Sie, daß in diesen Organen die Tendenz liegt, den ganzen Organismus der Form nach zu bilden. Indem der Mensch also eine Sprache hört, die zum Beispiel leidenschaftlich und zornig, jähzornig dahinpoltert, so nimmt er etwas auf, was das Tier nicht einläßt. Das Tier läßt sich nur formen vom Kehlkopf und seinen Nachbarorganen; der Mensch aber nimmt das Zornige, Leidenschaftliche seiner Umgebung in sich hinein, es fließt ein in die Formen, bis in die äußersten Gewebestrukturen hinein. Wenn der Mensch nur Sanftes hört in seiner Umgebung, so fließt es bis in die Struktur seiner feinsten Gewebe, es fließt in seine Formen hinein. Gerade in die feinere Organisation fließt es hinein. Die gröbere macht der Mensch auch so ab wie das Tier, aber in die feinere fließt alles ein, was der Mensch mit der Sprache aufnimmt. Dadurch sind ja auch die feineren Organisationen der Völker gegeben: sie fließen aus der Sprache heraus. Der Mensch ist ein Abdruck der Sprache. Sie werden daher begreifen, was es bedeutet, daß in der Entwickelung die Menschen allmählich dazu gekommen sind, verschiedene Sprachen zu lernen: dadurch wird der Mensch universeller. Diese Dinge haben ja eine ungeheure Bedeutung für die Entwickelung des Menschen. [GA 306, S. 38–39, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=38&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Plastische Sprachentwicklung vor dem Zahnwechsel, musikalische Sprachentwicklung nach dem Zahnwechsel. GA 301 04.05.1920 Insbesondere an der Sprache wird es nun klar, wie das Musikalische und das Plastische nach zwei ganz entgegengesetzten Richtungen hin arbeiten. Entwickeln wir bei einem Menschen mehr das musikalische Element, welches insbesondere in Anlehnung an das Autoritätsgefühl in der Schule seine Ausbildung finden wird, dann vernichten wir dadurch dasjenige, was im Kinde als plastischer Trieb ist. Sehen Sie, das musikalische Element der Sprache, das entwickelt sich unter dem Einflüsse der Autorität so, daß das Kind fortwährend eigentlich den Instinkt hat, den Trieb hat, so zu sprechen bis in die geringsten Einzelheiten des Tonfalles hin, wie derjenige spricht, der als Autorität empfunden wird. Die Anpassung an das musikalische Element der Autorität, das ist - ob wir nun dogmatisch sagen: das ist richtig oder unrichtig -, das ist da, das ist einfach durch die Natur des Kindes da. Man wird sehr bald sehen, wenn man für so etwas Beobachtungsgabe hat, wie sich dieses musikalische Element der Sprache anpaßt an denjenigen, der das Kind erzieht oder unterrichtet. Nun ist aber die einseitige Ausbildung dieses musikalischen Elementes der Sprache geradezu vernichtend für das plastische Element der Sprache. Der Mensch wird immer mehr und mehr dazu gedrängt, wenn er nur diesem musikalischen Element der Sprache folgt, die Sprache überhaupt zu verinnerlichen, nurmehr in einer gewissen Weise seinen Gefühlen, seinen Empfindungen zu folgen, indem er gleichsam unbewußt wiedererzeugt Tonfall, besondere Betonung, besondere Nuancierung der Vokale, wie er sie in Anpassung an den Menschen entwickelt, den er als Autorität empfindet. Das aber tritt erst dann so recht ein, wenn wir das Kind in der Volksschule herinnen haben. Weniger ist das der Fall, wenn das Kind in dem Lebensalter steht von der Geburt bis zur Volksschule hin, in dem es die Sprache zuerst lernt. Da ist das Kind Nachahmer, und es entwickelt die Sprache aus dem ganzen Menschenwesen heraus unter fortwährender Anpassung des übrigen Organismus an die menschliche Umgebung. Da greift vieles in das Sprechen ein, was dazu führt, daß das Sprechen sich plastisch gestaltet. Aber weil ja der Mensch Nachahmer ist, Nachahmer bis in das innerste Getriebe seines Wesens hinein, so bildet sich das plastische Element in dieser Zeit zu gleicher Zeit innerlich aus. Wir können auf einen durchgreifenden Unterschied in der Sprachentwickelung hinweisen. Von der Geburt bis zum Zahnwechsel bildet das Kind seine Sprache plastisch aus. In der Volksschule selbst, da tritt dann eben an die Stelle des plastischen Elementes, wie ich gesagt habe, das musikalische Element, Es wirkt schon das Innerliche. Aber weil die Verinnerlichung, das musikalische Element als solches, dem plastischen entgegenwirkt, so ist es nötig, daß wir dasjenige, was das Kind schon hat, was es uns mitbringt, was es durch seine Kräfte bis zum 6. und 7. Jahre mit der Sprachentwickelung herangebildet hat, daß wir das wirklich im Volksschulerziehen und -unterrichten entsprechend benützen. [GA 301, S. 137–139, 04.05.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga301.pdf#page=137&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Beim Sprechenlernen soll das Kind nicht in kindlicher Sprache angesprochen werden. GA 307 10.08.1923 Wir atmen Sauerstoff ein, wir atmen Kohlensäure aus. In unserem Organismus muß durch den Atmungsprozeß Sauerstoff in Kohlensäure verwandelt werden. Die Welt gibt uns den Sauerstoff; sie nimmt die Kohlensäure von uns hin. Ob wir in der richtigen Weise im feineren, intimeren Menschenleben den Sauerstoff in uns selber in Kohlensäure verwandeln, das hängt davon ab, ob wir durch unsere Umgebung beim Sprechenlernen wahrhaftig oder unwahrhaftig behandelt werden. Das Geistige verwandelt sich da ganz in ein Physisches. Und eine der Unwahrhaftigkeiten besteht darin, daß wir in der Umgebung des Kindes sehr häufig glauben, dem Kinde etwas Gutes zu tun, wenn wir uns im Sprechen auf die Stufe des Kindes herabsetzen. Das Kind will aber in seinem Unbewußten nicht eine kindlich zugerichtete Sprache haben, sondern es will die Sprache hören, welche die wahrhaftige Sprache des Erwachsenen ist. Wir wollen daher zum Kinde so sprechen, wie wir gewohnt sind im Leben zu sprechen, und wollen nicht eine besonders zugerichtete Kindessprache haben. [GA 307, S. 110–111, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=110&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Manche verdorbenen Verdauungsorgane des späteren Lebens rühren vom falschen Sprechenlernen her. GA 307 10.08.1923 Das Kind wird zunächst wegen seines Unvermögens dasjenige lallend nachsagen, was man ihm vorsagt; aber wir sollen nicht selber lallend werden. Denn das ist die größte Unvollkommenheit. Und wenn wir das Lallen des Kindes, die unvollkommene Sprache des Kindes glauben anwenden zu müssen, so verderben wir dem Kinde die Verdauungsorgane. Denn alles Geistige wird physisch, geht hinein gestaltend in die physische Organisation. Und alles, was wir geistig tun beim Kinde, ist - weil das Kind gar nichts selber ist - auch noch eine physische Trainierung. Manche verdorbenen Verdauungsorgane des späteren Lebens rühren vom falschen Sprechenlernen her. [GA 307, S. 111, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=111&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache lernt das Kind durch Nachahmung. In der Sprache wirkt das Gefühl, der astralische Leib des Menschen. GA 349 04.04.1923 Das Kind hat während der ersten sieben Jahre auch mehr nur Gefühl. Die Sprache lernt es durch Nachahmung. Aber in dieser Nachahmung wirkt drinnen das Fühlen, das Gefühl. Und wir müssen sagen: Das Licht kann nicht Gefühl hervorrufen. Wenn wir die Sprache durch das Fühlen lernen, so ist etwas anderes da in uns. Dasjenige, was dann in der Sprache wirkt, wodurch der Mensch sprechen kann, das ist nicht bloß der Ätherleib, das ist dann der astralische Leib des Menschen. So daß wir sagen können: Wir haben zweitens zum Sprechenlernen den astralischen Leib - das ist nur ein Ausdruck, ich könnte ebensogut anders sagen -, wir haben den astralischen Leib, der vorzugsweise in der Brust wirkt, im Atmen, das sich dann zum Sprechen umgestaltet. [GA 349, S. 136, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=136&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mensch passt innerste physische Organisation an dasjenige an, was in seiner Umgebung in der Sprache verläuft, während das Tier seine Gestalt gemäß den oberen Brustorgangen ausbildet. GA 306 16.04.1923 Nun, so sehen wir, wie während seiner ersten Kindheitszeit der Mensch ganz und gar innerlich bis in seine Blutzirkulation hinein gerichtet, orientiert wird nach demjenigen, was in seiner Umgebung vorgeht - und daraus fließt dann das, was er als die Gedankenrichtungen aufnimmt. Sehen Sie, was da beim Menschen geschieht durch das Sprechenlernen, möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen zu beachten. Ich möchte es Ihnen daher in zwei Sätze prägen, die gewissermaßen diesen Unterschied von Mensch und Tier angeben. - Wenn das Tier zum Ausdruck bringen könnte das, was sein Formen betrifft, sein Gestalten betrifft mit Bezug auf die oberen Brustorgane, dann müßte es sagen: Ich bilde mich in Gemäßheit der oberen Brust- und Mundorgane zu meiner Gestalt und lasse in mein Wesen nichts ein, was die Gestalt modifiziert. - So müßte das Tier sagen, wenn es ausdrücken wollte, wie dieses Verhältnis ist. Der Mensch dagegen würde sagen: Ich passe meine oberen Brust- und Mundorgane den Weltvorgängen an, welche in der Sprache ablaufen, und richte darnach die Struktur meiner innersten Organisation. - Also nicht der äußeren Organisation, die entwickelt sich tierähnlich; aber der Mensch paßt gerade die innerste physische Organisation an dasjenige an, was in seiner Umgebung in der Sprache verläuft. Das ist von ungeheurer Bedeutung für das ganze Verständnis des Menschenwesens. Denn aus der Sprache heraus entwickelt sich wieder die Denkrichtung, und der Mensch wird dadurch eben ein Wesen, das in diesen ersten Jahren des kindlichen Lebens hingegeben ist an die Außenwelt, während das Tier in sich krampfhaft abgeschlossen ist. [GA 306, S. 39-40, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=39&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wahrhaftigkeit des Sprechens wird durch physischen Organismus nachahmend aufgenommen. GA 307 10.08.1923 Und wenn wir als Hilfeleister beim Gehenlernen jede Anleitung, die wir geben, in Liebe tauchen sollen, dann ist weiter notwendig, daß wir im Sprechenlehren, in der Hilfeleistung, die wir beim Sprechenlernen leisten, innerlich ganz wahr sind. Die größten Unwahrhaftigkeiten des Lebens werden erzeugt während des Sprechenlernens des Kindes; denn da wird die Wahrhaftigkeit des Sprechens durch den physischen Organismus, durch die physische Organisation aufgenommen. Ein Kind, dem gegenüber man als Erziehender, Unterrichtender immer wahrhaftig sich als Mensch äußert, ein solches Kind wird, seine Umgebung nachahmend, die Sprache so erlernen, daß sich jene feinere Tätigkeit in ihm festigt, die fortwährend im Organismus vor sich gehen muß, indem wir einatmen und ausatmen. [GA 307, S. 110, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=110&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprechenlernen als seelisches Nachahmen ließe den Menschen zum vollständigen Abbild seiner Umgebung werden, wenn nicht die Verhärtungstendenz des Leibes mit Abschluss im Zahnwechsel als Selbstbehauptung dagegen wirkte. GA 192 15.06.1919 Vor dem Sprechenlernen ist das Nachahmen zunächst noch ein Nachahmen im Äußeren; tritt das Sprechenlernen ein, dann erstreckt sich das Nachahmen in die inneren seelischen Eigenschaften hinein. Der heranwachsende Mensch wird dann denen angeähnelt, die um ihn sind. Und viel mehr, als man gewöhnlich denkt, flößt sich mit der Sprache in den Grundcharakter des heranwachsenden Menschen ein. Die Sprache hat einen innerlichen, einen eigenen seelischen Charakter, und ein gutes Stück nimmt das heranwachsende Kind von demjenigen Menschen seelisch auf, an dem es sich sprechend heranentwickelt. Diese Aufnahme ist sehr stark, sehr kräftig; sie geht bis in dasjenige hinein, was wir den astralischen Leib nennen. Sie ist so kräftig, daß sie einen Gegenpol braucht. Der ist da. Und in der unbefangenen Betrachtung dieses Gegenpoles zeigt sich eben jenes Geheimnisvolle in der Natur- und Wesensentwickelung, zu dem die heutige äußerliche Naturbetrachtung nicht heran dringen kann. Wäre die äußere physische Natur - ich will mich so ausdrücken, wir haben ja kaum einen Ausdruck in der Sprache, um diese Dinge anzugeben -, wäre die äußere physische Natur weichlicher, als sie ist, so würde der Mensch durch das Aufnehmen der Sprache ganz und gar ein Abdruck desjenigen werden, von dem er sprechen lernt. Aber dagegen ist gleichsam ein Damm aufgerichtet dadurch, daß die physische Natur des Menschen in diesen ersten sieben Jahren innerlichst am allermeisten erhärtet. Und der Gipfel, der Kulminationspunkt dieser Erhärtung drückt sich in dem Durchstoßen eines Knöchrigen, der Dauerzähne, aus. Ein Durchstoßen eines Knöchrigen ist der Abschluß einer inneren Festigung des menschlichen physischen Leibes, die durch das ganze Lebensalter, von der Geburt, oder wenigstens von dem Entstehen der ersten Zähne, die reine Vererbungszähne sind, bis zu den Dauerzähnen hin verläuft. Das sind zwei Gegenpole: die äußerst bewegliche innere Entwickelung in der Sprache, und die äußere Verhärtung, wo sich gleichsam der Mensch dagegen aufbäumt und sagt: Ich bin auch noch da, ich will nicht bloß ein Abbild sein. - Und diese Verhärtung drückt sich aus in dem, was zuletzt in den zweiten Zähnen, in den Dauerzähnen, als Kulminationspunkt erscheint. [GA 192, S. 188–189, 15.06.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga192.pdf#page=188&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (2c) Muttersprache ##### Kind lebt sich mit dem Sprechen in den Sprachgenius hinein. GA 306 17.04.1923 Und wenn das Kind zu sprechen beginnt, dann ist es ein größerer Kreis, dem es sich anpaßt. Es ist zunächst, wenn es nur seine Muttersprache lernt, der Kreis des Volkstums, nicht mehr jener engere Kreis derjenigen Persönlichkeiten, die ein mehr intimes soziales Milieu ausmachen. Der Kreis hat sich erweitert. Indem das Kind sich in die Sprache hineinlebt, paßt es sich schon an etwas an, was nicht mehr so eng ist wie das, an was es sich anpaßt mit Statik und Dynamik. Daher können wir sagen: Das Kind lebt sich mit dem Sprechen hinein in den Volksgenius, den Sprachgenius. Und indem die Sprache durch und durch ein Geistiges ist, lebt sich das Kind noch in ein Geistiges hinein, aber nicht mehr in das individuell Geistige, das für es dann schicksalmäßig, unmittelbar persönlich schicksalmäßig wird, sondern in etwas, was das Kind aufnimmt in einen größeren Lebenskreis. [GA 306, S. 54–55, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=54&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Muttersprache soll durch Nachahmung instinktiv gewohnheitsmäßig gesprochen werden und nicht intellektualisiert werden. GA 307 15.08.1923 Auch für die Muttersprache muß das so sein. Man verdirbt das Seelenleben des Kindes vollständig, wenn man grammatische oder syntaktische Regeln vor diesem wichtigen Lebensmomente in das Kind hineinpfropft. Bis dahin soll in instinktiv gewohnheitsmäßiger Weise gesprochen werden, wie es einzig und allein durch Nachahmung geschieht. Das Selbstbewußtsein soll das Sprechen einleiten - und in der Regel tritt immer das Selbstbewußtsein mit der Grammatik und Syntax auf - zwischen dem neunten und zehnten Jahre. Wenn Sie das berücksichtigen, werden Sie sehen, wie man gerade im Waldorfschul-Prinzip die zwei oder drei Jahre vor diesem Lebensmomente benützt, um den Sprachunterricht in die richtige Lebensepoche nach der Entwickelung der Menschen hineinzustellen. Und so sehen Sie Stück für Stück, daß die Waldorfschul-Pädagogik den Lehrer lesen lehren will, aber nicht in einem Buche, nicht in einem pädagogischen System, sondern im Menschen. [GA 307, S. 202–203, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=202&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Muttersprache wirkt bis hinein ins rhythmische System, der Mensch wird von verschiedenen Sprachen unterschiedlich durchdrungen. GA 307 15.08.1923 Die Sprache, die der Mensch als seine Muttersprache aufnimmt, wurzelt sich ganz tief ein in das Atmungssystem, in das Zirkulationssystem, in den Bau des Gefäßsystems, so daß der Mensch nicht nur nach Geist und Seele, sondern nach Geist und Seele und Körper hingenommen wird von der Art und Weise, wie sich seine Muttersprache in ihm auslebt. Aber wir müssen uns durchaus klar darüber sein, daß die verschiedenen Sprachen in der Welt - bei den primitiven Sprachen ist das ja anschaulich genug, bei den zivilisierten Sprachen verbirgt es sich oftmals, aber es ist doch da - in einer ganz anderen Art den Menschen durchdringen und das Menschliche offenbaren. [GA 307, S. 199, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=199&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprachunterricht so früh beginnen, dass Kinder noch im Nachahmungsalter sind. GA 307 15.08.1923 Nun ist es sehr gut, so früh mit dem Sprachunterricht in fremden Sprachen zu beginnen, weil ja bis zu jenem Zeitpunkte, der zwischen dem neunten und zehnten Jahre im menschlichen Leben liegt, das Kind in das schulmäßige Alter herein noch etwas von dem mitträgt, was ich als besonders charakteristisch für das erste Lebensalter des Menschen von der Geburt bis zum Zahnwechsel dargestellt habe. Da ist der Mensch vorzugsweise ein nachahmendes Wesen. Die Muttersprache lernt der Mensch ja ganz und gar nach dem Prinzip der Nachahmung. Ohne daß der Intellekt stark in Anspruch genommen wird, lernt das Kind innerlich dasjenige nachbilden, was es als Sprache hört. Und das Kind hört zugleich mit dem äußerlich Lautlichen, mit dem Tonmäßigen der Sprache durchaus das innerlich-seelisch-musikalische Element der Sprache. Und _die_ erste Sprache, die sich das Kind aneignet, eignet es sich an als - wenn ich mich so ausdrücken darf - feinere Gewohnheit. Es geht alles tief in den ganzen Menschen hinein. [GA 307, S. 200–201, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=200&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (2d) Organische Grundlage ##### Ohr und Auge in Verbindung mit der Sprache. GA 348 13.12.1922 Beim Ohr verhalten wir uns nicht bloß so. Ich glaube, ich habe Ihnen schon das vorletztemal gesagt, daß wir ja nicht bloß hören, sondern auch sprechen, das heißt selber das, was wir hören, hervorbringen. Und wir verstehen das Gesprochene eigentlich nur dadurch, daß eine Verbindungsröhre - die Eustachische Röhre - vom Rachen aus ins Ohr hineinkommt. Sie wissen ja, daß Kinder, die nicht hören, auch nicht sprechen lernen können. Und Leute, die nicht sprechen lernen, können auch das Gehörte nicht verstehen. Da muß man dann künstliche Mittel anwenden, um das Gehörte zum Verständnis zu bringen. Beim Auge schaut das so aus, als ob man es nur allein zum Sehen hätte. Aber das Kind lernt nicht nur sehen mit den Augen, sondern das Kind - nur beobachtet man das nicht so - lernt auch sprechen mit den Augen. Nur ist die Sprache der Augen nicht eine so brauchbare wie die Sprache, die für die Ohren ist. Sie werden aber finden, daß ein Unterschied ist, ob der eine Sie anlügt, oder ob der andere Ihnen die Wahrheit sagt. Wenn Sie ein bisschen feine Empfindung haben, dann werden Sie an der Art, wie er Sie anschaut, sogar erkennen, ob er Ihnen die Wahrheit sagt, oder ob er Ihnen den Buckel voll lügt. Die Augen sprechen schon. Und das Kind lernt ebenso mit den Augen sprechen, als mit dem Munde sprechen. [GA 348, S. 96–97, 13.12.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga348.pdf#page=96&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Zum Sprechen lernen sind die Zähne notwendig. GA 307 08.08.1923 Man weiß auch noch von den Zähnen, daß sie zum Sprechen notwendig sind; denn man weiß, daß es Zahnlaute gibt, daß in einer bestimmten Weise die Luft, die aus den Lungen, dem Kehlkopfe dringt, durch die Lippen und den Gaumen und auch durch die Zähne zu gewissen Konsonanten geformt werden muß. Man weiß also, daß die Zähne zum Essen und zum Sprechen gut sind. [GA 307, S. 72, 08.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=72&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Bewegung der Luft durch die Sprache. GA 349 17.03.1923 Nun aber gehen wir zu dem zweiten über, was der Mensch lernen kann, zu der Sprache. Wenn wir sprechen lernen, dann ist das nicht so wie beim Gehen. Beim Gehen bewegen wir uns in der äußeren Welt. Wenn wir arbeiten, bewegen wir uns auch in der äußeren Welt. Wir kommen mit irgend etwas der äußeren Welt, was uns einen wahrnehmbaren Widerstand leistet, in Beziehung. Die Sprache, die sprechen wir heraus, und selbst wenn wir in einer dicken Luft sind, so merken wir gar nicht, daß die Sprache uns schwer wird. Wir merken an anderem, was die Luft an uns tut, wenn sie zu dick ist, wie sie störend ist. An der Sprache merken wir das nicht. Und dennoch, ohne die Luft könnten wir nicht sprechen, denn wir bewegen die Luft mit unserer Sprache. [GA 349, S. 90, 17.