<H1>Rhythmisches System (Atmung & Kreislauf)</H1> Im Folgenden finden Sie eine **Auswahl** von Zitaten aus Texten und Vorträgen Rudolf Steiners zum Thema des **rhythmischen Systems**. Durch die verlinkten Quellenangaben am Ende eines Zitats können Sie die Textseite öffnen, der das Zitat entnommen ist. Die Reihenfolge der Zitate entspricht der **graphischen Übersicht**: [[Dreigliederung - Rhythmisches System|Mindmap PDF]]; [Webversion](https://coggle.it/diagram/YeBfA5tkwlX_Miav/t/rhythmisches-system/5f447e9794aa000d92c39562e646e1f3403cf74f4d09cc8ca5cfbfb221346eeb) (vergrößern und verkleinern mit Strg.+/-). ## Inhalt [[#(1) Das rhythmische System als Vermittler]] [[#(2) Blutsystem]] [[#(2a) Außen- und Innenwelt]] [[#(2b) Einflüsse auf die Bildung des rhythmischen Systems]] [[#(3) Atmungssystem]] [[#(3a) Hindernisse bei der Bildung des Atmungs-Systems]] [[#(3b) Chronologisch]] [[#(4) Bezug zur Sprache]] [[#(5) Bezug zur Musik]] [[#(6) Verhältnis Puls : Atmung 4 : 1]] [[#Literatur]] ## (1) Das rhythmische System als Vermittler ##### Stoffwechselsystem, rhythmisches System und Nerven-Sinnessystem liegen ineinander. GA 297 29.12.1920 Es läßt sich bis in die Einzelheiten hinein - und ich habe auch solche Einzelheiten in meinem Buche «Von Seelenrätseln» angedeutet - zeigen, daß nur dasjenige, was wir das Vorstellungsleben nennen, zu seiner physischen Grundlage das Nerven-Sinnessystem hat und daß das eigentliche Organ des Gefühlslebens im Menschen nicht das Nerven-Sinnessystem ist, sondern unmittelbar das rhythmische System, das Atmungs-, das Blutzirkulationssystem. Geradeso, wie das Nervensystem dem Vorstellungsleben zugrunde liegt, so liegt zugrunde das rhythmische System dem Gefühlsleben des Menschen, und dem Willensleben liegt zugrunde das Stoffwechselsystem. Diese drei Systeme sind aber alles, was der Mensch an innerlichen Prozessen durchlebt. Der Mensch ist ein dreigliedriges Wesen. Nur darf man sich nicht vorstellen, daß diese drei Glieder der menschlichen Wesenheit - Nerven-Sinnessystem, rhythmisches System, Stoffwechselsystem - nebeneinander liegen. Nein, sie liegen _ineinander,_ und man muß sie auf geistig-seelische Art voneinander trennen, wenn man überhaupt das Wesen des Menschen durchschauen will; denn selbstverständlich müssen die Nerven auch ernährt werden. Das Stoffwechselsystem spielt also auch in das Nervensystem hinein, spielt auch in die Organe des rhythmischen Systems hinein; aber die Organe des rhythmischen Systems dienen nur dem Willen, insoferne der Stoffwechsel in sie hinein spielt; dagegen insoferne sie eigentliche rhythmische Bewegungen repräsentieren, dienen sie dem Gefühlsleben. Und wiederum, wenn unser rhythmisches Wesen anstößt, wenn unser Atmungsrhythmus zum Beispiel auf dem Umwege durch das Gehirnwasser anstößt an unser Nervensystem, so entsteht die Wechselwirkung zwischen dem Gefühls- und Vorstellungsleben. Kurz, der Mensch ist ein komplizierteres Wesen, als man gewöhnlich glaubt. Auch dasjenige, was man physisch vom Menschen als die richtige Anschauung zuletzt haben kann, läßt sich nicht erringen mit den heutigen naturwissenschaftlichen Methoden, sondern nur durch innerliches Anschauen, durch Zusammenwachsen mit dem Menschen selber in einer solchen Erkenntnis, wie ich sie dargestellt habe. [GA 297, S. 251–253, 29.10.1920](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga297.pdf#page=251&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das rhythmische System in der Mitte des Organismus und sein Ineinanderwirken mit Nerven-Sinnessystem und Stoffwechselsystem. GA 303 28.12.1921 So steht gewissermaßen in der Mitte der menschlichen Natur die rhythmische Organisation in Atmungsrhythmus, in Zirkulationsrhythmus. Wenn man nun versucht, seine Menschenerkenntnis nicht so bequem auszugestalten, daß man sie nach den ruhenden Organen richtet, und diese möglichst in scharfen Konturen aufzeichnen will, sondern wenn man seine Menschenerkenntnis innerlich beweglich macht, so wird man vor allen Dingen von der Beziehung, dem Verhältnis gefangengenommen werden, das zwischen den drei angeführten Gliedern der menschlichen Natur besteht. Man wird sehen, wenn man den Blick zu der rhythmischen Atmungstätigkeit hinwendet, wie beim Einatmen gewissermaßen der Atmungsstoß bis zu jener Flüssigkeit geführt wird, die den Rückenmarkskanal ausfüllt. Diese Flüssigkeit setzt, indem sie den Atmungsrhythmus empfängt, diesen Atmungsrhythmus bis in die Flüssigkeit des Gehirns hinein fort, welche die verschiedenen Hirnhöhlen ausfüllt, und durch das Anschlagen dieser Atmung an das Gehirn wird fortwährend dasjenige aus der Atmung heraus angeregt, was den Menschen bereit macht, durch seine Nerven-Sinnesorganisation, durch die Kopforganisation zu wirken. Es ist wie eine Umsetzung des Atmungsprozesses durch den Rückenmarkskanal mit Hilfe der Rückenmarksund Gehirnflüssigkeit in den Kopf hinein, was von diesem mittleren Gliede, von dem Atmungsgliede an Reizen fortwährend in den Kopf hinein will. Und wiederum, wenn wir nach unten gehen, wenn wir sehen, wie der Atmungsrhythmus sich gewissermaßen mehr erregt zum Pulsrhythmus, wie er in den Zirkulationsrhythmus übergeht, so lernen wir darauf blicken, wie nun wiederum bei der Ausatmung, wenn die Gehirnflüssigkeit und Rückenmarksflüssigkeit nach unten stößt, der Zirkulationsrhythmus auf die Stoffwechseltätigkeit wirkt, und wir sehen den Zirkulationsrhythmus ineinanderwirken mit dem Sinnes-Nervenorganismus und dem Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus auf dem Umwege durch eine lebendige, plastisch-künstlerische Betrachtung der Atmungs-Zirkulationsorganisation. Wir sehen, wie sie sich polarisch nach der einen Seite hin in das Gehirn, in die Kopforganisation erstreckt, auf der anderen Seite ganz anders, polarisch entgegengesetzt in dem Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus sich äußert. Aber wenn man sich einmal auf den Weg begibt, der in dieser Art den Menschen lebendig auffaßt, dann kommt man weiter. Dann wendet man den Blick auf den Atmungs-Zirkulationsrhythmus hin und verschafft sich Vorstellungen, die sich gewissermaßen mit dem Atmungs-Zirkulationsrhythmus decken. Diese Vorstellungen sind ja nicht so bequem, daß man sie aufzeichnen kann, aber dieses Aufzeichnen und Einteilen, das ist überhaupt etwas Mißliches gegenüber der immer beweglichen Menschennatur. [GA 303, S. 108–109, 28.12.1921]( https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=108&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Überlappung ("Zusammenfließen") der drei Systeme des physischen Leibes. GA 296 15.08.1919 Nun handelt es sich darum, daß man diese drei Glieder der menschlichen Natur in ihrem Unterschiede voneinander erfaßt. Das ist ja für den Menschen der Gegenwart unbequem, denn der Mensch der Gegenwart liebt schematische Einteilungen. Er möchte sich, wenn man sagt: der Mensch besteht aus Kopfmensch, Brustmensch, Gliedmaßenmensch, am liebsten da einen Strich machen am Halse, was drüber ist, ist Kopfmensch. Dann möchte er sich wieder anderswo einen Strich machen, eine Linie ziehen, um den Brustmenschen zu begrenzen, und so möchte er die eingeteilten Glieder nebeneinander haben. Was sich nicht so schematisch nebeneinanderstellen läßt, darauf läßt sich der Mensch der Gegenwart nicht gerne ein. Aber so ist es in der Wirklichkeit nicht; die Wirklichkeit macht nicht solche Striche. Der Mensch ist zwar über den Schultern hauptsächlich Kopfmensch, Nerven-Sinnes-Mensch. Aber er ist nicht allein über den Schultern Nerven-Sinnes-Mensch; zum Beispiel der Gefühlssinn, der Wärmesinn sind über den ganzen Leib ausgedehnt, so daß der Kopf über den ganzen Leib wiederum reicht. Also man kann, wenn man so sprechen will, sagen: der menschliche Kopf ist hauptsächlich Kopf. Und die Brust ist eben weniger Kopf, aber auch noch Kopf. Die Gliedmaßen oder alles, was Stoffwechselsystem ist, sind noch weniger Kopf, aber auch Kopf. So daß man also eigentlich sagen muß: der ganze Mensch ist Kopf, nur der Kopf ist hauptsächlich Kopf. Wollte man also schematisch zeichnen, so müßte man etwa, wenn man wollte den Kopfmenschen zeichnen, ihn so zeichnen (siehe Zeichnung, helle Schraffur). Der Brustmensch ist wiederum nicht bloß in der Brust, er ist hauptsächlich in den Brustorganen, in den Organen, in denen sich das Herz und der Atmungsrhythmus am deutlichsten ausdrücken. Aber die Atmung setzt sich auch in den Kopf hinein fort, die Blutzirkulation in ihrem Rhythmus setzt sich in den Kopf hinein fort und in die Gliedmaßen. So daß man sagen kann: der Mensch ist Brust allerdings in dieser Gegend; aber er ist auch hier - zwar weniger - (siehe Zeichnung, mittlere Schraffur) und hier - wiederum weniger Brust. Also wiederum der ganze Mensch ist Brust, aber in der Hauptsache ist das die Brust, das der Kopf. Und wiederum der Gliedmaßen- und Stoffwechselmensch, ja er ist schon in der Hauptsache dieses (siehe Zeichnung, dunkle Schraffur); aber diese Gliedmaßen setzen sich wiederum so fort, daß sie weniger sind in der Brust und am wenigsten im Kopfe. Also ebenso wahr, wie man sagen kann: der Kopf ist Kopf, kann man sagen: der ganze Mensch ist Kopf. Ebenso wahr, wie man sagen kann: die Brust ist Brust, kann man sagen: der ganze Mensch ist Brust und so weiter. Die Dinge schwimmen ineinander in der Wirklichkeit. Und unser Begreifen ist so veranlagt, daß wir gerne so nebeneinanderstellen die Teile, die Glieder. Dieses zeigt uns, wie wenig wir mit Bezug auf unsere Erkenntnisvorstellungen verwandt sind der äußeren Wirklichkeit. In der äußeren Wirklichkeit schwimmen die Dinge ineinander. Und wir müssen, wenn wir auf der einen Seite trennen: Kopf-, Brust-, Stoffwechselmensch, uns bewußt sein, daß wir dann die getrennten Glieder wieder zusammendenken müssen. [GA 296, S. 71, 15.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga296.pdf#page=71&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (2) Blutsystem ### (2a) Außen- und Innenwelt ##### Die Welt wirkt sowohl im oberen Organismus auf Blut und Sinne als auch im unteren Organismus auf die Verdauungsorgane, die Außenwelt ist in unser Inneres verlegt. GA 128 21.03.1911 Einmal berührt uns die Welt von außen, sie strömt durch die Sinnesorgane in unseren oberen Organismus ein und wirkt auf unser Blut, und einmal wirkt auf geheimnisvolle Weise die Welt von innen in Organen, in die sich erst zusammengezogen hat, was draußen im Makrokosmos vorgeht, und wirkt da entgegen unserem Blut, das sich ihm ebenso darbietet. Wenn wir das schematisch zeichnen wollten, könnten wir also sagen: Denken wir uns auf der einen Seite die Welt, von allen Seiten wirkend auf die Sinne, und das Blut, wie eine Tafel den Eindrücken der Außenwelt sich darbietend, so haben wir unsere obere Organisation. Denken wir uns jetzt, wir könnten diese ganze Welt zusammenziehen, in einzelne Organe zusammenziehen, einen Extrakt dieser Welt bilden, und könnten ihn in das Innere herein verlegen, so daß gewissermaßen die ganze Welt auf die andere Seite des Blutes wirkt, dann hätten wir ein schematisches Bild des Außen und des Innen des menschlichen Organismus in einer ganz sonderbaren Weise geformt. So könnten wir in einer gewissen Weise schon sagen: Es entspricht das Gehirn eigentlich unserer Innenorganisation; insoweit sie Brust- und Bauchhöhle ausfüllt, ist gleichsam die Außenwelt in unser Inneres verlegt. Schon in dieser Organisation, die wir ja als eine untergeordnete erkennen, die hauptsächlich der Fortführung des Ernährungsprozesses dient, haben wir etwas so Geheimnisvolles wie eine Zusammenfügung der ganzen Außenwelt in eine Summe von inneren Organen, von inneren Werkzeugen. [GA 128, S. 34–35, 21.03.1911](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga128.pdf#page=34&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (2b) Einflüsse auf die Bildung des rhythmischen Systems ##### Naturhafte Religiosität im Kind bedeutet ein Hingegebensein der Atmung, Ernährung und Blutzirkulation an die Umgebung. Kampf von Modellleib und Individualität. GA 308 09.04.1924 Und wollen wir gewissermaßen ein sinnliches Bild desjenigen haben, was auf geistig-seelische Art im Erwachsenen vorgeht, wenn er religiös erlebt, dann brauchen wir nur den Leib des Kindes bis zum Zahnwechsel richtig ins Seelenauge zu fassen. Das Kind lebt religiös, aber eben naturhaft religiös. Es ist nicht die Seele hingegeben, sondern die Zirkulation seines Blutes, sein Atmungsprozeß, die Art und Weise, wie es sich ernährt durch die aufgenommene Nahrung. Alle diese Dinge sind hingegeben an die Umgebung. Die Blutzirkulation, die Atmungstätigkeit, die Ernährungstätigkeit beten an die Umgebung. Natürlich klingt ein solcher Ausdruck paradox, aber in seiner Paradoxie stellt er gerade die Wahrheit dar. Wenn wir eben nicht mit dem theoretischen Verstande, sondern mit unserer ganzen Menschlichkeit ein solches erfassen, hinschauen auf den Kampf, den in dieser religiös naturhaften Grundstimmung das Kind vor uns entwickelt, den Kampf zwischen den Vererbungskräften und demjenigen, was für einen zweiten Menschen die individuellen Kräfte erbilden durch die Macht, die sie heruntergetragen hat aus dem vorirdischen Leben, dann verfällt man als der Erziehende auch in eine religiöse Stimmung. [GA 308, S. 30, 09.04.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga308.pdf#page=30&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Gefühlsimpulse des Menschen greifen unmittelbar in das Zirkulationssystem ein und die Herztätigkeit ist das Resultat dieser innerlichen Bewegung. GA 319 03.09.1923 Heute sucht die Physiologie, die unserer gesamten medizinischen Denkweise zugrunde liegt, den eigentlichen Motor für die Blutzirkulation im Herzen, und das Herz wird angesehen als dasjenige, was die Impulse aussendet, um das Blut durch den Organismus zu treiben. Das Umgekehrte ist wahr. Das Blut wird durch den Organismus bewegt, durch die spirituelle Wesenheit des Menschen, die in der Willensorganisation in den Stoffwechsel unmittelbar eingreift, die in den Gefühlsimpulsen in die Zirkulation unmittelbar eingreift und in die Atmung, also in das rhythmische System. Diese gesamte innere Bewegung, diese gesamte innere rhythmische Tätigkeit kommt unmittelbar aus dem geistigen Menschen, und das Herz, die Herztätigkeit ist nicht die Ursache der Blutzirkulation, sondern sie ist die Folge der Blutzirkulation, die Folge der Säftebewegung. Das Herz drückt also eigentlich nur aus in seinen eigenen Bewegungen, wie es innerlich erregt und bewegt wird durch die Bewegung, die eigentlich von dem geistigen Menschen ausgeht. [GA 319, S. 58–59, 03.09.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga319.pdf#page=58&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im 1. Jahrsiebt macht der Ätherleib ein inneres Bild der Umgebung und prägt es der physischen Organisation ein. GA 311 13.08.1924 Denken Sie daran, daß - ich will alles übrige weglassen - von jedem Gegenstande, der draußen ist, sich im Auge ein Bild bildet, ein umgekehrtes Bild bildet. Das ist ja dasjenige, was die triviale Physik jeden lehrt. Dasjenige also, was draußen ist in der Welt, ist bildhaft im Auge drinnen. Nun, dabei bleibt die Physik stehen. Es ist aber eigentlich nur der Anfang dessen, was man in bezug auf das Auge wissen soll, daß sich da drinnen ein Bild bildet, es ist die äußerlichste physikalische Tatsache. Würde die Physik mit fein beobachtendem Sinn dieses Bild anschauen, dann würde sie finden: Je nachdem dieses Bild ist, geht da drinnen in der Aderhaut die Zirkulation vor sich. Die ganze Aderhaut ist in ihrer Blutzirkulation beeinflußt von der Art und Weise, wie das Bild ist. Das ganze Auge richtet sich ein nach diesen Dingen. Das sind ja feine Vorgänge, die von der gewöhnlichen Physik nicht berücksichtigt werden. Aber das Kind ist Auge in den ersten sieben Jahren. Wenn in der Nähe des Kindes - sagen wir etwas Eklatantes - ein Zornausbruch stattfindet, wenn jemand wütend wird, dann wird das ganze Kind in seinem Innern ein Bild dieses Zornausbruches haben. Der Ätherleib macht ein Bild. Von dem geht nun in die ganze Zirkulation und in den ganzen Gefäß-Stoffwechsel etwas über, was mit dem Zornausbruch verwandt ist. Das ist in den ersten sieben Jahren so, und danach richtet sich der Organismus ein. [GA 311, S. 24–25, 13.08.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga311.pdf#page=24&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Nachahmung prägt sich bis in die konstitutionelle Beschaffenheit des Kindes (Blutzirkulation und Nervensystem). GA 304a 14.11.1923 Wenn wir zum Beispiel in der Umgebung des Kindes den jähzornigen Vater haben, der unter dem Einfluß des Jähzorns allerlei ausführt, so ist dies, was er so ausführt, in seiner äußerlichen Gestaltung für das Kind, das in der Umgebung eines solchen Vaters aufwächst, von einer ganz besonderen Bedeutung, Nicht der Jähzorn selbst ist von Bedeutung, denn von dem versteht das Kind eigentlich nichts, sondern die Taten, selbst die Bewegungen eines solchen Vaters sind von Bedeutung. Denn der ganze Körper des Kindes benimmt sich in dieser Zeit als ein Willens-Sinnesorgan; er lebt in seinen Bewegungen und Willensäußerungen rein aus, was sich in den Taten und Bewegungen eines Jähzornigen ausdrückt. Und alles in dem noch plastisch-bildungsfähigen Körper eines Kindes entfaltet sich unter dem Eindruck solcher Erlebnisse. Blutzirkulation, Nervenorganisation, die wiederum dem Seelischen zugrunde liegen und von ihm beeinflußt werden, richten sich danach, bekommen innere Gewohnheiten, und der Mensch trägt das, was er unter einem solchen Nachahmungsprinzip sich angeeignet hat, durch das ganze spätere Leben mit sich als eine konstitutionelle Beschaffenheit. Unser Blut zirkuliert später so, wie diese äußeren sinnlich wahrnehmbaren, aber sich in Willen umsetzenden Eindrücke im zartesten Kindesalter waren. Wir müssen dies leiblich-physisch und seelisch auffassen. [GA 304a, S. 111, 14.11.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=111&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1.Jahrsiebt und Nachahmung: Plastizität des Nervensystems lässt sich mit Wachs vergleichen, in das die Eindrücke der Umgebung eingeprägt werden. Wirkung auf Blutsystem, Atmung, Wachstum, Muskulatur und Knochensystem. GA 304a 26.03.1923 Alle Kräfte der kindlichen Organisation, so sonderbar und paradox das für den heutigen Menschen klingt, gehen aus, gerade beim Kinde, von dem Nerven-Sinnessystem. Weil die Beobachtungsgabe, die Wahrnehmungsgabe des Kindes unbewußt ist, bemerkt man nicht, in welch intensiver Weise, nicht so sehr durch den einzelnen Sinn als durch die allgemeine Sinnlichkeit des Kindes, das, was in der Umgebung ist, in die ganze Organisation untertaucht. Man weiß ja, daß mit dem Zahnwechsel, wenigstens im wesentlichen, die Gehirn- und Nervenbildung des Menschen eigentlich erst abgeschlossen ist. In den ersten sieben Lebensjahren läßt sich die Sinnes-Nervenorganisation in bezug auf ihre Plastizität vergleichen mit Wachs. Nicht nur daß das Kind die feinsten und intimsten Eindrücke von seiner Umgebung bekommt, sondern durch die energische Wirkungsweise seines Sinnes-Nervensystems strömt ein und fließt ein dasjenige, was es beobachtet, was es wahrnimmt, unbewußt in die ganze Zirkulation des Blutes, in die Festigkeit und Sicherheit des Atmungsprozesses, in das Wachsen der Gewebe, in das Heranbilden der Muskeln, in das Heranbilden des Knochensystems. Der Leib des Kindes wird durch die Vermittlung des Sinnes-Nervensystems ein Abdruck von der Umgebung, insbesondere von der moralischen Umgebung. [GA 304a, S. 35–36, 26.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=35&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Umgebung (z.B. jähzorniger Vater) beeinflussen die plastischen Kräfte des Kindes. GA 307 10.08.1923 Das Kind weiß nicht mehr vom Menschen, als daß der Mensch aufrecht ist, daß er ein Unten und ein Oben hat, daß da oben ein Kopf ist, und daß ein Paar Augen da sind; den Mund - das werden Sie bei kindlichen Zeichnungen finden -, den zeichnen sie manchmal auf die Stirne hinauf. Die Lage des Mundes ist noch nicht einmal klar. Dasjenige, was das Kind wirklich erlebt, ist aus der Puppe, die aus dem Taschentuch geformt und mit ein paar Tintenklecksen versehen ist, zu ersehen. Im Kinde arbeitet eine innerliche plastische Kraft. All dasjenige, was aus der Umgebung des Kindes an das Kind herankommt, geht über in ein inneres Bilden, auch in das Organbilden. Wenn das Kind, sagen wir, einen Vater neben sich hat, der sich alle Augenblicke in Jähzorn äußert, wo also alle Augenblicke im unmittelbar äußerlichen Erlebnisse etwas vorkommt, was Schock bewirkt, ein Unmotiviertes ist, dann erlebt das Kind dies mit; das Kind erlebt dies so mit, daß es sich ausdrückt in seinem Atem und seiner Blutzirkulation. Indem es sich aber ausdrückt in der Atmung und Blutzirkulation, gestaltet es Lunge, gestaltet es Herz, gestaltet es das ganze Gefäßsystem; und das Kind trägt dasjenige plastisch gestaltet innerlich sein ganzes Leben hindurch mit, was es durch den Anblick der Taten eines jähzornigen Vaters in sich plastisch ausgebildet hat. Damit will ich nur andeuten, wie das Kind eine innerlich wunderbar wirkende plastische Kraft hat, wie das Kind fortwährend innerlich als Bildhauer an sich arbeitet. Und wenn Sie dem Kinde die Puppe aus dem Taschentuch geben, dann gehen die Kräfte, die aus dem menschlichen Organismus plastisch bildend in das Gehirn heraufgehen, die namentlich aus dem rhythmischen System, aus Atmung und Blutzirkulation das Gehirn ausbilden, sanft in das Gehirn. Sie bilden das kindliche Gehirn so, wie ein Bildhauer arbeitet, der mit biegsamer, leicht beweglicher, durchgeistigter, beseelter Hand den bildhauerischen Stoff bearbeitet: da geht alles in Bildsamkeit und in organischer Entwickelung vor sich. Das Kind schaut sich dieses zur Puppe geformte Taschentuch an, und das wird im Menschen Bildekraft, richtige Bildekraft, die aus dem rhythmischen System heraus sich gestaltet in das Gehirnsystem. Wenn Sie dem Kinde eine sogenannte schöne Puppe geben - die Puppe, die sich sogar bewegen kann, die Augen bewegen kann, die angestrichen ist, schöne Haare hat -, wenn Sie dem Kind dieses künstlerisch angeschaut, furchtbar scheußliche Gespenst übergeben, dann wirken die Kräfte aus dem rhythmischen System herauf, diese plastischen Kräfte, die vom Atmungs- und Blutsystem das Gehirnsystem gestalten, fortwährend wie Peitschenhiebe: das alles, was das Kind noch nicht verstehen kann, das peitscht herauf in das Gehirn. Das Gehirn wird gründlich durchgepeitscht, durchgeprügelt in einer furchtbaren Art. Das ist das Geheimnis der schönen Puppe. Das ist aber auch das Geheimnis des kindlichen Spiellebens in vieler Beziehung. [GA 307, S. 114–115, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=114&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (3) Atmungssystem ### (3a) Hindernisse bei der Bildung des Atmungs-Systems ##### Asthma: periodisches Auftreten. Ausgelöst durch Situationen, die während einer Keuchhusten-Erkrankung erlebt wurden. GA 349 14.04.1923 Da ist vorzustellen: Wie ist denn da eigentlich sein Astralleib geworden? Sein Astralleib ist kopflos geworden, nämlich so, wie beim Frosch der andere Teil des Astralleibes! Wie der Frosch mit seinem Bein wetzt, so wetzt der Astralleib innerlich in den Luftröhren, und der physische Körper, der muß sich dann der Luft entledigen. Man kann das also ganz genau unterscheiden. Nun können Sie aber doch sagen: Gib uns irgendeinen Beweis dafür, daß da wirklich der Astralleib, also das Seelische, beteiligt ist. Da will ich Ihnen erzählen, was passieren kann, wenn ein Kind Keuchhusten gehabt hat und also empfindliche Stellen in den Luftröhren hat und immer dann der astralische Leib das abputzen will, das Kind also diese Krampfanfälle bekommt. Nehmen Sie einmal an, während das Kind den Keuchhusten gehabt hat, hätten die Eltern eine Katze gekauft, oder eine Katze sei zugelaufen - ich erzähle Ihnen durchaus etwas, was oft vorkommt. Während das Kind Keuchhusten hatte, haben die Eltern eine Katze oder einen Hund gekauft. Dadurch ist das Kind empfindlich geworden für die ausgeatmete Luft von Hund oder Katze. Es war es nicht geworden, wenn es nicht gerade diese empfindliche Stelle gehabt hätte. Jetzt ist es empfindlich geworden während des Keuchhustens. Nun, der Keuchhusten heilt ab, aber es bleibt etwas Merkwürdiges manchmal zurück. Wenn das Kind bisher nicht an die Katze gewöhnt ist, und eine Katze kommt ins Haus während des Keuchhustens des Kindes, da bleibt das zurück, daß dann das betreffende Kind etwas bekommt - wenn es gerade geheilt ist, tritt es nicht gleich auf, aber es tritt später dasjenige auf, was man Asthma nennt, eine sich immerfort wiederholende Atemnot. Nun, wenn diese Atemnot auftaucht - Asthma ist ja etwas, was periodisch auftaucht, es kommt und geht -, dann kann man untersuchen, und man findet manchmal etwas Merkwürdiges [GA 349, S. 166, 14.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=166&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Asthma als Folge von nicht vollständig geheiltem Keuchhusten (Astralleib ist nicht ganz in den Leib hinein gegangen). GA 349 14.04.1923 Nun, wenn man also richtig heilt, dann kann der Keuchhusten ablaufen und das Kind kriegt später kein Asthma. Wenn man aber verkehrt heilt, dann heilen zwar diese «Schrunden» in der Luftröhre und in den Bronchien und Bronchialen zusammen, das Kind ist scheinbar gesund, aber der astralische Leib ist nicht ganz hereingegangen, bleibt immer ein bißchen draußen. Wenn der Mensch nun sehr schwächlich ist, wenn das Kind ein Schwächling ist, dann kriegt es gleich Asthma, weil immer nicht ordentlich ausgeatmet wird. Es ist ja jetzt der Astralleib zu wenig dabei. Der Astralleib, der da draußen ist, der kann sich nicht ordentlich an der Ausatmung beteiligen. Aber wenn das Kind etwas stärker ist, so benützt es eben den anderen Teil vom astralischen Leib, und die Folge davon ist, daß erst dann, wenn im Leben wiederum eine neue Krankheit auftritt, zum Beispiel wenn das Kind später Grippe kriegt oder so etwas, sich der übrige astralische Leib als zu schwach erweist, und dann kriegt das Kind Asthma. Auf diese Weise können Sie gut in den Menschen eindringen. Sie bekommen heraus, wann das Seelische eingreift und wann nicht. Aber schauen Sie sich jetzt so einen Menschen mit Asthma an. Da arbeitet ja der astralische Leib. Der kratzt fortwährend innerlich, wie der Frosch äußerlich kratzt, wenn man ihn mit der Säure benetzt. Sehen Sie, da haben Sie die Geschichte, meine Herren, da haben Sie den astralischen Leib, der sich verhält wie ein Frosch, wie eine Schildkröte. Wir können geradezu an den niederen Tieren studieren, wie unser astralischer Leib sich verhält. Wenn der Kopf beteiligt sein könnte bei dieser Tätigkeit des astralischen Leibes, dann würde das ganz anders verlaufen. Da können wir eben mit dem Kopf nicht heran. Das ist die Geschichte, daß wir mit dem astralischen Leib noch nicht Mensch sind. Wir sind mit unserem physischen Leib Mensch auf der Erde, aber mit unserem astralischen Leib sind wir nicht Mensch auf der Erde. [GA 349, S. 169–170, 14.