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=90&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken in den ersten drei Lebensjahren. GA 224 23.05.1923 Betrachten wir nun zunächst die eine Tätigkeit, die das Kind lernt, die sprachliche, mit Bezug auf die Gesamtentwickelung des Menschen. Man muß wirklich sagen: Das, was da das Kind lernt, ist etwas Großartiges, und _Jean Paul,_ der deutsche Dichter, hat gesagt, in den drei ersten Lebensjahren - wo man also wesentlich gehen, sprechen, denken lernt - lerne der Mensch viel mehr als in den drei akademischen Jahren. Mittlerweile sind ja die drei akademischen Jahre viele geworden, man lernt aber noch immer nicht mehr in den «drei» akademischen Jahren, als man in den drei ersten Lebensjahren als Kind lernt. Nun, betrachten wir das Sprechen! In dem Sprechen liegt zunächst das äußerlich Physisch-Physiologische: unser Kehlkopf und unsere übrigen Sprachorgane kommen in Bewegung, sie bewegen die Luft. Es wird der Ton vermittelt. Da kommen wir gewissermaßen an das äußerlich Physisch-Physiologische heran. Aber in dem, was wir sprechen, ist ja auch Seele, und die Seele durchzieht und durchglüht alles dasjenige, was wir in den Lauten von uns geben. Ja, insofern die Sprache etwas Physisches gibt, sind der physische Leib und der Ätherleib des Menschen daran beteiligt. Die schweigen selbstverständlich vom Einschlafen bis zum Aufwachen, das heißt, der normale Mensch spricht ja nicht vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Aber insofern Seele und Ich am Sprechen beteiligt sind, nehmen Seele und Ich, der astralische Leib und das Ich, indem sie beim Einschlafen aus dem physischen Leib und dem Ätherleib herausgehen, das seelische Sprachvermögen mit, und damit eigentlich alles, was der Mensch während des ganzen Tages seelisch in sein Sprechen hineingelegt hat. Wir sind ja eigentlich an jedem Abend andere Menschen, denn wir haben uns den ganzen Tag über sprechend betätigt, die einen viel, andere weniger, manche allzuviel, manche auch zu wenig, aber immerhin, wir haben uns den ganzen Tag sprechend betätigt und unsere Seele in die Sprache hineingelegt. Und das, was wir da hineingelegt haben in die Sprache, das nehmen wir mit dem Einschlafen mit, das bleibt unser Wesen zwischen Einschlafen und Aufwachen. [GA 224, S. 195–196, 23.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=195&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprechenlernen. Ausbildung des Broca-Feldes durch Nachahmung und Gebärden der rechten Hand. GA 305 16.08.1922 Diese naturwissenschaftliche Entdeckung besteht darin, daß des Menschen Sprache beruht auf der Ausbildung der linken Schläfenwindung im Gehirn. Die wird plastisch im Gehirn ausgebildet. Aber diese Ausbildung geschieht durchaus während des kindlichen Alters selber aus jener Plastik heraus, von der ich Ihnen gesprochen habe. Und wenn wir den ganzen Zusammenhang betrachten, der besteht zwischen der Gebärde des rechten Armes und der rechten Hand, die präponderieren bei denjenigen Kindern, die das normal bilden - über Linkshänder werde ich noch zu sprechen haben, inwiefern sie sich zu den Allgemeinen verhalten; sie machen eine Ausnahme; aber gerade sie sind Beweise, wie das, was Sprechenlernen bedeutet, zusammenhängt mit jeder Gebärde, bis ins einzelnste hinein mit dem rechten Arm und der rechten Hand -, so werden wir sehen, wie durch einen inneren geheimnisvollen Zusammenhang von Blut, Nerven und der Windung des Gehirns aus der Gebärde heraus durch Imitation der Umgebung, die Sprache sich bildet. [GA 305, S. 18–19, 16.08.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga305.pdf#page=18&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (2e) Bedeutung/Auswirkung ##### Das deutliche Sprechen und das richtige Atmen in ihrer Wirkung bis ins spätere Leben. GA 314 07.04.1920 Ein soziales Gebiet wird insbesondere intensiv beeinflußt werden müssen in hygienischer Beziehung von einer errungenen Menschenkenntnis, das ist das Gebiet der Erziehung, das Gebiet des Unterrichts. Man kann gar nicht eigentlich, ohne wirklich umfassend den Menschen zu kennen, ermessen, was es heißt: die Kinder sitzen in der Schule mit gebückten Rücken, so daß fortwährend ihre Atmung in Unordnung ist, oder Kinder werden nicht angehalten, laut und deutlich, deutlich vokalisierend, deutlich konsonantisierend zu sprechen. Das ganze spätere Leben hängt im wesentlichen davon ab, ob das Kind in der Schule in der richtigen Weise atmet und ob es angehalten wird, laut und deutlich und artikuliert zu sprechen. [GA 314, S. 237, 07.04.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga314.pdf#page=237&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mensch wird gestaltenschöpferisch werden durch das Wort. GA 227 30.08.1923 Das zweite Stadium ist dasjenige, was der Mensch nun entwickeln kann aus seinem Sprechen. Das Sprechen ist ja heute etwas, was aus dem Inneren eben nur durch das Medium der Luft nach außen dringt. Dieses Sprechen wird ein Schöpferisches in der Zukunft werden. Das ausgesprochene Wort wird nicht nur verfallen in der Luft, sondern das ausgesprochene Wort wird vorhanden bleiben. Der Mensch wird gestaltenschöpferisch werden durch das Wort. [GA 227, S. 271, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=271&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Wirkung der Sprache bei der Geschlechtsreife. Das Willenssystem im Zusammenhang mit dem Stoffwechselsystem. GA 306 17.04.1923 Ist dann der Mensch bei der Geschlechtsreife angelangt, dann wird, was in der Sprache gewirkt hat, der astralische Leib in ihm frei, frei wirksam. Vorher hat er das, was bei der Sprache wirkt, zur Organisation _des_ Leibes innerlich nötig. Dasjenige, was in der Sprache wirkt, auch in vielem anderen wirkt, in allem Formen, dem plastischen und musikalischen Formen wirkt, das wird jetzt frei. Das lernt der Mensch dann anwenden auf das Denken von der Geschlechtsreife ab; da wird er erst ein intellektualisierendes, logisches Wesen. Und man kann ja sehen, wie dasjenige, was das Sprechen durchzuckt und durchströmt und durchwellt, noch einen letzten Ruck in den Körper hinein macht und dann frei wird. Schauen Sie sich den Knaben an, hören Sie ihm zu, wie verwandelt in dem Alter die Sprache durch die Geschlechtsreife wird. Das ist ebenso wie das Verwandeln beim Zahnwechsel um das 7. Jahr herum. Da ist noch der letzte Ruck, den der Astralleib hinein in den Körper macht, den also das, was im Sprechen zuckt und wirkt, in den Körper macht, wenn der Kehlkopf aus einem anderen Sprachunterton heraus zu sprechen beginnt. Beim Weiblichen ist es entsprechend auch so, nur in anderer Weise, nicht durch den Kehlkopf, sondern durch andere Organe. Der Mensch ist dann geschlechtsreif geworden. Dann tritt er eben in dasjenige Lebensalter ein, wo maßgebend, ausschlaggebend für ihn jetzt nicht das ist, was vom Nerven-Sinnessystem in den ganzen Körper ausstrahlt, sondern maßgebend wird jetzt für ihn das Bewegungssystem, das Willenssystem, das innig zusammenhängt mit dem Stoffwechselsystem. Der Stoffwechsel lebt sich in der Bewegung aus. Und jetzt können wir auch an der Pathologie eben sehen, wie beim Erwachsenen vorzugsweise vom Stoffwechselsystem die Krankheit ausstrahlt - sogar die Migräne ist eine Stoffwechselkrankheit -, wie die Krankheiten nicht vom Kopf ausstrahlen, während beim Kinde alles vom Kopf ausstrahlt. Es ist einerlei, wo man die Krankheit bekommt, wissen muß man, von wo die Krankheit ausstrahlt. [GA 306, S. 68–69, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=68&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gewöhnliches Sprechen geht einerseits im Menschen bis zum Denken, anderseits physisch hinunter bis zur Blutzirkulation. GA 277 22.07.1923 So gibt es entweder musikalische oder plastische Bilder, welche sich uns vor die Seele hinstellen, wenn wir in die Intimitäten der Sprache hineingehen wollen. Und wenn wir diese Bilder verstehen, dann kommen wir erst dazu, jene wunderbare Verbindung zu durchschauen, die zwischen unserem ganzen Seelenleben, unserem ganzen Gemütsleben und der Sprache besteht. Und wir lernen erst erkennen, wie im Grunde genommen das gewöhnliche Sprechen auf der einen Seite im Menschen bis zum Denken geht, auf der anderen Seite aber physisch hinuntergeht bis zur Blutzirkulation. [GA 277, S. 393, 22.07.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=393&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind lebt sich mit dem Sprechen in den Sprachgenius hinein. GA 306 17.04.1923 Und wenn das Kind zu sprechen beginnt, dann ist es ein größerer Kreis, dem es sich anpaßt. Es ist zunächst, wenn es nur seine Muttersprache lernt, der Kreis des Volkstums, nicht mehr jener engere Kreis derjenigen Persönlichkeiten, die ein mehr intimes soziales Milieu ausmachen. Der Kreis hat sich erweitert. Indem das Kind sich in die Sprache hineinlebt, paßt es sich schon an etwas an, was nicht mehr so eng ist wie das, an was es sich anpaßt mit Statik und Dynamik. Daher können wir sagen: Das Kind lebt sich mit dem Sprechen hinein in den Volksgenius, den Sprachgenius. Und indem die Sprache durch und durch ein Geistiges ist, lebt sich das Kind noch in ein Geistiges hinein, aber nicht mehr in das individuell Geistige, das für es dann schicksalmäßig, unmittelbar persönlich schicksalmäßig wird, sondern in etwas, was das Kind aufnimmt in einen größeren Lebenskreis. [GA 306, S. 54–55, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=54&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das richtige Verhältnis zwischen Wachen und Schlafen in der frühen Kindheit zeigt später seine Folgen im Sprachlichen. GA 306 16.04.1923 Nun sehen Sie, dadurch wird ja für den Menschen ungeheuer wichtig die Art und Weise, wie er zuerst Statik und Dynamik, dann die Sprache, dann das Denken während der ersten Kindesjahre findet. Es wird ja ungeheuer wichtig. Das muß sich in der richtigen Weise ausbilden. Sie wissen ja alle, daß das in verschiedenster Weise sich bei den Menschen ausbildet. Und wir müssen fragen: Wovon hängt denn das ab, daß diese Dinge in der richtigen Weise sich ausbilden? Ja, es hängt von mancherlei ab. Aber für dieses erste kindliche Alter ist das allerwichtigste, von dem es abhängt, daß das richtige Verhältnis besteht zwischen Schlafens- und Wachenszeit; daß wir also allmählich eine instinktive Erkenntnis gewinnen darüber, wie lange ein Kind schlafen und wie lange es wachen muß. Denn nehmen wir an: ein Kind schläft für seine Verhältnisse zuviel. Wenn ein Kind für seine Verhältnisse zuviel schläft, dann entwickelt sich - ich will Beispiele anführen -, es entwickelt sich in seiner Betätigung der Beine eine Art inneres Ansichhalten. Das Kind wird innerlich unwillig zu gehen, wenn es zuviel schläft. Es wird gewissermaßen träge in bezug auf das Gehen, und es wird dadurch auch träge in bezug auf das Sprechen. Das Kind entwickelt nicht die ordentliche Aufeinanderfolge, der Zeit nach, im Sprechen. Es spricht langsamer, als es nach seiner Organisation eigentlich sprechen sollte. Wenn wir dann im späteren Leben einem Menschen begegnen, bei dem das durch die Schule nicht ausgeglichen worden ist, so werden wir manchmal verzweifeln, weil er uns immer zwischen zwei Worten die Gelegenheit gibt - nun, einen kleinen Spaziergang zu machen. Solche Menschen gibt es ja, die von einem Wort zum andern nur sehr schwer hinüberfinden. Wenn wir einen solchen treffen, dann können wir zurückschauen in seine Kindheit, und wir werden finden: den haben seine Erzieher oder seine Eltern zuviel schlafen lassen in der Zeit, in der sich gerade das Gehen ausgebildet hat. - Aber nehmen wir an, das Kind schläft zu wenig; es wird also nicht in der richtigen Weise dafür gesorgt, daß das Kind seinen, für das Kind notwendigen, verhältnismäßig langen Schlaf hat. Dann bildet sich das im Innern so eigentümlich aus, daß das Kind seine Beine nicht ganz in seiner Gewalt hat. Statt zu gehen, schlenkert es. Statt die Worte wirklich mit der Seele in ihrer Aufeinanderfolge zu beherrschen, entfallen sie ihm; die Sätze werden so, daß die Worte auseinanderfallen. Es ist das etwas anderes wie das Nichtfinden des Wortes; da hat man zu viel Kraft, man kann nicht an das nächste Wort heran. Bei dem, was ich jetzt meine, hat man zu wenig Kraft; das nächste Wort wird gewissermaßen nicht mit dem fortlaufenden Strom der Seele erfaßt, sondern man wartet und will in das nächste Wort einschnappen. Und wenn das zum besonderen Extrem führt, dann drückt sich das in einer stotternden Sprache aus. Wenn man bei Menschen Anlagen zum Stottern findet, namentlich so in den Zwanziger-, Dreißigerjahren, dann kann man sicher sein: diese Kinder sind, während sie sprechen gelernt haben, nicht in der richtigen Weise angehalten worden, genügend zu schlafen. [GA 306, S. 40-41, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=40&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1.Jahrsiebt: Nachahmung einer jähzornigen Sprache bewirkt Drüsenabsonderung, die den Menschen später "nervös" für Jähzorn in seiner Umgebung macht. GA 306 16.04.1923 Mit der Sprache nehmen wir auf, was wir uns seelisch aneignen aus der Umgebung. Die Seele des ganzen Milieus dringt in uns ein auf dem Umwege durch die Sprache. Und wir wissen, daß das Kind ganz Sinnesorgan ist, daß wirklich sich innere Vorgänge abspielen, indem diese Dinge als seelische Eindrücke da sind. So daß zum Beispiel, sagen wir, wenn das Kind in der Umgebung eines jähzornigen Vaters ist, der seine Worte immer ausstößt wie ein Jähzorniger, dann erlebt das Kind im Innern diese ganze seelische Eigentümlichkeit, die in der Formung der Worte durch den Jähzorn liegen; und das prägt sich in dem Kinde jetzt nicht nur dadurch aus, daß es auch seelisch wird, sondern das Kind sondert dadurch, daß es jähzornige Ereignisse in der Umgebung hat, aus feinen Drüsen mehr Stoff ab, als es in einer nicht jähzornigen Umgebung absondern würde. Und seine Drüsen gewöhnen sich an eine starke Stoffabsonderung. Das wirkt dann im ganzen Leben weiter, ob die Drüsen gewohnt worden sind, mehr oder weniger Stoff abzusondern. Dadurch kann der Mensch, wenn das die Schule später nicht zurecht richtet, dazu veranlagt werden, gerade, wie man heute sagt, nervös zu werden für alles dasjenige, was in der Umgebung jähzorniger Äußerungen liegt. Sie sehen, da dringt in das Physische Seelisches unmittelbar ein. [GA 306, S. 46, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=46&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache quillt aus dem Menschen hervor; Sprache hat ihr Wesen darinnen, dass sie Ausdruck von etwas ist. GA 026 27.07.1924 Man nähere sich nun in derselben Art, wie man so an die Erinnerung herangetreten ist, der _Sprache._ Sie quillt aus dem Inneren des Menschen hervor wie die Erinnerung. In ihr verbindet sich der Mensch mit einem Sein, wie er sich in der Erinnerung mit seinen eigenen Erlebnissen verbindet. Im Worte lebt auch ein Schattendes. Dieses ist kräftiger als das Schattende der Erinnerungs-Gedanken. Indem der Mensch seine Erlebnisse in der Erinnerung innerlich abschattet, ist er mit seinem eigenen verborgenen Selbst bei dem ganzen Vorgange selbst wirksam. Er ist dabei, indem das Leuchtende den Schatten wirft. In der Sprache ist auch ein Schattenwerfen. Worte sind Schatten. Was leuchtet da? Kräftigeres leuchtet, weil Worte kräftigere Schatten sind als Erinnerungs-Gedanken. Was im menschlichen Selbst Erinnerungen im Laufe eines Erdenlebens schaffen kann, kann nicht die Worte schaffen. Sie muß der Mensch im Zusammenhange mit andern Menschen lernen. Ein tiefer in ihm liegendes Wesen als das in der Erinnerung Schattende muß sich daran beteiligen. Anthroposophie spricht da aus der inspirierten Erkenntnis heraus vom Astralleib, wie sie der Erinnerung gegenüber vom Ätherleib spricht. Zu dem physischen und Ätherleib tritt der Astralleib als ein drittes Glied der menschlichen Wesenheit. Aber auch dieses dritte Glied hat eine Welt-Umgebung. Es ist diejenige der _^weiten Hierarchie._ In der menschlichen Sprache ist ein Schattenbild dieser zweiten Hierarchie gegeben. Der Mensch lebt innerhalb des Bereiches dieser Hierarchie mit seinem Astralleibe. Man kann weiter gehen. An dem Sprechen ist der Mensch mit einem Teile seines Wesens beteiligt. Er bringt im Sprechen sein Inneres in Bewegung. Wovon dieses Innere umschlossen wird, das bleibt im Sprechen selbst in Ruhe. Die Bewegung des Sprechens entringt sich diesem ruhig bleibenden Menschenwesen. Aber der ganze Mensch kommt in Bewegung, wenn er in Regsamkeit bringt, was Gliedmaßen-artig an ihm ist. In dieser Bewegung ist der Mensch nicht minder ausdrucksvoll wie in der Erinnerung und in der Sprache. Die Erinnerung drückt die Erlebnisse aus; die Sprache hat ihr Wesen eben darinnen, daß sie Ausdruck von etwas ist. So auch drückt der in seinem ganzen Wesen bewegte Mensch ein «Etwas» aus. [GA 026, S. 49–51, 27.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga026.pdf#page=49&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache gehört zu den künstlerischen Seelenerlebnissen und dies muss zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife berücksichtigt werden. GA 306 17.04.1923 Ich habe Ihnen jetzt ja charakterisiert, was alles an das Kind herankommt durch das statisch-dynamische Element. Aber mit dem Sprachlichen kommt weiteres, kommt ungeheuer vieles an das Kind heran. Die Sprache ist ja nur ein Glied in einer umfangreichen Kette von Seelenerlebnissen. Und alle diejenigen Seelenerlebnisse, welche zu dem Kreis der Sprache gehören, sind die künstlerischen Seelenerlebnisse. Die Sprache selbst ist ein künstlerisches Element. Und das künstlerische Element, das ist dasjenige, was wir vorzugsweise berücksichtigen müssen gerade für das volksschulmäßige Zeitalter, für das Zeitalter des Kindes vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife. [GA 306, S. 58–59, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=58&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (3) Denken ### (3a) Geistiger Ursprung ##### Göttlich-geistige Wesen haben in der Mondenzeit das Denken vorbereitet; Gehen, Sprechen, Denken im Zusammenhang mit Saturn-, Sonnen-, Mondenentwicklung. GA 227 30.08.1923 Und das dritte, was das Kind aus der Sprache heraus entwickelt, was auch die Menschheit aus der Sprache heraus entwickelt hat - denn erst lernten die Menschen in der Erdenentwickelung sprechen, dann erst denken -, was die Menschen herausentwickeln, was das Kind herausentwickelt aus der Sprache, das ist der Gedanke. Und der Gedanke, der ist vorbereitet von göttlich-geistigen Wesen seit der Mondenzeit. Das ist des Menschen Entwickelung innerhalb der vergangenen Welt, daß göttlich-geistige Generationen an ihm vorbereitet haben Gehen, Sprechen, Denken: Saturnentwickelung, Sonnenentwickelung, Mondenentwickelung. [GA 227, S. 269, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=269&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Denken stammt aus der letzten Zeit vor der irdischen Geburt; lebendiger Gedankenstrom zwischen den Wesenheiten/Angeloi. GA 224 28.04.1923 Wie hat sich nun Gehen, Sprechen, Denken ausgenommen im vorirdischen Dasein? Wer die Äußerungen dieses Denkens sieht, so wie es ausfließt aus dem Kinde, indem er es rückläufig betrachtet, dem verschwindet es in einem unbestimmten Dunkel. Es taucht ihm erst wieder auf in der letzten Zeit vor der irdischen Geburt. Da schaut man die geistig-seelische Wesenheit des Menschen in einem geistigen Verkehr mit jener Schar von Wesenheiten, die ich beschrieben habe in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» als Angeloi. Es ist ein Verkehr, der sich so charakterisieren läßt, daß man sagt: Da werden Gedanken nicht abstrakt gedacht und ausgesprochen, sondern es fließt ein lebendiger Gedankenstrom hin und her von Wesenheit zu Wesenheit; ein lebendiger Verkehr mit den Angeloi entsteht. Aus dem, was in die menschliche Seele an Kraft eingeflossen ist, entwickelt sich etwas, was vom Menschen wie verschlafen wird im Keimesleben, das sich aber später auftretend als Kraft des Denkens, des Vorstellens zeigt. Und wir haben dieses, um zum richtigen