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga349.pdf#page=169&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Asthma als Ausdruck mütterlicher Kümmernisse in der Schwangerschaft und als "Appetitlosigkeit des Organismus". GA 314 02.01.1924 Wenn man so alt geworden ist wie ich, sind einem ja Asthmafälle der mannigfaltigsten Art immer entgegengetreten, und ich muß schon sagen, oftmals muß man bei Asthmafällen, wenn man zurückgeht, um die Entstehungsursache — abgesehen von dem Karmischen also —, die Auslöseursache zu suchen, sogar ins Embryonalleben zurückgehen. Und die äußeren Ursachen liegen eigentlich oftmals wirklich im Embryonalleben. Sie liegen darinnen, daß die Mutter Schocks oder die Mutter Kümmernisse gehabt hat, die sich in unregelmäßigen Wiederholungen immer wieder ergeben haben während der Schwangerschaft. Solche Dinge, sie wirken außerordentlich stark auf das gesamte Schleimhautsystem des Atmungstraktes, und davon gehen dann während der Embryonalzeit schon die Ursachen für dasjenige aus, was später sich in den asthmatischen Erscheinungen kund gibt. Nun ist aber bei den asthmatischen Erscheinungen von ganz besonderer Wichtigkeit das Folgende: Das Asthma lebt sich in ganz verschiedener Weise aus, je nach der Individualität des Menschen, und es hängt viel davon ab, daß man die sonstigen im Organismus bestehenden Folgeerscheinungen des Asthma wirklich richtig bekämpfen kann. Dann macht man den Organismus stark genug, daß er später selber etwas tun kann, um das Asthma zu bekämpfen. Und so möchte ich nun die Möglichkeiten angeben, wie man, da es sich ja wirklich um eine unregelmäßige Bewegung des astralischen Leibes in der Bronchien-Lungengegend handelt, diesen Sachen gerade beikommt. Da liegt nämlich etwas, ich möchte sagen, ganz Raffiniertes zugrunde, wie das Asthma überhaupt eine raffinierte Erkrankung ist. Untersucht man mit, wenn ich so sagen darf, okkultem Schauen einen Asthmakranken, so findet man, daß bei ihm vor allen Dingen ausgeschaltet ist das, was ich den inneren Appetit des Organismus nennen möchte. Verständigen wir uns zunächst über diesen Begriff «innerer Appetit» _des_ Organismus. Man kommt eigentlich auf diesen Begriff des inneren Appetits des Organismus erst, wenn man ganz kleine Kinder beobachtet. Die schmecken eigentlich nicht bloß mit der Zunge. Den Pädagogen habe ich das immer gesagt, die kleinen Kinder schmecken nicht bloß mit der Zunge, die schmecken eigentlich mit dem ganzen Organismus. Der ganze Organismus ist etwas wie ein feines Geschmacksorgan. Nur lokalisiert sich später dieses Schmecken eben sozusagen um Gaumen, Zunge und so weiter herum. Diese Differenzierung, die verhältnismäßig früh eintritt, ist aber nur eine teilweise. In unterbewußten Sphären schmeckt der Mensch und erzeugt also dieses innere Erlebnis von Appetit durch seinen ganzen Organismus. Einfach der ganze Organismus hat jene Strebekraft, die man als Appetit bezeichnet. Nun, nicht wahr, wie es nun eine Appetitlosigkeit im abgesonderten Hauptestrakt gibt, die da erlebt wird, so gibt es eben, und das ist gerade beim Asthmatischen im hohen Maße der Fall, eine Appetitlosigkeit des Organismus. Und es tritt beim Asthmatischen eine Appetitlosigkeit des ganzen Organismus ein; er hat gar keine Lust, die eingenommenen Nahrungsstoffe gerade nach den Teilen hin aufzunehmen, die in den ganzen Kreislauf übergehen. Er hat sogar eine Abneigung, aber er weiß nichts davon, weil sie innerlich unbewußt ist, namentlich gegen Gekochtes. Man wird dieses aus äußerlichen Symptomen, die in seinem Leben auftreten, recht gut beobachten können. Dem muß man zuerst beikommen. Man muß den Organismus erst wieder appetitfähig machen. [GA 314, S. 204–205, 02.01.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga314.pdf#page=204&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ### (3b) Chronologisch ##### Beim kleinen Kind wird sein ganzer Organismus von Gedanken erfaßt, in der späteren Entwicklung nur noch die Atmung und die Wärmeorganisation. GA 220 26.01.1923 Selbst wenn wir nur das noch ganz kleine Kind betrachten - ich will gar nicht auf den Menschenkeim im mütterlichen Leibe heute Rücksicht nehmen -, selbst im kleinen Kinde, das noch sein traumhaft-schlummerndes Erdenleben führt, sehen wir an dem, was im Kinde wächst, selbst in dem, was im Kinde tobt, noch die lebendige Kraft des vorirdischen Denkens, wenn wir in der Lage sind, das anzuerkennen, was sich wirklich darbietet. Und wir werden dann gewahr, worauf es beruht, daß das Kind eigentlich noch traumhaft schlummert und erst später anfängt, Gedanken zu haben. Das beruht darauf, daß in der ersten Lebenszeit des kleinen Kindes, wo es noch traumhaft schlummert, sein ganzer Organismus von Gedanken erfaßt wird. Wenn aber der Organismus allmählich sich in sich verfestigt, dann wird nicht mehr im Organismus das Erdige und Wäßrige stark vom Gedanken erfaßt, sondern nur noch das Luftförmige und das Feuerartige, das Wärmeartige. So daß wir sagen können: Beim ganz kleinen Kinde werden alle vier Elemente erfaßt vom Gedanken. - Die spätere Entwickelung besteht gerade darin, daß nur das Luftförmige und Feuerartige vom Gedanken erfaßt wird, denn das ist unser erwachsenes Denken, daß wir die Kraft des Denkens nur eigentlich in unseren fortgesetzten Atmungsprozeß und in unseren den Körper durchwärmenden Prozeß hineinbringen. [GA 220, S. 156, 26.01.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga220.pdf#page=156&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Kind baut sich bis zum siebten/achten Lebensjahr einen zweiten Atmungsorganismus auf, vorher wird die Atmung (Modellleib) vom Kopf aus geregelt. GA 348 24.10.1922 Wenn aber das Kind jetzt sieben Jahre alt ist, dann sind auch seine Atmungsorgane so weit, daß nicht mehr der ganze Körper vom Kopf aus die Atmung besorgen muß. Beim ganz kleinen Kind muß der Kopf noch fortwährend die Atmungsorgane in Ordnung bringen. So wie er die Zähne aufbauen muß, so muß er die Atmungsorgane aufbauen. Mit dem siebenten, achten Jahre ist das Kind so weit, daß sie in Ordnung sind. Jetzt kann das Kind ordentlich atmen. Das ist gerade das Allerwichtigste, daß man einsieht: Wenn das Kind die zweiten Zähne gekriegt hat, ist sein Atmungsorganismus in Ordnung gekommen; es hat seine zweiten Lungen bekommen, seine zweiten Bronchien - alles ist aufgebaut. Es atmet nicht mehr mit dem schwachen vererbten Organismus, sondern es atmet mit dem zweiten, aufgebauten Organismus. Dadurch steht es ganz anders da. Jetzt hat es eine Hilfe. Das ist eben die Geschichte. Es ist etwas ganz anderes, ob ich von einem schwachen Vater oder einer schwachen Mutter meinetwillen einen Atmungsorganismus habe, den ich vom Kopf aus dirigieren soll, der aber zu schwach ist, oder ob ich mir als Kind richtig einen zweiten Atmungsorganismus aufgebaut habe, wie ich ihn brauche. Denn der Kopf baut ihn sich ordentlich auf. Und dadurch, daß dieser zweite Atmungsorganismus bei Kindern, die überhaupt so alt werden - die andern sind vorher weggestorben -, in Ordnung ist, dadurch sind diese Kinder zwischen sieben und vierzehn Jahren am allergesündesten, denn bei den Kindern ist es vorzugsweise der Atmungsorganismus, der ganz gesund wird. [GA 348, S. 50–51, 24.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga348.pdf#page=50&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Atmung muss in den Nerven-Sinnesprozess hineinorganisiert werden - Geistig-Seelisches wird dadurch in den physischen Leib gezogen. GA 293 21.08.1919 Betrachten wir das Kind, so müssen wir in bezug auf sein Wesen sagen: Das Kind hat noch nicht so atmen gelernt, daß das Atmen in der richtigen Weise den Nerven-Sinnesprozeß unterhält. Da liegt wiederum die feinere Charakteristik desjenigen, was mit dem Kind zu tun ist. Wir müssen zunächst die Menschenwesenheit anthropologisch-anthroposophisch verstehen. Die wichtigsten Maßnahmen in der Erziehung werden daher liegen in der Beobachtung alles desjenigen, was in der rechten Weise den Atmungsprozeß hineinorganisiert in den Nerven-Sinnesprozeß. Im höheren Sinne muß das Kind lernen, in seinen Geist aufzunehmen dasjenige, was ihm geschenkt werden kann dadurch, daß es geboren wird zum Atmen. Sie sehen, dieser Teil der Erziehung wird hinneigen zu dem Geistig-Seelischen: dadurch, daß wir harmonisieren das Atmen mit dem Nerven-Sinnesprozeß, ziehen wir das Geistig-Seelische in das physische Leben des Kindes herein. Grob ausgedrückt, können wir sagen: Das Kind kann noch nicht innerlich richtig atmen, und die Erziehung wird darin bestehen müssen, richtig atmen zu lehren. [GA 293, S. 25, 21.08.1919](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga293.pdf#page=23&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Keine Gehirnvorgänge ohne Atmungstätigkeit. GA 315 28.10.1922 Es gibt keine Gehirntätigkeit, die für sich betrachtet werden kann, sondern es ist immer eine Resultierende da aus der eigentlichen Nerven-Sinnestätigkeit und aus der Atmungstätigkeit. Alle Gehirnvorgänge müssen auch so studiert werden, daß die Atmungstätigkeit dabei in Betracht gezogen wird. [GA 315, S. 116, 28.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga315.pdf#page=116&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Atmungsprozeß hängt zusammen mit der Abstraktionsfähigkeit. GA 186 07.12.1918 Durch den Atmungsprozeß ist gerade die menschliche Abstraktionskraft wesentlich bedingt. Daß der Mensch abstrahieren kann, daß er abstrakte Gedanken fassen kann in dem Sinne, wie ja auch die Gesetze abstrakte Gedanken sind, das hängt auch physiologisch mit seinem Atmungsprozeß zusammen. Das Instrument des abstrakten Denkens ist ja das Gehirn. Dieses Gehirn ist in einem fortwährenden Rhythmus begriffen, der dem Atmungsrhythmus angemessen ist. Ich habe über dieses Verhältnis des Gehirnrhythmus zum Atmungsrhythmus auch hier schon, sogar wiederholt, gesprochen. Ich habe Ihnen auseinandergesetzt, wie das Gehirn im Gehirnwasser eingebettet ist, wie das Gehirnwasser, wenn die Luft ausgeatmet wird, herunterfließt durch die Rückenmarkssäule und sich nach unten in die Bauchhöhle ergießt; wie beim Einatmen wieder das Wasser zurückgedrängt wird, so daß ein fortwährendes Vibrieren stattfindet: mit dem Ausatmen ein Sinken des Gehirnwassers, mit dem Einatmen ein Steigen des Gehirnwassers und ein Einbetten des Gehirnes im Gehirnwasser. Mit diesem Rhythmus des Atmungsprozesses hängt auch physiologisch das Abstraktionsvermögen des Menschen zusammen. [GA 186, S. 117-118, 07.12.1918](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga186.pdf#page=117&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der ganze Atmungsorganismus wird beim Knaben bei der Geschlechtsreife durch die Verdauung beeinträchtigt. GA 348 24.10.1922 Jetzt kommen wir zur Geschlechtsreife. Sehen Sie sich den Knaben an. Bis zur Geschlechtsreife hat er seinen Organismus ausgebildet mit den gesündesten Kräften, die der Mensch hat. Er hat den Ansturm unternommen, zum erstenmal seinen Organismus neu zu machen. Nichts hat ihm das verdorben, wenn er eben übrig geblieben ist. Doch jetzt kommt die Geschlechtsreife heran. Sehen Sie sich den Knaben an: Der ganze Atmungsorganismus wird da durch die Verdauung beeinträchtigt. Nicht einmal die Stimme behält er. Die Stimme wird tiefer. Der Stimmwechsel zeigt ja, daß die Verdauung herauf wirkt bis in den Atmungsorganismus. Also das zweite Mal, wenn er seinen Organismus bilden muß, da pfuscht ihm die Verdauung hinein. Dieses Hineinpfuschen, das ist eben im Stimmwechsel zum Ausdruck kommend. Da muß er ganz andere Saiten anschlagen. Da stürmen nun wiederum die Krankheiten heran. [GA 348, S. 52, 24.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga348.pdf#page=52&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Fühlen hat zwischen dem 7. und 14. Lebensjahr noch ein intensives physisches Korrelat, erst danach emanzipiert es sich in ein Seelisches. GA 307 08.08.1923 Das Fühlen emanzipiert sich viel später von der Körperlichkeit des Menschen, von der physischen Organisation, als das Denken. Und während wir das Kind zu pflegen haben zwischen dem siebenten und vierzehnten Jahre, ist eigentlich das Fühlen noch immer innig verbunden mit der physischen Organisation. Das Denken ist schon frei geworden, das Fühlen ist zwischen dem siebenten und vierzehnten Jahre noch innig an den Körper gebunden. Alles, was in dem Kinde als Freudengefühle, als Trauer, als Schmerzgefühle auftritt, hat noch ein intensives physisches Korrelat in der Absonderung der Gefäße, in der Akzeleration oder Retardation, in der Beschleunigung oder Verzögerung des Atmungssystems. Und gerade an solchen Dingen kann man bemerken, wenn man wirklich bis zu diesem Grade Menschenbeobachter sein kann, wie eine großartige Umwandlung mit dem Fühlen vor sich geht mit dem Momente, wo wiederum die äußeren Symptome auftreten, die diese Umänderung andeuten. Wie die Zähne, wenn sie als zweite Zähne erscheinen, einen gewissen Abschluß bilden im Wachstum, so tritt ein Ähnliches auf im Sprechen, wenn das Lebensalter seinen Abschluß findet, in welchem das Fühlen sich allmählich herausbildet zu einer seelischen Emanzipation aus dem Körperlichen. Wir sehen es beim Knaben am stärksten. Er verändert die Stimme, sein Kehlkopf zeigt die Veränderung. Wie der Kopf die Veränderung zeigt, die das Denken aus dem physischen Organismus herausholt, so zeigt die Brust des Menschen, der Sitz der rhythmischen organischen Tätigkeit, die Emanzipation des Fühlens. Jetzt wird das Fühlen losgelöst vom Körperlichen, wird selbständig seelisch. Wir wissen ja, daß das beim Knaben dadurch zutage tritt, daß der Kehlkopf sich ändert, daß die Stimme dumpfer wird. Bei dem weiblichen Geschlecht treten andere Erscheinungen auf im Körperwachstum. Aber das ist im Grunde genommen nur zunächst äußerlich. [GA 307, S. 79–80, 08.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=79&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (4) Bezug zur Sprache ##### Muttersprache wirkt bis hinein ins rhythmische System, der Mensch wird von verschiedenen Sprachen unterschiedlich durchdrungen. GA 307 15.08.1923 Die Sprache, die der Mensch als seine Muttersprache aufnimmt, wurzelt sich ganz tief ein in das Atmungssystem, in das Zirkulationssystem, in den Bau des Gefäßsystems, so daß der Mensch nicht nur nach Geist und Seele, sondern nach Geist und Seele und Körper hingenommen wird von der Art und Weise, wie sich seine Muttersprache in ihm auslebt. Aber wir müssen uns durchaus klar darüber sein, daß die verschiedenen Sprachen in der Welt - bei den primitiven Sprachen ist das ja anschaulich genug, bei den zivilisierten Sprachen verbirgt es sich oftmals, aber es ist doch da - in einer ganz anderen Art den Menschen durchdringen und das Menschliche offenbaren. [GA 307, S. 199, 15.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=199&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Beim Sprechenlernen soll das Kind nicht in kindlicher Sprache angesprochen werden. GA 307 10.08.1923 Wir atmen Sauerstoff ein, wir atmen Kohlensäure aus. In unserem Organismus muß durch den Atmungsprozeß Sauerstoff in Kohlensäure verwandelt werden. Die Welt gibt uns den Sauerstoff; sie nimmt die Kohlensäure von uns hin. Ob wir in der richtigen Weise im feineren, intimeren Menschenleben den Sauerstoff in uns selber in Kohlensäure verwandeln, das hängt davon ab, ob wir durch unsere Umgebung beim Sprechenlernen wahrhaftig oder unwahrhaftig behandelt werden. Das Geistige verwandelt sich da ganz in ein Physisches. Und eine der Unwahrhaftigkeiten besteht darin, daß wir in der Umgebung des Kindes sehr häufig glauben, dem Kinde etwas Gutes zu tun, wenn wir uns im Sprechen auf die Stufe des Kindes herabsetzen. Das Kind will aber in seinem Unbewußten nicht eine kindlich zugerichtete Sprache haben, sondern es will die Sprache hören, welche die wahrhaftige Sprache des Erwachsenen ist. Wir wollen daher zum Kinde so sprechen, wie wir gewohnt sind im Leben zu sprechen, und wollen nicht eine besonders zugerichtete Kindessprache haben. [GA 307, S. 110–111, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga307.pdf#page=110&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1.Jahrs. Kopf/Nerven-Sinnessyst. reift, Herz und Lunge/rhythm. Syst. werden von Lebenskräften durchwirkt. Physische Ebene: Erlangen des Gleichgewichts. Seelische Ebene: Sprache als Ausdrucksform. GA 310 18.07.1924 Der Kopf des Menschen ist verhältnismäßig schon weit organisiert, wenn der Mensch geboren ist, denn während der Embryonalzeit ist der Kopf bis zu einem gewissen Grade ausgebildet; fertig ist er erst mit dem Zahnwechsel. Was sich aber erst einrichtet während der Zeit bis zum Zahnwechsel, was eine besondere äußere Organisation sich erwirbt, das ist das rhythmische System des Menschen. Würde man darüber mehr physische, physiologische Beobachtungen anstellen, so würde man sehen, wie wichtig für die ersten 7 Jahre die Einrichtung des Zirkulations- und Atmungssystems ist, was man vor allem dann verderben kann, wenn man nicht in der richtigen Weise das körperliche Leben des Kindes entwickelt. Deshalb muß man in den ersten Lebensjahren damit rechnen: da ist etwas im Zirkulations- und Atmungssystem, das sich da erst in seine Gesetzmäßigkeiten hineinbringt. Das Kind spürt unbewußt, wie da die Lebenskraft am Zirkulations- und Atmungssystem arbeitet. Und gerade so, wie sich ein Körperliches, das Gehirn, in die Gleichgewichtslage hineinbringen muß, so muß sich das Seelische einstellen auf diese Entwickelung des Atmungs- und Zirkulationssystems in den ersten Lebensjahren. Das Physische muß sich einstellen in der Erringung der Gleichgewichtslage vom Haupte aus; das Seelische, indem es sich in der richtigen Weise hinzu organisiert, muß sich einstellen zu der sich umwandelnden Zirkulation und Atmung. Und so wie im Zusammenhange mit dem, was im Gehirn zum Ausdruck kommt, der aufrechte Gang und die Orientierung mit den Händen und Armen zum Vorschein kommt, so kommt im Zusammenhange mit der Einrichtung des Zirkulations- und Atmungssystems die Sprache beim Menschen heraus. Indem der Mensch sprechen lernt, richtet er sein Zirkulations- und Atmungssystem eben so ein, wie er sein Gehen und Greifen einrichtet, wenn er den Kopf so aufsetzen lernt, daß vom Gehirn in der richtigen Weise an Gewicht verloren wird. [GA 310, S. 39–40, 18.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=39&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache und Atmung wirken gestaltbildend im Kind. GA 211 21.03.1922 Wenn wir den Menschen anschauen, so tritt noch etwas anderes ein. Der Mensch hat, auch wenn er als Kind noch nicht sprechen kann, die Möglichkeit zu sprechen. Daraufhin sind seine Atmungsorgane schon zubereitet. Sie sind anders als die Atmungsorgane des Tieres. Durch diese Form der Atmungsorgane kann die Luft in einer Weise eingehen, daß nun nicht nur ein astralischer Leib, sondern ein Ich den Menschen auskleiden kann, von dem Menschen Besitz nehmen kann. Wer das durchschaut, der lernt allerdings die Wahrheit kennen: Das Tier wird von seinen Atmungsorganen im weitesten Sinne zu seiner Gestalt gebildet, der Mensch aber wird von der zur Sprache, zum Worte modifizierten Atmung zu seiner Gestalt gebildet. In dem Menschen wird das Wort im buchstäblichen Sinne Fleisch, seine Gestalt ist ein Ergebnis des Wortes. Ich habe vorhin geschildert, wie die menschlichen Seelen sich zwischen den Wesenheiten der übersinnlichen Welten bewegen. Die menschlichen Seelen gehören ja zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, zwischen dem Einschlafen und Aufwachen, diesen selben Welten an wie die höheren geistigen Wesenheiten. Wenn wir diese Menschenseelen betrachten, so ist es tatsächlich so, daß sie sich in einer Weise bewegen, die dann übergehen kann auf die Wogen der Luft, und dasselbe, was der Mensch entfaltet, wenn er spricht, diese Art der Luftbewegung, die er entfaltet, wenn er spricht, die entfaltet sich auch in seinem Einatmen, die gestaltet ihn, wenn sie in ihn hineingeht. Man kann tatsächlich, gewissermaßen auf den Luftwogen schwimmend, die menschlichen Seelen auf diese Art erblicken. Das rührt davon her, daß das Ich nicht bloß die Luft erfaßt. Bei dem Tiere ist der Astralleib da, der erfaßt die Luft, und erfaßt die Luft mit ihren Wärmezuständen. Der menschliche Astralleib erfaßt die Luft, vermag sich auf den Wellen der Luft zu bewegen, aber er erfaßt extra die Wärme, den Wärmeäther. Indem also das Ich auf den Wellen des Wärmeäthers noch extra durch die Welt hinströmt, tingiert es die Atmung, wird von innen nach außen zur Sprache, von außen nach innen zur Menschengestalt. Erfaßt man das Konkrete des Sprachlebens, dann lernt man in dem Sprachleben, in dem kosmischen Bilden der Worte erkennen, was gestaltenbildend in den Menschen eintritt, was plastisch wirkt namentlich im Embryo und dann im Kinde, indem der Mensch sich durch innerliche Kräfte, plastisch wirkend, seine Gestalt gibt. Und dieser Zusammenhang zwischen dem Worte und der menschlichen Gestalt ist etwas, wovon man als einem durchaus Realen sprechen kann, weil man es in der Weise, wie ich es Ihnen jetzt geschildert habe, erschaut. [GA 211, S. 21-22, 21.03.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga211.pdf#page=21&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Atmungsprozess im Sprechen und Singen ist ein Zusammenwirken von Erinnerung und Liebe. GA 218 04.12.1922 Aber ich habe ja vergleichen müssen dasjenige, was der Mensch erlebt im Zusammenhang mit den höheren Wesen der geistigen Welt, abwechselnd mit seinem Selbsterlebnis in der geistigen Welt, mit dem Atmen, Einatmen, Ausatmen. Gewissermaßen kann man auch wiederum in unserem Atmungsprozeß und in demjenigen, was zusammenhängt mit unserem Atmungsprozeß, in dem Sprach- und Singprozeß, in den Sprach- und Singvorgängen ein Abbild dieses Atmens in der geistigen Welt erkennen. Und zwar in der folgenden Weise: Nicht wahr, unser Leben in der geistigen Welt, zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, geht eigentlich so vor sich: Einblick in das eigene Innere, Einswerden mit den Wesen der höheren Hierarchien; Ausblick aus dem eigenen Inneren, Einswerden mit sich selbst. So geht es vor sich wie Einatmen und Ausatmen. Wir atmen da nur in uns selber hinein, und atmen uns da selber heraus, und das Atmen ist ein Geistiges. Hier auf dieser Erde wird dieser Atmungsprozeß, wie ich eben dargestellt habe, zur Erinnerung und zur Liebe. Und in der Tat: Erinnerung und Liebe wirken auch wie ein Atmen hier im physischen Erdenleben zusammen. Und Sie können sogar, wenn Sie dieses physische Leben richtig mit Seelenaugen betrachten können, an einer wichtigen Offenbarung des Atmens - im Sprechen und Singen - das Zusammenwirken von Erinnerung und Liebe immer beobachten, sogar physiologisch. [GA 218, S. 275–276, 04.12.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=275&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Parallelität zwischen Sprechenlernen und Geschlechtsreife: Vorgang von unten nach oben. GA 313 15.04.1921 Ich habe in anderem Zusammenhange darauf hingewiesen, daß das Sprechenlernen des Kindes begleitet ist von allerlei organischen Prozessen. Das Kind lernt sprechen. Während es sprechen lernt, während sich also in seinem Atmungsorganismus etwas Besonderes abspielt, spielt sich ganz polarisch auch etwas ab in seinem Zirkulationsorganismus, der ja die Vorgänge des Stoffwechsels in sich aufnimmt. Nun habe ich in einem ganz anderen Zusammenhange darauf hingewiesen, wie dasjenige, was bei der Geschlechtsreife im Wechselverhältnis des Menschen mit der Außenwelt zutage tritt, innerlich sich abspielt beim Sprechenlernen, daß also gewissermaßen dieses Drängen des astralischen Leibes, das beim Geschlechtsreifwerden des Menschen von innen nach außen stattfindet, von unten nach oben stattfindet in dem Astralisieren; in der Richtung von unten nach oben entwickelt sich ja die Fähigkeit des Sprechenlernens. Wir haben es also auch da mit einem Astralisierungsprozeß zu tun, und wir werden deutlich sehen können, wie, wenn wir gewissermaßen hier die Grenze des Atmungswesens und des Zirkulationswesens haben (siehe Zeichnung S. 87), da eine Wechselbeziehung stattfindet zwischen dem, was als Astralisieren von unten nach oben steigt (gelb), und den Organen, die von oben diesem Astralisieren entgegenkommen und eben sich in ihrer Sprachfähigkeit verstärken. Dasjenige, was uns besonders interessieren muß, ist dann dasjenige, was gleichzeitig unten vorgeht. Denn das, was da gleichzeitig unten vorgeht, hat den Drang, nach oben zu kommen. Der ganze Vorgang ist ein solcher von unten nach oben. Es hat das Ganze den Drang, von unten nach oben zu gehen [GA 313, S. 86, 15.04.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga313.pdf#page=86&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Sprache ist gebunden an das rhythmische System, das sich auslebt in Atmung und Blutzirkulation; die Kräfte kommen von der Hierarchie der Archangeloi. GA 224 28.04.1923 Sehen wir nun auf die zweite Stufe, auf die Sprache. Sie ist nicht so sehr gebunden nur an das Sinnes-Nervensystem wie das Denken. Die Sprache ist gebunden an das Brustsystem, das rhythmische System des Menschen, an das, was sich auslebt in der Atmung, in der Blutzirkulation. Wenn wir das, was sich da dem Kind entringt, die äußere Welt nachahmend in der Sprache, zurückverfolgen bis in das vorirdische Dasein, dann finden wir, daß der Mensch diese Kräfte aus jenem Verkehr hat, den er im vorirdischen Dasein pflegen durfte mit der zweiten Hierarchie, den Erzengeln, den regierenden Wesenheiten der Volksstämme, die diese Aufgabe haben, eben weil sie mit dem Menschen die Beziehung haben, die jetzt gekennzeichnet wurde. Diese Kräfte, die der Mensch bekommt im Verkehr mit den Erzengeln, sie tauchten unter in die Nacht und kommen erst wieder zum Vorschein in den Kräften des irdischen Sprachlebens, durch das wir uns mit andern Menschen verständigen. Was wären wir als Menschen untereinander ohne Sprache, wenn wir nicht das Ätherische der Gedankenwellen hineingießen könnten in die gröberen Luftwellen, die die Sprache vermitteln! Die Kräfte, die bewirken, daß unser rhythmisches System der Träger einer dichteren Offenbarung wird, haben wir von der Hierarchie der Archangeloi. Und so können wir das verfolgen, indem wir zurückgehen zum vorirdischen Dasein. Wir können nicht nur im Abstrakten sagen, der Mensch lebt da zwischen geistigen Wesenheiten-, sondern wir können in ganz bestimmter Form sagen, was uns diese oder jene Art von Wesen für eine Gabe für das Erdenleben verliehen hat. Wir danken diesen Geistwesen, das heißt, wir setzen uns zu diesen Wesenheiten in ein richtiges Verhältnis, wenn wir sagen: Für mein Denken danke ich den Angeloi, für die Sprache danke ich den Archangeloi. [GA 224, S. 116–117, 28.