Verkehr mit den Menschen zu kommen. Denken Sie, was wir wären, wenn wir keine denkenden Wesen wären, was wir wären als Menschen untereinander! Alles, was wir als Menschen untereinander sind, sind wir dadurch, daß wir denkende Wesen sind. Hier auf der Erde verständigen wir uns als Mensch zu Mensch durch das Denken, das wir in die Sprache hineinlegen. Diese Art, wie wir uns hier durch das Denken verständigen, diese Art haben wir aus dem vorirdischen Verkehr mit den Engeln. Da können wir allerdings jenen Verkehr, wie mit den Engeln, auch mit den andern Menschen pflegen, die im vorirdischen Dasein sind; das nimmt sich aus wie eine unmittelbare Gedankensprache. Erhaben darüber ist aber der Verkehr mit der Hierarchie der Engel, denn der gibt nicht nur Befriedigung für die Seele, sondern Kraft, die wiedererscheint im Denken, welches das Kind auf der dritten Stufe seines irdischen Lebens sich aneignet. [GA 224, S. 116, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=116&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Denkfähigkeit stammt von den Angeloi, die aber von den höheren Hierarchien beeinflusst werden – Universalität des Denkens. GA 224 28.04.1923 Wenn wir auf das Denken, auf das Vorstellen sehen, steht es in einem Zusammenhang, wie ich es gezeigt habe, mit den Angeloi. Diese Wesen können dem Menschen die Gabe des Denkens verleihen. Diese Fähigkeit haben sie aber erst in der Erdenzeit errungen, die hatten sie nicht in der Mondenzeit. Dabei kommt für die Angeloi selbst eine Entwickelung zustande; dadurch kommen sie selbst in die Nähe der Seraphim, Cherubim, Throne. Dadurch haben sie die Fähigkeit errungen, einen unmittelbaren Verkehr mit den Thronen, Cherubim, Seraphim zu haben, und diese verleihen nicht eine Fähigkeit, die nur einer Menschengemeinschaft erteilt wird, sondern die der ganzen Menschheit gegeben wird. Das Denken ist ja etwas, was für die ganze Menschheit gemeinsam ist. Daher die Logik, die über die ganze Welt hin die gleiche ist. Das Gehen, in dem sich das persönliche Schicksal ausprägt, haben wir von den Archai aus deren eigenen Kräften. Die Sprachkräfte hat der Mensch von den Erzengeln, aber diese richten sich dabei nach der zweiten Gruppe der Hierarchien. Von den Angeloi hat der Mensch die Denkfähigkeit, aber diese geben sie ihm unter dem Einfluß der höchsten Hierarchien. [GA 224, S. 124–125, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=124&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wenn das Kind das Denken gelernt hat, ist es voller Geistigkeit, da im Schlaf der Mensch die Welten aufsucht, aus denen er sich herausentwickelt hat, um hier als Mensch unter Menschen das Denken zu erlernen. GA 224 28.04.1923 Wir leben in einer Zeit, wo die Menschen nicht mehr gerne _in_ ihrem Denken etwas haben möchten, was über die physische Welt hinausgeht, wo sie angeregt sein wollen durch die äußere Welt. Ein selbständiges, reines Denken, wie ich es als Grundlage für moralische Einsicht in der «Philosophie der Freiheit» schon vor dreißig Jahren gefordert habe, sucht man und erzeugt man bei den heutigen Kindern leider recht wenig. Aber durch ein solches Denken, das noch _Goethe_ und _Schiller_ ein idealistisches genannt hätten, reißt sich der Mensch los von der bloßen Wachenswelt im irdischen Dasein und behält etwas übrig für den Schlafzustand. So viel Kräfte haben wir, um uns im Schlafe den Angeloi zu nähern, als Idealismus in unserem Denken ist. Und so viel Ohnmacht haben wir zu den Schritten, die wir machen müßten zu den Angeloi hin, als Materialismus in unserem Denken wirkt. Es ist in demselben Sinne zu bemerken, wie jene Menschen während des Schlafes ahrimanischen Elementarwesen verfallen, zu denen sich dann ihr Denken wenden muß, die nicht durch Idealismus, den sie im Wachen entwickeln, die Kräfte finden, in die Nähe der Angeloiwesenheiten zu kommen. Es ist ja so schön, wenn das Kind so unmittelbar denken gelernt hat in einer Weise, von der sich die meisten Menschen gar keine Vorstellung mehr machen! Das Denken des Kindes, unmittelbar nachdem es denken gelernt hat, ist voller Geistigkeit. Es ist wunderbar zu sehen, wie bis zur Zeit, wo sie angefressen werden vom Materialismus, Kinder im Schlafe geradezu wie im Fluge ihren Angeloiwesen entgegengehen, wie sie verbunden werden mit den Engelwesen während des Schlafes. So können wir sagen: Im Schlafe suchen wir, aber nur durch den Idealismus, durch Vergeistigung der Gedankenwelt, jene Welten auf, aus denen wir uns herausentwickelt haben, um hier als Menschen unter Menschen das Denken zu erlernen. [GA 224, S. 119–120, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=119&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (3b) Grundlage & Entwicklung ##### Das Ich ermöglicht Lernen durch Gedanken. Unterschied des Menschen vom Tier. GA 349 17.03.1923 Nun, sehen Sie, daß wir etwas lernen können, das rührt davon her, daß wir Gedanken bekommen. Alles Lernen besteht darinnen, daß der Mensch Gedanken bekommt. Wenn er spricht, braucht er bloß nachzuahmen. Wenn er denkt, muß er selbst tätig sein. Der Mensch also lernt durch Gedanken. Er lernt auch das Gehen, er lernt auch das Sprechen durch Gedanken; nur weiß er es noch nicht. Er hat noch nicht die Gedanken beim Gehen und beim Sprechen. Und daß wir lernen können, was das Tier nicht kann, das kommt daher, daß wir außer dem physischen Leib und dem Ätherleib und dem astralischen Leib noch ein Ich haben, das uns ganz durchdringt. Also ein Ich haben wir noch. Dann haben wir die richtigen vier Glieder des ganzen Menschen: physischen Leib, ätherischen Leib, astralischen Leib und Ich. [GA 349, S. 92–93, 17.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=92&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind lernt Denken, indem es nachahmend an die Umgebung hingegeben ist. GA 307 08.08.1923 Und wie lernt das Kind denken? Das Kind lernt denken, indem es ganz und gar als ein nachahmendes Wesen an die Umgebung hingewiesen ist. Es ahmt nach bis ins Innerste hinein dasjenige, was in seiner Umgebung vor sich geht und in seiner Umgebung sich unter dem Impulse von Gedanken abspielt. Aber in demselben Maße, in dem da in dem Kinde aufsprießt das Denken, in demselben Maße schießen die Zähne hervor. In diesen Zähnen liegt eben die Kraft, die seelisch als Denken erscheint. [GA 307, S. 73, 08.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=73&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Hineinfinden in das Denken; Zusammenhang mit der Zahnbildung. GA 307 08.08.1923 Indem das Kind sich wie selbstverständlich im Verkehre mit seiner Umgebung hineinfindet in das Denken, indem aus dem dunklen Schlaf und Traumleben des Kindes herauftaucht das Gedankenleben, ist dieser ganze Prozeß gebunden daran, daß sich im Haupte des Kindes die Zähne durchdrängen, gebunden an die Kräfte, die aus dem Haupte des Kindes heraus sich drängen. Und wie die Zähne gewissermaßen durch den Kiefer vorstoßen, sind diejenigen Kräfte da, die aus dem unbestimmten Schlafesleben, Traumesleben, seelisch nun auch das Denken an die Oberfläche bringen. Und in demselben Maße, in dem das Kind zahnt, lernt es denken. [GA 307, S. 73, 08.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=73&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der Mensch formt sein Gehirn nach der Geburt entsprechend seiner Wesenheit, die von Leben zu Leben getragen wird. GA 015 06.06.1911 Und dann gibt es ein Drittes, von dem es weniger bekannt ist, daß es der Mensch durch sich selbst lernt, durch das, was er in seinem Innern von Verkörperung zu Verkörperung trägt. Das ist das Leben innerhalb der Gedankenwelt selber. Die Bearbeitung des Gehirns wird aus dem Grunde vorgenommen, weil das Gehirn das Werkzeug des Denkens ist. Es ist dieses Organ im Lebensbeginne deshalb noch plastisch, weil der Mensch es selbst erst so formen soll, wie das Instrument seines Denkens im Sinne der Wesenheit sein muß, die von Leben zu Leben getragen wird. So wie das Gehirn unmittelbar nach der Geburt ist, so mußte es werden gemäß den Kräften, die von Eltern, Voreltern und so weiter vererbt sind. Der Mensch aber muß in seinem Denken zum Ausdruck bringen, was er als Eigenwesen ist, gemäß seinen früheren Erdenleben. Deshalb muß er sich die Eigentümlichkeiten seines Gehirns, die er ererbt hat, dann umformen, wenn er — nach der Geburt — physisch unabhängig von Eltern, Voreltern und so weiter geworden ist. [GA 015, S. 13–14, 06.06.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga015.pdf#page=13&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mit dem Zahnen lernt das Kind denken, später sind die Zähne Helfer für die Sprache. Im 1. Jahrsiebt ist die Denkkraft als Wachstumskraft im Physischen Leib tätig, nach dem Zahnwechsel hat sie sich emanzipiert und das Denken bringt sich im Sprechen zum Ausdruck. GA 307 08.08.1923 Man weiß, das Kind hat noch mit den physischen Zähnen gedacht, daher die Zahnkrankheiten so innig mit dem ganzen Leben des Kindes zusammenhängen. Denken Sie nur, was da alles eintritt, wenn das Kind zahnt! Weil das Zahnen so innig mit dem innersten Leben zusammenhängt, weil es mit der innersten Geistigkeit des Kindes denkerisch zusammenhängt, deshalb diese Zahnkrankheiten! Dann emanzipiert sich die Wachstumskraft der Zähne und wird Denkkraft im Menschen, selbständige, freie Denkkraft. Wenn Sie Beobachtungsgabe dafür haben, sehen Sie dieses Selbständigwerden. Man sieht ganz genau, wie mit dem Zahnwechsel das Denken sich emanzipiert von dem Gebundensein an den Leib. Und was geschieht nun? Die Zähne werden zunächst Helfer für dasjenige, was die Gedanken durchdringt, für die Sprache. Die Zähne, die zuerst die selbständige Aufgabe hatten, zu wachsen nach der Denkkraft, werden gewissermaßen um eine Stufe hinunter gedrückt: das Denken, das jetzt nicht mehr im physischen Leibe, sondern im Ätherleibe ist, rückt eine Stufe herunter - das geschieht ja schon während der ersten Lebensjahre, denn der ganze Vorgang vollzieht sich sukzessiv, hat nur seinen Abschluß beim zweiten Zahnen -, aber die Zähne werden zu Helfern des Denkens, wenn das Denken sich im Sprechen zum Ausdrucke bringen will. Und so sehen wir auf den Menschen hin. Wir sehen sein Haupt; im Haupte emanzipiert sich die Zahnwachskraft als Denkkraft; dann wird gewissermaßen hinuntergeschoben dasjenige, was die Zähne jetzt nicht mehr direkt zu besorgen haben - weil es nun der Ätherleib zu besorgen hat -, hinuntergeschoben ins Sprechen, so daß die Zähne Helfer werden beim Sprechen; darinnen zeigt sich noch ihre Verwandtschaft mit dem Denken. Verstehen wir, wie die Zahnlaute sich in das ganze Denken des Menschen hineinstellen, wie da die Zähne zu Hilfe genommen werden gerade dann, wenn der Mensch durch D, T das bestimmte Denkerische, das definitive Denkerische in die Sprache hineinbringt: dann sehen wir an den Zahnlauten noch diese besondere Aufgabe der Zähne. [GA 307, S. 76–77, 08.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=76&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### In den ersten kindlichen Jahren wird das Gehirn plastisch geformt; Kräfte, die als Wachstumskräfte wirken, sind Kräfte des Denkens. GA 224 04.07.1923 Bezüglich unseres Denkens, dieses für das Erdenleben wichtigsten Teiles des Seelischen, nimmt man in der Tat nur wahr, wenn ich mich so ausdrücken darf, die Hinterseite. Die Vorderseite entgeht der gewöhnlichen Beobachtung. Denn, wenn man mit Anthroposophie an die Menschenbeobachtung herantritt und sich fragt: Ist das alles am Denken, daß man sich abstrakte Vorstellungen über die sinnlich ergriffenen äußeren Dinge macht? - so kommt man darauf, daß das nicht alles vom Denken ist, sondern das Denken ist, außer daß es diese Summe von abstrakten Gedanken darstellt, auch noch eine Summe von Kräften. Die Gedanken können eigentlich nichts machen, und am besten denkt man eigentlich, wenn man nichts macht, wenn man sich ruhig hinsetzt, wenn man der Ruhe pflegt. Gedanken sind kraftlos, wie Spiegelbilder kraftlos sind. Aber wenn man nun den Menschen verfolgt, vom Kleinkind auf bis er größer gewachsen ist, und wenn man später wiederum die ja auch noch in dem Menschen vorhandenen Wachstumsprozesse verfolgt - wenn auch der Mensch nicht mehr größer wird, Wachstumsprozesse sind ja noch immer da -, wenn man auf das schaut, was da im Menschen die Kräfte seines Wachstums sind, dann sind das dieselben Kräfte, nun von der andern Seite gesehen, die sich nach rückwärts zeigen in den abstrakten Gedanken. Nach außen sendet der Mensch die abstrakten Gedanken, nach innen sind das die Kräfte, die sein Gehirn formen. In den ersten kindlichen Jahren wird das Gehirn plastisch geformt. Die Kräfte, die sonst irgendwo wirken als Wachstumskräfte, sind die Kräfte des Denkens. Und wie Sie sich, wenn Sie einen Menschen von hinten sehen - um die Vorstellung hegen zu dürfen, er sei ein ganzer Mensch-, die Vorderseite hinzudenken müssen, so müssen Sie zu dem abstrakten Denken das konkrete, reale Gedankenkräften hinzudenken, das in den Menschen hineingeht, am Menschen arbeitet. [GA 224, S. 76, 04.07.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=76&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Heute kann der Mensch Gedanken verbergen, in der Metamorphose des Erdendaseins im Jupiterdasein nicht. GA 227 30.08.1923 Heute können wir unsere Gedanken verbergen in uns, und unser Antlitz trägt unter Umständen höchst unschuldige Gestalt, während wir im Innern schuldig sind. Das werden wir während der nächsten Metamorphose des Erdendaseins, im Jupiterdasein, nicht können. Da werden wir das Antlitz an uns tragen, das der Gedanke erzeugt. Denn unsere menschliche Gestalt wird nicht so fest sein, mineralisch fest, sondern sie wird selbst innerlich beweglich sein, aus einer ganz weichen Materie bestehen. Und wenn einer einen falschen Gedanken im Innern hegt, so wird dieser Gedanke in der augenblicklichen Formung seines Antlitzes vor seine Mitmenschen hintreten. Alles, was Gedanke ist, wird im Augenblick Gestalt werden. Und als das, was dauernder Gedanke ist, was Temperament ist, als das werden die Menschen herumgehen. Man wird einem gleich ansehen, wenn einer ein Bösewicht ist, oder wenn er nur animalische Triebe hat, während des Jupiterdaseins. Das ist das erste Stadium der Menschenzukunft. [GA 227, S. 271, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=271&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (3c) Bedeutung ##### Denken zeigt zwei Seiten: Kraftloses Spiegeln der Außenwelt und nach innen gerichtete, den ganzen Organismus des Menschen durchkraftende Seite. GA 224 04.07.1923 Das ist ja das Wesen einer auf die gesunde Anthroposophie gegründeten Pädagogik, daß der Pädagoge weiß: Es ist nicht getan damit, daß das Kind von dem oder jenem diese oder jene abstrakte Vorstellung bekommt. Denn ob das Kind eine lebendige, bildhafte, in sich regsame Vorstellung bekommt oder eine tote Vorstellung, das ist ein großer Unterschied. Die tote Vorstellung wirkt hemmend auf die Wachstumsprozesse, die regsame Vorstellung wirkt fördernd auf die Wachstumsprozesse. Und so kommen wir darauf, daß das Denken die eine Seite zeigt, die kraftlos nur die Außenwelt spiegelt, und nach innen gerichtet sehen wir eine lebendige, den ganzen Organismus des Menschen durchkraftende Seite, die nur die andere Seite seines Wachstums darstellt, das geistige Gegenbild seines Wachstums. Und wenn man weiter forscht, dann findet man, daß sich der Mensch dasjenige, was da die andere Seite darstellt - in Bezug auf den Menschen ist es die rückwärtige, aber in Bezug auf das Denken ist es die Vorderseite -, zwar nicht das tote Denken, das uns nur nach vorne, auf der andern Seite erscheint, sondern dieses lebendige Denken herunterbringt aus seinem vorirdischen Dasein. [GA 224, S. 76–77, 04.07.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=76&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Denkenlernen beim kleinen Kind ist abgestimmt auf das Erfassen der äußeren Naturwesen und Naturvorgänge. GA 306 16.04.1923 Nun muß man aber weiter eindringen in diese drei wichtigen Entwickelungsvorgänge beim Kinde. Das Denken, das am spätesten gelernt wird oder wenigstens werden soll, das Denken wirkt sich beim Menschen so aus, daß er eigentlich im Denken immer nur etwas hat wie Spiegelbilder der äußeren Naturwesen und äußeren Naturvorgänge. Sie wissen ja schon, daß dasjenige, was der Mensch dann in seinem Leben zum Beispiel als moralische Impulse aufnimmt, nicht aus dem Denken kommt; das kommt aus jenem Kräftesystem, sagen wir des inneren Menschen, das wir als Gewissen bezeichnen. Wir werden später vom Gewissen noch zu sprechen haben. Es kommt jedenfalls aus seelischen Tiefen herauf und erfüllt erst das Denken aus seelischen Tiefen heraus; während das Denken, das wir uns als Kind aneignen, ganz deutlich zeigt, wie es eigentlich nur abgestimmt ist auf das Erfassen der äußeren Naturwesen und äußeren Naturvorgänge, wie es bloß Bilder liefern will von Naturwesen und Naturvorgängen. [GA 306, S. 37, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=37&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Form der Gedanken ist für alle Menschen gleich; die Färbung, die das Denken annimmt ist dagegen individuell. GA 226 19.05.1923 Unsere Gedanken kleiden wir zwar in verschiedene Sprachen, aber wenn man durch die Sprache zu den Gedanken vordringt, machen wir den Anspruch darauf, daß die Gedanken in aller Welt von jedem Menschen begriffen werden können. Es gibt eine chinesische und eine norwegische Sprache, aber es gibt keinen Unterschied zwischen chinesischen Gedanken und norwegischen Gedanken als den, der individuell ist. Aber die Gedanken als solche, ihre Wahrheit oder Unwahrheit, sind nicht anders. Daß das Denken eine andere Färbung annimmt, rührt von dem her, daß der Mensch in der Sprache im Individuellen lebt, aber was den Gehalt der Gedanken betrifft, nicht die Form der Gedanken, so ist er für alle Menschen gleich. [GA 226, S. 69, 19.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=69&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Unklares Verhalten und Denken in der Umgebung des Kindes bewirkt spätere Nervosität. GA 307 10.08.1923 Es ist das Schlimmste, was wir dem Kinde antun können, wenn wir in der Umgebung des Kindes irgendeine Anordnung geben, hinterher wieder zurücknehmen, etwas anderes sagen, wodurch die Dinge verwirrt werden. Verwirrung hervorzurufen durch Denken in der Umgebung des Kindes, das ist der eigentliche Urheber desjenigen, was wir in der heutigen Zivilisation die Nervosität des Menschen nennen. Warum sind so viele Menschen in unserem Zeitalter nervös? Nur aus dem Grunde, weil die Menschen nicht klar, präzise in der Umgebung gedacht haben, während das Kind, nachdem es sprechen gelernt hat, auch denken lernt. [GA 307, S. 111–112, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=111&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (4) Sprechen-Denken ##### Aus dem Sprechen heraus entwickelt sich das Denken. GA 224 06.04.1923 Und aus dem Sprechen heraus entwickelt sich dann das Denken. Nur auf künstliche Weise kann derjenige, der stumm geboren ist, zum Denken gebracht werden. Aber für all diejenigen Menschen, die nicht stumm geboren werden, ist das Denken etwas, was sich aus dem Sprechen erst herausentwickelt. [GA 224, S. 12, 06.