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga224.pdf#page=116&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Das Geistig-Seelische arbeitet sich im 1. Jahrsiebt im Organismus empor zum Kopf - vom Gliedmaßensystem (Fähigkeit zur Aufrichtung) über das Atemsystem (Spracherwerb) hin zum Zahnwechsel. GA 304 23.11.1921 Und da zeigt uns dann Anthroposophie - so paradox es klingen mag -, daß zunächst mit der Kopforganisation am allerwenigsten das verbunden ist, was das Geistig-Seelische des Menschen ist. Dieses Geistig-Seelische des Menschen ist zunächst - indem das Kind sein irdisches Dasein antritt - gerade mit der übrigen Organisation außerhalb des Kopfes verbunden. Der Kopf ist eine Art Abbild des Kosmos, aber er ist am meisten materiell. Er ist sozusagen im Beginne des menschlichen Lebens am wenigsten der Träger des vorgeburtlichen geistig-seelischen Lebens, das heruntergestiegen ist, um das irdische Leben zu beginnen. Und indem man nun sieht, wie in jeder Miene, in der ganzen Physiognomie des Kindes, im Augenausdruck dasjenige hervortritt an die äußere Oberfläche des Menschen, was geistig-seelisch in ihm verborgen ist, sieht derjenige, der die Sache anthroposophisch sieht, wie das Geistig-Seelische, das zunächst sich in der Entwickelung der Gliedmaßenbewegungen vom Kriechen bis zum Gehen zeigt, und dann in den Anregungen zum Sprachorganismus, zum Atmungsorganismus sich zeigt, das arbeitet im Organismus an dem Hervorbringen der zweiten Zähne, wie also dieses Geistig-Seelische von unten herauf arbeitet, um aus der Außenwelt dasjenige aufzunehmen, was zunächst unbewußt aufgenommen werden muß, um es einzubilden dem am meisten Materiellen: der Hauptesorganisation des Menschen im Denken, Fühlen und Wollen. [GA 304, S. 147–148, 23.11.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304.pdf#page=147&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (5) Bezug zur Musik ##### Musik entsteht, wenn der Atmungsrhythmus sich in das Nervenleben hineinstreckt. GA 073 12.11.1917 In unserem Gehirn begegnet sich der Rhythmus mit dem, was im Nervensystem vorgeht. Und das musikalische Gefühlserlebnis entsteht nur aus dieser Wechselwirkung, aus diesem Zusammentreffen desjenigen, was sich vom Atmungsrhythmus hineinerstreckt in das Nervenleben, mit dem Nervenbau. Indem dieses reagiert auf den Atmungsrhythmus, entsteht das musikalische Gefühlserlebnis. So lassen sich also wirklich die Gefühlserlebnisse erklären, wenn man, wie gesagt, den Atmungsrhythmus, das Atmungsleben überhaupt, ebenso als leibliches Gegenstück ansieht für das Gefühlsleben, wie man das Nervensystem anzusehen hat als leibliches Gegenstück für das Vorstellungsleben. [GA 073, S. 144–145, 12.11.1917](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga073.pdf#page=144&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Entwicklung der plastischen und musikalischen Kräfte. GA 303 31.12.1921 Es ist ein bedeutsamer "Wechsel, welcher mit dem Menschen vor sich geht, wenn er in den Zahnwechsel eintritt. Nicht nur ist dieser Zahnwechsel ein physisches Ereignis im menschlichen Leben, sondern der Gesamtmensch erfährt eine Metamorphose. Derjenige, welcher Erziehungs- und Unterrichtskünstler sein will, muß durchaus auf diese Metamorphose sachkundig eingehen können. Dasjenige, was ich in den vorangehenden Betrachtungen den ätherischen, den feineren Bildekräfteleib genannt habe, das wird mit Bezug auf gewisse seiner Verrichtungen frei in der Zeit zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife des Menschen. Das funktioniert vorher organisch-physisch und beginnt von diesem Zeitpunkte an seelisch zu funktionieren. Dadurch aber wird auch das Leibliche des Menschen in einer ganz anderen Weise von innen heraus ergriffen als früher. Vorher war eigentlich für den Menschen die Sache so, daß gewissermaßen die materialistische Betrachtung im Rechte ist. Diese materialistische Betrachtung sieht in dem Menschen eine Summe von materiellen Vorgängen und in dem Geistig-Seelischen etwas, was aus diesem Physisch-Leiblichen hervorgeht, mit ihm zusammenhängt, wie die Flamme aus der Kerze. Das ist auch ungefähr richtig für das ganz kleine Kind bis zum Zahnwechsel hin. Da wirkt alles Seelisch-Geistige so, daß es eigentlich in physisch-leiblichen Prozessen besteht, und alle physisch-leiblichen Prozesse sind zugleich seelisch-geistige; das Ganze wird beim Kinde in bezug auf die plastische Ausgestaltung des eigenen Leibes vom Kopfe aus dirigiert. Seinen Abschluß findet es, wenn im Kopfe das Hervorstoßen der zweiten Zähne beginnt. Da müssen die Kräfte im Kopfe, die vorher tätig waren, aufhören in einem ausgesprochenen Maße tätig zu sein; da zieht sich die seelisch-geistige Tätigkeit mehr in untere Regionen des Leiblichen hinunter und geht über in den Atmungs- und in den Herzrhythmus. Vorher strömen gewissermaßen die Kräfte von ihrer ausgiebigsten Tätigkeit in der plastischen Gestaltung des Gehirnes immer hinunter in den übrigen Organismus, und sie wirken plastisch gestaltend, sie greifen direkt ein in das Substantielle, in das Stoffliche des Menschen. Sie bewirken dort Stoffprozesse. Das wird anders mit dem Zahnwechsel. Da werden gewisse Kräfte mehr geistig-seelisch, und sie greifen jetzt nur ein in die Bewegungen, die sich im Herz-, im Atmungsrhythmus äußern. Sie wirken nicht mehr in demselben Maße in den stofflichen Vorgängen wie früher, dagegen abgetrennt von dem Körperlichen in das Atmungs- und Zirkulationssystem. Man kann das auch leiblich bemerken, indem der Atmungsrhythmus, der Zirkulationsschlag stärker wird in diesem Lebensalter. Das Kind hat in diesem Lebensalter einen inneren Drang, einen inneren Trieb, dasjenige, was es allmählich als selbständiges Geistig-Seelisches hat, zu erleben, allerdings unbewußt, instinktartig, als Rhythmus, als Takt, aber als Rhythmus und Takt, die sich zunächst im eignen Leib abspielen. Und es hat eine Sehnsucht nach diesem Abspielen von Rhythmus und Taktmäßigem in der eigenen Organisation. Es ist notwendig, zu berücksichtigen, daß man alles, was man an das Kind nach dem Zahnwechsel heranbringt, in einer solchen taktmäßigen, rhythmischen Weise gestaltet, damit es sich in dasjenige eingliedert, was das Kind eigentlich haben will. Man muß gewissermaßen als Lehrer und Erziehungskünstler in einem taktmäßigen, rhythmischen Elemente leben können, damit das an das Kind heranschlägt und das Kind sich in seinem Elemente fühlt. Damit beginnt aber auch ein anderes. Wenn der Atmungs- und Zirkulationsrhythmus in diesem Lebensalter nicht in der richtigen Weise behandelt wird, dann zerstört man ihn in einer gewissen Weise für das ganze spätere Leben, und manche schwachen, krankhaften Zustände, die gerade in den Atmungs- und in den Zirkulationsrhythmus-Organen sich finden, die rühren von einer falschen Erziehung in dem schulpflichtigen Alter her. Das Kind bildet sich ja in dieser Zeit durch die andersartige Wirkung seines Äther- oder Bildekräfteleibes auch so aus, daß sich die Gliedmaßen in dieser Zeit stark verlängern, daß das Muskel- und Knochenleben, das Skelettleben in dieser Zeit eine besondere Rolle spielt und sich dem Atmungs-, dem Zirkulationsleben anpassen will. Das Kind wächst in dieser Zeit so, daß die Muskeln mitvibrieren, zum Teil in besonders hervorragendem Maße mit dem Atmungs-, mit dem Zirkulationsrhythmus, daß das ganze Wesen des Kindes einen musikalischen Charakter annehmen will. Während das Kind vorher plastisch tätig war an seinem eigenen Leibe, fängt es jetzt an, ein Musiker zu werden, ein unbewußter, der nach dem Inneren hineinarbeitet. Und das ist das Wesentliche gerade bei dem Kinde, das man in die Schule hereinbekommt, daß man weiß, man hat es mit einem unbewußten Musiker in dem Kinde zu tun. Und man muß dem Triebe in dem Kinde entgegenkommen, daß es seine eigene Organisation so behandeln will, wie etwa unter dem Einfluß eines Geigenspielers eine neue Violine sich verhält, daß sie sich mit ihrer eigenen Organisation in die Wellenberge und Wellentäler hineinfindet. Nur ist das beim Menschen natürlich alles Wachstum; die Geige kann man höchstens ruinieren ein für allemal; aber dem Menschen kann man falsche Wachstumsprinzipien einverleiben, die sich dann fortwährend vergrößern und verstärken und im ganzen Leben ruinös wirken können. Wenn man sich einmal auf diese Bahn einer für die Pädagogik und Didaktik wirksamen Menschenerkenntnis begeben hat, dann wird man finden, daß dieser allgemeine Charakter, den ich jetzt angegeben habe, sich durch das schulpflichtige Alter vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife hindurchzieht, daß aber auch dieser Lebensabschnitt wiederum in drei voneinander deutlich unterscheidbare, einzelne Perioden zerfällt. Die erste dauert vom Zahnwechsel bis ungefähr um das vollendete neunte Lebensjahr herum, die zweite bis gegen das zwölfte Lebensjahr, und die dritte dann vom dreizehnten Jahr etwa bis zur Geschlechtsreife hin. Gerade an dem, was das Kind innerlich musikalisch erlebt, kann man Einsichten bekommen, wie sich diese drei kindlichen Lebensperioden voneinander unterscheiden. In der ersten Lebensperiode, bis etwa zum vollendeten neunten Jahre hin, will das Kind alles, was an es herandringt, in innerlichen Rhythmen, in innerlich Taktmäßigem ausleben, das sich mit seinem Atmungs- und Herzrhythmus zusammenfügt, und dadurch mittelbar wiederum mit dem, wie die Muskeln, wie die Knochen sich gestalten. Und wenn es sich nicht zusammenfügt, wenn das eine gewissermaßen nicht in das andere übergeht, so entwickelt sich der Mensch eben, nicht gleich äußerlich sichtbar, aber doch als eine Art innerlicher Krüppel. Das Kind hat bis zum neunten Jahre hin durchaus das Bestreben, alles rhythmisch, taktmäßig im Inneren auszuleben. Wenn das Kind - das kann man durchaus durch einen schauenden Blick, der auf die innere seelische Organisation des Kindes eingehen kann, erkennen -, wenn das Kind in diesem Lebensalter Musik hört, dann setzt es eigentlich das ganze Musikalische in inneres Taktmäßiges, Rhythmisches um. Es vibriert mit. Es bildet innerlich dasjenige nach, was es äußerlich wahrnimmt. Das Kind ist nämlich in diesem Lebensalter noch etwas von dem, was es vorher war. Vorher, bis zum Zahnwechsel, war es ja im ausgiebigsten Maße eigentlich Sinnesorgan; nicht ein Sinnesorgan, das in bewußter Weise wirkt, aber ein Sinnesorgan, das, wie ja schließlich auch die anderen Sinnesorgane, unbewußt die Außenwelt nachbildet; das Kind ist bis zum Zahnwechsel durchaus, wie ich auseinandergesetzt habe, ein Nachahmer. - Wenn Sie das menschliche Auge betrachten und davon absehen, was durch das menschliche Auge in das Vorstellungsleben hereingenommen wird, so äußert sich ja im eigentlichen Sinne die Augenorganisation auch darinnen, daß die Umwelt innerlich nachgebildet wird. Dieser Nachbilder bemächtigt sich dann erst das Vorstellungsleben. Da schließt sich das Vorstellungsleben an das Sinnesleben. Das ganz kleine Kind ist ganz unbewußt Sinnesorgan. Es bildet innerlich dasjenige nach, was es namentlich an Menschen seiner Umgebung wahrnimmt. Aber diese innerlichen Bilder sind nicht bloße Bilder, sie sind zugleich Kräfte, die es innerlich stofflich, plastisch organisieren. Jetzt, wenn der Zahnwechsel kommt, gehen diese Nachbilder eben nur in das Bewegungssystem, in das rhythmische System hinein, wollen nur da hineingehen. Es bleibt allerdings als plastische Bildung noch etwas zurück, aber es tritt eben zu ihr das andere hinzu, was vorher nicht in demselben Maße da war. Es ist ein Unterschied zwischen der Art und Weise, wie sich das Kind gerade zu Rhythmus und Takt vor dem Zahnwechsel und nach dem Zahnwechsel verhält. Vorher wurde auch Rhythmus und Takt zu etwas, was das Kind allerdings nachahmt, was aber in Plastik umgesetzt wird. Nachher wird es in ein innerlich musikalisches Element umgesetzt. Und hat das Kind etwa das neunte Lebensjahr vollendet, dann bekommt es bis zum zwölften Lebensjahre hin erst ein Verständnis für Rhythmus und Takt an sich, für das Melodiöse an sich. Es will jetzt nicht mehr so stark das Rhythmische, das Taktmäßige im Inneren nachbilden; es faßt es als solches, als Gebilde, das außer ihm steht, auf. Vorher erlebt das Kind Rhythmus und Takt; nachher fängt es an, Verständnis, Auffassungsgabe dafür zu entwickeln. Das dauert, nicht nur dem Musikalischen, sondern allem gegenüber, was ihm in der Welt entgegentritt, bis gegen das zwölfte Jahr hin. Gegen das zwölfte Jahr, schon etwas früher, beginnt dann beim Kinde erst die Fähigkeit, dasjenige, was vorher nur phantasiegemäß musikalisch, rhythmisch, taktmäßig erlebt sein will, in das bloß Gedankenmäßige überzuführen. Man kann für alles, was seelisch erschaut wird, durch den schauenden Blick auch die äußeren leiblich-physischen Mitwirkungen sehen. Ich habe vorhin davon gesprochen, daß das Kind die Muskeln, die Knochen demjenigen nachbilden will, was da innerlich in ihm ist. Jetzt, gegen das zwölfte Jahr hin, beginnt das Kind nicht mehr bloß in Rhythmus und Takt leben zu wollen, sondern das Rhythmus- und Taktgefühl in Abstrakt-Gedankliches auslaufen zu lassen, so wie in dieser Zeit allmählich sich immer mehr und mehr der Teil des Muskels verstärkt, der in die bloße Sehne ausläuft. Vorher ist alles Bewegen mehr auf den Muskel als solchen gerichtet, nachher auf dasjenige, was in die bloße Sehne ausläuft. Alles, was im Seelisch-Geistigen vor sich geht, findet man im Leiblich-Physischen wieder. Und dieses Einbeziehen des Sehnenlebens, der Verbindung von Knochen und Muskel, das ist der äußere, physische Ausdruck für das Hineinsegeln aus dem bloß gefühlsmäßigen rhythmischen, taktmäßigen Elemente in dasjenige, was nun logisch ist, was nun nicht mehr Rhythmus und Takt hat. Dem, was man da durch Menschenerkenntnis sich erwirbt, muß man aber durchaus in der Erziehungs- und Unterrichtskunst entgegenkommen. [GA 303, S. 157–158, 31.12.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=157&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Wirkung der plastischen und musikalischen Kräfte auf die Entwicklung des Kindes. GA 308 10.04.1924 Wenn wir das Kind in dem volksschulpflichtigen Alter hereinbekommen in die Schule, dann ist es für eine innere Schau im Grunde genommen eine andere Wesenheit, als es vorher bis zum Zahnwechselalter war. Schauen wir innerlich auf die Menschennatur hin, wie sie vor dem Zahnwechsel war. In den Zähnen kommt etwas heraus, was sich bildet im ganzen menschlichen Organismus auf die Art, wie ich es gestern beschrieben habe. Es ist ein Schießen in die Form, die menschliche Seelenwesenheit arbeitet an dem zweiten Körperlichen des Menschen, wie der Bildhauer arbeitet an der Gestaltung des Stoffes. Es ist in der Tat ein innerlich unbewußtes plastisches Gestalten. Das kann man nicht auf eine andere Weise von außen beeinflussen als dadurch, daß man das Kind nachahmen läßt, was man selber tut. Was ich vormache, was als eine Bewegung mit meiner eigenen Hand da wirkt und von dem Kinde angeschaut wird, das geht über in sein seelenbildendes Element, und meine Handbewegung wird der Anlaß zur unbewußten plastischen Tätigkeit, die in die Form schießt. Dieses In-die-Form-Schießen ist ganz und gar abhängig von dem Bewegungselemente im Kinde. Was das Kind vollbringt an Bewegungen, wie bei ihm diese Willensregungen übergehen aus dem Chaotischen, Unorientierten in innerlich geordnete, wie das Kind da nach außen plastizierend an sich arbeitet, so geht dieses Plastizieren in einem hohen Grade nach dem Innern vor sich. Wenn wir das Kind in die Volksschule hereinbekommen, so müssen wir uns darüber klar sein, daß mit seinem Fortschreiten in der physisch-seelisch-geistigen Entwickelung der Vorgang, der zuerst nur in den Bewegungen lebte, in eine ganz andere Region herübergeht. Das Kind ist bis zum Zahnwechsel in seiner Blutbildung abhängig von seiner Kopforganisation. Sehen Sie sich einen Menschen an während seiner Embryonalzeit, wie da die Kopfbildung überwiegt, wie sogar die andere organische Bildung von außen, von dem, was im mütterlichen Leibe vor sich geht, abhängig ist, wie alles dasjenige, was vom Kinde selbst ausgeht, von der kindlichen Kopfbildung ausgeht. Das bleibt, wenn auch abgeschwächt, noch vorhanden in der ersten Lebensepoche des Menschen bis zum Zahnwechsel hin. Da ist in alledem, was im menschlichen Organismus vorgeht, im wesentlichen die Kopfbildung beteiligt. Da wirken Kräfte, die von der Kopfbildung, vom Nerven-Sinnes-System ausgehen, hinein in das motorische System, in das plastische Gestalten. Wenn das Kind den Zahnwechsel durchgemacht hat, dann zieht sich die Kopfbildung zurück. Dasjenige, was in den Gliedmaßen wirkt, das ist nun weniger von der Kopfbildung abhängig; das ist mehr abhängig von dem, was durch die äußerlich aufgenommenen Nahrungsmittel namentlich an Stoffen und Kräften in den menschlichen Organismus übergeht. Beachten Sie das nur ganz genau! Nehmen wir an, wir essen als Kind in dem Lebensalter vor dem Zahnwechsel irgend etwas, wir essen Kohl zum Beispiel. Essen kann man ihn ja, wenn man ihn nur nicht redet. Der Kohl hat in sich dadurch, daß er Kohl ist, gewisse Kräfte. Diese Kräfte, die der Kohl in sich hat, die eine große Rolle spielen in der Art und Weise, wie der Kohl da auf den Feldern als Pflanze wächst, werden bei dem Kinde möglichst bald aus dem Kohl herausgetrieben, und die Verarbeitung des Kohls wird unternommen von denjenigen Kräften, die von dem Kopfe des Kindes ausstrahlen. Gleich versenkt sich in die Kohlkräfte dasjenige hinein, was von der Kopfbildung des Kindes selber ausstrahlt. Geht das Kind durch den Zahnwechsel durch, dann behält, weil die menschliche Natur sich mehr verinnerlicht, der Kohl viel länger bei seinem Wege durch den menschlichen Organismus seine eigenen Kräfte, und er wird nicht etwa schon im Verdauungssystem umgewandelt, sondern erst beim Übergang von dem Verdauungssystem in das Blutzirkulationssystem. Er wird später umgewandelt. Dadurch wird ein ganz anderes inneres Leben im Organismus hervorgerufen. Während in den ersten Jahren bis zum Zahnwechsel alles eigentlich abhängt von der Kopfbildung und ihren Kräften, wird für das zweite Lebensalter, für das Lebensalter vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, besonders wichtig, wie der Atmungsprozeß mit seinem Rhythmus entgegenkommt der Blutzirkulation, und besonders wichtig wird diese Umwandlung der Kräfte, die da stattfindet an der Grenze zwischen dem Atmungsprozeß und dem Blutzirkulationssystem. So daß für das volksschulpflichtige Alter des Kindes das Wesentliche darin liegt, daß immer eine gewisse Harmonie da sein und durch die Erziehung gefördert werden muß, eine Harmonie zwischen dem Rhythmus, der sich im Atmungssystem herausbildet, und dem Rhythmus, mit dem er sich im Inneren des Organismus berührt, dem Rhythmus, der im Blutzirkulationssystem liegt und der aufschießt aus den äußerlich aufgenommenen Nahrungsmitteln. Der Ausgleich, die Harmonisierung zwischen Blutzirkulationssystem und Atmungssystem, das ist dasjenige, was sich vollzieht zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. Wir wissen ja, wenn wir einem Menschen den Puls fühlen, spüren wir viermal so viel Schläge durchschnittlich im erwachsenen Alter, als wir Atemzüge empfinden. Aber dieses, was da eintritt als das dem menschlichen Organismus normale Verhältnis zwischen dem Atmungsrhythmus und Blutrhythmus, das muß erst erobert werden in demjenigen Alter, das zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife verfließt. Und die Erziehung muß so eingerichtet sein in all ihrem Verhalten, daß ein der Größe, der Bildung des menschlichen Organismus angemessenes Verhältnis zwischen Atmungsrhythmus und Blutrhythmus eintreten kann. Ein klein wenig verschieden ist dieses Verhältnis zwischen Pulsschlag und Atemzahl immer bei den Menschen. Es hängt dieses Verhältnis bei dem einzelnen Menschen davon ab, wie groß er ist, ob er schlank oder dick ist, es wird beeinflußt durch seine ganzen inneren Wachstumskräfte, durch die plastischen Kräfte, die in den ersten Kinderjahren noch von den Vererbungsverhältnissen herrühren. Es hängt alles davon ab, daß der Mensch seiner Größe, seiner Dickheit oder Schlankheit angemessen das Verhältnis hat zwischen Atmungsrhythmus und Blutrhythmus. Sehe ich ein aufschießendes, zur Schlankheit hintendierendes Kind an, so weiß ich: Da muß ein Atmungsrhythmus sein, der in einer gewissen Beziehung schwächer wirkt auf die Blutzirkulation, als wenn ich einen kleinen Dickling vor mir habe. Bei dem Dickling muß ich den Atmungsrhythmus durch die ganze Erziehung, durch alles das, was ich geistig-seelisch in ihm hervorbringe, Kind an das Musikalische heranbringen, sowohl an das Hören des Musikalischen wie an das Gesangliche, wie an die Betätigung im Musikalischen, das alles wird für die Erziehung ein Gestalten des Atmungsrhythmus, so daß der sich immer mehr und mehr an den ihm entgegenkommenden pulsierenden Rhythmus von unten herauf anpassen kann. Und es ist schon ein sehr Schönes, wenn der Unterrichtende, der Erziehende dahin kommt, bei alledem, was sich im Sprechenlernen, im Singenlernen für das Kind so herausstellt, daß nun durch das Sprechenlernen, durch das Singenlernen die Gesichtszüge, wenn auch intim, fein, wenn auch nicht für eine grobe Beobachtung, sich da ändern. Wenn wir als Lehrender, als Erziehender für das Lebensalter zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife hinschauen lernen auf das, was im Blick, in der Physiognomie, in der Bewegung der Finger, in dem Aufstellen der Beine auf den Boden sich herausentwickelt aus dem Sprechenlernen und aus dem Singenlernen, wenn wir das ebenso mit innerer Ehrfurcht beobachten können, wie wir am ganz kleinen Kind beobachten, wie aus dem Zentrum des Menschen heraus die verwaschenen Gesichtszüge übergehen in die schön geformten und so weiter, wenn wir gewissermaßen den Übergang beobachten desjenigen, was wir um das Kind herum tun, in die körperliche Physiognomierung und Gestikulierung des menschlichen Organismus, dann gelangen wir als Lehrende, als Erziehende zu der fortwährend wie aus dem Unbestimmten herauskommenden Empfindungsantwort auf eine Empfindungsfrage. Diese Empfindungsfrage, die man sich gar nicht zum verstandesmäßigen Bewußtsein zu bringen nötig hat, ist diese: Was geschieht mit dem, was ich an dem Kinde im Sprechenlehren, im Singenlehren tue? - Dann antwortet das Kind: Ich nehme auf, oder ich lehne ab! - und man sieht es an der Geste des Körpers, an der Physiognomie, an dem Mienenspiel des Gesichtes: Geht das, was du tust, in das Kind hinein, arbeitet es darinnen, oder verfliegt das, was du tust, in leere Luft, geht einfach durch das Kind durch, und ist es, als ob das Kind gar nichts davon aufnähme? - Viel wichtiger als das Wesen aller Erziehungsregeln: «Das muß man so und das so machen!» ist es, diese Empfindung sich anzueignen, den Reflex des Kindes empfinden, beobachten zu können, wenn man die eigene Tätigkeit entwickelt, wie sie einem entgegenkommt am Reflex. Es ist also im wesentlichen ein intuitives Element, das im Verhältnis des Lehrenden und Erziehenden zu dem Kinde sich entwickeln muß. Man muß sozusagen auch lesen lernen das Ergebnis seines eigenen pädagogischen Tuns. Dann, wenn man das ganz ermißt, wird man sehen, welche ungeheure Bedeutung es hat, in der richtigen Weise gerade mit dem musikalischen Elemente einzugreifen in Erziehung und Unterricht in der Volksschule und ein Verständnis zu haben für dasjenige, was eigentlich das Musikalische am Menschen ist. [GA 308, S. 47-52, 10.04.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga308.pdf#page=47&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Astralleib als Musiker, der Mensch ist in seiner Form aus dem Musikalischen heraus gebildet. GA 310 24.07.1924 vorm. Denken Sie, wie innig das Musikalische zusammenhängt mit dem Atmungs- und Zirkulationsprozeß. Der Mensch ist ganz ein Musikinstrument, insofern er ein Atmer ist und einen Zirkulationsprozeß hat. Und wenn Sie das Verhältnis zwischen Atmung und Blutzirkulation nehmen: 18 Atemzüge in der Minute, 72 Pulsschläge in der Minute, ergibt ein Verhältnis von 4:1 , in der mannigfaltigsten Weise beim Menschen individualisiert, dann finden Sie, daß der Mensch eine innerlich musikalische Struktur hat. 4:1 , das drückt etwas aus, was innerlicher Verhältnisrhythmus ist, was aber in der ganzen menschlichen Organisation sich ausprägt, in dem der Mensch durch seine Wesenheit leben will. (...) Aber was der Mensch dann in der Sprache ausdrückt, das drückt er ja vorher schon in seiner Form aus. Wer den Menschen musikalisch versteht, der weiß, daß der Ton in ihm wirkt. Was da rückwärts beim Menschen sitzt, wo die Schulterblätter zusammengehen, was dort beginnt und sich von da in den ganzen Menschen hinein formend gestaltet, das sind diejenigen Menschenformen, die aus der Prim heraus sich konstituierten; geht es weiter zum Oberarm, so geht die Form nach der Sekund über. Und geht es zum Unterarm, so kommen wir in die Terz. Und weil es eine große und eine kleine Terz gibt - nicht eine große und eine kleine Sekund -, deshalb haben wir _einen_ Oberarmknochen; aber wir haben große und kleine Terz, und daher _zwei_ Unterarmknochen: Speiche und Elle. In diesem allem steckt die Tonskala; wir sind nach ihr gebildet. Und wer den Menschen nur äußerlich studiert, der weiß nicht, daß nach den Tönen der Mensch in seiner Form gestaltet ist. Und kommen wir dann zur Hand, so kommen wir damit zur Quart und dann in die Quinte. Und in der freien Beweglichkeit kommen wir dann ganz aus uns heraus; da ergreifen wir die andere Natur. Daher die eigentümliche Empfindung, die man hat bei den Sexten und Septimen, namentlich wenn man in der Eurythmie sich in die Dinge hineinlebt. Denken Sie nur, wie der Stil wird der verhältnismäßig spät in der musikalischen Entwickelung erscheinenden Terz, er wird so, daß der Mensch in sein Inneres kommt, das in der Terz lebt; während dann, wenn der Mensch in der Septime lebt, der Stil so wird, daß man am besten das Aufgehen in die Außenwelt hat. Das Sich-Aufopfern ist besonders in der Septime drinnen. Und so wie der Mensch das Musikalische erlebt, so ist er selber in seinen Formen aus dem Musikalischen heraus gebildet. (...) ; denn der astralische Leib hat früher gesungen und hat die Formen des Menschen bewirkt. Jetzt emanzipiert sich der astralische Leib zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife. Und was aus dem Musikalischen herausdringt, das ist, was den Menschen selbständig gestaltet. [GA 310, S. 142–143, 24.07.1924](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga310.pdf#page=142&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Ab dem Zahnwechsel werden die Kräfte geistig-seelischer und werden zu musikalischen Kräften. GA 303 31.12.1921 Das wird anders mit dem Zahnwechsel. Da werden gewisse Kräfte mehr geistig-seelisch, und sie greifen jetzt nur ein in die Bewegungen, die sich im Herz-, im Atmungsrhythmus äußern. Sie wirken nicht mehr in demselben Maße in den stofflichen Vorgängen wie früher, dagegen abgetrennt von dem Körperlichen in das Atmungs- und