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=12&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Denken bis zur Geschlechtsreife durch Bildhaftes verbinden, Bildhaftes durch die Sprache. GA 306 17.04.1923 Mit dem Zahnwechsel tritt dann eben die große Veränderung bei dem Kinde ein. Diese leiblich-religiöse Hingabe hört auf. Wir brauchen uns jetzt nicht zu verwundern, wenn das Kind, das ja gar nichts gemerkt hat von all der religiösen Gesinnung, nun sich ganz anders erweist zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. Aber gerade das, was ich gesagt habe, beweist uns, daß das Kind zu dem intellektualistischen Verstehen eigentlich erst mit der Geschlechtsreife kommt. Das Denken des Kindes erfaßt noch gar nicht das Intellektuelle, sondern das Denken des Kindes vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife steht durchaus mit alledem nur in Verbindung, was bildhaft auf das Kind wirkt. Auf die Sinne wirken Bilder. In der ersten Lebensperiode bis zum Zahnwechsel wirken überhaupt nur die Bilder des Geschehens, des Tuns der Umgebung. Dann fängt das Kind an, mit dem Zahnwechsel auch dasjenige aufzunehmen, was bildhaft ist. Und dieses Bildhafte, das müssen wir vor allen Dingen in all das gießen, wodurch wir jetzt in vorzüglicher Weise an das Kind heranbringen dasjenige, was eben herangebracht werden muß, das ist: durch die Sprache. [GA 306, S. 58, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=58&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken. Das Denken wird an der Sprache gelernt. GA 349 17.03.1923 Sehen Sie, diese drei Dinge, die muß der Mensch erst lernen: Gehen, Sprechen, Denken. Ein richtig normal sich entwickelndes Kind lernt zuerst das Gehen, nachher das Sprechen, und nachher erst das Denken. Es ist ganz falsch, wenn man glaubt, daß der Mensch erst denkt und dann redet, sondern er lernt zuerst die Sprache durch Nachahmung. Er ahmt die Wörter, die er hört, nach, und erst in den Wörtern drinnen lernt er das Denken. Der Mensch lernt erst an der Sprache das Denken. Deshalb hat die ganze Menschheit so spät das Denken gelernt. Gesprochen haben auch schon die Urvölker, aber denken gelernt haben die Menschen erst später. An der Sprache haben sie denken gelernt. [GA 349, S. 87, 17.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=87&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Feine Organe des Gehirns, die dem Denken zugrunde liegen entwickeln sich aus der Sprachorganisation; Gehen, Sprechen, Denken. GA 224 23.05.1923 Und das Denken! Ja, die feineren Organe des Gehirns, die dem Denken zugrunde liegen, sie entwickeln sich wieder aus der Sprachorganisation. Es soll nur niemand glauben, daß sich in der normalen kindlichen Entwickelung das Denken vor dem Sprechen entwickeln könnte. Wer aufzupassen vermag, der wird finden: Die Sprache ist zunächst nicht ein Ausdruck von Gedanken beim Kind. Ganz und gar nicht! Es wäre lächerlich, das zu glauben. Sondern die Sprache ist beim Kinde ein Ausdruck des Fühlens, des Empfindens, des Seelenlebens. Daher werden Sie sehen, daß es zunächst die Empfindungsworte sind, alles, was Empfindungen sind, was das Kind durch die Sprache zuerst ausdrückt. Und wenn das Kind «Mama» oder «Papa» sagt, so sind es die Gefühle zu Mama oder Papa, die es meint, nicht irgendein Begriff oder Gedanke. Das Denken entwickelt sich erst aus der Sprache heraus. Allerdings verschiebt sich beim Menschen manches, so daß man dann sagt: Dieses Kind hat sprechen gelernt vor dem Gehenlernen. Aber es ist dies nicht die normale Entwickelung, und man sollte sogar bei der Erziehung durchaus darauf sehen, daß die normale Entwickelungsreihe wirklich eingehalten werde: Gehen, Sprechen, Denken. [GA 224, S. 192, 23.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=192&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (5) Gehen-Sprechen ##### Sprache ist das Resultat von Bewegungsverhältnissen und Gesten. GA 310 19.07.1924 Indem der Mensch hereinwächst in die physisch-irdische Welt, entwickelt sich sein Inneres so, daß diese Entwickelung zunächst ausgeht von der Geste, von der Gebärde, von Bewegungsverhältnissen. Im Inneren des Organismus entwickelt sich aus den Bewegungsverhältnissen heraus die Sprache, und aus der Sprache heraus entwickelt sich der Gedanke. Das liegt wie ein tief bedeutsames Gesetz der menschlichen Entwickelung zugrunde. Alles was im Laute, in der Sprache zutage tritt, ist, vermittelt durch das Innere der menschlichen Organisation, Resultat von Gesten. [GA 310, S. 46, 19.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=46&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Motorische der Sprache des Kindes ist verfeinerte und umgewandelte Geste. GA 307 10.08.1923 Wer diese Dinge richtig beurteilen kann, der weiß, wie jeder Laut, namentlich jeder Gaumenlaut anders tönt bei einem Kinde, das beim Gehen mit den Füßen schlenkert, als bei demjenigen Kinde, das fest auftritt. Die ganze Nuancierung der Sprache ist im Bewegungsorganismus gegeben. Das Leben ist zuerst Geste, und die Geste verwandelt sich innerlich in das Motorische des Sprechens. So daß das Sprechen ein Ergebnis des Gehens, das heißt, des Orientierens im Räume ist. Und davon, daß wir liebevoll das Kind zum Gehen veranlassen, wird viel abhängen, wie es dann die Sprache beherrschen wird. (...) Nun ist es wieder so, daß das Kind das Sprechen zunächst lernt durch seinen ganzen Organismus. Wenn Sie so die Sache überblicken, so haben wir zuerst das äußerliche Bewegen, das Bewegen der Beine, was das starke Konturieren hervorruft; das Artikulieren mit Armen und Händen, was das Biegen der Worte, das Gestalten der Worte hervorruft. Wir sehen, wie innerlich beim Kinde die äußerliche Bewegung in die Bewegung der Sprache umgesetzt wird. [GA 307, S. 110, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=110&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Orientierung in den drei Raumesrichtungen ist Grundlage für das Sprechenlernen. GA 226 18.05.1923 Und mit dem Gehenlernen entwickelt sich auch der richtige Gebrauch der Arme, der Hände. Dieses ganze Sich-Hineinstellen als physisches Wesen in die drei Raumesrichtungen ist wiederum die Grundlage für alles dasjenige, was Sprechenlernen ist. Die Physiologie weiß kaum mehr von diesem Zusammenhang der Geh- und Stehdynamik des Menschen mit dem Sprechenlernen, als daß sie weiß, daß die Sprachwindung bei rechtshändigen Menschen links im Gehirn ist, weil die Gebärden der rechten Hand, die kräftig ausgeführt werden von dem Willen des Menschen, innerlich geheimnisvoll sich fortsetzen in das Gehirn und im Gehirn diejenige Verrichtung vollbringen, die den Menschen dann zum Sprechen bringt. Aber es ist nicht nur dieser Zusammenhang der rechten Hand mit der linken dritten Stirnwindung, der sogenannten Brocaschen Windung im Gehirn, es ist die ganze Bewegungsfähigkeit der Beine und der Arme und der Finger, die ganze Beweglichkeit und Gleichgewichtslage des Menschen, die heraufschießt in das Gehirn, Gehirnbildung wird, von der Gehirnbildung in den Kehlkopf hineinschießt. Und die Sprache entwickelt sich aus dem Boden des Gehens, des Greifens, der Gebärde der Bewegungsorgane heraus. [GA 226, S. 54, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=54&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache ist umgesetzte Bewegung. Aus der Sprache erwächst das kindliche Denken. GA 224 28.04.1923 Das ist, was das Kind zunächst lernen muß. Aus dem, was sich da der Mensch an Beweglichkeit aus seinem Organismus aneignet, fließt, was ihn einordnet in die Gleichgewichtslage gegenüber dem Festen, Flüssigen, Gasförmigen. In alledem liegt die Grundlage, der Boden für etwas anderes. Indem der Mensch diese ganze Betätigung vornimmt, das Gehenlernen, das Gleichgewicht, die Arme und Finger gebrauchen lernt, wirken jene Bewegungen, die in seinem ganzen System sich vollziehen, herauf in dasjenige System, das der menschlichen Sprache zugrunde liegt. Das spannt die Muskeln an, das bewegt das Blut, übt einen Einfluß auf den ätherischen Leib des Menschen aus, überträgt sich auf jene physischen, ätherischen, astralischen Organe der Atmung, das setzt sich fort, übt eine gewisse plastische Tätigkeit an dem Gehirn aus. Man möchte sagen, es überträgt sich auf diejenigen Organe, die aus dem Menscheninneren durch Nachahmung seiner Umgebung die Sprache herausbringen. Die Sprache ist umgesetzte Bewegung und umgesetztes Gleichgewicht des Menschen. Wer sich aus der Anschauung des Geistig-Seelischen die Wirklichkeit zur Erkenntnis bringen kann, sieht, wie im melodiösen Element der Sprache weiterwirkt die Geschicklichkeit - nicht die fertige, sondern die Anstrengung, die das Kind machen muß, um jene Geschicklichkeit zu erwerben, die unsere Hand beim Greifen ausübt. Was Rhythmus der Sprache ist, drückt sich aus in der Art, wie die Füße aufgesetzt werden, in den Gehbewegungen. Es ist sehr bedeutungsvoll zu beobachten, ob das gehenlernende Kind zuerst mit den Fersen, den Ballen oder den Zehen auftritt. Aus der Sprache wächst heraus, was aus dem Menschen herausschießt als kindliches Denken. Gehen, Sprechen, Denken: aus jenem dumpfen, traumhaften Bewußtseinszustand entwickelt sich das heraus. [GA 224, S. 115, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=115&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ausbildung der linken/rechten Schläfenwindung (Sprachorgan) abhängig von Rechts- oder Linkshändigkeit; Gehen und Sprechen lernen. GA 224 06.04.1923 Das zweite, was er sich aneignet, indem er - wie beim Gehen und Stehen, beim Gleichgewichtsuchen, beim Differenzieren der Hände von den Füßen - probiert, nachahmend probiert, das zweite, was er sich dadurch aneignet, ist das Sprechen. Und wir können sagen: Das Sprechen ist nicht ganz ohne Zusammenhang mit dem Gehen, namentlich nicht mit dem Gebrauche der differenzierten Hand. Denn man weiß ja, wie das Sprechen mit einer ganz bestimmten Ausbildung eines Gehirnorgans, der linken Schläfenwindung zusammenhängt. Aber das ist nur bei denjenigen Menschen der Fall, welche vorzugsweise die wichtigsten Angelegenheiten des Lebens mit der rechten Hand erledigen. Linkshänder haben auf der andern Seite, der rechten Seite, ihr Sprachorgan gelegen. Daraus können wir schon sehen, wie mit dem Suchen nach Gleichgewicht dasjenige zusammenhängt, was sich im Sprechen ausdrückt. [GA 224, S. 12, 06.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=12&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Zusammenhang zwischen Gehen- und Sprechenlernen. GA 306 16.04.1923 Wenn Sie hineinsehen in diesen ganzen Zusammenhang, wenn Sie hineinsehen, wie in dem Satzbildungsprozeß von unten herauf die Beine in das Sprechen wirken, wie in den Lautbildungsprozeß, also in das innere Erfühlen der Satzstruktur die Wortinhalte hineinsteigen, so haben Sie darin einen Abdruck dessen, wie das Taktmäßig-Rhythmische der Beinbewegungen wirkt auf das mehr Thematisch-Innerliche der Arm- und Handbewegungen. Wenn daher ein Kind vorzugsweise stramm ist im regelmäßigen Gehen, wenn es nicht schlampig wird im regelmäßigen Gehen, sondern stramm sich hineinzulegen vermag ins regelmäßige Gehen, so haben Sie darin eine körperliche Unterlage, die ja natürlich, wie wir später sehen werden, schon aus dem Geiste herauskommt, aber als körperliche Unterlage in Erscheinung tritt: die Unterlage für ein richtiges Abteilen auch im Sprechen. So daß das Kind mit der Bewegung der Beine lernt, richtige Sätze zu bilden. Sie werden sehen: wenn ein Kind schlampig geht, so führt es auch nicht richtige Intervalle zwischen Satz und Satz herbei, sondern alles verschwimmt in den Sätzen. Und wenn ein Kind nicht ordentlich lernt harmonische Bewegungen mit den Armen zu machen, dann ist seine Sprache krächzend und nicht wohllautend. Ebenso wenn Sie ein Kind gar nicht dazu bringen, das Leben zu fühlen in seinen Fingern, dann wird es keinen Sinn bekommen für die Modulation in der Sprache. [GA 306, S. 35-36, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=35&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprechenlernen entwickelt sich auf der Basis des Gehenlernens. GA 306 16.04.1923 Das alles bezieht sich auf die Zeit, während das Kind gehen und sprechen lernt. Aber Sie sehen noch etwas ganz anderes daraus. Sie sehen, wie sich im Leben manches durcheinandermischt, wie manches später auftritt, als es eigentlich dem inneren Zusammenhang nach auftreten sollte. Sie sehen aber aus diesem inneren Zusammenhang, daß das richtige Verhältnis beim Menschen dadurch herauskommt, daß man zuerst auf das Gehenlernen sieht und daß man womöglich versucht zu vermeiden, daß das Kind das Sprechen vor dem Gehen lernt. Es muß sich auf der Basis des Gehenlernens, des Armbewegenlernens in einer geordneten Weise das Sprechenlernen entwickeln, sonst wird die Sprache des Kindes nicht eine im ganzen Menschen fundierte Betätigung, sondern eine Betätigung, die bloß eben herauslallt. Bei denjenigen Menschen, die zum Beispiel, statt zu sprechen, meckern, was ja sehr häufig vorkommt, ist eben nicht acht gegeben worden auf solche Verhältnisse, wie ich sie eben jetzt charakterisiert habe. [GA 306, S. 36, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=36&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Auf Grundlage des Gleichgewichtsuchens bildet sich das Sprechen. GA 224 23.05.1923 Auf Grundlage dieses Gleichgewichtsuchens, dieses Suchens - wenn ich mich jetzt etwas gelehrter, vielleicht auch etwas geschwollener ausdrücken darf- nach einer Dynamik des Lebens, auf Grundlage dieses Suchens bildet sich dann das Sprechenlernen aus. Denn wer beobachten kann, weiß ganz genau: die normale Entwickelung des Kindes geht so, daß sich das Sprechenlernen auf Grundlage des Gehen- und Greifenlernens entwickelt. Zunächst wird man schon am Sprechenlernen merken, wie das feste oder leichte Auftreten des Kindes sich auch ausdrückt in dem Sprechtakt, in dem Betonen der Silben, in der Kraft der Sprache. Und man wird ferner merken, wie die Modulation der Worte, wie die Konturierung der Worte einen gewissen Parallelismus hat mit der Art und Weise, wie das Kind lernt, geschickt oder ungeschickt seine Fingerchen zu biegen oder geradezuhalten. Aber wer dann das ganze Innere des menschlichen Organismus beobachten kann, der wird wissen können, wie nicht nur, was ja auch die heutige Entwickelungslehre zugibt, rechtshändige Menschen in der linken dritten Stirnwindung, in der sogenannten Brocaschen Windung, das Sprachzentrum haben - was ganz einfach physiologisch den charakteristischen Zusammenhang zwischen der Sprache und dem Greifvermögen, wenn ich mich des Pleonasmus bedienen darf: des ganzen Handhabungsvermögens des Armes und der Hand vergegenwärtigt -, sondern er weiß auch, wie intim die Bewegung der Stimmbänder, die ganze Einstellung des Sprachorganismus genau denselben Charakter annimmt, den die Geh- und Greifbewegungen annehmen. Aber es kann sich bei der normalen kindlichen Entwickelung das Sprechen, das ja in Nachahmung der Umgebung entwickelt wird, gar nicht entwickeln, ohne daß die Grundlage des Aufsuchens der Gleichgewichtslage im Leben erst da ist. [GA 224, S. 191–192, 23.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=191&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ausführliche Auseinandersetzung über die Sprache und das Gliedmaßensystem aus dem Blickwinkel der Eurythmie. GA 277 30.12.1923 Von dem, was eigentlich der ganzen Eurythmie zugrunde liegt, hat die gegenwärtige Wissenschaft nur ein kleines Stückchen. Man weiß, daß diejenige Partie des zentralen Nervensystems, des Gehirnsystems, welche vorzugsweise mit der Sprache zusammenhängt, auf der linken Seite des Gehirnes ist, und man weiß, daß die rechte Gehirnhälfte, die rechte Seite, die symmetrische Partie des Gehirnes, eigentlich nicht so konfiguriert ist, daß man in gleichem Sinne davon sprechen kann, daß auch dort auf der rechten Seite ein Sprachzentrum wäre. Aber die Sache ist sofort anders bei sogenannten Linkshändern. Menschen, welche als Linkshänder geboren werden, bei denen also die rechte Hand verhältnismäßig untätig bleibt gerade bei den intelligenten Verrichtungen, bei denen die linke Hand schreiben will, nähen will, häkeln will, bei denen Hegt das Sprachzentrum auf der rechten Seite. Daraus hat mit Recht die Wissenschaft geschlossen, daß ein Zusammenhang besteht zwischen demjenigen, was als Bewegungsmöglichkeit, Bewegungsfähigkeit im menschlichen Arm, in der menschlichen Hand liegt, und der Sprache; daß die Sprache gewissermaßen das in einem gewissen Organsystem festgelegte Bewegen der Glieder der Menschen ist, das sinnvolle Bewegen der Glieder der Menschen. Das Verspüren desjenigen, was draußen in der Welt vorgeht, und das Ausdrücken dieses Verspürens durch die Sprachorgane ist etwas, was zeigt, daß eigentlich das Gliedmaßensystem des Menschen es ist, aus dem die Sprache herausgeboren wird. Aber das ist in einem ganz umfänglichen Sinne der Fall. Nur weiß man heute nicht viel von diesen geheimnisvollen Zusammenhängen. Man weiß zum Beispiel nicht, wie gewisse in den Konsonanten liegende, namentlich in den Gaumenlauten zum Ausdrucke kommende Rundungen, Härtungen im Sprachlichen zusammenhängen mit der Art und Weise, wie der Mensch mit dem Fußballen oder mit der Ferse auftritt. Aus der Sprache kann man deutlich einen Ausdruck der ganzen Gestenfähigkeit des Menschen durch seine Gliedmaßen hindurch finden. Und wer einen Sinn dafür hat, wird sehen können, wie eigentlich aus der Art und Weise, wie ein Mensch geht, wie ein Mensch greift, wie ein Mensch springt, ganz erklärlich ist, wie er spricht. Es ist also nur ein ganz kleines Stück, welches die heutige Wissenschaft in dem Zusammenhange der rechten Hand und des linksseitigen Sprachzentrums hat. Die Sprache kommt durchaus aus dem ganzen Menschen heraus; wenn man daher den physischen Leib des Menschen verfolgt, so sieht man, wenn er dieses oder jenes durch die Sprache offenbart, gewisse Teile, gewisse Partien in Bewegung. Wenn aber der Mensch seinem ätherischen Leibe nach beobachtet wird, dann ist der ganze ätherische Leib bei irgendeinem Laut, bei irgendeiner sprachlichen Äußerung in einer bestimmt konfigurierten Bewegung. Dasjenige, was sprachlich sich äußert, kommt immer aus dem ganzen Menschen. Und daher kann man auch den Weg wiederum von der Sprache in die Bewegung hinein zurückmachen. Das Kind macht die Bewegungsmöglichkeit durch, projiziert gewissermaßen dasjenige, was die Gliedmaßen erfühlen, in der Bewegung draußen erleben, auf seine Sprachorgane und schafft im Sprechen ein Abbild dieser Bewegungsfähigkeiten. Dann kann man aber umgekehrt wiederum aus der Sprache zurückgehen in die Bewegungsmöglichkeiten, welche sowohl dem einzelnen Laute, den Lautverbindungen, den Lautbetonungen und so weiter entsprechen. Man kann die ganze Sprache wiederum in den bewegten Menschen übersetzen und dadurch jene bewegte Plastik herausbringen, von der ich schon gesprochen habe. [GA 277, S. 419-421, 30.12.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=419&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1. Jahrs. Kopf/Nerven-Sinnessyst. reift, Herz und Lunge/ rhythm. Syst. werden von Lebenskräften durchwirkt. Physische Ebene: Erlangen des Gleichgewichts. Seelische Ebene: Sprache als Ausdrucksform. GA 310 18.07.1924 Der Kopf des Menschen ist verhältnismäßig schon weit organisiert, wenn der Mensch geboren ist, denn während der Embryonalzeit ist der Kopf bis zu einem gewissen Grade ausgebildet; fertig ist er erst mit dem Zahnwechsel. Was sich aber erst einrichtet während der Zeit bis zum Zahnwechsel, was eine besondere äußere Organisation sich erwirbt, das ist das rhythmische System des Menschen. Würde man darüber mehr physische, physiologische Beobachtungen anstellen, so würde man sehen, wie wichtig für die ersten 7 Jahre die Einrichtung des Zirkulations- und Atmungssystems ist, was man vor allem dann verderben kann, wenn man nicht in der richtigen Weise das körperliche Leben des Kindes entwickelt. Deshalb muß man in den ersten Lebensjahren damit rechnen: da ist etwas im Zirkulations- und Atmungssystem, das sich da erst in seine Gesetzmäßigkeiten hineinbringt. Das Kind spürt unbewußt, wie da die Lebenskraft am Zirkulations- und Atmungssystem arbeitet. Und gerade so, wie sich ein Körperliches, das Gehirn, in die Gleichgewichtslage hineinbringen muß, so muß sich das Seelische einstellen auf diese Entwickelung des Atmungs- und Zirkulationssystems in den ersten Lebensjahren. Das Physische muß sich einstellen in der Erringung der Gleichgewichtslage vom Haupte aus; das Seelische, indem es sich in der richtigen Weise hinzu organisiert, muß sich einstellen zu der sich umwandelnden Zirkulation und Atmung. Und so wie im Zusammenhange mit dem, was im Gehirn zum Ausdruck kommt, der aufrechte Gang und die Orientierung mit den Händen und Armen zum Vorschein kommt, so kommt im Zusammenhange mit der Einrichtung des Zirkulations- und Atmungssystems die Sprache beim Menschen heraus. Indem der Mensch sprechen lernt, richtet er sein Zirkulations- und Atmungssystem eben so ein, wie er sein Gehen und Greifen einrichtet, wenn er den Kopf so aufsetzen lernt, daß vom Gehirn in der richtigen Weise an Gewicht verloren wird. [GA 310, S. 39–40, 18.