Zirkulationssystem. Man kann das auch leiblich bemerken, indem der Atmungsrhythmus, der Zirkulationsschlag stärker wird in diesem Lebensalter. Das Kind hat in diesem Lebensalter einen inneren Drang, einen inneren Trieb, dasjenige, was es allmählich als selbständiges Geistig-Seelisches hat, zu erleben, allerdings unbewußt, instinktartig, als Rhythmus, als Takt, aber als Rhythmus und Takt, die sich zunächst im eignen Leib abspielen. Und es hat eine Sehnsucht nach diesem Abspielen von Rhythmus und Taktmäßigem in der eigenen Organisation. Es ist notwendig, zu berücksichtigen, daß man alles, was man an das Kind nach dem Zahnwechsel heranbringt, in einer solchen taktmäßigen, rhythmischen Weise gestaltet, damit es sich in dasjenige eingliedert, was das Kind eigentlich haben will. Man muß gewissermaßen als Lehrer und Erziehungskünstler in einem taktmäßigen, rhythmischen Elemente leben können, damit das an das Kind heranschlägt und das Kind sich in seinem Elemente fühlt. Damit beginnt aber auch ein anderes. Wenn der Atmungs- und Zirkulationsrhythmus in diesem Lebensalter nicht in der richtigen Weise behandelt wird, dann zerstört man ihn in einer gewissen Weise für das ganze spätere Leben, und manche schwachen, krankhaften Zustände, die gerade in den Atmungs- und in den Zirkulationsrhythmus-Organen sich finden, die rühren von einer falschen Erziehung in dem schulpflichtigen Alter her. Das Kind bildet sich ja in dieser Zeit durch die andersartige Wirkung seines Äther- oder Bildekräfteleibes auch so aus, daß sich die Gliedmaßen in dieser Zeit stark verlängern, daß das Muskel- und Knochenleben, das Skelettleben in dieser Zeit eine besondere Rolle spielt und sich dem Atmungs-, dem Zirkulationsleben anpassen will. Das Kind wächst in dieser Zeit so, daß die Muskeln mitvibrieren, zum Teil in besonders hervorragendem Maße mit dem Atmungs-, mit dem Zirkulationsrhythmus, daß das ganze Wesen des Kindes einen musikalischen Charakter annehmen will. Während das Kind vorher plastisch tätig war an seinem eigenen Leibe, fängt es jetzt an, ein Musiker zu werden, ein unbewußter, der nach dem Inneren hineinarbeitet. Und das ist das Wesentliche gerade bei dem Kinde, das man in die Schule hereinbekommt, daß man weiß, man hat es mit einem unbewußten Musiker in dem Kinde zu tun. Und man muß dem Triebe in dem Kinde entgegenkommen, daß es seine eigene Organisation so behandeln will, wie etwa unter dem Einfluß eines Geigenspielers eine neue Violine sich verhält, daß sie sich mit ihrer eigenen Organisation in die Wellenberge und Wellentäler hineinfindet. Nur ist das beim Menschen natürlich alles Wachstum; die Geige kann man höchstens ruinieren ein für allemal; aber dem Menschen kann man falsche Wachstumsprinzipien einverleiben, die sich dann fortwährend vergrößern und verstärken und im ganzen Leben ruinös wirken können. [GA 303, S. 158-159, 31.12.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=158&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### 1. Jahrsiebt: Bildekräfte sind plastisch wirksam - der ganze Organismus wird vom Kopf aus geformt. 2. Jahrsiebt: Bildekräfte sind musikalisch wirksam - der Organismus wird maßgebend vom rhythmischen System bestimmt. GA 304a 10.08.1923 Im siebenten Lebensjahre, mit dem Zahnwechsel - der Zahnwechsel ist gewissermaßen ein Schlußpunkt; wir wechseln nur einmal die Zähne - werden die Kräfte, die den Zahnwechsel bewirken, dann frei für das spätere Leben; sie gehen in das Psychische, Seelische über. Und dann haben wir im volksschulmäßigen Alter, in dem Alter, in dem wir das Kind volksschulmäßig zu erziehen haben, diejenigen Kräfte, die im Organismus bis zum siebenten Jahre plastisch gewirkt haben, so vor uns, daß sie bis zur Geschlechtsreife hin im Organismus, man kann sagen, musikalisch wirken. Bis zum siebenten Jahre wirkt die Kopforganisation auf den ganzen menschlichen Organismus. Der Kopf des Menschen ist der große Plastiker, der die Gefäße gestaltet, den Blutkreislauf und so weiter bewirkt. Vom siebenten bis zum fünfzehnten Jahre wird das rhythmische System im weitesten Sinne das Maßgebende im menschlichen Organismus. [GA 304a, S. 99, 10.08.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=99&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Der Gehöreindruck wird zum musikalischen Erlebnis, wenn er an den inneren Rhythmus des menschlichen Seelenlebens stößt. GA 073 10.10.1918 Sie brauchen sich nur einen verborgeneren Rhythmus zu denken. In der Tat, bei unserem Einatmen entstehen immer ganz bestimmte Bewegungen des Zwerchfells; dadurch entsteht ein fortwährendes Aufundabschwingen der Gehirnflüssigkeit. Das ist ein rhythmisches, inneres Entsprechen dem, was seelisch das musikalische Erlebnis ist. Dadurch, daß dieses Rhythmische, dieses rhythmische Erleben, das im Menschen als Menschen veranlagt ist, anstößt an dasjenige, was der Sinneseindruck ist, dadurch entsteht das musikalische Erlebnis im Zusammenklang des menschlichen körperlichen Rhythmus mit dem Gehöreindruck. Aber das Wesentliche ist das, daß der Gehöreindruck erst dann zum musikalischen Erlebnis wird, wenn er an den inneren Rhythmus des menschlichen Seelenlebens stößt. Das musikalische Erlebnis, psychologisch untersucht, ist ein ungeheuer interessantes. Es belegt nur das, was ich sage, daß das Gefühlsleben zum rhythmischen Bewegungsleben im Inneren des Menschen in einem Verhältnisse steht. [GA 073, S. 289–290, 10.10.1918](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga073.pdf#page=289&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## (6) Verhältnis Puls : Atmung 4 : 1 ##### Ab dem fünften Lebensjahr ist vom Ätherleib dasjenige frei geworden, das Blut- und Atmungssystem versorgt. Das Kind wird damit empfänglich für Ermahnung und Autorität.  GA 303 29.12.1921 Wenn es dann gegen das fünfte Jahr zugeht, dann ist von dem Ätherleib das frei geworden, was die Atmungsorganisation, die Blutzirkulation versorgt. Und es ringt sich allmählich bis zum Zahnwechsel hin dasjenige los, was von dem Bildekräfteleib aus dem Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus heraus frei werden kann. Da werden dann geistig-seelisch allmählich schon diejenigen Kräfte rege, die eigentlich erst voll herauskommen nach dem siebenten Jahre, die wir daher erst später besonders besprechen werden. Aber sie leuchten schon in diesen letzten, den dritten Lebensabschnitt der ersten großen Lebensepoche herein. Das Kind wird ja durch dasjenige, was gerade an seelisch-geistigen Kräften aus seiner Brust heraus frei wird, empfänglich für Ermahnungen, für dasjenige, was aus der Autorität heraus kommt, was man glauben muß. Vorher glaubt das Kind nicht, hat für das Sollen nicht einen Sinn, sondern nur für das Nachahmen. Man kann nun erst gegen das fünfte Jahr hin anfangen, das Sollen an das Kind heranzubringen. Wenn wir also ins Auge fassen, daß das Kind in diesem ganzen großen Lebensabschnitt bis zum Zahnwechsel ein nachahmendes Wesen ist und sich nach und nach herausarbeitet zu einem leisen Gebrauch von Phantasie und Gedächtnis, von einem moralischen Glauben, von einem Autoritätsgefühl gegenüber dem Erwachsenen, namentlich dem Erzieher, mit dem es in Rapport steht, dann werden wir aus dieser Gesinnung heraus, die wir durch solche Einsicht gewinnen können, in der richtigen Weise erziehen, und in diesem Lebensalter jedenfalls noch nicht unterrichten. [GA 303, S. 136, 29.12.1921](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga303.pdf#page=136&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Im Alter des Rubikon richtet sich das Verhältnis der Atmung (oberer Mensch) und der Blutzirkulation (unterer Mensch) von 1:4 ein. GA 304a 26.03.1923 Man kann sagen, bis zum Zahnwechsel hin gehen alle organischen Bildungen, alles organische Funktionieren vom Nerven-Sinnessystem aus. Zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife wird das Kind stark und kräftig oder auch schwach und krank durch dasjenige, was in seinem rhythmischen System, in Atmung und Blutzirkulation, vor sich geht. Zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahre liegt der Lebenspunkt, wo das, was vorher in der Atmung lag, was vorher im oberen Menschen noch verankert war, im wesentlichen übergeht auf die Blutzirkulation, wo innerlich-organisch in dem Kinde jene großartige Richtung ausgeführt wird zwischen eins und vier, zwischen den ungefähr achtzehn Atemzügen in der Minute und den zweiundsiebzig Pulsschlägen. Dieses Verhältnis zwischen Atmung und Blutzirkulation richtet sich in diesem Lebenspunkte ein. Das ist aber nur der Ausdruck für tiefe seelische Vorgänge. Und in diese tiefen seelischen Vorgänge muß hineinfallen die Befestigung des Vertrauens zwischen Kind und Erziehendem. Denn dadurch tritt auch die Festigung im inneren Menschenwesen des Kindes selber ein. [GA 304a, S. 46, 26.03.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga304a.pdf#page=46&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Zusammenspiel von Nerven-Sinnessystem und Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus im Rhythmus 4:1 am Beispiel des Auges. GA 218 20.10.1922 Aber Sie sehen, wie im menschlichen Leben die Dinge ineinander wirken, wie wir tatsächlich wissen müssen, daß wir, wenn wir achtundzwanzig Jahre alt sind, wenn wir bloß Kopf wären, eigentlich erst sieben Jahre alt sein würden. Wenn wir fünfunddreißig Jahre alt sind, wenn wir bloß Kopf wären, würden wir eigentlich erst vierzehn Jahre alt sein. Wir werden fortwährend attackiert in unserer ruhigen Entwickelung durch das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem in bezug auf das, was der Kopf, was das Haupt des Menschen eigentlich will. Man darf also, wenn man den Menschen verstehen will, das Substantielle des Hauptes nicht gleichwertig betrachten mit dem Substantiellen des übrigen Organismus, sondern man muß das Ineinanderspielen des Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus und des Hauptesorganismus in einem Rhythmus sehen; das geht aber bis ins einzelne Organ hinein. Nehmen Sie das Auge. Im Auge breitet sich der Sehnerv einerseits aus, auf der anderen Seite aber Blutgefäße. Dadurch, daß sich Blutgefäße ausbreiten, haben Sie den Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus im Auge. Dadurch, daß sich der Sehnerv ausbreitet, haben Sie den Sinnes-Nervenorganismus im Auge. Jetzt schauen Sie ins Auge hinein. Da besteht nämlich ein Verhältnis von eins zu vier im Auge zwischen den Vorgängen im Sehnerv, in der Netzhaut, und dem Blutschlagtempo. Im Auge vibriert fortwährend etwas ineinander, dessen Rhythmen sich verhalten wie eins zu vier. Und auf diesem Ineinander vibrieren zweier verschiedener Rhythmen beruhen die inneren Vorgänge des Auges. Und das, was in der Aderhaut des Auges sich abspielt, das will schon im Auge auflösen dasjenige, was sich im Nerv des Auges konsolidieren will. Der Nerv des Auges möchte fortwährend konturierte Gebilde im Auge schaffen. Die Aderhaut mit dem Blute, das da fließt, will das fortwährend auflösen. Es ist ja nicht so grob, wie man sich das gewöhnlich vorstellt, sondern es ist ja tatsächlich so, daß die Arterien des Auges einen eigenen Verlauf haben und dann die Venen sich wiederum eingliedern, so daß nicht das eine sich auch an das andere anschließt. Gerade im Auge ist es so, daß eigentlich die Arterie so fließt, daß das Blut gewissermaßen ausströmt und dann erst wiederum von der Vene aufgesogen wird; so daß da ein leises Verfließen und Wiederaufgesogenwerden im Auge entsteht. Es ist nur eine ganz falsche und grobe Ansicht, wenn man glaubt, daß das Arterienblut unmittelbar da in das Venenblut übergeht. Es ist nicht so. Es entsteht da ein feines Ausfließen und wiederum ein Aufsaugen. Und in diesem, was da entsteht als ein solches Ausfließen, da vibriert der Zirkulationsrhythmus, und in dem Nerv, der daran grenzt, in dem vibriert eben der Atmungsrhythmus, und die gehen da ineinander im Auge. So daß das Sehen eigentlich darin besteht, daß diese zwei Rhythmen im Auge aufeinanderprallen. Denken Sie sich, diese zwei Rhythmen wären gleich: dann würden wir nicht sehen. [GA 218, S. 63–64, 20.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=63&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Blutzirkulation wirkt aus dem rhythmischen System heraus auf das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem und das Atmungssystem wirkt aus dem rhythmischen System heraus auf das Nerven-Sinnessystem. In dem viermal schnelleren Tempo der Blutzirkulation liegt das Auflösende und in dem viermal langsameren Tempo der Atmung liegt das Verfestigende. GA 218 20.10.1922 Wenn wir von einer Dreigliederung des Menschen gesprochen haben und zunächst den rhythmischen Organismus in der Mitte halten, auf der einen Seite den Nerven-Sinnesorganismus, also den Hauptesorganismus haben, auf der anderen Seite den Gliedmaßen-Stoffwechsel-Organismus, so können wir sagen: der Hauptesorganismus, der schlägt eigentlich mit seiner ganzen Entwickelung, mit seinem ganzen Sein und Werden ein viel langsameres Tempo ein als der Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus. Und es ist so, daß während dieses Innen-Zusammenballen (links), dieses Gestalten - es ist ja nicht so, aber ich will es beispielsweise sagen — für irgendeinen Eindruck, sagen wir, eine Sekunde brauchte, _so_ gab es von Seiten des Nierensystems aus schon vier Stöße des Auslöschens. Also vier Attacken des Auslöschens gab es schon. (Siehe Zeichnung Seite 56.) Das zeigt sich daran, daß unser Puls viermal schlägt, während wir einmal atmen. Das Atmungssystem ist dasjenige, das, was vom rhythmischen System aus hinauf nach dem Haupte wirkt und ihm das viermal langsamere Tempo beibringt. Der Puls, also die Blutzirkulation ist dasjenige, was nach dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem vom rhythmischen System aus wirkt, und ihm das viermal schnellere Tempo beibringt. Und in dem, was sich da ausdrückt durch das viermal schnellere Tempo der Blutzirkulation, in dem liegt alles Auflösende. In demjenigen, wie es sich ausdrückt durch das viermal langsamere Tempo des Kopfes, in dem liegt alles Verfestigende, alles das, was den Menschen eigentlich zur Bildsäule machen mochte. [GA 218, S. 59, 20.