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=39&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (6) Gehen-Sprechen-Denken ### (6a) Menschliche Fähigkeiten ##### Gehen, Sprechen, Denken; 1. Jahrsiebt. GA 224 23.05.1923 Nun greifen aber drei Tätigkeiten, drei Dinge, die das Kind lernt, in dieser Zeit ein: dasjenige, was wir gewöhnlich zusammenfassen mit dem Ausdrucke Gehenlernen, dann das, was mit dem Sprechenlernen und das, was mit dem Denkenlernen für das Kind verbunden ist. Nun bezeichnen wir mit dem Ausdrucke Gehenlernen in einer außerordentlich abgekürzten und eben aus unserer Bequemlichkeit stammenden Weise eigentlich etwas, was außerordentlich kompliziert ist. Wir müssen nur daran denken, wie das Kind zunächst in völliger Ungeschicklichkeit in das Leben hereintritt, wie es nach und nach die Möglichkeit gewinnt, seine eigene Gleichgewichtslage in den Raum hineinzupassen, in dem es sich durch das ganze Leben hindurch bewegen soll. Es ist ja nicht bloß ein Gehenlernen, was wir beim Kinde wahrnehmen, sondern ein Aufsuchen der Gleichgewichtslage des irdischen Lebens, und verbunden mit diesem Gehenlernen ist der Gebrauch der Bewegungsgliedmaßen überhaupt. Für den, der für eine solche Sache das richtige Anschauungsvermögen hat, drücken sich in diesem Gehenlernen eigentlich die merkwürdigsten, großartigsten Lebensrätsel aus. Eine ganze Welt drückt sich aus in der Art und Weise, wie das Kind vom Kriechen zum Aufrichten, zum Füßchenstellen, aber auch zu allem andern, zum Aufrichten des Hauptes, zum Gebrauch der Arme und Gliedmaßen kommt. Und wer dann, ich möchte sagen, intimer da hineinsieht, wie das eine Kind das Füßchen mehr mit der Ferse aufstellt, das andere mehr dazu neigt, mit den Zehen aufzutreten, der wird vielleicht eine Ahnung bekommen von dem, was ich Ihnen gerade heute mit Bezug auf die genannten drei Tätigkeiten und ihren Zusammenhang mit der geistigen Weit werde auszuführen haben. Ich möchte nur vorher erst äußerlich diese drei Tätigkeiten noch charakterisieren. [GA 224, S. 190–191, 23.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=190&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken; Seelisches arbeitet im kleinen Kind. GA 349 04.04.1923 Sehen Sie, meine Herren, auf diese Weise kommt man darauf, daß tatsächlich der Mensch herauskommt aus der geistigen, aus der übersinnlichen Welt, und sich seinen Körper mit allen Ähnlichkeiten selber aufbaut. Jetzt schauen Sie sich einmal das kleine Kind an. Das kleine Kind wird geboren. Wenn die Kinder geboren werden, kann man sie ja manchmal, trotzdem sie alle Mütter sehr schön finden, von kleinen Tierlein nicht gut unterscheiden. Nicht wahr, die Menschen sind so kleine Tierlein, wenn sie geboren werden - im Verhältnis zu später natürlich. Sie sind ja wirklich recht unansehnlich, diese kleinen Kinder. Aber allmählich arbeitet das Seelische drinnen und macht alles ähnlicher, immer ähnlicher einem Menschen, bis der Moment kommt, da das Kind gehen lernt; das heißt, es findet sich, wie ich Ihnen das letzte Mal gesagt habe, in die Gleichgewichtslage der Erde hinein. Dann lernt das Kind sprechen. Es lernt seine Brustorgane gebrauchen, denn diese Organe sitzen in der Brust. Dann lernt das Kind denken, das heißt, es lernt seine Kopforgane gebrauchen. [GA 349, S. 132, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=132&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken im Unterschied zum Tier. GA 349 17.03.1923 Aber die meisten Tiere gehen eben doch auf allen vieren, und der Mensch geht im Anfange auch auf allen vieren. Er muß erst durch das Gleichgewicht das Gehen lernen. Das ist dasjenige, was der Mensch im Leben zu lernen hat: erstens, er muß das Gehen lernen. Zweitens aber wissen Sie alle, daß der Mensch etwas lernt, wozu das Tier nicht kommt, wenigstens nicht in derselben Weise; nur Phantasten können sagen, daß das Tier in derselben Weise dazu kommt: das ist die menschliche Sprache. Ich will nicht sagen, daß die Tiere sich nicht verständigen können. Ich habe Ihnen genug Sachen vorgetragen, welche Ihnen zeigen, daß die Tiere sich verständigen können. Aber sie verständigen sich ja nicht durch die Sprache. Sie beriechen sich oder so etwas Ähnliches, aber durch die Sprache verständigen sie sich nicht. Das zweite also, was der Mensch lernen muß, das ist die Sprache. Das dritte, was der Mensch lernen muß, und was das Tier auch nicht in demselben Maß bekommt, das ist das Denken. Also drei Dinge muß der Mensch lernen: Gehen, Sprechen, Denken. [GA 349, S. 86, 17.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=86&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mensch muss Gehen, Sprechen, Denken entwickeln. GA 266b 04.11.1910 Umfassen wir einmal in wenig Worten das Leben des Menschen von seiner Geburt bis zum Tode und führen wir uns vor Augen alles das, was der Mensch selber während seines Lebens entwickeln muß, und dasjenige, was er schon entwickelt mit zur Welt bringt. Drei Dinge sind es, die der Mensch bei seinem Eintritt in die Welt nicht gleich mitbringt, die er sich erst im Laufe seines Lebens aneignen muß, wahrend der neugeborene Mensch seine Organe gleich fertig mitbringt, seine Augen zum Beispiel, durch die er seine Umgebung wahrnimmt, seine Ohren und so weiter. Die drei Dinge aber, die er selbst entwickeln muß, sind Gehen, Begreifen und Sprechen. Weshalb kann der Mensch noch nicht gehen, wenn er geboren wird? Weil er sein Gleichgewicht noch nicht finden kann; er muß es erst suchen und sich in ein Verhältnis zu der ihn umringenden Natur bringen. Er schwankt dann lange hin und her und sucht nach einem Stützpunkt, den er so schnell nicht finden kann. Sobald er ihn gefunden hat, kann der Mensch stehen und findet auch seinen Weg allein. Das Zweite, was er sich selbst aneignen muß, ist das Begreifen; das führt zum Denken, und durch das Denken kommt man zur Wahrheit. Das Dritte ist die Sprache, durch die er seine Gedanken und Gefühle, sein eigenes Innenleben in die Welt ausströmen lassen kann. [GA 266b, S. 80-81, 04.11.1910](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga266b.pdf#page=80&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die drei Glieder der Gestalt; Aufrechtheit, Sprechen und Symmetrie. GA 137 07.06.1912 Wenn Sie beachten, was der Mensch in diesen drei Gliederungen seiner Gestalt: seiner Aufrechtheit, seinem Sprechen und seiner Symmetrie hat, so werden Sie sagen müssen: Was da im Menschen als drei Glieder vorhanden ist, das geht nach außen. Daß der Mensch sich aufrichtet, das ist etwas, was ihn in die äußere Welt hineinstellt. Die Sprache ist etwas, von dem Sie ohne weiteres wissen werden, daß es ihn in die äußere Welt hineinstellt. Die symmetrische Gestalt ordnet ihn im Räume in eine gewisse Gleichgewichtslage ein. [GA 137, S. 97, 07.06.1912](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga137.pdf#page=97&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken vom wahren Ich bewirkt. GA 141 07.01.1913 Aber für den, der die Menschennatur kennenlernen will, ist es am allerwichtigsten, dies zu beobachten. Zuerst kriecht der Mensch auf allen vieren, und es bedarf erst einer besonderen Anstrengung für den Menschen, um aus dieser Kriechstellung, aus diesem Hingegebensein an die Schwere, sich aufzurichten, die Vertikalstellung anzunehmen und in dieser sich zu halten. Das ist das eine. Das zweite ist folgendes: Wir wissen, daß der Mensch in der ersten Zeit auch noch nicht sprechen kann. Er lernt auch erst sprechen. Versuchen Sie sich zu erinnern, was Sie zuerst sprechen gelernt haben, wie Sie gelernt haben, zuerst das erste Wort zu sagen, das Sie haben aussprechen können, und wie Sie dann gelernt haben, den ersten Satz zu bilden. Versuchen Sie sich daran zu erinnern, aber ohne daß Sie hellseherische Mittel zu Hilfe nehmen - es wird vergeblich sein. Ohne hellseherische Mittel ist der Mensch dazu ebensowenig in der Lage, wie er sich nicht erinnern kann, in welcher Weise er die erste Anstrengung gemacht hat, um aus der kriechenden in die vertikale Stellung zu kommen. Und ein Drittes ist das Denken selber. Die Erinnerung geht zwar zurück bis in die Zeit, als man schon denken konnte, aber nicht hinter diese Zeit. Wer ist der Akteur in diesem Gehen-, Sprechen- und Denkenlernen? Das ist das wirkliche, wahre Ich! [GA 141, S. 109–110, 07.01.1913](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga141.pdf#page=109&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Aus dem Geh- und Bewegungsorganismus entwickelt sich der Sprachorganismus und was im Sprachorganismus lebt wirkt in die Denkorgane hinein. GA 226 18.05.1923 Aus dem Geh- und Bewegungsorganismus entwickelt sich der Sprachorganismus, entwickelt sich das Sprechen. Und dieses Sprechen ist wiederum die Nachbildung desjenigen, was ich Ihnen gestern als das Durchgehen durch die Offenbarung zwischen dem Tod und der neuen Geburt gezeigt habe. Indem das Kind sprechen lernt - es versteht noch gar nicht in Gedanken etwa die Worte, es versteht sie nur gefühlsmäßig -, lebt das Kind in der Sprache als in Gefühlen und lernt erst nach dem Sprechen, wenn es sich ganz normal entwickelt, das Vorstellen, das Denken. Die Gedanken entwickeln sich bei dem Kinde aus den Worten in Wirklichkeit. Geradeso wie das Gehen und Greifen, die Geste der Beine und der Hände heraufschießen in den Sprachorganismus, so schießt wiederum dasjenige, was im Sprachorganismus lebt und was gewonnen wird in Anpassung an die Sprache der Umgebung, in die Denkorgane herauf, und das Kind entwickelt auf der dritten Etappe das Denken. [GA 226, S. 54–55, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=54&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen-, Sprechen-, Denkenlernen bauen aufeinander auf. GA 306 16.04.1923 Das dritte nun, was das Kind dann auf Grundlage von Gehen und Sprechen zu lernen hat, das ist das immer mehr und mehr bewußte Denken. Das muß aber eigentlich zuletzt kommen. Das Kind kann nämlich nicht seiner Wesenheit nach das Denken an etwas anderem lernen als an dem Sprechen. Das Sprechen ist zunächst ein Nachahmen des gehörten Lautes. Indem der gehörte Laut von dem Kinde aufgenommen wird und das Kind zugrunde liegend hat jenes eigentümliche Verhältnis zwischen den Bewegungen der Arme und den Bewegungen der Beine, findet es Verständnis für diese Laute und ahmt sie nach, ohne zunächst mit den Lauten noch Gedanken zu verbinden. Zunächst verbindet das Kind mit den Lauten nur Gefühle; das Denken, das dann auftritt, muß sich erst aus der Sprache heraus entwickeln. Die richtige Folge, auf die wir also sehen müssen bei dem heranwachsenden Kinde, ist: Gehenlernen, Sprechenlernen, Denkenlernen. [GA 306, S. 36-37, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=36&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Aus der menschlichen Bewegungsfähigkeit geht Denken und Sprechen hervor. GA 310 24.07.1924 Wenn wir Kinder haben, die leicht mit der rechten Hand schreiben lernen, so weiß man heute, daß dies damit zusammenhängt, daß beim Menschen das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte liegt; so daß also Sprechen und Schreibenlernen auf diese Weise innerlich zusammenhängen. Wir merken den Zusammenhang der Handgesten mit dem Sprechen; ebenso können wir auch, wenn wir weitergehen, durch die Physiologie den Zusammenhang zwischen Bewegung und Denken kennenlernen. Also man weiß heute schon etwas abstrakt davon, wie aus der menschlichen Bewegungsfähigkeit Denken und Sprechen hervorgehen; der Grieche aber wußte das im umfänglichsten Sinne. Daher sagte der Gymnast: Der Mensch wird schon ordentlich denken lernen, wenn er nur ordentlich gehen und springen lernt; wenn er ordentlich Diskus werfen lernt. [GA 310, S. 155–156, 24.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=155&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (6b) Grundlagen ##### 1.JS Gliederung 2 1/3, 4 2/3 - Gesten, Sprechen, Denken. GA 310 20.07.1924 In der Hauptsache, im wesentlichen organisiert sich das Kind zwischen dem 1. und 7. Lebensjahre hinsichtlich der Gesten; zwischen dem 7. und 14. Lebensjahre, approximativ, hinsichtlich der Sprache, wie ich es gestern auseinandergesetzt habe; und in bezug auf das Denken organisiert es sich zwischen dem 14. und 21. Jahre, wiederum annähernd ausgedrückt. Aber was so in einem Zeitraume von 21 Jahren hervortritt, das bildet sich in der Anlage eben auch schon in der ersten Lebensepoche, zwischen der Geburt und dem Zahnwechsel aus. Was also die eigentliche Aneignung der Gesten betrifft, die sich im Orientieren, im Gehen, aber auch im freien Orientieren, ohne aufzustützen, wie im Bewegen der Arme und auch der Gesichtsmuskeln zum Ausdruck bringt, was also ein Gesamtorientieren, ein Einleben in die Gesten und Gebärden ist, das entwickelt sich der Hauptsache nach rein im ersten Drittel dieser 7 Jahre, das heißt also in den ersten 2 1/3 Jahren. In diesem Zeitraume liegt die Hauptentwickelung des Kindes in der Herausbildung der Gesten. Die Entwickelung in den Gesten geht dann weiter; aber es kommt dazu die Anlageentwickelung zum inneren Einprägen des Sprachlichen im Intimeren. Wenn das Kind auch früher schon Laute hervorbringt, das Einleben in die Sprache geschieht dann, nach 2 1/3  Jahren, in der Anlage. Das Durchfühlen der Sprache bildet sich aus zwischen dem 7. und 14. Jahre, aber in der Anlage haben wir es zwischen 2 1/3 und 4 2/3 Jahren. Das alles natürlich durchschnittlich. Und danach entwickelt das Kind die Fähigkeit, in der ersten Anlage Gedanken innerlich zu erleben. Was später erst, zwischen dem 14. und dem 21 Jahre herauskommt und blüht, das entwickelt sich in der Keimanlage zwischen 4 2/3 und 7 Jahren. - Die Gestenbildung dauert natürlich fort, aber das andere schiebt sich hinein; so daß wir die Zeit, die Ausdruck der Ausbildung der Gesten in der Hauptsache ist, zu verlegen haben in die ersten 2 1/3  Jahre. Was während dieser Zeit erworben wird, das sitzt natürlich am allertiefsten; denn wir müssen uns nur vorstellen, wie gründlich das Imitationsprinzip gerade in der allerersten Lebenszeit wirkt. [GA 310, S. 67, 20.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=67&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind ist ganz Sinnesorgan und bildet auch das Geistige innerlich physisch nach; Gehen, Sprechen, Denken. GA 307 10.08.1923 Geradeso wie das Sprechen aus dem Gehen, aus dem Greifen, aus der Bewegung des Menschen entsteht, so entsteht wiederum das Denken aus dem Sprechen. Und haben wir nötig, bei der Hilfeleistung, die wir beim Gehen anzuwenden haben, alles in Liebe zu tauchen; haben wir nötig - weil das Kind innerlich das nachbildet, was in seiner Umgebung sich realisiert -, beim Sprechenlernen der gediegensten Wahrhaftigkeit uns zu befleißigen, so haben wir nötig, damit das Kind, das ganz Sinnesorgan ist und auch das Geistige innerlich physisch nachbildet, damit es aus dem Sprechen das richtige Denken herausholt, in unserem Denken in der Umgebung des Kindes Klarheit walten zu lassen. [GA 307, S. 111, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=111&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen-, Sprechen und Denkenlernen bilden Grundlagen. GA 306 17.04.1923 Gehen wir zunächst heran an dasjenige, was man so populär als das Gehenlernen bezeichnet. Ich habe schon gesagt: Eigentlich ist darin enthalten die ganze Art, wie sich der Mensch mit der physischen Außenwelt, die ihn auf der Erde umgibt, ins Gleichgewicht versetzt. Es ist eine ganze Statik und Dynamik des Lebens darin enthalten. Und wir haben ja auch gesehen, wie dieses Suchen des Gleichgewichts, dieses Emanzipieren der Hand- und Armgliedmaßen von den Bein- und Fußgliedmaßen, wiederum die Grundlage bildet für die Sprachfähigkeit des Menschen; und wie aus der Sprachfähigkeit die Denkfähigkeit eigentlich erst herausgeboren wird. [GA 306, S. 50, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=50&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Zum Gehen, Sprechen, Denken braucht der Mensch seinen Körper. GA 349 17.03.1923 Nun bedenken Sie, was wäre das ganze menschliche Leben, wenn der Mensch nicht als Kind diese drei Dinge lernen würde: Gehen, Sprechen, Denken! Aber Sie werden auch einsehen: Zu diesen dreien, zum Gehen, zum Sprechen, zum Denken braucht der Mensch seinen Körper. Beim Gehen ist Ihnen ja das ohne weiteres klar. Die ganze Einrichtung des Körpers zeigt Ihnen, daß der Mensch eben zum Gehen seinen Körper braucht. Sie können sich gar nicht vorstellen, daß man geht ohne Körper. Also zum Gehen braucht der Mensch den Körper. Zum Sprechen - nun, ich habe Ihnen beschrieben, wie die Sprache zustande kommt - braucht der Mensch seinen Kehlkopf, seine Zunge und alles mögliche. Also auch zum Sprechen braucht er seinen Körper. Und zum Denken braucht der Mensch auch seinen Körper. Zum Denken braucht er nämlich sein Gehirn und sein Nervensystem. Sie können sich leicht davon überzeugen: Wenn einer nicht gut denken kann, und man untersucht das Gehirn, so wird man finden, daß das zu Brei geworden ist. Er kann nicht denken, weil das zu Brei geworden ist. Also der Mensch braucht seinen Körper gerade zu demjenigen, was er auf der Erde lernt. [GA 349, S. 87; 17.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=87&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken in Verbindung mit Gliedmaßen, Brust und mit dem Kopf. GA 349 04.04.1923 Dann lernt das Kind sprechen. Womit hat denn das zu tun? Sprechen hat zu tun mit den Brustorganen, mit dem Atmen. Atmen kann das Kind auch schon, wenn es ganz klein ist. Aber mit der ausgestoßenen Luft Worte verbinden, das lernt das Kind mit den Brustorganen. Also: Gleichgewicht halten ist in Verbindung mit den Gliedmaßen, Sprechen mit der Brust, und das Denken mit dem Kopf, den Nerven. [GA 349, S. 132, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=132&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken wirken beim Kind vom Kopfe aus. GA 306 17.04.1923 Und wenn man nun beobachten kann, so findet man: in diesem kindlichen Leben, in dem nun getrennt voneinander wirken Gehen, Sprechen, Denken - alle diese Tätigkeiten wirken beim Kinde vom Kopfe aus. Der Kopf ist ja mit dem Zahnwechsel am meisten innerlich plastisch ausgebildet. Er verbreitet dann dasjenige, was innere Kräfte sind, auf den übrigen Organismus. [GA 306, S. 63, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=63&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Nachahmung bis zum Zahnwechsel; Kind lernt durch Probieren in vollständig unbewusster Weise, sich in die Welt hineinzuorganisieren. Vergleich der Nachahmung mit der Atmung. GA 304a 26.03.1923 Und wenn wir dann fragen: In welcher Weise bildet das Kind aus sein Gehenlernen, sein Sprechenlernen, sein Denkenlernen, in welcher Weise bildet es diese drei Fähigkeiten weiter bis zum Abschluß der ersten Lebensepoche, bis zum Zahnwechsel hin? - dann bekommen wir für eine wirkliche Menschenbeobachtung das Ergebnis, das scheinbar recht einfach klingt, das aber, wenn es in aller Tiefe erfaßt wird, ungeheures Licht über das gesamte Menschenwesen verbreitet, dann bekommen wir das Ergebnis, daß der Mensch in dieser ersten Lebensepoche bis zum Zahnwechsel hin im wesentlichen ein nachahmendes Wesen ist, daß er durch Nachahmen, durch Probieren in vollständig unbewußter Weise sich hineinorganisieren lernt in die Welt. Das Kind lebt bis zu seinem siebenten Lebensjahre etwa ganz hingegeben an seine Umgebung. Man möchte sagen: wie wenn ich dasjenige einatme, was in meiner Umgebung als Luft, als Sauerstoff ist, die ich im nächsten Augenblick mit meinem eigenen leiblichen Wesen verbinde, ein Stück Außenwelt zu meiner Innenwelt mache, zu demjenigen, was in mir dann arbeitet, lebt und webt, so mache ich als Siebenjähriger mit jedem Atemzug, seelischen Atemzug dasjenige, was ich beobachte in jeder Geste, in jeder Miene, in jeder Tat, in jedem Worte, ja, in gewisser Beziehung in jedem Gedanken meiner Umgebung zu meinem eigenen Wesen. Wie es der Sauerstoff meiner Umgebung ist, der nachher in meiner Lunge, in meinen Atmungs- und Zirkulationswerkzeugen pulsiert, so pulsiert in mir als kleines Kind alles dasjenige, was in meiner Umgebung vorhanden ist, was in meiner Umgebung sich vollzieht. [GA 304a, S. 34, 26.