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=59&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Aus dem Stoffwechselsystem (hier Niere) strömen fortwährend innere Bilder in den Organismus und begegnen dort der plastizierenden Kraft. Kopf entwickelt sich vier mal langsamer als Leib. GA 218 20.10.1922 Sie sehen also, indem wir nach aufwärts beim Menschen gehen, nach dem Haupte zu, kommen wir zu einem Lebenstempo, das viermal langsamer ist als dasjenige, das wir antreffen, wenn wir nach den Verdauungsorganen zum Beispiel gehen, oder sagen wir zu dem Nierensystem. Das Nierensystem arbeitet sehr rasch und bringt das, was es innerlich arbeitet, bis zum Ätherischen hin, das auf den Wogen des lebendigen Wassers schwimmt. Wenn der Mensch seine Augen verschließt und sein Gehirn bewußt abdämpft, und dann dasjenige durchschaut, was von den Nieren ausströmt, so sind es die Imaginationen, die auf dem lebendigen Wasser schwimmen; so stellt sich ihm in Imaginationen sein eigenes Inneres dar. Es ist das ein außerordentlich interessantes Gebilde- Wenn hier das Nierensystem ist (siehe Zeichnung), so strömt vom Nierensystem das sozusagen lebendige Wasser aus nach dem ganzen Organismus. Was da abgesondert wird, ist ja nur eben das Überschüssige, das durch den relativ festen Einsatz nach außen geht; aber gleichzeitig geht auch nach dem ganzen Organismus dieses lebendige Wasser, das durchsetzt wird von dem ätherischen Organismus. In diesem ätherischen Organismus sind aber lauter Imaginationen drinnen (rot), er ist ganz durchsetzt von Imaginationen- Diese Imaginationen, die kann man als das Bild des eigenen Organismus schauen, wenn man das Gehirnbewußtsein und alle Sinnes Wahrnehmungen abdämpft. Da ist die Sache gesund. Aber wenn die Niere krank ist und eben durch die kranke Niere ein zu starkes Ausstrahlen in das Lebenswasser stattfindet, dann entstehen allerlei Gebilde drinnen und dann kommen die bekannten subjektiven Erscheinungen, die die Nierenkranken zeigen. Was da also arbeitet, was eigentlich im Grunde genommen ein von innerer Körperwärme fortwährend durchpulsiertes Stoßen ist, aber Stoßen in inneren Bildern, was dann sich begegnet mit dem, was von außen kommt, was plastisch werden will, das arbeitet viermal schneller als das, was von außen nach innen arbeitet. Und das zeigt sich nun wieder darin, daß wir gewisse Perioden haben unseres Lebenslaufes, insofern diese Perioden angeschaut werden als vom ätherischen Organismus ausgehend, also gerade von dem ausgehend, was ich hier so gezeichnet habe. Wir müssen ja von siebenjährigen Perioden sprechen, was wir auch tun: vom Zahnwechsel, Geschlechtsreife und so weiter. Wir können zum Beispiel sagen: Der physische Organismus ist am Ende des siebenten Jahres, wenn er gerade daran ist, die zweiten Zähne zu bekommen, am Ende seiner Periode. Da beginnt der ätherische Organismus für sich nun ganz besonders tätig zu sein bis zur Geschlechtsreife. Aber demjenigen, was in diesen periodisch-rhythmischen Vorgängen sich abspielt von sieben zu sieben Jahren, wirkt vom Haupte her etwas entgegen, was diese Prozesse fortwährend verlangsamen will, denn das Haupt geht einen viel langsameren Gang. Das Haupt ist am Ende des achtundzwanzigsten Jahres erst da, wo der hauptsächlichste Mensch am Ende des siebenten Jahres ist. Das ist ein sehr wichtiges Geheimnis der menschlichen individuellen Entwickelung. (...) Aber die Vorgänge des Gliedmaßen-Stoffwechselmenschen, die zunächst ja der Träger, der physische Träger sind desjenigen, was da aufgenommen wird, die gehen nach sieben Jahren fort. Jetzt muß etwas bleiben, wenn auch der Stoff fortgegangen ist, muß hingenommen werden können vom Kopf, muß auch bis zum einundzwanzigsten Jahre reichen, dann ist wiederum der Stoff fort; muß bis zum achtundzwanzigsten Jahre reichen, dann ist wiederum der Stoff fort, und muß jetzt noch bis zum fünfunddreißigsten Jahre reichen. Jetzt ist es endlich noch ganz im Ätherleib drinnen, und da ist es nicht so leicht herauszukriegen, weil der nicht immer in derselben Weise ausgeschieden wird. [GA 218, S. 60–63, 20.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=60&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Nervensystem und Denken/Vorstellen; rhythmisches System und Fühlen. GA 305 18.08.1922 Ja, wenn man dann in unserer so ausgezeichnet ausgebildeten Psychologie sich umsieht, so findet man, daß vor allen Dingen das seelische Leben, Denken, Fühlen, Wollen, bezogen wird heute auf das Nervensystem des Menschen in weitestem Umfange. Nervenleben ist dasjenige, was körperlich das Seelenleben zur Offenbarung bringt, was als Körperliches zusammenhängt mit dem seelischen Leben. Das ist es eben, was sich mir vor 35 Jahren als unrichtig ergeben hat, als unrichtig insofern, als von unserem seelischen Leben des erwachsenen Menschen - ich betone das ausdrücklich, denn ich werde das Kind nicht betrachten können, ohne daß wir erst den erwachsenen Menschen verstehen -, als von unserem Seelenleben beim erwachsenen Menschen nur das Denken, das Vorstellen mit dem Nervensystem unmittelbar zusammenhängt. Das Nervenleben hat nur zu tun mit der Vorstellung. Das Fühlen hängt nicht unmittelbar mit dem Nervensystem zusammen, sondern mit dem, was man nennen kann das rhythmische System des Menschen, Rhythmus, Atmungsrhythmus, Blutzirkulationsrhythmus in ihrer wunderbaren Relation. Natürlich sind die Zahlen nur approximativ; sie sind so, daß sie sich bei jedem Menschen individualisieren, aber im ganzen ist beim erwachsenen Menschen die Sache so, daß er viermal so viele Pulsschläge hat als Atemzüge. Dieses innerlich aufeinander Bezogensein von Atmungsrhythmus und Pulsrhythmus, und dieses wiederum auf das weiter ausgedehnte rhythmische Leben des Menschen Bezogensein, das macht das Rhythmische im Menschen aus, die zweite Natur gegenüber der des Hauptes, der Nervennatur. Das rhythmische System, es dehnt sich auch aus über jenen Rhythmus, den wir erleben, indem wir schlafen und wachen. Das ist auch ein Lebensrhythmus, den wir sehr oftmals im heutigen Leben zu einem Unrhythmus machen, aber es ist auch ein Rhythmus. Und viele solche Rhythmen sind noch da im menschlichen Leben. Das menschliche Leben ist nicht nur auf dasjenige aufgebaut, was Nervenleben ist, es ist auch auf dieses rhythmische Leben aufgebaut. Und unmittelbar so, wie mit dem Nervenleben das Denkvermögen, die Denkkraft, zusammenhängt, so hängt unmittelbar mit diesem rhythmischen System das Fühlen zusammen. Es ist nicht so, daß das Fühlen sich auch direkt im Nervenleben auslebt, sondern das Fühlen lebt sich direkt im rhythmischen System aus. Und wenn wir anfangen vorzustellen unser eigenes rhythmisches System, wenn wir vorstellen unsere Gefühle, dann nehmen wir als Vorstellungen durch die Nerven unsere Gefühle wahr, wie wir äußerlich das Licht, die Farben wahrnehmen. Es ist also indirekt, daß das Fühlen mit dem Nervenleben zusammenhängt. Direkt hängt es mit dem rhythmischen Leben zusammen, und man versteht einfach den Menschen nicht, wenn man nicht weiß, wie der Mensch atmet, wie die Atmung im Verhältnis steht zur Blutzirkulation, und wie sich dieser ganze Rhythmus ausdrückt im Menschen, wenn er als Kind leicht errötet, leicht blaß ist, was alles mit dem rhythmischen Leben zusammenhängt, was sich wiederum absetzt in den kindlichen Leidenschaften, in den kindlichen Empfindungen und Liebegefühlen. Wenn man das nicht weiß, was da unmittelbar in dem rhythmischen Leben lebt, und was nur hinaufprojiziert wird ins Nervenleben und so zur Vorstellung wird, dann versteht man den Menschen nicht. Man versteht den Menschen nicht, wenn man sagt: Seelenleben hängt zusammen mit Nervenleben; denn vom Seelenleben hängt nur das Denkleben mit dem Nervenleben zusammen. [GA 305, S. 50–52, 18.08.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga305.pdf#page=50&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Die Atmung passt sich allmählich der Blutzirkulation an: leiblich-seelischer Prozess. GA 306 17.04.1923 Zwischendrinnen, zwischen dem kindlichen Alter, das eigentlich an einer Übererregung des Nerven-Sinnessystems leiden kann, und dem erwachsenen Alter nach der Geschlechtsreife liegt eben gerade das schulpflichtige Alter - vom Zahn Wechsel bis zur Geschlechtsreife. Da steht mitten drinnen das alles, was ich Ihnen geschildert habe, dieses bildhafte Seelenleben. Das hat zu seiner Außenseite das rhythmische System des Menschen, das Ineinanderwirken von Atmung und Blutzirkulation. Wie Atmung und Blutzirkulation sich innerlich harmonisieren, wie das Kind atmet in der Schule, wie sich die Atmung allmählich der Blutzirkulation anpaßt, das geschieht in der Regel zwischen dem 9. und 10. Jahr. Während zuerst bis zum 9. Jahr die Atmung präponderierend ist, wie dann durch ein innerliches Kämpfen im Organismus sich eine Art Harmonie herausstellt zwischen dem Pulsschlag und den Atemzügen, wie dann die Blutzirkulation präponderierend wird, das ist leiblich auf der einen Seite vorhanden, das ist seelisch auf der anderen Seite vorhanden. [GA 306, S. 63, 17.04.1923](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga306.pdf#page=63&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ##### Atmung und Blutzirkulation schlagen im gleichen Rhythmus aufeinander wie Nervensystem und Stoffwechselsystem. GA 218 20.10.1922 Wie man auf der einen Seite Atmung und Blutzirkulation hat, wie sich die Atmung zur Blutzirkulation verhält, so verhalten sich im Leben, im ganzen Lebenswerden die Hauptesvorgänge zu den Vorgängen, die vom Verdauungssystem, überhaupt vom Stoffwechsel-Gliedmaßensystem des Menschen ausgehen. Das schlägt auch so aufeinander wie eins zu vier. [GA 218, S. 62, 20.10.1922](https://akanthosakademie.files.wordpress.com/2023/06/ga218.pdf#page=62&view=Fit); [[Rhythmisches_System_mit_Links.pdf|Mindmap PDF]] ## Literatur GA 073: _Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie_. Dornach (1987). GA 128: _Eine okkulte Physiologie_. Dornach (1991). GA 174b: _Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges. Kosmische und menschliche Geschichte. Siebenter Band_. Dornach (1994). GA 186: _Die soziale Grundforderung unserer Zeit. In geänderter Zeitlage_. Dornach (1990). GA 206: _Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist II. Zweiter Teil. Der Mensch als geistiges Wesen im historischen Werdegang_. Dornach (1991). GA 207: _Anthroposophie als Kosmosophie I. Erster Teil. Wesenszüge des Menschen im irdischen und kosmischen Bereich_. Dornach (1990). GA 211: _Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Exoterisches und esoterisches Christentum_. Dornach (1986). GA 218: _Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus_. Dornach (1992). GA 220: _Lebendiges Naturerkennen. Intellektueller Sündenfall und spirituelle Sündenerhebung_. Dornach (1982). GA 224: _Die menschliche Seele in ihrem Zusammenhang mit göttlich-geistigen Individualitäten. Die Verinnerlichung der Jahresfeste_. Dornach (1992). GA 283: _Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen_. Dornach (1989). GA 293: _Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik_. Dornach (1992). GA 296: _Die Erziehungsfrage als soziale Frage. Die spirituellen, kulturgeschichtlichen und sozialen Hintergründe der Waldorfschul-Pädagogik_. Dornach (1991). GA 297: _Idee und Praxis der Waldorfschule_. Dornach (1998). GA 303: _Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik_. Dornach (1987). GA 304: _Erziehungs- und Unterrichtsmethoden auf anthroposophischer Grundlage_. Dornach (1979). GA 304a: _Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik_. Dornach (1979). GA 305: _Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst. Spirituelle Werte in Erziehung und sozialem Leben_. Dornach (1991). GA 306: _Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen_. Dornach (1989). GA 307: _Gegenwärtiges Geistesleben und Erziehung_. Dornach (1986). GA 308: _Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens_. Dornach (1986). GA 309: _Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen_. Dornach (1981). GA 310: _Der pädagogische Wert der Menschenerkenntnis und der Kulturwert der Pädagogik_. Dornach (1989). GA 311: _Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit_. Dornach (1989). GA 313: _Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie_. Dornach (2001). GA 314: _Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene_. Dornach (1989). GA 315: _Heileurythmie_. Dornach (2003). GA 316: _Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heilkunst. Vorträge für Ärzte und Studierende der Medizin_. Dornach (2003). GA 319: _Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin_. Dornach (1994). GA 348: _Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre_. Dornach (1997). GA 349: _Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums_. Dornach (1980).