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=34&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken. Gehen: Rhythmus der Sprache; freie Arme: Melodiöses der Sprache; Fingerbewegung: Modulation der Sprache. GA 306 16.04.1923 Denn was heißt denn das nur: das Kind lernt Gehen, Sprechen und Denken? Sehen Sie, Gehen ist zunächst etwas, was wir im Leben so populär zusammenfassen. Es liegt aber darin unendlich viel mehr, als daß das Kind bloß vom Fortkriechen sich aufrichtet zu derjenigen Art von Gehen, die es sich später aneignet für das ganze Leben. In diesem Gehenlernen liegt das Einstellen des Menschen, das Orientieren des Menschen in der Weise, daß sich das ganze Gleichgewicht des eigenen Organismus und aller seiner Bewegungsmöglichkeiten einordnet in das Gleichgewicht und in die Bewegungsmöglichkeiten des Weltenalls, soweit wir drinnenstehen. Wir suchen, während wir gehen lernen, die dem Menschen entsprechende Gleichgewichtslage zum Weltenall. Wir suchen, während wir gehen lernen, jene eigentümlichen, nur beim Menschen auftretenden Verhältnisse zwischen der Betätigung der Arme und Hände und der Betätigung der anderen Gliedmaßen. Jenes Zugeteiltwerden der Arme und Hände zu dem seelischen Leben, während die Beine zurückbleiben und dem körperlichen Bewegen weiter dienen, das ist etwas ungeheuer Bedeutungsvolles für das ganze spätere Leben. Denn die Differenzierung in die Tätigkeiten der Beine und Füße und in die Tätigkeiten der Arme und Hände ist das Aufsuchen des seelischen Gleichgewichts für das Leben. - Zunächst suchen wir das physische Gleichgewicht im Aufrichten - aber im Freiwerden der Betätigung der Arme und Hände suchen wir das seelische Gleichgewicht. Und noch unendlich viel mehr - was Sie ja nun selber sich ausführen können - liegt in diesem Gehenlernen, wobei wir, wenn wir diesen Namen Gehenlernen gebrauchen, nur auf das Allerwichtigste sehen, und nicht einmal darauf im Grunde, sondern auf das, was für die Sinne äußerlich am Kinde hervortritt. Nun betrachten Sie dieses, was ich nun auch populär zusammenfasse in dem Namen Gehenlernen, man müßte eigentlich sagen: Die Statik und Dynamik des inneren Menschen in bezug auf das Weltenall lernen: das ist Gehenlernen. Und sogar: Die physische und die seelische Statik und Dynamik des Menschen in bezug auf das Weltenall lernen, das ist Gehenlernen. - Aber sehen Sie, indem sich auf diese Weise die Arme und Hände für das Menschliche von den Beinen und Füßen emanzipieren, tritt etwas anderes auf: damit ist eine Grundlage geschaffen für die ganze menschliche Entwickelung. Diese Grundlage tritt äußerlich dadurch hervor, daß mit dem Gehenlernen der Mensch mit seinem inneren Rhythmus und Takt und auch mit dem ganzen Innern seines Wesens sich einfügt in die äußerlich sichtbare Welt. Und so gliedert sich ein in die Entwickelung der menschlichen Wesenheit ein sehr Merkwürdiges. Dasjenige, was mit den Beinen ausgeführt wird, das wirkt in einer gewissen Weise so, daß es in das ganze physisch-seelische Leben des Menschen den stärkeren Zusammenhang mit dem Taktmäßigen, mit den Einschnitten des Lebens hervorbringt. Wir lernen in dem eigentümlichen Zusammenstimmen zwischen der Bewegung des rechten und linken Beines uns ins Verhältnis setzen, möchte man sagen, mit dem, was unter uns ist. Dann lösen wir dasjenige, was in den Armen sich emanzipiert, eben von der Bewegungsbetätigung durch die Beine los: damit kommt in das Taktmäßige und Rhythmische des Lebens ein musikalisch-melodiöses Element hinein. Die Themen des Lebens, möchte man sagen, der Inhalt des Lebens, er tritt auf in der Armbewegung. Und das wiederum bildet die Grundlage für dasjenige, was sich ausbildet im Sprechenlernen; was äußerlich schon dadurch charakterisiert ist, daß der bei den meisten Menschen stärkeren Betätigung des rechten Armes die Ausbildung des linken Sprachorgans eben entspricht. Aus demjenigen, was Sie da sehen können beim lebendig bewegten Menschen an Verhältnissen eintreten zwischen der Beinbetätigung und der Armbetätigung, aus dem bildet sich heraus das Verhältnis, das der Mensch zur Außenwelt gewinnt dadurch, daß er das Sprechen lernt. Wenn Sie hineinsehen in diesen ganzen Zusammenhang, wenn Sie hineinsehen, wie in dem Satzbildungsprozeß von unten herauf die Beine in das Sprechen wirken, wie in den Lautbildungsprozeß, also in das innere Erfühlen der Satzstruktur die Wortinhalte hineinsteigen, so haben Sie darin einen Abdruck dessen, wie das Taktmäßig-Rhythmische der Beinbewegungen wirkt auf das mehr Thematisch-Innerliche der Arm- und Handbewegungen. Wenn daher ein Kind vorzugsweise stramm ist im regelmäßigen Gehen, wenn es nicht schlampig wird im regelmäßigen Gehen, sondern stramm sich hineinzulegen vermag ins regelmäßige Gehen, so haben Sie darin eine körperliche Unterlage, die ja natürlich, wie wir später sehen werden, schon aus dem Geiste herauskommt, aber als körperliche Unterlage in Erscheinung tritt: die Unterlage für ein richtiges Abteilen auch im Sprechen. So daß das Kind mit der Bewegung der Beine lernt, richtige Sätze zu bilden. Sie werden sehen: wenn ein Kind schlampig geht, so führt es auch nicht richtige Intervalle zwischen Satz und Satz herbei, sondern alles verschwimmt in den Sätzen. Und wenn ein Kind nicht ordentlich lernt harmonische Bewegungen mit den Armen zu machen, dann ist seine Sprache krächzend und nicht wohllautend. Ebenso wenn Sie ein Kind gar nicht dazu bringen, das Leben zu fühlen in seinen Fingern, dann wird es keinen Sinn bekommen für die Modulation in der Sprache. ... Sie sehen aber aus diesem inneren Zusammenhang, daß das richtige Verhältnis beim Menschen dadurch herauskommt, daß man zuerst auf das Gehenlernen sieht und daß man womöglich versucht zu vermeiden, daß das Kind das Sprechen vor dem Gehen lernt. Es muß sich auf der Basis des Gehenlernens, des Armbewegenlernens in einer geordneten Weise das Sprechenlernen entwickeln, sonst wird die Sprache des Kindes nicht eine im ganzen Menschen fundierte Betätigung, sondern eine Betätigung, die bloß eben herauslallt. Bei denjenigen Menschen, die zum Beispiel, statt zu sprechen, meckern, was ja sehr häufig vorkommt, ist eben nicht acht gegeben worden auf solche Verhältnisse, wie ich sie eben jetzt charakterisiert habe. [GA 306, S. 34–36, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=34&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### In Gehirn und Nervenorganisation ist eingeprägt, was durch Nachahmung im Gehen-, Sprechen-, Denkenlernen erlebt wird. GA 306 16.04.1923 So etwa erklären aus vererbten Anlagen heraus und aus dem Gehirn heraus die Menschen das Seelenwesen. Gerade so wie die Fußspuren von außen eingedrückt sind, so sind in den Körper, besonders in das Gehirn und in die Nervenorganisation eingedrückt diejenigen Dinge, die aus der Umgebung herein im nachahmenden Leben erlebt werden im Gehenlernen, Sprechenlernen, Denkenlernen. Es ist ja alles richtig, was die äußere, physische Psychologie sagt: Das Gehirn ist ein deutlicher Abdruck dessen, was der Mensch seelisch ist; aber man muß eben wissen, daß es nicht der Erzeuger des Seelischen ist, sondern der Boden, auf dem sich das Seelische entwickelt. Gerade so wenig wie ich gehen kann ohne Boden unter den Füßen, ebensowenig kann ich als irdischer Mensch ohne Gehirn denken, selbstverständlich. Aber das Gehirn ist nichts anderes als der Boden, in den das Denken und Sprechen hineinkonfiguriert dasjenige, was Sie gerade aus der Welt heraus, aus der Welt Ihrer Umgebung bekommen, nicht aus den vererbten Anlagen heraus. [GA 306, S. 45, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=45&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1.Jahrsiebt: Die wirkenden Kräfte zur Aneignung der aufrechten Haltung, der Sprachfähigkeit und der Denk- und Erinnerungsfähigkeit stammen aus dem Erdenbereich. GA 035 16.10.1916 Diese erste Periode der Entwicklung bildet in dem Menschen unermeßlich vieles aus, so daß einsichtige Pädagogen gesagt haben: Der Mensch lernt von seiner Mutter oder Amme, selbst wenn er ein Weltumsegler wird, in seinen ersten Lebensjahren mehr als von allen Völkern er lernen kann während seines ganzen übrigen Lebens. Von allem andern abgesehen, fällt in diese Periode die Aneignung der Fähigkeit zur aufrechten Haltung, der Sprachfähigkeit, der Denk- und Erinnerungsfähigkeit, dann die Arbeit derjenigen inneren Kräfte, welche mit dem Hervorbringen der zweiten Zähne einen gewissen Abschluß finden. Alle diese Entwickelungsvorgänge stellen sich nun für den Geistesforscher so dar, daß sie ihm als von irdischen Kräften hervorgebracht erscheinen. Er muß allerdings zu dem, was die Sinne im Bereich des Erdendaseins wahrnehmen können, dasjenige hinzufügen, was das «geistige Auge» innerhalb der Erdenentwicklung sieht. Aber dasjenige, was bis etwa zum siebenten Jahre im Menschen vorgeht, es ist zu begreifen aus dem Umfang der Kräfte heraus, die im Erdenbereich zu finden sind. (Es braucht kaum gesagt zu werden, daß mit diesem nicht gemeint ist, daß Geistesforschung schon alle Geheimnisse dieser menschlichen Entwicklungsperiode erforscht hat, sondern nur, daß eine ins Unbegrenzte gehende Forschung das hier in Betracht kommende im Erdendasein wird zu suchen haben.) [GA 035, S. 247–248; 16.10.1916](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga035.pdf#page=247&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mensch muss Gehen, Sprechen, Denken erst lernen; Aufrichte macht es dem Menschen erst möglich, dies zu ergreifen. GA 141 07.01.1913 Von vornherein ist der Mensch dazu bestimmt, aufrecht zu gehen, zu sprechen und zu denken. Aber er hat das nicht gleich. Er ist nicht gleich dasjenige, wozu er sozusagen als Erdenmensch bestimmt ist. Er hat nicht gleich das, wodurch er innerhalb der menschlichen Kulturentwickelung lebt; er muß sich erst nach und nach dazu durchringen. Es kämpfen in seiner ersten Lebenszeit miteinander der Geist, der in ihm lebt, wenn er aufgerichtet ist, und der Geist, der in ihm ist, wenn er der Schwere hingegeben ist, wenn noch unentwickelt in ihm die Fähigkeit des Sprechens und Denkens ruht. So sehen wir, wie der Mensch, wenn er sozusagen seine Bestimmung erlangt hat, aufrecht stehen und gehen kann, sprechen kann und denken kann, ein Ausdruck dessen ist, was in seiner Menschheitsform gegeben ist. Es entspricht auf naturgemäße Weise das Aufrechtgehen, das Sprechen und das Denken der Form des Menschen. Unmöglich ist es, daß ein anderes Wesen gedacht wird, das so gehen kann wie der Mensch, also das Rückenmark in der vertikalen Linie hat, sprechen und denken kann, ohne daß es eben die Menschenform hat. Sogar der Papagei, wenn er sprechen soll, kann es nur dadurch, daß er eben aufgerichtet ist. Es hängt das mit der Vertikallinie innig zusammen. Tiere, die viel intelligenter sind, werden nicht sprechen lernen, weil ihr Rückenmark nicht in der vertikalen, sondern in der horizontalen Linie Hegt. Es gehören allerdings noch andere Dinge dazu. Dennoch sehen wir den Menschen nicht gleich in die Lage versetzt, die seine Bestimmung ist. Das kommt daher, daß der Mensch zuletzt, nach den Anstrengungen, die sein wahres Ich gemacht hat, das ihm das Denken, Sprechen und die vertikale Linie gegeben hat, sozusagen eingebettet ist in die Sphäre, in welcher die Geister der Form leben, die Exusiai. Diese Geister der Form, die in der Bibel auch die Elohim genannt werden, sind die, von denen eben wirklich die menschliche Form abstammt, aber eben die Form, jene Form, in der das Ich des Menschen sozusagen natürlich drinnenlebt und sich eindrückt in den ersten Lebensmonaten und -jahren. [GA 141, S. 110–111, 07.01.1913](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga141.pdf#page=110&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (6c) Bedeutung ##### 1.Jahrsiebt: Im Denkenlernen eignen wir uns Dinge der äußeren Natur an, im Sprechenlernen das Seelische des Milieus, im Gehenlernen aus der Umgebung den Geist. GA 306 16.04.1923 Da wo Gehen gelernt, wo Dynamik und Statik angeeignet wird, da nimmt der Mensch aus seiner Umgebung den Geist auf. So daß man sagen kann: Im Denkenlernen eignen wir uns Dinge der äußeren Natur an. Im Sprechenlernen eignen wir uns das Seelische des Milieus an. Und indem, was eigentlich zuerst der Mensch machen soll, indem er ins Erdenleben eintritt, eignet man sich aus der Umgebung den Geist an. [GA 306, S. 47, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=47&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die ersten drei Jahre sind die wichtigsten Jahre für ein Kind, denn es legt die Grundlage durch Gehen-, Sprechen, Denkenlernen. GA 306 16.04.1923 Sehen Sie, der deutsche Dichter _Jean Paul_ - so nannte er sich selber - sagte einmal: Der Mensch lernt in seinen drei ersten Lebensjahren mehr für das Leben als in seinen drei akademischen Jahren. - Das gilt durchaus. Das ist so. Denn selbst wenn die akademische Lehrzeit noch so verlängert wird, so ist das Fazit für das Leben von dem, was man während der drei akademischen Jahre lernt, ein geringeres als dasjenige, was für das Leben erworben wird, während das Kind in der Betätigung ist, in der lernenden Betätigung für Gehen, Sprechen und Denken. Denn was heißt denn das nur: das Kind lernt Gehen, Sprechen und Denken? Sehen Sie, Gehen ist zunächst etwas, was wir im Leben so populär zusammenfassen. Es liegt aber darin unendlich viel mehr, als daß das Kind bloß vom Fortkriechen sich aufrichtet zu derjenigen Art von Gehen, die es sich später aneignet für das ganze Leben. In diesem Gehenlernen liegt das Einstellen des Menschen, das Orientieren des Menschen in der Weise, daß sich das ganze Gleichgewicht des eigenen Organismus und aller seiner Bewegungsmöglichkeiten einordnet in das Gleichgewicht und in die Bewegungsmöglichkeiten des Weltenalls, soweit wir drinnenstehen. Wir suchen, während wir gehen lernen, die dem Menschen entsprechende Gleichgewichtslage zum Weltenall. Wir suchen, während wir gehen lernen, jene eigentümlichen, nur beim Menschen auftretenden Verhältnisse zwischen der Betätigung der Arme und Hände und der Betätigung der anderen Gliedmaßen. Jenes Zugeteiltwerden der Arme und Hände zu dem seelischen Leben, während die Beine zurückbleiben und dem körperlichen Bewegen weiter dienen, das ist etwas ungeheuer Bedeutungsvolles für das ganze spätere Leben. Denn die Differenzierung in die Tätigkeiten der Beine und Füße und in die Tätigkeiten der Arme und Hände ist das Aufsuchen des seelischen Gleichgewichts für das Leben. - Zunächst suchen wir das physische Gleichgewicht im Aufrichten - aber im Freiwerden der Betätigung der Arme und Hände suchen wir das seelische Gleichgewicht. Und noch unendlich viel mehr - was Sie ja nun selber sich ausführen können - liegt in diesem Gehenlernen, wobei wir, wenn wir diesen Namen Gehenlernen gebrauchen, nur auf das Allerwichtigste sehen, und nicht einmal darauf im Grunde, sondern auf das, was für die Sinne äußerlich am Kinde hervortritt. Nun betrachten Sie dieses, was ich nun auch populär zusammenfasse in dem Namen Gehenlernen, man müßte eigentlich sagen: Die Statik und Dynamik des inneren Menschen in bezug auf das Weltenall lernen: das ist Gehenlernen. Und sogar: Die physische und die seelische Statik und Dynamik des Menschen in bezug auf das Weltenall lernen, das ist Gehenlernen. - sehen Sie, indem sich auf diese Weise die Arme und Hände für das Menschliche von den Beinen und Füßen emanzipieren, tritt etwas anderes auf: damit ist eine Grundlage geschaffen für die ganze menschliche Entwickelung. Diese Grundlage tritt äußerlich dadurch hervor, daß mit dem Gehenlernen der Mensch mit seinem inneren Rhythmus und Takt und auch mit dem ganzen Innern seines Wesens sich einfügt in die äußerlich sichtbare Welt. [GA 306, S. 33-35, 16.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=33&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die moralische Entwicklung ist eng mit dem Gehen, Sprechen, Denken verbunden. GA 304a 26.03.1923 Man muß schon etwas hinsehen auf diese erste Lebensepoche des werdenden Menschen. Da wird man sich dann, wenn man auf dem Wege echter Menschenerkenntnis vorgeschritten ist, an drei Erscheinungen zu halten haben, die zunächst beim Kinde noch nicht für die äußere Beobachtung mit der sittlichen Färbung hervortreten, die aber auch ihre moralischen Lichter auf das ganze übrige Leben des Menschen bis zum Tode hin werfen. Die ersten Entwickelungskräfte des Kindes sind ja solche, in denen das Moralische eng mit dem bloß Natürlichen verbunden ist. Und man merkt gewöhnlich in einer gröberen Psychologie gar nicht, wie in den ersten kindlichen Lebensjahren die spätere moralische Entwickelung an die wichtigsten Stadien der natürlichen Entwickelung des Kindes gebunden ist. Man nimmt gewöhnlich drei Dinge im kindlichen Lebensalter nicht wichtig genug. Und doch hängt von diesen drei Dingen mehr oder weniger die ganze Artung ab, wie wir als Erdenmensch dann werden. Das erste, wodurch das Kind sozusagen aus einem noch tierähnlichen Dasein in das menschliche Dasein heraufrückt, ist das, was man gewöhnlich mit einem populären Ausdruck das Gehenlernen nennt. Aber in diesem Gehenlernen liegt die Möglichkeit, seinen Bewegungsapparat als Mensch, die ganze Summe seiner Bewegungsglieder gebrauchen, sie hineinstellen zu lernen in die Welt so, daß sie in ihr in einer gewissen Gleichgewichtslage darinnen stehen. Das zweite, was der Mensch in den ersten kindlichen Jahren mitbekommt für seinen ganzen Erdenlebensweg, ist das Sprechenlernen. Es ist diejenige Kraft, durch die sich der Mensch in seine menschliche Umgebung hineinorganisiert, während er sich durch das Gehenlernen mit Bezug auf seinen Bewegungsapparat in die ganze Welt hineinorganisieren lernt. Das geht alles aus den unbewußten Untergründen des menschlichen Seelenwesens hervor. Und das dritte, das dann der Mensch sich aneignet, ist das Denkenlernen. So unbestimmt, so kindlich es in der ersten Lebensepoche auftritt, es entwickelt sich aus dem Sprechenlernen bei dem Kinde allmählich das Vorstellungsbilden zunächst in primitiver Weise heraus. [GA 304a, S. 33–34, 26.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=33&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Okkultismus unterscheidet Handlungen, Sprache und Gedanken. GA 093a 12.10.1905 Im Okkultismus unterscheiden wir am Menschen erstens seine Handlungen, indem wir unter Handlungen alles verstehen, was ausgeht von irgendeiner Tätigkeit, die mit seinen Händen verknüpft ist; zweitens die Sprache und drittens die Gedanken. Alles was der Mensch in diesem Sinne mit seinen Händen vollbringt, das wirkt im Karma mit an seinem nächsten irdischen Dasein. Was wir sprechen, geht nicht nur allein uns an, sondern eine Gruppe von Menschen, die dieselbe Sprache hat und das wirkt an dem Karma der Gruppe oder Rasse. In den Worten liegt eine größere Verantwortung als in den bloßen Taten; denn wir bereiten damit die Konfiguration einer nächsten Rasse vor. Was wir denken, wirkt sogar nach bei einer Neugestaltung unserer Erde. Daher unterscheiden wir die drei Stufen: Erstens: Das Handeln des Menschen ist individuell, außer den Handlungen, die im Menschen aus dem Nichts heraus entspringen. Zweitens : Der Mensch kann nicht für sich selbst allein sprechen, die Worte gehen eine Gruppe von Menschen an. Drittens: Die Gedanken gehen die ganze Menschheit an. [GA 093a, S. 128, 12.10.1905](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga093a.pdf#page=128&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1.Jahrsiebt; Sprache wird durch Nachahmen gelernt; dreierlei Schicksale verweben sich im Menschen. Gehenlernen: individuelles Schicksal; Sprechenlernen: Volksschicksal; Denkenlernen: Menschheitsschicksal. GA 226 19.05.1923 Als zweites lernen wir die Sprache. Da ahmen wir dasjenige nach, was in unserer Umgebung gesprochen wird. Jedes Kind tut das auf seine besondere Art, aber es ahmen alle Menschen, die innerhalb eines Sprachgebietes ihre Muttersprache lernen, eine Sprache nach. In der Art und Weise, wie das Kind sich in das Nachahmen der Laute hineinfindet, sieht man, wie sich im Menschen das Volksschicksal auslebt. Im Gehenlernen eines Menschen: einzelnes individuelles Schicksal; im Sprechenlernen: Volksschicksal; und im Denkenlernen: das Schicksal der ganzen Menschheit in einem gewissen Zeitpunkte über das Erdenrund hin. Dreierlei Schicksale verweben sich eigentlich im Menschen. [GA 226, S. 69, 19.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=69&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken im Gesamtzusammenhang der Erdenentwicklung und auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen. GA 227 30.08.1923 Will man auf die Zukunft des Menschen sehen, dann muß man, wenn man etwas Gegenwärtiges auf der Erde nehmen will, vom Alter aus charakterisieren. Da muß man dasjenige, was sich in der heutigen Menschheit außerordentlich undeutlich beim Altern, beim Altwerden ausdrückt, charakterisieren. Während dasjenige, was sich bei der Entfaltung des Kindes offenbart im Gehen, Sprechen, Denken, offenbar ist, weil es sich nach außen ankündigt, so sieht man dasjenige, was gewissermaßen gegen das Alter zu im Menschen immer geistiger und geistiger wird, heute noch wenig, wenn man nicht mit einem geistigen Blick den Menschen anschaut. Ich sagte, es ist das Wunderbarste, wie im Körper nach und nach das Seelisch-Geistige zur Offenbarung kommt, und es ist, wenn man das richtig anschaut, das tiefste religiöse Gefühl vor der bedeutsamsten Kunst, das einen da überkommen kann. Aber wiederum ist es etwas ebenso Bewundernswürdiges, zu sehen, wie das, was der Mensch nun durch Gehen, Sprechen und Denken während seines Erdendaseins in seinem ganzen Wesen erlebt hat, wie das nach und nach wiederum ins Geistige hinein verschwindet, um dann durch die Pforte des Todes zu gehen, wie die Gedanken, wie die Worte, wie alles das, was der Mensch errungen und erarbeitet hat mit den Händen, ins Geistige hinein verschwindet, und der Mensch dann dieses Geistige, das er empfängt aus Denken, Sprechen und Gehen, hineinträgt durch die Todespforte wiederum ins geistige Leben. Und geradeso wie uns hinweist das, was im Kinde als Gehen, Sprechen, Denken zum Vorschein kommt, auf die Vorstadien der Erdenentwickelung, Mond, Sonne, Saturn, so weist uns das, was der Mensch in seinen Gedanken erlebt, zunächst hin auf seine nächsten Erdenleben, von da aus aber in die große Epoche der Erdenentwickelung. [GA 227, S. 269–270, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=269&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Mensch ist gewissermaßen mit dem Erdendasein in der Lehrzeit zwischen Vergangenheit und Zukunft; Gehen, Sprechen, Denken hat Vergangenheit- und Zukunftscharakter. GA 227 30.08.1923 Sie sehen, welch ein gewaltiger Einschnitt da ist mit dem Erdendasein zwischen Vergangenheit und Zukunft der Welt- und Menschheitsentwickelung. Alles das, was bis zur Erde gegangen ist, haben göttliche Geistgenerationen gemacht. Das, was folgen wird, wird der Mensch selber machen. Das ist das Eintreten der Freiheit in die Menschenwesenheit innerhalb des Kosmos. Der Mensch ist von Göttern hereingesetzt in die Welt, bekommt sein freies Dasein; er hat sein Gehen, Sprechen und Denken von den Göttern erlangt, selbst seine Gestalt. Er wird in Gehen, Sprechen und Denken dasjenige hineinfügen für die Evolution der Welt in der Zukunft, was er selbst ist. Und jetzt ist der Mensch eben daran, sich erst einzuleben aus der Vergangenheit heraus in die Zukunft hinein. Er hat ja ein Stück Vergangenheit in dem, was in seinem eigenen Karma liegt, und er hat ein Stück Zukunft in dem, was er für das Karma von sich selbst für die Zukunft wollen wird. Der Mensch ist gewissermaßen jetzt in der Lehrzeit zwischen Vergangenheit und Zukunft. [GA 227, S. 272–273, 30.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga227.pdf#page=272&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (6d) Wirkendes, Wirkungen ##### Gehen lernen durch das Ich, Sprachempfindung durch den Astralleib und Denkkraft durch den ätherischen Leib. GA 224 28.04.1923 Gehen wir nun zurück zum ersten, was das Kind lernt: zum Gehen, zum Lernen der Gleichgewichtshaltung. Damit ist mehr verbunden, als man gewöhnlich denkt. Verbunden ist damit das Heraufholen eines ganz bestimmten physischen Vorganges durch das Ich, der den Menschen aus dem kriechenden zu einem gehenden Wesen macht. Das Ich ist es, das den Menschen aufrichtet, der Astralleib ist es, der in die Sprachempfindung hineinwirkt in dem aufrechten Wesen, der ätherische Leib ist es, der das alles mit Denkkraft durchdringt. Sie wirken aber alle hinein in den physischen Leib. Wenn wir das Tier betrachten, das sein Rückgrat parallel zur Erdoberfläche hat, so ist das Tun, das Sich-Bewegen, Handeln, alles, was aus dem Astralen hervorgeht, etwas ganz anderes als beim Menschen, der als ein wollendes Wesen aus seiner aufrechten, senkrechten Natur heraus handelt. Was beim Menschen Zustände sind, die sich so im Ich, Astralleib und Ätherleib abspielen, das ist im physischen Leibe eine Art Verbrennungsprozeß. Hier ist der Punkt, wo unsere physische Wissenschaft, wenn sie sich wird vervollkommnen wollen, den Zusammenschluß mit Anthroposophie wird rinden können. [GA 224, S. 117–118, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=117&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen (individuell), Sprechen (allgemein), Denken (universell) verbunden mit Ich, Astralleib und Ätherleib. Sinneswahrnehmung: Physischer Leib. GA 306 17.04.1923 Und hat man ein Unterscheidungsvermögen, dann findet man schon die durchgreifenden spezifischen Unterschiede zwischen jenen menschlichen Lebensäußerungen heraus, die in der Aneignung der Statik und Dynamik mit dem Schicksal liegen. Und wir schauen darinnen dasjenige wirksam, was wir in der Anthroposophie gewöhnt worden sind, die Ichwesenheit des Menschen zu nennen. Nicht eine abstrakte Unterscheidung wollen wir pflegen, sondern nur das Spezifische, das im Menschen wirkt, eben damit fixieren. Ebenso sehen wir, daß etwas ganz anderes als diese ganz individuelle Menschennatur in der Sprache herauskommt. Deshalb sagen wir: In der Sprache wirkt mit des Menschen astralischer Leib. Dieser astralische Leib kann zwar auch beim Tier beobachtet werden; aber beim Tier wirkt er nicht nach außen, sondern mehr nach innen und bewirkt die Gestalt des Tieres. Wir bilden auch die Gestalt, aber wir nehmen gewissermaßen ein wenig weg von diesem gestaltbildenden Elemente und verwenden es dazu, die Sprache auszubilden. Da wirkt also der astralische Leib mit. Und im Denken, was dann ganz allgemein ist, was wiederum etwas spezifisch von dem anderen Verschiedenes ist, im Denken bilden wir dasjenige aus, was wir so abgrenzen, daß wir sagen: Da wirkt der Ätherleib des Menschen mit. Sinneswahrnehmungen wirkt der ganze physische Leib des Menschen mit. [GA 306, S. 55–56, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=55&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Willenswirksamkeit des Ich beim Erlernen von Gehen, Sprechen, Denken. GA 349 04.04.1923 Nun habe ich Ihnen gesagt, daß das Kind in der Zeit, an die man sich nicht mehr zurückerinnert, gehen lernt, sprechen lernt, denken lernt. Man kann sich natürlich an die Zeit nicht mehr zurückerinnern, wo man noch nicht denken kann. Man lernt also gehen, überhaupt sich bewegen, den Körper gebrauchen, sprechen und denken. Das lernt man. Und da muß man den Körper ebenso dirigieren. Sie können nicht, wenn Sie als Kind noch auf allen vieren kriechen, den Körper aufrichten ohne Ihren Willen. Wenn Sie Ihre Hand bewegen, sagt das Ich: Ich bewege die Hand - das Ich mit seinem Willen. So aber geschieht das auch im Kinde mit dem Willen, daß es sich aufrichtet. Das Kind lernt sprechen mit dem Willen. Das Kind lernt denken mit dem Willen. Also müssen wir fragen: Woher kommt es, daß das Kind das alles lernt? - Und da kommen wir darauf, daß durch das ganze Erdenleben, trotzdem der Körper fortwährend ausgetauscht wird, das Ich immer dasselbe bleibt, daß dieses Ich auch noch dasselbe ist in der Zeit, wo wir denken, wo wir sprechen und gehen gelernt haben. Da war schon dieses Ich wirksam im Körper. [GA 349, S. 128, 04.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349a.pdf#page=128&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Erweiterung des Lebenskreises durch Gehen, Sprechen, Denken. GA 306 17.04.1923 Und lernt das Kind dann denken - ja, im Denken sind wir gar nicht mehr individuell darinnen. In Neuseeland denken die Menschen gerade so, wie wir heute hier denken. Da ist es der ganze Erdenkreis, dem man sich anpaßt, indem man das Denken herausentwickelt aus der Sprache. Also mit der Sprache stehen wir noch in einem kleineren Lebenskreise drinnen; im Denken stehen wir in der ganzen Menschheit drinnen. So erweitern wir unseren Lebenskreis im Gehen, Sprechen, Denken. [GA 306, S. 55, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=55&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im schlafenden Zustand kommt der Mensch den drei Hierachien näher und in welcher Weise ist abhängig wie Gehen, Sprechen, Denken in der Gegenwart gebraucht bzw. gestaltet wird. GA 224 28.04.1923 Um was es sich aber handelt, das ist, daß wir in würdiger Weise in die Nähe dieser drei Hierarchien kommen gerade im schlafenden Zustand; daß wir in würdiger Weise in die Nähe der Angeloi, Archangeloi und Archai kommen. Hier ist der Punkt, wo man insbesondere reden, müßte zu den Menschen der Gegenwart, denn es hängt da sehr viel davon ab, wie das Denken während des Wachens sich gestaltet, wie wir in die Nähe der Angeloi kommen. Es hängt ab von der Art, wie der Mensch seine Sprachkräfte in würdiger Weise gebraucht, ob er in würdiger Weise in die Nähe der Archangeloi kommt. Von der Art, wie er in richtiger Weise seine Bewegungsfähigkeit und seinen moralischen Sinn gebraucht, hängt ab, ob er in würdiger Weise in die Nähe der Archai kommt. [GA 224, S. 119, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=119&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Unbewusste lebenslang wirksame Prägung des Seelenlebens durch frühe Kindheitseindrücke, Erinnerungen, GA 232 25.11.1923 Wir haben daran gedacht, wie die Erinnerung, alles Gedächtnismäßige, als ein innerlich Seelisches den Menschen gestaltet. Wir sind ja als seelisches Wesen wirklich viel mehr, als wir denken, von unseren Erinnerungen gebildet. Die Art und Weise, wie unsere Erlebnisse Erinnerungen geworden sind, das hat eigentlich unsere Seele gestaltet; mehr als man denkt, ist man ein Ergebnis des Erinnerungslebens. Und wer nur einigermaßen Selbstbeobachtung so weit üben kann, daß er auf das Erinnerungsleben einzugehen vermag, der wird sehen, eine wie große Rolle durch das ganze Erdenleben hindurch namentlich die Eindrücke der Kindheit spielen. Die Art und Weise, wie wir gerade diejenige Kindheit verbracht haben, die dann gar keine große Rolle im bewußten Leben spielt, die Zeit, während welcher wir sprechen gelernt haben, gehen gelernt haben, während welcher wir die ersten Zähne, die vererbten Zähne bekommen haben, die Eindrücke während all dieser Entwickelungsmomente, die spielen durch das ganze Erdenleben hindurch eine große Rolle im menschlichen Seelenleben. [GA 232, S. 41, 25.11.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga232.pdf#page=41&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (7) Geistiger Ursprung ##### Wesenheiten der ersten Hierarchie, Seraphim, Cherubim und Throne wirken in die sichtbare Welt ein in das Sprechen-, Denken- und Gehenlernen des Kindes. GA 231 18.11.1923 Wenn man das anschaut in seiner ganzen Wunderbarkeit, wenn man auf der einen Seite das anschaut in seiner majestätischen Ruhe, mit der es sich dem darbietet, der vermag, diese Ruhe zu haben beim Anschauen - es ist ja das Schönste, was man eigentlich im menschlichen Leben anschauen kann, dieses Werden des Kindes durch Gehenlernen, Sprechenlernen, Denkenlernen -, wenn man einen Gemütseindruck bekommt von dem, was da so schön ist im Menschenleben; und wenn man dann andererseits zu schauen vermag, wie das Metall im Feuer schmilzt: dann erscheint einem die Geistgestalt desjenigen, was im Kinde zum Gehenlernen, zum Sprechenlernen führt. Die Geistgestalt dieser Kraft erscheint einem, indem die Flamme das Metall ergreift, das Metall schmilzt, indem das Metall flüssig wird. Je flüssiger, je flüchtiger das Metall wird, desto mehr steigt auf das Gehenlernen, das Sprechenlernen, das Denkenlernen des Menschen aus dem Glühend-, Flüssig-, Flüchtigwerden des Metalles im Feuer - und man schaut die innige Verwandtschaft dieses sein Schicksal erlebenden Metalles mit dem, was abgedämpft von Feuersgewalten der Welten im Sprechen-, Gehen- und Denkenlernen des Kindes erscheint; und man sagt sich, die Wesenheiten der ersten Hierarchie, Seraphim, Cherubim und Throne, sie haben zwei Seiten ihres Wirkens. Die eine ist diese, wo sie aus der geistigen Welt, in die wir ja eintreten in der Mitte des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt, zu uns sprechen können, wo wir dann durch sie die Geheimnisse des planetarischen und des sonstigen kosmischen Wirkens erfahren, wie ich es in diesen Tagen geschildert habe. Die andere Seite ist diese, wo sie hereinwirken in die sichtbare Welt - auf der einen Seite in das Sprechen-, Denken- und Gehenlernen des Kindes, auf der anderen Seite in alles dasjenige, was unserem Erdenprozeß zugrunde liegt, indem das Feuer an diesem Erdenprozeß einen Anteil hat, indem im Feuer die Metalle schmelzen, verglühen. [GA 231, S. 147, 18.11.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga231.pdf#page=147&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wenn der Zusammenhang, wie zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen an den Menschen die Hierachien herantreten, verstanden wird, dann versteht man auch, wie das kleine Kind Gehen, Sprechen, Denken lernt. GA 226 18.05.1923 Lernen wir diesen Zusammenhang verstehen, sehen wir wiederum, wie zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen an das Ich und den astralischen Leib, überhaupt an den ganzen Menschen herantreten die Wesen der nächsten Hierarchie, die über dem Menschen steht, Angeloi, Archangeloi, Archai, dann verstehen wir auch, wie es im kleinen Kinde ist, wenn das kleine Kind die drei Betätigungen des Gehens, des Sprechens, des Denkens sich aneignet. Wir lernen schauen, wie, indem das kleine Kind in die Lebensdynamik, in das Gehen und Greifen hineinkommt, es die Archai sind, die dasjenige, was der Mensch zwischen Tod und neuer Geburt im Umgange mit geistseelischen Wesen erlebt hat, herübertragen und zum Abbild in dem Gehen des Kindes machen. Die Archai, die Urkräfte vermitteln das ganz geistige Sich-Bewegen unter geist-seelischen Wesen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt in seinem Abbild hier in der physischen Welt, wenn das Kind gehen lernt. Und die Archangeloi bringen dasjenige herüber, was der Mensch zwischen Tod und neuer Geburt in der Offenbarung erlebt, und sie wirken, indem das Kind sich das Sprechen aneignet. Und die Angeloi, die Engelwesen, tragen dasjenige herüber, was der Mensch an Kräften entwickelt hat, indem er sich seinen Ätherleib zusammengesammelt hat aus der gesamten Weltäthersubstanz. Sie tragen diese Kräfte herüber, bilden sie aus im Abbilde in den Denkorganen, die plastisch geformt werden, so daß das Kind aus der Sprache heraus das Denken lernt. [GA 226, S. 56, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=56&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken in Bezug auf die Hierarchien. GA 226 18.05.1923 Das, was uns Anthroposophie gibt, zeigt uns, wie in den einzelnen Gestaltungen des Lebens überall das Göttlich-Geistige lebt. Wir sehen hin auf die Art und Weise, wie das Kind aus dem kriechenden, aus dem ungeschickten Zustande zum gehenden Zustande übergeht. Wir geben uns in Bewunderung und Verehrung hin diesen großartigen Weltenphänomenen und sehen darinnen ein Werk der Archai, die da tätig sind, indem das, was zwischen Tod und neuer Geburt erlebt wird, herübergetragen wird in seine irdische Gestalt. Und wir verfolgen, wie das Kind die Sprache aus sich herausbringt, verfolgen die Tätigkeit der Archangeloi und wiederum beim Denken des Kindes die Tätigkeit der Angeloi. Das hat aber auch seine tiefe Bedeutung und seine praktische Seite. Das kann man insbesondere in unserem stark materialistisch gearteten Zeitalter schauen. In unserem stark materialistisch gearteten Zeitalter bedeuten für viele Menschen die Worte nicht mehr etwas stark Geistiges. Die Menschen haben nach und nach die Worte eigentlich nurmehr, um physische Dinge der Außenwelt zu bezeichnen. Man merkt ja das. Denken Sie, wie viele Menschen sind da vorhanden in der Welt, die überhaupt sich nichts mehr vorstellen können, wenn man ihnen von etwas Geistigem spricht, weil die Worte für sie nicht mehr geistige Bedeutung haben, weil die Worte nur anwendbar sind auf physische Dinge. Die Sprache hat selbst schon für viele Menschen einen materialistischen Charakter bekommen. Sie ist nur anwendbar auf physische Dinge. Und wir sind nun schon einmal in einer Zivilisation darinnen, wo die Sprache selbst immer materialistischer und materialistischer wird. Und wozu führt das? [GA 226, S. 57, 18.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga226.pdf#page=57&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind gliedert im Gehen-, Sprechen-, Denkenlernen in den physischen Leib das hinein, was es herunterträgt aus dem vorirdischen Leben. GA 224 23.05.1923 Nun haben Sie die drei aufeinanderfolgenden Zustände: Erleben in der geistigen Welt, sich spiegelnd im Gehenlernen, Offenbarung der geistigen Welt im Sprechenlernen. Daher nennen wir dasjenige, was als Weltenwort zugrunde liegt, den Weltenlogos, das innere Wort. Es ist die Offenbarung des allgemeinen Logos, in dem sich das Geistige ausspricht, wie die Mücke im Mückenschwarm, es liegt dem Sprechen zugrunde. Und was wir dann tun, um unseren Ätherleib auszubilden, der ja eigentlich in uns denkt - wir denken nämlich die ganze Nacht fort, wir sind nur nicht dabei mit unserem Ich und Astralleib -, das ist das letzte, was wir zusammensammeln für uns, bevor wir heruntersteigen auf die Erde, und das ist das, was dann herüberreicht in das Denken. So gliedert das ganz kleine Kind im Gehen-, Sprechen-, Denkenlernen in den physischen Leib das hinein, was es herunterträgt aus dem vorirdischen Dasein. [GA 224, S. 205–206, 23.05.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=205&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken sind Umwandlungen von gewissen Betätigungen im vorirdischen Dasein. GA 219 15.12.1922 Nun ist alles irdische Leben in gewissem Sinne eine Folge, eine Konsequenz desjenigen, was wir zwischen dem Tod und einer neuen Geburt im vorirdischen Dasein erlebt haben. Sie erinnern sich, wie ich Ihnen dargestellt habe, dass auch solche Errungenschaften des menschlichen Erdenlebens, wie Gehen, Sprechen, Denken, Umwandlungen sind von gewissen Betätigungen im vorirdischen Dasein. [GA 219, S. 61, 15.12.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga219.pdf#page=61&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken haben ihre Analogien in der geistigen Welt. GA 219 26.11.1922 Dasjenige, was hier auf der Erde Gehen, Sprechen, Denken ist, das hat seine Analogien drüben in der geistigen Welt: Erstens in der Orientierung innerhalb der Hierarchien, zweitens in dem In-sich-lebendig-Tönendwerden des Weltenwortes und drittens in dem geistigen innerlichen Aufleuchten der Weltgedanken. [GA 219, S. 19, 26.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga219.pdf#page=19&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der Mensch ist nicht nur Erdenwesen, geistige Wesenheiten wirken mit ihm in geistiger Welt. GA 219 26.11.1922 Wer für das wahrhaft Menschliche ein genügend tiefes Gefühl hat, dem wird schon aus der Betrachtung, wie das Kind sich durch Gehen, Sprechen und Denken entwickelt, aufgehen, welche bedeutungsvolle Rolle dieses Gehen, Sprechen und Denken in der menschlichen Erdenentwickelung spielt. Aber der Mensch ist eben nicht nur ein Erdenwesen. Der Mensch ist ein Wesen, welches ebenso, wie es der Erde und ihren Kräften, ihren Substanzen angehört, auch angehört der geistigen Welt, den Wesenheiten der höheren Hierarchien, den Tätigkeiten, die sich abspielen zwischen den einzelnen Wesen dieser höheren Hierarchien. Der Mensch gehört sozusagen nur mit dem einen Teile seines Wesens dem irdischen Dasein an, mit dem andern Teil seines Wesens gehört er einer Welt an, die nicht die sinnliche ist. [GA 219, S. 14, 26.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga219.pdf#page=14&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Vor dem Zeitpunkt der ersten Rückerinnerung formen geistige Kräfte das Kind; sie ermöglichen Gehen, Sprechen und Denken. GA 015 06.06.1911 Denn was an dem Kinde arbeitet, ist die Weisheit, die dann später nicht in das Bewußtsein eintritt, und durch welche der Mensch etwas wie einen «Telephonanschluß» nach den geistigen Wesenheiten hat, in deren Welt er sich zwischen dem Tode und einer neuen Geburt befindet. Von dieser Welt strömt noch etwas ein in die kindliche Aura, und der Mensch ist da unmittelbar als einzelnes Wesen unterstehend der Führung der _ganzen_ geistigen Welt, zu welcher er gehört. Die geistigen Kräfte aus dieser Welt strömen in das Kind noch ein. Sie hören auf einzuströmen in dem Zeitpunkte, bis zu dem die normale Rückerinnerung geht. Diese Kräfte sind es, die den Menschen fähig machen, sich in ein bestimmtes Verhältnis zur Schwerkraft zu bringen. Sie sind es auch, die seinen Kehlkopf formen, die sein Gehirn so bilden, daß es ein lebendiges Werkzeug für Gedanken-, Empfindungs- und Willensausdruck wird. [GA 015, S. 15–16, 06.06.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga015.pdf#page=15&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Geister der Form befähigen den Menschen, sprechen, denken und aufrecht gehen zu lernen. GA 141 07.01.1913 Die Geister der Form sind die, welche den Menschen dazu befähigen, sprechen, denken und aufrecht gehen zu lernen. Diejenigen Geister, die ihn gleichsam hinwerfen, daß er auf allen vieren sich bewegt, daß er nicht sprechen kann und sein Denken nicht entwickelt in der ersten Lebenszeit, das sind solche Geister, die er im Leben erst überwinden muß, _die_ ihm eine unrichtige Form zunächst geben. Das sind Geister, die eigentlich schon Geister der Bewegung sein sollten, Dynamis, die aber in ihrer Evolution zurückgeblieben sind und noch nicht einmal auf dem Standpunkte der Geister der Form stehen. Das sind in ihrer Entwickelung stehen gebliebene luziferische Geister, die von außen auf den Menschen wirken und ihn sozusagen dem Element der Schwere übergeben, aus dem er sich erst nach und nach durch die wirklichen Geister der Form erheben muß. [GA 141, S. 111, 07.06.1913](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga141.pdf#page=111&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken entspricht einer "himmlischen Orientierung, einem himmlischen Erleuchtetwerden mit Weltgedanken". GA 219 26.11.1922 Nun ist es aber doch so, daß der Mensch als irdisches Wesen sozusagen nicht ganz verlassen ist von den Kräften, innerhalb derer er zwischen dem Tode und einer neuen Geburt lebt. Es könnte ja auch so sein - wenn es in der Weltenordnung durch irgendeine göttliche Fügung so gekommen wäre, daß der Mensch hier auf der Erde gar keine Ahnung davon hätte, daß er neben einem physischen auch ein moralisches Wesen sein soll -, daß sein Gehen, Sprechen, Denken hier auf der Erde einer himmlischen Orientierung, einem himmlischen Logos, einem himmlischen Erleuchtetwerden mit den Weltgedanken entspricht. Der Mensch weiß, wenn es nicht in ihm angeregt wird, auf der Erde nicht viel von diesen himmlischen Gegenbildern seines Irdischen, aber Ahnungen davon sind in ihm doch vorhanden. Alles, was den Menschen mit der geistigen Welt verbinden würde, würde auf der Erde spurlos vergessen sein, nicht einmal das Gewissen würde sich regen, wenn nicht auf der Erde dennoch Nachwirkungen des Himmlischen vorhanden wären. [GA 219, S. 23–24, 26.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga219.pdf#page=23&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Geistkeim strömt auf die Erde; ein Teil bleibt in der geistigen Welt. GA 219 26.11.1922 Eigentlich, wenn der Mensch hier auf die Erde in bezug auf seinen Geistkeim herunterströmt - wir selbst bleiben dann noch etwas, wie ich dargestellt habe, in der geistigen Welt oben -, da ist er aus der geistigen Welt her nicht zum Denken im irdischen Sinne, nicht zum Sprechen im irdischen Sinne, auch nicht zum Gehen im irdischen Sinne der Schwerkraft veranlagt, sondern er ist veranlagt, zwischen den Wesen der höheren Hierarchien sich zu bewegen, sich zu orientieren. Er ist nicht zum Sprechen veranlagt, er ist veranlagt dazu, den Logos in sich ertönen zu lassen. Er ist nicht zu den finsteren Gedanken des Erdenlebens veranlagt, er ist veranlagt zu den Gedanken, die in ihm leuchtend werden innerhalb des Kosmos. [GA 219, S. 19, 26.11.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga219.pdf#page=19&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken sind körperliche Fähigkeiten als Metamorphose des Geistigen. GA 218 09.12.1922 Nun aber, das letzte Mal habe ich Ihnen gezeigt: die Erinnerung ist hier auf der Erde der Nachklang unseres Bei-sich-Seins in der geistigen Welt. Die Liebe in allen Formen ist der Nachklang unseres Ausgegossenseins in die Welt der höheren Hierarchien. Und jetzt haben wir eigentlich schon unsere körperlichen Fähigkeiten, Gehen, Sprechen, Singen und Denken - das ist nur ein Vorurteil, wenn man glaubt, daß das Denken auf der Erde eine geistige Fähigkeit ist, das Erdendenken ist durchaus an den physischen Leib gebunden, ebenso wie das Gehen -, so daß wir die körperlich hervorragendsten Eigenschaften als Umwandlung, als Metamorphose vom Geistigen haben. [GA 218, S. 317–318, 09.12.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=317&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wenn man die Entwicklung von Gehen, Sprechen, Denken beobachtet, kommt man auf das Unsterbliche des Menschen. GA 349 17.03.1923 Achtet man darauf, wie die Sprache sich aus dem Innern gestaltet, achtet man darauf, wie man das Verbrennen wiederum ausgleichen muß aus dem Innern und achtet man darauf, wie das Denken namentlich aus dem Innern sich gestaltet, dann kommt man auf das Ewige, Unsterbliche im Menschen. Wenn man aber diese Dinge überhaupt nicht beachtet, so ist es ganz verständlich, daß man nicht auf das Ewige, Unsterbliche kommen kann. [GA 349, S. 96, 17.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=96&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Kind schläft zu Beginn seines Lebens, damit sich in Gehen, Sprechen, Denken der moralische Impuls aus dem vorhergehenden Leben hineingießen kann. GA 349 14.04.1923 Und wie bringt man jetzt das ins neue Menschenleben hinein, was man da im vorigen Leben gehabt hat? Ja, sehen Sie, meine Herren, das ist eben so, daß das Kind im Anfang seines Lebens schläft. Würde das Kind bewußt sein, dann könnte es nicht dasjenige, was das Ich da mitgebracht hat, vollziehen; es ist ja nur vom astralischen Leib abgelernt. Im astralischen Leib sitzt das Ich noch drinnen; nur braucht das Ich nicht mitarbeiten vor der Empfängnis, sondern der astralische Leib muß arbeiten, die astralische Welt muß arbeiten, so wie ich es Ihnen neulich erzählt habe, von den Sternen aus. Das Kind muß schlafend hereinkommen, lernt gehen, lernt sprechen, lernt denken. Da gießt es in das Gehen, Sprechen, Denken hinein dasjenige, was der moralische Impuls aus dem vorhergehenden Leben ist und sucht aus. Das ist unser Schicksal. [GA 349, S. 176–177, 14.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=176&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken lernt das Kind in den ersten sieben Jahren aus der Selbstverständlichkeit heraus, in der es lebt. GA 311 12.08.1924 Dagegen hat das Kind etwas, was Leben in der Umgebung ist. Wenn man noch nicht heruntergestiegen ist auf die Erde, lebt man eigentlich ganz in der Außenwelt. Die ganze Welt ist das Innere. Es gibt keinen solchen Unterschied zwischen Äußerem und Innerem. Daher ist man auch nicht auf Äußeres neugierig. Alles ist Inneres. Aber da ist man nicht neugierig darauf. Das tragt man in sich, es ist eine Selbstverständlichkeit, in der man lebt. Im Grunde genommen lernt das Kind in den ersten sieben Lebensjahren Gehen, Sprechen und Denken noch ganz so, wie man sich verhalten hat, bevor man auf die Erde heruntergestiegen ist. [GA 311, S. 20–21, 12.08.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga311.pdf#page=20&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (8) Beziehung zu Christus ##### Gehen, Sprechen, Denken und der Christusimpuls. GA 266b 04.11.1910 Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin der Weg; damit hängt zusammen das Gehenlernen des Menschen, die Wahrheit, das Denkenlernen und das Leben. Das Sprechenlernen des Menschen hängt damit zusammen. Das Gehen ermöglicht uns die Orientierung im Räume; das Denken das Begreifen der Wahrheit; und das Sprechen gibt uns die innere Wärme, die zu der Kälte des Gedankens gehört. [GA 266b, S. 93, 04.11.1910](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga266b.pdf#page=93&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### In den ersten drei Lebensjahren Gehen, Sprechen, Denken lernen, symbolisch in drei Erdenjahren Christi. GA 266b 04.11.1910 Nur drei Dinge müssen wir lernen; das ist Gehen, Sprechen und Begreifen respektive Begriffe machen. - Zum Gehen müssen wir als Hauptsache erst einmal stehen lernen. Ehe wir das können, fallen wir einfach um; wir haben noch kein Gefühl für das Gleichgewicht. Wir müssen erst lernen, uns in die drei Dimensionen des Raumes einzufühlen. So müssen wir auch sprechen und begreifen lernen. Haben wir gehen gelernt in jenem ersten Jahre des Lebens, so können wir unsern Weg machen. Haben wir begreifen gelernt, so können wir der Wahrheit Leben verschaffen, Lebendiges wirken durch das Wort. In unsern ersten drei Lebensjahren lernen wir gehen, sprechen und begreifen. Diese drei Jahre finden wir symbolisch wieder in den drei Lebensjahren Christi auf Erden. Wir müssen so alles, was uns von Christus überkommen ist, als Grundlage wiederfinden in den drei ersten Jahren unseres Lebens. GA [266b, S. 77–78, 04.11.1910](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga266b.pdf#page=77&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Vergleich Kosmosentwicklung mit den ersten drei Lebensjahren. GA 088 18.11.1903 Wenn ein «Kosmos» beginnt sich zu entwickeln in der ersten, zweiten und dritten Runde, dann ist es so, wie ein Kind sich entwickelt in den ersten drei Lebensjahren. Es wird damit gleichsam der Weg angezeigt, den es im Leben nehmen wird. Erst dann kommt das, was die eigentliche Aufgabe des Kosmos ist; wir nennen das die «Wahrheit» des Kosmos. Auf unserer gegenwärtigen Erde ist die Wahrheit zum Vorschein gekommen; die drei vorangegangenen Runden des Entwicklungsweges stellen den «Weg» dar. Die «Wahrheit» ist die äußere Ausgestaltung dieses «Weges» in unserer gegenwärtigen Erdenentwicklung. Den dritten Teil der Entwicklung, das «Leben», werden wir durchmachen, wenn wir unsere Seelen immer mehr durchdrungen haben werden von der Wahrheit. Wir lernen die Wahrheit erkennen, die Wahrheit aber wird unser Leben werden; dann werden wir die Wahrheit nicht mehr zu erringen brauchen. Jetzt ist das noch nötig, um uns zu einem moralischen und sittlichen Leben zu führen. Diese Wahrheit wird uns aber künftig durchziehen, sie wird unser Lebensblut sein. Deshalb hat derjenige, der ein Repräsentant der den Kosmos durchströmenden Wahrheit ist, aufgenommen dieses Dreifache in sein Bewußtsein und hat es ausgedrückt in den Worten: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben». [GA 088, S. 68-69, 18.11.1903](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga088.pdf#page=68&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Wenn der Mensch ins Physische eintritt, muss er Gehen, Sprechen und Denken lernen. GA 266b 04.11.1910 Für einen Schüler ist nichts weiter nötig, als zu begreifen, um was es sich bei den Übungen handelt. Drei Dinge sind es vor allem, die nötig sind, wenn der Mensch ins Physische tritt. Er muß gehen, sprechen und begreifen (denken) lernen. Wir werden nun unsere Aufgabe nur dann richtig hier erfassen und erfüllen können, wenn wir einmal darüber nachdenken, was Christus in den letzten drei Jahren seines Lebens gelehrt hat. Er hat gelehrt, worauf es am meisten für ihn ankommt, wenn er sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» Der Weg hängt mit dem Gehen zusammen, die Wahrheit mit dem Begreifenlernen und das Leben mit dem Sprechen. So müssen wir auch im geistigen Leben, auf höherer Stufe, dasjenige verrichten, was das Kind in seinen ersten drei Jahren lernt verrichten: Das Gehen, das Sprechen und das Begreifen. Wenn wir gehen lernen, kommen für uns drei Raumesrichtungen in Frage. So ist es auch beim geistigen Gehenlernen, wobei auch bestimmte Richtungen innegehalten werden müssen. [GA 266b, S. 91-92, 04.11.1910](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga266b.pdf#page=91&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gehen, Sprechen, Denken: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". GA 266b 04.11.1910 Es gibt drei wesentliche Kräfte, die wir nach unserer Geburt uns aneignen müssen. Das sind: das Gehen, Sprechen und Begreifen. Oberflächlich betrachtet, sind sie nur das natürliche Ergebnis unseres Wachstums; aber für den Esoteriker haben sie eine sehr tiefe, innere Bedeutung. Indem wir gehen lernen, lernen wir uns im Gleichgewicht innerhalb der drei Dimensionen der physischen Welt finden; durch das Denken werden wir zur Wahrheit geführt, und das Sprechen gibt der Wahrheit das Leben. Esoterisch gesprochen könnte man sagen: Gehenlernen ist: den Weg kennenlernen. Denken ist: die Wahrheit kennenlernen. Sprechen ist: das Leben kennenlernen. In dieser Hinsicht werden die drei ersten Lebensjahre die allerwichtigsten, denn sie entsprechen demjenigen, was der Christus sagte, als er sprach: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» [GA 266b, S. 88-89, 04.11.1910](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga266b.pdf#page=88&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Christus-Impuls wirkt auf das Kind, wenn es gehen, sprechen und denken gelernt hat. GA 152 07.03.1914 Wie in die Gedanken das Leben hereinströmt durch den Christus-Impuls, so wird er noch in etwas hereinströmen, was zur menschlichen Seelenfähigkeit gehört und was nicht verwechselt werden darf mit dem bloßen Gedanken. Aus dem Unbewußten heraus entwickelt das Kind seine Fähigkeiten. Indem es zum Ich-Bewußtsein kommt, tritt es in die Sphäre ein, wo es sich aneignen kann, wo es entwickeln muß dasjenige, was von außen hereinkommen kann durch den Christus-Impuls. Wir können, wenn das Kind gehen gelernt hat, wenn es sprechen gelernt hat, und wenn es beginnt mit dem Denkenlernen sich durchzuarbeiten zu dem Ich, wir können es allmählich schon sehen, wie der bewußte Christus-Impuls, der durch das Mysterium von Golgatha hereingekommen ist, auf das Kind wirkt. Die Menschheit kann heute in etwas anderes, was in ihrem Seelenvermögen liegt, den Christus-Impuls noch nicht hineinnehmen. Hineinzuleiten diesen Christus-Impuls in das aufrechte Gehen, in Sprechen und Denken, das ist durch dasjenige möglich, was seit Jahrtausenden für die Menschen da ist mit der Menschheitskultur. [GA 152, S. 114–115, 07.03.1914](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga152.pdf#page=114&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Aufrechtstehen und Gehenlernen des Kindes verdankt der Mensch dem Christus-Impuls. GA 152 07.03.1914 Ja, daß wir unsere Empfindungen bereichern, dazu ist Geisteswissenschaft da. Solch eine Empfindung, die in unserer Seele leben kann, wenn wir ein Kind aufrechtstehen und gehen lernen sehen, solch eine Empfindung hat ganz gewiß tiefe religiöse Hintergründe. Wir sollen uns später öfter erinnern, warum das Kind geht, und dann denken, wie das dem Christus-Impuls zu verdanken ist. Dann haben wir durch Geisteswissenschaft unsere Weltanschauung bereichert, haben uns eine Empfindung angeeignet für das, was unsere Umgebung ist, die wir sonst nicht haben könnten. [GA 152, S. 107, 07.03.1914](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga152.pdf#page=107&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Gefährdungen der Menschheitsevolution und vier Christus-Taten zu ihrer Rettung: Gehen, Sprechen, Denken, Ich. GA 152 07.03.1914 Zum ersten Mal geschah dies in der lemurischen Zeit, da von Luzifer der aufrechten Wesenheit des Menschen Gefahr drohte. Zum zweiten Mal geschah es in der atlantischen Zeit. Da wurde der Mensch der Gefahr entrissen, die seiner Sprache drohte in bezug darauf, daß die Sprache Ausdruck von innen heraus ist. Die Gefahr bestand, daß die Sprache in Unordnung kommt. Zum dritten Mal geschah es gegen Ende der atlantischen Zeit. Dadurch, daß der Christus die geistige Wesenheit des späteren Jesus von Nazareth durchdrang, wurde die Sprachbegabung, insoferne sie zum Zeichen wird für die Außendinge, durch den Christus vor einer Gefahr gerettet. Die vierte Gefahr war für das Denken, das innerliche Vorstellen der Gedanken da. Der Mensch wird vor dieser Gefahr gerettet durch das Eindringen mit den Gedanken auf solche Formen, die in seinem Innern leben - wie das jetzt sein kann, wenn er es haben will und sich dazu vorbereitet in der Geisteswissenschaft -, auf solche Formen wie das, was ausgeflossen ist durch das Mysterium von Golgatha in die geistige Erdensphäre. [GA 152, S. 112–113, 07.03.1914](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga152.pdf#page=112&view=Fit), [[Gehen_Sprechen_Denken_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] # Literatur GA 015: _Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit. Geisteswissenschaftliche Ergebnisse über die Menschheits-Entwicklung_. Dornach (1987). GA 026: _Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie. Das Michael-Mysterium_. Dornach (1989). GA 035: _Philosophie und Anthroposophie. Gesammelte Aufsätze 1904-1923_. Dornach (1984). GA 036: _Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart. Gesammelte Aufsätze 1921-1925 aus der Wochenschrift „Das Goetheanum.“_. Dornach (1961). GA 059: _Metamorphosen des Seelenlebens - Pfade der Seelenerlebnisse II_. Dornach (1984). GA 076: _Die befruchtende Wirkung der Anthroposophie auf die Fachwissenschaften. Zweiter anthroposophischer Hochschulkurs_. Dornach (1977). GA 088: _Über die astrale Welt und das Devachan_. Dornach (1999). GA 093a: _Grundelemente der Esoterik_. Dornach (1987). GA 127: _Die Mission der neuen Geistesoffenbarung. Das Christus-Ereignis als Mittelpunktgeschehen der Erdenevolution_. Dornach (1989). GA 137: _Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie_. Dornach (1993). GA 141: _Das Leben zwischen dem Tode und der neuen Geburt im Verhältnis zu den kosmischen Tatsachen_. Dornach (1997). GA 152: _Vorstufen zum Mysterium von Golgatha_. Dornach (1990). GA 170: _Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte. Kosmische und menschliche Geschichte. Erster Band_. Dornach (1992). GA 192: _Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen. Drei Vorträge über Volkspädagogik_. Dornach (1991). GA 218: _Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus_. Dornach (1992). GA 219: _Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit_. Dornach (1994). GA 224: _Die menschliche Seele in ihrem Zusammenhang mit göttlich-geistigen Individualitäten. Die Verinnerlichung der Jahresfeste_. Dornach (1992). GA 226: _Menschenwesen Menschenschicksal und Welt-Entwickelung_. Dornach (1988). GA 227: _Initiations-Erkenntnis. Die geistige und physische Welt- und Menschheitsentwickelung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, vom Gesichtspunkt der Anthroposophie_. Dornach (2000). GA 231: _Der übersinnliche Mensch - anthroposophisch erfaßt_. Dornach (1999). GA 232: _Mysteriengestaltungen_. Dornach (1998). GA 266b: _Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Geächtnisaufzeichnungen von Teilnehmern. Band II: 1910-1912_. Dornach (1996). GA 275: _Kunst im Lichte der Mysterienweisheit_. Dornach (1990). GA 277: _Eurythmie. Die Offenbarung der sprechenden Seele. Eine Fortbildung der Goetheschen Metamporphosenanschauung im Bereich der menschlichen Bewegung_. Dornach (1999). GA 293: _Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik_. Dornach (1992). GA 301: _Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft_. Dornach (1991). GA 303: _Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik_. Dornach (1987). GA 304a: _Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik_. Dornach (1979). GA 305: _Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst. Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben_. Dornach (1991). GA 306: _Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen_. Dornach (1989). GA 307: _Gegenwärtiges Geistesleben und Erziehung_. Dornach (1986). GA 310: _Der pädagogische Wert der Menschenerkenntnis und der Kulturwert der Pädagogik_. Dornach (1989). GA 311: _Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit_. Dornach (1989). GA 314: _Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene_. Dornach (1989). GA 348: _Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre_. Dornach (1997). GA 349: _Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums_. Dornach (1980). GA 351: _Mensch und Welt: das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen_. Dornach (1999).